Ergebnisse meiner Deep-Sky Saison 2024

003sec

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Hallo Forum,

leider ging hier am Niederrhein in Sachen Deep-Sky (wie anderenorts auch) sehr wenig. Zudem selektierten sich die brauchbaren Nächte bei mir, trotz Ultrakurzzeitbelichtungen, auch nach der Seeingqualität. Irgendwie habe ich mir dadurch auch meine eigene "Reaktionsschwelle" ein wenig zu hoch gelegt und deshalb sind nur 4 Bilder entstanden. Aber, mit diesen bin ich zufrieden und die möchte ich euch zeigen.

Bild 1 habe ich schon 2023 begonnen, damals nur als Lückenfüller.

NGC4725 ist eine sehr schöne Galaxie und in der Fläche erstaunlich groß. Messier hat sie wohl deshalb nicht gesehen, weil die Flächenhelligkeit recht gering ist.
Hier im Beitrag wird sie verkleinert dargestellt.
Auf meiner Wegsite ist sie zoombar.

52-ngc4725.jpg

Wie ihr sehr bin ich bei der Farbe sehr knapp unterwegs gewesen, das sieht man auch. Vermutlich arbeite ich eines Tages daran weiter.
Eine besonders "tricky" Bildbearbeitung habe ich nicht angewendet. Überhaupt mache ich neuerdings immer weniger, aber das, was ich mache, aber immer präziser.
Dann mein Ausweichprojekt bei nicht so gutem Seeing. Ich habe mittlerweile 2 mal 135 mm Samyang und ein 200 mm Canontele parallel laufen auf einer EQ6 ohne Guiding. Da kommen in einer größeren Wolkenlücke gleich mehrere Stunden zusammen. Mein Objekt ist völliger Mainstream, der Rosettennebel.

50-rosette.jpg

Die Besonderheit besteht in der verwendeten kurzen Brennweite von nur 135 mm bzw. 200 mm fürs Zentrum. Hier musste ( konnte) ich tief in die Schärfungskiste greifen, denn mein SNR war recht gut und ich konnte es für die Schärfung "verschwenden".
Im März waren wir auf Fuerteventura, ein bisschen Sonne tanken. Astro stand eigentlich nicht auf der Liste, aber eine alte Staradventurer passte noch ins Gepäck und eine DSLR mit 50 mm Objektiv hatte ich sowieso dabei. Jetzt ist der Himmel normalerweise dort deutlich besser, ... es sei denn wir haben Calima. Oder Wolken und Calima, oder nur Wolken. Es war auf jeden Fall verhext und ich konnte nur eine gute Nacht nutzen.

51-molekuelwolke.jpg

Hier habe ich dann auch Entrauschungstools verwendet und ich sehe das auch (leider). 100 % zufrieden bin ich nicht, aber es war quasi wie ein "geschenkter Gaul" und die Region ist wirklich sehr interessant und steht dort eben auch sehr schön hoch.
Und dann habe ich noch ein Experiment gemacht.
Die Ultrakurzzeitbelichtungen haben ihre Grenzen, wenn es um Schmalband geht. Diese Filter sind so dunkel, dass ich die Hintergrundlimitierung (sehr wichtig) erst nach einigen Sekunden erreiche. Ich wollte aber dennoch wissen, wo da die Grenze liegt und habe mir aus diesem Grund einen 20 nm H-alpha Filter gekauft. Bis ich ganz leicht eine Hintergrundbelichtung wahrnehmen konnte, vergingen etwa 3-4 Sekunden. Das reicht leider nicht mehr, um das Seeing einzufrieren, aber es reicht, um alle störenden Ruckler meines Go-To-Dobsons zu eliminieren.
Bezüglich Erreichen der Hintergrundlimitierung gibt es eine große Diskrepanz zwischen der Literatur und meinen Experimenten. Ich beziehe mich hier ganz bewusst auf die Praxisanwendung. In einer Testreihe konnte ich wunderbar den "Knick" sehen, aber dem das SNR nur noch mit der Wurzel der Belichtungszeit stieg. Den wertvollen linearen Beitrag am Belichtungsanfang wollte ich natürlich nicht abschneiden. Und ich bin wirklich bis an die untere Grenze gegangen. Wenn ich im Summenbild einen Donut erkennen konnte, dann war mein Bild hintergrundlimitiert.
Die äußeren Hüllen des Ringnebels M57 sind so entstanden. Sie bestehen also aus Schmalbandlicht. Das Zentrum war schon vorhanden und wurde nur neu verarbeitet.

