Lucifugus
Mitglied
Servus beinand,
am 29.10.2024 habe ich meinen Freund René in Murnau besucht, um gemeinsam in seinem Garten zu spechteln. Das Wetter war nicht wirklich gut, eher dunstig, schlechte Transparenz, aber was soll man machen? Wir hatten vorher eine recht lange Durststrecke mit zu viel Bewölkung an den Wochenenden. Jedenfalls hatte ich meinen Dino daheim gelassen, um zusammen mit René seine Diva (24 Zoll Dobson) und auch seine Sternwarte mit einem 14"-Newton zu nutzen.
Zwei Ergebnisse in Form von Zeichnungen der Objekte möchte ich hier vorstellen. Dabei "entführe" ich euch in den Sommer, namentlich in den Schwan (der ja dank seiner Deklination ein Dreivierteljahr gut beobachtbar ist). Genauer gesagt erstmal zu NGC 6914. Dabei handelt es sich um einen Reflexionsnebel bzw. einen Reflexionsnebelkomplex. Mal wird vdB 132 mit dazu gezählt, mal nicht. NGC 6914 lässt sich leicht von Sadr ausgehend finden, indem man ein Bisserl Stern- und Sternhaufenhoppelt. Auf dem Weg zu NGC 6914 bin ich dabei (lange ist´s her, am 21.8.2023 mit meinem Dino) auch über Dolidze 8 "gestolpert". O.k., bewusst gestolpert, nicht versehentlich, denn ich wusste ja, wo er ist: direkt südlich von NGC 6914. Ich habe dabei um die hellen Sterne des kleinen Sternhaufens ebenfalls Reflexionsnebel gesehen, wollte das zeichnen, bin dann doch erst zu NGC 6914 gegangen, habe den gezeichnet und dann vergessen, wieder zurückzukehren. Die Zeichnung hat nämlich Zeit und Mühe gekostet:
Ich hatte ohne Filter und mit einem UHC-Filter gearbeitet. Mit UHC-Filter kamen noch weitere Nebelpartien zum Vorschein, die aber sehr schwach und zart waren. Östlich von NGC 6914 im engen Sinn habe ich einen diffusen Ausläufer gesehen bis erahnt. Ich habe ihn hier bis zu einem Stern gezeichnet. Genau dahinter beginnt eine Staubwolke. Hätte ich mehr in der Richtung gesehen, wäre es folglich fabuliert, so passt es aber. Nur ist der Nebelausläufer in der Realität breiter. Oben links in der Skizze (im Nordosten) habe ich eine große diffuse Aufhellung gesehen – die habe ich auf Fotos wieder erkennen können. Es ist ein relativ heller Bereich der H-alpha-Wolken in dem Gebiet. Die van den Berghs sind ja sch0on kniffelig genug, aber die nur angeregten H-alpha-Regionen sind kniffeliger. Der UHC hat hier wirklich geholfen, vielleicht auch wegen seiner Durchlässigkeit im H-beta-Bereich?!
Zurück zu den "hellen" Reflexionsnebeln. Auffällig sind zwei Sternenpaare. Westlich des südlichen war vdB 132 auffällig hell, deutlich, weiter nördlich war NGC 6914 schwächer, aber auch klar erkennbar. Beide Relexionsnebel waren miteinander verbunden (weshalb man auch beide als NGC 6914-Komplex zusammenschmeißen kann, ist ja dieselbe Wolke). Östlich von vdB 132 wieder ein schwaches Glimmen der H-alpha-"Bewölkung". Westlich hingegen war gar nichts erkennbar. Auf Fotos sieht man da noch etwas blauen Reflexionsnebelanteil, sonst ist es da aber zappenduster, dunkel bis schwarz. Passt also alles.
Gerade da finde ich das Zeichnen hilfreich, denn man kann auch, wenn man, wie ich an dem Tag, alleine beobachtet, das Skizzierte mit Fotos abgleichen.
Das war also die Vorrede... dass ich Dolidze 8 vergessen hatte, hat mich im Nachinein gewurmt. Der dortige Reflexionsnebel vdB 131 dürfte immer noch dieselbe Wolke sein?! Da habe ich noch Recherchenacharbeit zu leisten. Jedenfalls war das der Grund, warum ich im Oktober bei René die Diva nutzte, um Dolidze 8 nochmal einzustellen. Und zu zeichnen.
