Fernglasokulare: Welche Brennweite?

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avak

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Hallo,

bei ebay hatte ich zwei üble Fehlkäufe mit grob dejustierten russischen Ferngläsern, die ich trotz der Tipps hier nicht hinbekommen habe. Zum Wegschmeißen waren mir die aber zu schade, also habe ich die Okulare in die Hülsen von herumliegenden unbrauchbaren Plastik-Huygens-Okus eingebaut:

Link zur Grafik: http://www.avak.mynetcologne.de/Astro/okularselbstbau.jpg

Das linke Okular stammt aus einem 8x30, das rechte aus einem 12x40. Beide haben ein richtig großes Gesichtsfeld, aber neigen zu Reflexionen. Sie haben einen sehr geringen Augenabstand, der mich als Nicht-Brillenträger weniger stört. Und für fast umsonst will ich nicht meckern.

Frage: Welche Brennweite haben die Teile? Kann man das berechnen?

Clear Skies,

Christof
 
Hallo Christof,

gute Idee mit den Okularen! Wenn Du die Ferngläser noch hast, warum baust Du nicht die Objektive aus und bestimmst deren Brennweite? Einfach ein Fenster öffnen, ein weit entferntes Objekt an die Wand projezieren und den Abstand Objektiv - Brennpunkt messen. Über die Fernglasvergrößerung kannst Du dann die Okularbrennweite ausrechnen. Als Hausnummer sollte das langen. Bei den 8x30 Okularen würde ich auf irgendwas um 15mm Brennweite tippen ...

Frank.
 
Hallo Avak,

habe ich auch schon gemacht mit Okularen aus einem 7x50 (die haben meist so 30mm, weil die Objektive
etwa 210mm haben und 210/30 = 7fach gibt). Ich denke, daß die Okus vom 12x40 (Dachkant? Linsen sind so
klein) so ca. um 10-15mm liegen werden - wenn es ein Porro war eher bei 15. Bei 8x30 kennt sich Frank sicher
besser aus als ich. Bestimmen läßt sich die Brennweite -wie Frank schon gesagt hat - am einfachsten aus der
Objektivbrennweite und der Vergrößerung (f Obj / f Oku = Vergrößerung, f Oku = f Obj / Vergr.)
Letzter Punkt: insgesamt war ich dann doch nicht so glücklich mit den Fernglasokus und habe sie inzwischen
durch bessere ersetzt (WW-Typen, z.B. das Bertele 17mm oder 2" Okus), obwohl sie an die üblichen Billig-Plössls
eigentlich fast herankommen (sind bei billigen Porro-Ferngläsern meist Kellner oder reversed Kellner). Aber
Einsteigern mit Lidl Rohren fehlen die Brennweiten um 30mm und so sind sie meist dankbare Abnehmer.
Und da die Objektive richtig gute Achromaten sind, kann man sie als Vorsatzlinsen zum Fotografieren sehr gut
brauchen (übrigens ist das 2te Rohr des 8x30 auch kein schlechter Sucher oder ein prakrische kleines
"Taschen-Monokular" für immer dabei.

Gruß
 
Hallo zusammen,

erst mal vielen Dank für die hilfreichen Tipps und Antworten! Ich habe es gerade mal "vermessen":
Das Objektiv des 8x30 Porro hat ca. 120mm Brennweite, das Okular folglich 15mm.
Das Objektiv des 12x40 Porro hat ca. 150mm Brennweite, das Okular folglich 12,5mm.
Habt ihr gut geschätzt!!! ;-)

Sind das wirklich Kellner? Insbesondere bei dem 15mm aus dem 8x30 habe ich da Zweifel. Es sind recht dicke und schwere Linsenstapel verbaut, und der Einblick ist sehr knapp, aber weitwinklig.

Das 12,5er hatte ich übrigens neulich mit der Skywatcher "APO" Barlow am Saturn, es war knackscharf. Verbessern muss ich nur noch die Innenschwärzung der Okularhülsen, die ist nämlich NICHT VORHANDEN (innen blank!). Jetzt weiß ich auch, woher vermutlich die heftigen Reflexionen kamen...

Insgesamt eine nette Beschäftigung für verregnete Tage wir diesen. Ach ja, der Tipp, das Objektiv als achromatische Nahlinse zu verwenden, ist eine super-Idee! Für meine Powershot G5 fehlt mir sowas nämlich noch, und das Canon-Original für 80 Euro kann und will ich mir nicht leisten.

Ciao und nochmals vielen Dank,

Christof
 
Re: sind das wirklich Kellner

einfach auseinanderschrauben (und bei der Gelegenheit die Linsenkanten mit Filzschreiber schwärzen!)
dann weißt Du Bescheid.

Gruß
 
Wohl eher Erfle?

> Insbesondere bei dem 15mm aus dem 8x30 habe ich da Zweifel. Es sind recht dicke und schwere Linsenstapel verbaut, und der Einblick ist sehr knapp, aber weitwinklig.

Hi,

wenn das russische 8x30 in Anlehnung ans CZJ Deltrintem entworfen und gebaut wurde (was mich nicht verwundern würde), dann könnte es sich um 5-linsige Erfle Okulare handeln. Beim Deltrintem stecken solche Okulare drin (zumindest bei allen Gläsern nach 1946). Selbst bei den kleinen 30mm Objektiven und einem Öffnungsverhältnis von 1:4 kann man mit diesen Okularen halt keine berauschende Randschärfe erzielen. Für Teleskope mit Öffnungsverhältnissen von 1:8 oder 1:10 bekommt man aus so einem alten Fernglas aber ein Paar schöne Weitwinkelokulare.