53-m57.jpg


Hier lohnt auch die volle Auflösung:
Ich hoffe, die nächste Saison wird besser.
Viele Grüße
ralf
 
Hallo Ralf,

sehr beeindruckende Bilder zeigst Du uns hier. Die Kombination aus 16" F3.3 Newton und den kurzen Belichtungszeiten bringt eine beeindruckende Auflösung zu Tage. Das mit der Farbintensität ist natürlich absolute Geschmacksache, für meinen persönlichen Geschmack dürfte es etwas mehr sein :).
Ich habe mich gefragt, die Du 130.000 Bilder verarbeitest. Allein die Datenmenge ist ja schon enorm. Welches Stacking Programm hast Du verwendet?
Du gehst hier einen sehr interessanten, anderen Weg mit der Kurzzeitbelichtung, fern ab von 5 Minuten pro Einzelbild und mehr.

Viele Grüße
Ralf
 
Hallo Ralf, (schöner Name;-)
die Kurzzeitbelichtung mache ich eigentlich schon immer. Zuerst waren es 30 sec bei DSLR, dann, mit den Planetenkameras 5,7sec, und später 2 Sekunden. Jetzt gibt es Kameras mit sehr, sehr geringem Ausleserauschen und mein System ist nun mit 40 cm Öffnung auch viel effektiver geworden. Was die Tiefe angeht, so verliere ich eigentlich nichts mehr heutzutage, auch, weil die Schärfe eben besser wird.
Trotzdem warte ich immer auf gutes Seeing und brauche es auch für solche Ergebnisse, eine Allzweckwaffe ist das also leider auch nicht.
Staken tue ich in der Planetensoftware Autostakkert. Ich mache dort oft 2000er Stacks, das sind dann meine "Rohbilder". Dauert etwa 10 min. Die echten tausenden Rohbilder muss ich aus Platzgründen dann wirklich irgendwann entsorgen.
Auch DSS macht das sehr schnell und vernünftig. Natürlich können die modernen DS-Stacking-Softwaren "mehr", im Sinne von eingebauten Features. Aber das kann ich auch in der Bildbearbeitung nachholen.
In meinem Umfeld haben schon einige Leute die Kurzbelichtungstechnik ausprobiert. ALLE hatten auf Anhieb schärfere Bilder als zuvor. Trotzdem war das nicht jedermanns Sache, verstehe ich auch, man braucht eine ganz andere Herangehensweise und man muss zu den Leuten gehören, denen die Schärfe wichtiger ist als alles anders.
Ist lang geworden der Text, wie du siehst, ich rede gerne drüber ... :)
VG ralf
 
Servus Ralf,

wieder mal beeindruckende Ergebnisse von Dir; besonders angetan hat es mit M57, denn hier gefällt mir vor allem dass Du die schwächer H-Alpha Hülle nicht zu sehr betont (aufgezogen) hast, dass sie letztlich beinahe gleich hell wie der Ring selbst erscheint.

Frage: Die Ultrakurzzeitbelichtungen haben ihre Grenzen, wenn es um Schmalband geht. Diese Filter sind so dunkel, dass ich die Hintergrundlimitierung (sehr wichtig) erst nach einigen Sekunden erreiche. Ich wollte aber dennoch wissen, wo da die Grenze liegt und habe mir aus diesem Grund einen 20 nm H-alpha Filter gekauft. Bis ich ganz leicht eine Hintergrundbelichtung wahrnehmen konnte, vergingen etwa 3-4 Sekunden. Das reicht leider nicht mehr, um das Seeing einzufrieren, aber es reicht, um alle störenden Ruckler meines Go-To-Dobsons zu eliminieren.