Auch hier erstmal zu NGC 6914. Startpunkt ist Sadr, von dort aus direkt zu NGC 6910. Das ist ein kleiner, heller, recht nah gelegener Offener Sternhaufen, der etwas bizarr geformt ist und zu verschiedenen Interpretationen seines Mustern unter Beobachtern führt. Er war Zwischenstation auf dem Weg zu Dolidze 6, dem nächsten Sternhaufen auf dem Weg zu NGC 6914. Wir haben eine länglich verteilte, klar als Sternhaufen erkennbare Sternengruppe sehen können. Der Haufen hebt sich gut vom Hintergrund ab und ist wirklich schön anzusehen (finde ich). Der Besuch lohnt immer wieder. Von hier ging die Reise zu Collinder 421, einem 500 Millionen Jahre alten, locker verteilten, aber recht sternreichen Haufens. 4060 Lichtjahre entfernt, die hellsten Stern ab 10 mag und locker über 50 Sterne zu erkennen. Nett wie immer, ich mag ihn irgendwie. Nicht zu aufdringlich, aber doch markant, sternreich. Von hier aus kann man dann direkt zu Dolidze 8, den schnell überspringen (er kommt ja gleich wieder ins Okular) und knapp nördlich davon zu NGC 6914 gehen – gesagt getan.
Aber was ist da los? Wo sind die Reflexionsnebel? Die Diva hat sich alle Mühe gegeben, doch der Himmel war einfach so hell. 20m7 zeigte das SQM-L, madig! Mit Mühe konnten wir die beiden Nebelkissen herausarbeiten, mehr aber nicht. Der UHC-Filter hat hier ein Bisserl was gebracht, hat den Himmel abgedunkelt, aber bei Reflexionsnebeln bringt das nicht so viel, da sie mit abgedunkelt werden als Kontinuumsstrahler. H-alpha-Bereiche waren aber völlig unsichtbar und blieben das auch..
Hm, also zurück zu Dolidze 8 – kein Vergleich zum Anblick 2023. Aber ein Bisserl kam Plejadenfeeling auf, so ganz klein wenig. Mit UHC-Filter vielleicht doch etwas besser als ohne, aber wie auch immer... ja, ein Bisserl ist was da, o.k. – nicht deutlich, aber egal: Stift gezückt und skizziert:
Man erkennt einen etwas von südost nach nordwest langgezogenen Offenen Sternhaufen, in dem zwei Sterne dominieren. Ich zähle ca. 20 Sterne, wobei mir natürlich nichgt ganz klar ist, welche zum Haufen gehören und was eine Kontimination mit Feldsternen ist. Die Form ist im 8-Zöller klarer, rechteckig, im 22-Zöller kommen weitere Sterne dazu, im 24-Zöller ohnehin.
Ich weiß nicht mehr, welches Okular wir genutzt haben - ich vermute für die Zeichnung das 10mm-Okular. Hätte ich notieren sollen... da ich Dolidze 8 sicher wieder aufsuchen werden und dann erneut zeichne, ist das hier aber nicht sooo relevant, denke ich,
Fazit: muss wieder besucht werden, bei besserem Himmel, 21m2, wie bei der Erstbeobachtung mit 22 Zoll mindestens. Tja, wann wird es wieder Sommer?
Und wenn man schon da ist, kann man gleich noch einen Dolidze einstellen, Dolidze 9, um genau zu sein (auch hier vermutlich im 10mm-Okular):
Dolidze 9 ist 2800 Lichtjahre entfernt und erst 20 Millionen Jahre alt, ein Kind sozusagen. Ein Stern dominiert, HD 194684 mit 7m1, vier weitere Sterne treten hervor und das war's fast. Fünf Sterne ein Sternhaufen? Nein, es gehören natürlich mehr dazu, aber die jungen, blauen Riesen überstrahlen den sternarmen Rest des Haufens. Er ist physisch, wird aber kaum alt werden. Im aktuellen VDS-Journal ist ja ein Themenschwerpunkt Offene Sternhaufen. Da findet man einen Aufsatz von Uwe Pilz, in dem er zeigt, wie man per Softeware die Entwicklung eines Offenen Sternhaufens simulieren kann. (Habe ich heute erst gelesen, muss das Programm mir noch besorgen und mal testen). Ob Effekte wie Gezeitenkräfte und die Umgebung, die ihn auseinander reißt, mit als Randbedingungen gesetzt werden können? (ich vermute, nein). Jedenfalls vermute ich, dass Dolidze 9 nicht lange zusammen bleiben wird.
