Hi aths,
also 1.1 "Betrifft alle Boards" Du musst noch viiiiiiieeeeeel lernen.
Naja. Zur Sache. Also, 2" Okulare die bringen erst was -
Ach quatsch. Fange mer des anners an!
Dein Teleskop erzeugt "im Okularauszug" ein Gesichtsfeld. Und zwar in der Bildebene, also dort, wo die Sterne scharf sind. Hält man einen Film dahinein, dann bekommt man davon ein Foto. Man nennt das auch "Luftbild", weil das Bild nicht an irgend einer Scheibe entsteht, sondern quasi in der Luft.
Das Okular ist dann nichts weiter, als eine Lupe, mit der man dieses Luftbild betrachtet. So. Jetzt kannst Du Dir auch vorstellen, daß ein Okular aus diesem Bild immer nur maximal den Ausschnitt zeigen kann, der durch seine unterste Linse hereinkommt. Und jetzt sind wir schon bei 2" und 1,25". Ein 1,25" hat eine 31,8mm Steckhülse und ein 28,5mm Filtergewinde in deren Innern, tja und dahinter sitzt dann maximal eine Linse mit 28mm Durchmesser. Du bekommst also maximal einen 28mm Ausschnitt aus dem Gesamtbild des Teleskops.
Nun, ein 2" Okular hat knapp 48mm Platz für die Linse, zeigt also einen viel größeren Ausschnitt.
Nun kommts auf 2 Sachen an:
1. Nicht alle Teleskope liefern auch ein so großes Luftbild. Zum Beispiel bei den SCs geht einfach nicht mehr Bild durch die Spiegelbohrung. Bei den Newtons muß der Fangspiegel groß genug sein, um diese Fläche "zu beleuchten". Deshalb ist es wichtig, daß das VMC hier keine Probleme hat.
2. Nicht jedes Okular hat die grösstmögliche Linse (man nenn die Feldlinse, weil sie eben am Gesichtsfeld des Teleskops liegt).
So. Nun kommt die Frage: Ja, warum macht man denn die Feldlinse nicht einfach immer so groß wie möglich?
Antwort: Naja, man tut das schon, aber da gibt's noch andere Wichtigkeiten. Erstmal das Geld. Je größer die Linse, desto teuer. Aber dann ist noch mehr wichtig. Je nach Okulardesign ist es schwierig, das ganze Gesichtsfeld scharf durchs Okular zu bekommen. Das kennst Du doch auch von der Leselupe, daß der Rand unscharf wird. Man beschränkt sich also mit der Feldlinse auf eine größe, die am Rand noch einigermassen scharfe Sterne macht. Das hängt übrigens auch vom Teleskop ab, nämlich von der Bildfeldwölbung. Diese Luftbild ist nämlich nicht platt, sondern immer gewölbt wie eine Kugel. Je nach Brennweite und Korrektorlinsen mehr oder weniger stark. Weniger macht es dem Okular einfacher.
Weiter gehts. Du weisst ja, daß ein 10mm Okular stärker vergrößert, als ein 20mm Okular. Doppelt so stark halt. Nun stell Dir mal vor, Du hast ein 20mm Okular mit 80° Gesichtsfeld - das kann man nur überblicken, indem man beim Durchschauen das Auge bewegt, also hin- und herschaut. Bei einem 20mm Okular in 1,25" kommt man nämlich so ungefähr auf 80° scheinbares Gesichtsfeld bei voller Feldlinsengröße. Tja, nun nimm mal ein 10mm Okular, daß also doppelt so stark vergrößern soll. Die Feldlinse bleibt immer noch auf voller Größe, also wird dasselbe Bild gezeigt. Aber jetzt ist das scheinbare Bild auf einmal 160° groß - so ein Bild würde ganz entsetzlich verzerrt, weil ja das Okular schlecht im Halbkreis um Dich herum gebaut ist. Mehr als 90° Gesichtsfeld packt sowieso keiner. Also kommt das 10mm Okular mit der hälfte der Feldlinse aus.
Tja, und jetzt bin ich da, wo ich hin will. Das 16mm Nagler hat 82° scheinbares Gesichtsfeld. Es braucht dazu eine Feldlinse, die in 1,25" nicht mehr hineinpasst. Das 13mm Nagler hat ebenfalls 82° scheinbares Gesichtsfeld, kommt aber mit einer 1,25" Linse aus.
Bei anderen Gesichtsfelder erweitert sich das. Ein 25mm Okular liefert etwa 65° scheinbares Gesichtsfeld und kommt dabei genau mit 1,25" aus.
Du siehst also, daß es bei Brennweiten unter 25mm für Weitwinkel-Okular, oder bei Brennweiten unter 15mm für Super-Weitwinkel-Okulare gar nicht lohnt, auf 2" zu achten. Die Okulare haben sowieso kleinere Linsen.
Und jetzt mal zur Praxis. In der Praxis möchte man für DeepSky-Beobachtung meist möglich viel Überblick, also kleine Vergrößerung=lange Okularbrennweite und noch dazu das dadurch hellere Bild haben. Das heisst, im VMC lohnt sich ein 50mm und auch ein 40mm Okular. 40mm in 1,25" hat Tunnelblick, das ist nicht schön, 50mm gibt es nur in 2". Also lohnen sich da 2" Okulare.
In der Praxis macht man das dann meist so, daß man einen 2" Zenitspiegel verwendet, und für die 1,25" Okulare in den 2" Spiegel einen Adapter 2" auf 1,25" einsteckt. Das ist bloss ein Alu-Ring, der keine Linse enthält. Es empfiehlt sich dann auch, einen Adapter mit einem 2" Filtergewinde zu nehmen.
Man hat dann zwar den teueren 2" Zenitspiegel, braucht aber keinen 1,25" Zenitspiegel. Wenn man für DeepSky Filter kauft (UHC, OIII, etc) sind die in 2" auch viel teurer, aber man kann sie in den Adapter 2"->1,25" schrauben und so auch mit den 1,25" Okularen verwenden.
So. das reicht erstmal an Roman
Du siehst nun wohl, was es mit den Okularen für eine Bewandtnis hat. Es kann gut sein, daß Du wegen des Preises 2" ad acta legst - allerdings glaube ich, daß es da nur auf ein Preisnäschen ankommt, man bekommt nämlich manchmal auf dieser oder jener Messe mal einen 2" Zenitspiegel für 60 Euro. Jedenfalls wenn man früh aufsteht. Ich denke, in Deiner Situation ist der Gewinn an Gesichtsfeld wesentlich wertvoller, als der Lichtgewinn, wenn ein 2" zenitspiegel mit 99% Refelktion und hastenichgesehen daherkommt. Den 99%-Spiegel kann man nachkaufen. Aber wenn man irgendwann alles doppelt kauft, nämlich Filter und 1,25" Spiegel und vielleicht 1,25" Okulare mit 30mm und mehr, dann hat man doch ziemlichen Verlust beim Wiederverkauf.
Mach Dir das mal so in Deinen Preisrechnungen bewusst, und entscheide selbst. Du musst nicht sofort 2" nehmen, aber Du solltest für Die Entscheidung wissen, was dahinter steckt.
Ich denke, dafür hat sich diese Antwort in Buchform dann gelohnt
Clear Skies
Sven