Du schreibst ja bei Deinem 57er, dass die Filterbelichtungen bei Bortle 5 und 6 stattfanden. Was würde sich denn ändern, wenn Du Bortle 2 oder 3 gehabt hättest?? Schmälerer Filter möglich und oder kürzere Einzelbelichtungen???

lg
tom
 
Hallo Tom,
das Gegenteil wäre der Fall. Bei Bortle 2 oder 3 könntest du ja ganz grundsätzlich in der gleichen Zeit tiefer kommen.
Aber ganz wichtig ist eine Hintergrundlimitierung deines Bildes in der Einzelaufnahme. Dabei spielt es zunächst keine Rolle, ob das Licht vom Objekt kommt oder von unserer irdischen Beleuchtung. Diese Hintergrundlimitierung kommt aber später bei gutem Himmel, d.h. du musst länger belichten im Einzelbild. Jetzt kannst du natürlich mit einer Taschenlampe in den Tubus leuchten, dann bist du hintergrundlimitiert, aber du verlierst deinen guten dunklen Himmel.
Das gesamte Bildergebnis wird zwar nicht schlechter bei gutem Himmel, aber du kannst die Vorteile weniger gut nutzen. Die Kurzbelichtungsmethode kommt den "Stadtkindern" also gewissermaßen entgegen.
Viele Grüße
ralf
 
Hey Ralf,

das würde aber im Umkehrschluss doch bedeuten, dass ich bei dunklerem Himmel das helle Zentrum von M57 weniger als wie in Deinem Bild 1/8 Sekunde belichten müsste um das gleiche Signal zu erhalten, oder liege ich da daneben???? (gleiche Öffnung + Öffnungsverhältnis vorausgesetzt)

lg
tom
 
Hallo Tom,
im Einzelbild ja. Da hast du ein helles Zentrum und einen schwarzen Hintergrund.
Am Stadtrand habe ich ein gleich helles Zentrum und einen leicht aufgehellten Hintergrund.
Der Kontrast ist also geringer und du hast recht.
Nach dem Stacken sieht das aber anders aus. Du hast im schwarzen Hintergrund den Wert "0" . 1000 mal 0 ist 0.
Im hintergrundlimitierten Bild habe ich im Hintergrund einen Wert >0. Ein Großteil der Photonen stammen zwar aus der Stadt und von Straßenlaternen, darin enthalten sind aber auch einige wenige Photonen des Objektes. Diese wenigen Photonen hätten im pechschwarzen Hintergrund keinen Grauwert erzeugt. Im Streulicht aber können wir sie addieren und nach vielen Bildern können wir ein Signal vom Rauschhintergrund / Stadtlicht trennen.
Oder ganz kurz ausgedrückt, du kommst bei gutem Himmel später an die Hintergrundlimitierung und musst deshalb längere Einzelbelichtungen machen.
Machst du das, dann bist du dem Stadtmenschen natürlich in jedem Bild überlegen und dein Ergebnis ist in ca. 1/6 der Gesamtzeit Zeit so gut wie bei mir.
VG ralf
 
Hallo Ralf,
wie immer unglaublich gute Ergebnisse die Du hier zeigst. Insbesondere die doch recht schwachen Hüllen von M57 mit ja eigentlich recht geringer Gesamtbelichtungszeit! Mit der Tiefe in Objekten habe ich bei meinen Kurzbelichtungsversuchen noch etwas zu kämpfen, da machen deine Aufnahmen Mut!
Beste Grüße
Julian
 
Hallo Julian,
vielen Dank. Je schärfer, umso tiefer. Das hört sich banal an, aber die Tiefe wächst quadratisch mit der Schärfe. Also auf gutes Seeing hoffen/warten.
VG ralf
 
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