Mit diesem kleinen Hauch von Sommer verbleibe ich mit besten Grüßen,
Christoph
am 29.10.2024 habe ich meinen Freund René in Murnau besucht, um gemeinsam in seinem Garten zu spechteln. Das Wetter war nicht wirklich gut, eher dunstig, schlechte Transparenz, aber was soll man machen? Wir hatten vorher eine recht lange Durststrecke mit zu viel Bewölkung an den Wochenenden. Jedenfalls hatte ich meinen Dino daheim gelassen, um zusammen mit René seine Diva (24 Zoll Dobson) und auch seine Sternwarte mit einem 14"-Newton zu nutzen.
Zwei Ergebnisse in Form von Zeichnungen der Objekte möchte ich hier vorstellen. Dabei "entführe" ich euch in den Sommer, namentlich in den Schwan (der ja dank seiner Deklination ein Dreivierteljahr gut beobachtbar ist). Genauer gesagt erstmal zu NGC 6914. Dabei handelt es sich um einen Reflexionsnebel bzw. einen Reflexionsnebelkomplex. Mal wird vdB 132 mit dazu gezählt, mal nicht. NGC 6914 lässt sich leicht von Sadr ausgehend finden, indem man ein Bisserl Stern- und Sternhaufenhoppelt. Auf dem Weg zu NGC 6914 bin ich dabei (lange ist´s her, am 21.8.2023 mit meinem Dino) auch über Dolidze 8 "gestolpert". O.k., bewusst gestolpert, nicht versehentlich, denn ich wusste ja, wo er ist: direkt südlich von NGC 6914. Ich habe dabei um die hellen Sterne des kleinen Sternhaufens ebenfalls Reflexionsnebel gesehen, wollte das zeichnen, bin dann doch erst zu NGC 6914 gegangen, habe den gezeichnet und dann vergessen, wieder zurückzukehren. Die Zeichnung hat nämlich Zeit und Mühe gekostet:
Ich hatte ohne Filter und mit einem UHC-Filter gearbeitet. Mit UHC-Filter kamen noch weitere Nebelpartien zum Vorschein, die aber sehr schwach und zart waren. Östlich von NGC 6914 im engen Sinn habe ich einen diffusen Ausläufer gesehen bis erahnt. Ich habe ihn hier bis zu einem Stern gezeichnet. Genau dahinter beginnt eine Staubwolke. Hätte ich mehr in der Richtung gesehen, wäre es folglich fabuliert, so passt es aber. Nur ist der Nebelausläufer in der Realität breiter. Oben links in der Skizze (im Nordosten) habe ich eine große diffuse Aufhellung gesehen – die habe ich auf Fotos wieder erkennen können. Es ist ein relativ heller Bereich der H-alpha-Wolken in dem Gebiet. Die van den Berghs sind ja sch0on kniffelig genug, aber die nur angeregten H-alpha-Regionen sind kniffeliger. Der UHC hat hier wirklich geholfen, vielleicht auch wegen seiner Durchlässigkeit im H-beta-Bereich?!
Zurück zu den "hellen" Reflexionsnebeln. Auffällig sind zwei Sternenpaare. Westlich des südlichen war vdB 132 auffällig hell, deutlich, weiter nördlich war NGC 6914 schwächer, aber auch klar erkennbar. Beide Relexionsnebel waren miteinander verbunden (weshalb man auch beide als NGC 6914-Komplex zusammenschmeißen kann, ist ja dieselbe Wolke). Östlich von vdB 132 wieder ein schwaches Glimmen der H-alpha-"Bewölkung". Westlich hingegen war gar nichts erkennbar. Auf Fotos sieht man da noch etwas blauen Reflexionsnebelanteil, sonst ist es da aber zappenduster, dunkel bis schwarz. Passt also alles.
Gerade da finde ich das Zeichnen hilfreich, denn man kann auch, wenn man, wie ich an dem Tag, alleine beobachtet, das Skizzierte mit Fotos abgleichen.
Das war also die Vorrede... dass ich Dolidze 8 vergessen hatte, hat mich im Nachinein gewurmt. Der dortige Reflexionsnebel vdB 131 dürfte immer noch dieselbe Wolke sein?! Da habe ich noch Recherchenacharbeit zu leisten. Jedenfalls war das der Grund, warum ich im Oktober bei René die Diva nutzte, um Dolidze 8 nochmal einzustellen. Und zu zeichnen.
Auch hier erstmal zu NGC 6914. Startpunkt ist Sadr, von dort aus direkt zu NGC 6910. Das ist ein kleiner, heller, recht nah gelegener Offener Sternhaufen, der etwas bizarr geformt ist und zu verschiedenen Interpretationen seines Mustern unter Beobachtern führt. Er war Zwischenstation auf dem Weg zu Dolidze 6, dem nächsten Sternhaufen auf dem Weg zu NGC 6914. Wir haben eine länglich verteilte, klar als Sternhaufen erkennbare Sternengruppe sehen können. Der Haufen hebt sich gut vom Hintergrund ab und ist wirklich schön anzusehen (finde ich). Der Besuch lohnt immer wieder. Von hier ging die Reise zu Collinder 421, einem 500 Millionen Jahre alten, locker verteilten, aber recht sternreichen Haufens. 4060 Lichtjahre entfernt, die hellsten Stern ab 10 mag und locker über 50 Sterne zu erkennen. Nett wie immer, ich mag ihn irgendwie. Nicht zu aufdringlich, aber doch markant, sternreich. Von hier aus kann man dann direkt zu Dolidze 8, den schnell überspringen (er kommt ja gleich wieder ins Okular) und knapp nördlich davon zu NGC 6914 gehen – gesagt getan.
Aber was ist da los? Wo sind die Reflexionsnebel? Die Diva hat sich alle Mühe gegeben, doch der Himmel war einfach so hell. 20m7 zeigte das SQM-L, madig! Mit Mühe konnten wir die beiden Nebelkissen herausarbeiten, mehr aber nicht. Der UHC-Filter hat hier ein Bisserl was gebracht, hat den Himmel abgedunkelt, aber bei Reflexionsnebeln bringt das nicht so viel, da sie mit abgedunkelt werden als Kontinuumsstrahler. H-alpha-Bereiche waren aber völlig unsichtbar und blieben das auch..
Hm, also zurück zu Dolidze 8 – kein Vergleich zum Anblick 2023. Aber ein Bisserl kam Plejadenfeeling auf, so ganz klein wenig. Mit UHC-Filter vielleicht doch etwas besser als ohne, aber wie auch immer... ja, ein Bisserl ist was da, o.k. – nicht deutlich, aber egal: Stift gezückt und skizziert:
Man erkennt einen etwas von südost nach nordwest langgezogenen Offenen Sternhaufen, in dem zwei Sterne dominieren. Ich zähle ca. 20 Sterne, wobei mir natürlich nichgt ganz klar ist, welche zum Haufen gehören und was eine Kontimination mit Feldsternen ist. Die Form ist im 8-Zöller klarer, rechteckig, im 22-Zöller kommen weitere Sterne dazu, im 24-Zöller ohnehin.
Ich weiß nicht mehr, welches Okular wir genutzt haben - ich vermute für die Zeichnung das 10mm-Okular. Hätte ich notieren sollen... da ich Dolidze 8 sicher wieder aufsuchen werden und dann erneut zeichne, ist das hier aber nicht sooo relevant, denke ich,
Fazit: muss wieder besucht werden, bei besserem Himmel, 21m2, wie bei der Erstbeobachtung mit 22 Zoll mindestens. Tja, wann wird es wieder Sommer?
Und wenn man schon da ist, kann man gleich noch einen Dolidze einstellen, Dolidze 9, um genau zu sein (auch hier vermutlich im 10mm-Okular):
Dolidze 9 ist 2800 Lichtjahre entfernt und erst 20 Millionen Jahre alt, ein Kind sozusagen. Ein Stern dominiert, HD 194684 mit 7m1, vier weitere Sterne treten hervor und das war's fast. Fünf Sterne ein Sternhaufen? Nein, es gehören natürlich mehr dazu, aber die jungen, blauen Riesen überstrahlen den sternarmen Rest des Haufens. Er ist physisch, wird aber kaum alt werden. Im aktuellen VDS-Journal ist ja ein Themenschwerpunkt Offene Sternhaufen. Da findet man einen Aufsatz von Uwe Pilz, in dem er zeigt, wie man per Softeware die Entwicklung eines Offenen Sternhaufens simulieren kann. (Habe ich heute erst gelesen, muss das Programm mir noch besorgen und mal testen). Ob Effekte wie Gezeitenkräfte und die Umgebung, die ihn auseinander reißt, mit als Randbedingungen gesetzt werden können? (ich vermute, nein). Jedenfalls vermute ich, dass Dolidze 9 nicht lange zusammen bleiben wird.
Mit diesem kleinen Hauch von Sommer verbleibe ich mit besten Grüßen,
Christoph