Frank.
 
Re: sind das wirklich Kellner

Hallo Hanz,

der Linsenstapel ist in einer Hülse drin, da traue ich mich nicht richtig ran. Nachher bekomme ich es nicht mehr zusammen oder habe Dreck zwischen den Linsen. Obwohl, ich habe ja 2 Versuche <img src="/phpapps/ubbthreads/images/icons/grin.gif" alt="" /> und vielleicht bringt das Schwärzen der Linsenkante wirklich was.

Und da die Objektive richtig gute Achromaten sind, kann man sie als Vorsatzlinsen zum Fotografieren sehr gut brauchen

Stimmt! Nochmals danke für den Tipp! Ich habe mal das Objektiv des 8x30 freihand an meine Powershot G5 gehalten...

Link zur Grafik: http://www.avak.mynetcologne.de/Astro/macro.jpg

Das Bild ist nur verkleinert, es ist der Originalausschnitt bei maximalem Zoom. Ich muss mir dringend einen Adapter bauen und das Ganze abgeblendet und mit Stativ probieren!

Ciao,

Christof
 
Re: Wohl eher Erfle?

Hallo, Frank,

Du liegst mit Deiner Vermutung wahrscheinlich richtig:

Link zur Grafik: http://www.avak.mynetcologne.de/Astro/okular8x30.jpg

Ganz schön fett, was die Russen in einem einfachen "GNU4" 8x30 verbaut haben. Schade, dass das Glas nicht zu retten war. Schwer beeindruckt hat mich, dass ALLE Glas/Luft-Flächen MC-vergütet sind, auch die Prismen!

In einer ruhigen Stunde werde ich die Linsenkanten schwärzen und das Oku gesäubert wieder zusammenbauen. Bin gespannt, was es dann am Himmel taugt!

Clear Skies,

Christof
 
Re: Wohl eher Erfle?

> Ganz schön fett, was die Russen in einem einfachen "GNU4" 8x30 verbaut haben.

Hallo Christof,

dafür ist es ja auch russische Optik <img src="/phpapps/ubbthreads/images/icons/wink.gif" alt="" />. Im Gegensatz zu billigen Ferngläsern ist das russische 8x30 sicher seinen Preis wert (wenn die Justierung ok ist). Der Aufbau der Okulare erinnert tatsächlich ans CZJ Deltrintem, wie es nach 1946 gebaut wurde. Hat das russische 8x30 ebenfalls 150m/1000m Sehfeld, also richtig schöne WW Okulare mit ca. 68 Grad scheinbarem Sehfeld? Dann hast Du (wenn der ebay Preis nicht zu hoch war) ein Paar gute Erfle Okulare für günstiges Geld.

Frank.
 
Re: Wohl eher Erfle?

Hallo,

so ein BPC 4 hat in der Tat schöne Weitwinkelokulare, ähnlich dem Deltrintem.
Allerdings ist es durch die Form der Augenmuscheln selbst für Ortho-Anhänger
praktisch unmöglich, das gesamte Feld bis zur Feldblende einzusehen. Interessant
wäre noch, woher der gelblich/grünliche Farbstich der russischen Gläser kommt,
und ob die Okulare als solche farbneutral abbilden.

Ciao,
Roland
 
Re: Wohl eher Erfle?

Hi,

ich habe ein BPC5 und ein Deltrintem von 1955(?).
Die Sehfelder sind praktisch gleich, obschon trotz der unterschiedlichen
Vergütung, das Deltrintem schärfer und farbenprächtiger abbildet.

Ich habe mal gelesen, daß der Gelb/Grünstich von einem Beigemisch für
radioaktive Resistenz rühre, siehe auch:
http://www.akoehler.de/spezial/index.htm

Also der Gelbstich rührt, zumindest bei meinem Modell, von den Objektiven
und Okularen. Bei den Prismen, weiß ich es nicht, da ich es noch nicht
auseinandergebaut habe.

Insgesamt, aber ein wirklich schönes solides Fernglas - nicht mit Chinaschrott
vergleichbar.

Viele Grüsse
Thomas
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Re: Wohl eher Erfle?

> Interessant wäre noch, woher der gelblich/grünliche Farbstich der russischen Gläser kommt ...

Hi,

das würde mich auch interessieren. Am Ende wird die Ursache wohl eine Kombination aus Glas und Vergütung sein. Was sonst <img src="/phpapps/ubbthreads/images/icons/grin.gif" alt="" />. Wer weiß, ob man unter BaK-4 in der großen weiten Welt immer das gleiche versteht. Wenn ich mir den schon extremen Farbstich bei meinem Foton 5x25 anschaue, dann kann eigentlich nicht die Vergütung allein Schuld sein. So blau schimmert die gar nicht ...

Frank.
 
Re: Wohl eher Erfle?

Hallo,
die zu langen Augenmuscheln beim 8x30 haben mich übrigens auch gestört. Bei meinem 8x30 habe ich die Augenmuscheln abgeschraubt (das geht nachdem man die 3 Madenschrauben gelöst hat) und von den Augenmuscheln vorsichtig etwas abgedreht. Wenn man keine Drehbank hat, geht das sicher auch mit einer Feile. Jetzt kann ich das Gesichtsfeld bequem überblicken. Das 8x30 läßt sich auch gut über die Objektive, die sich in Exzenterfassungen befinden, justieren. Die Ferngläser sind allerdings mit einem ziemlich üblen Fett abgedichtet (und teilweise auch innen gefettet), das ich entfernt habe. Ich nutze übrigens auch ein Okular für einen 10" Newton mit Öffnungsverhältnis 1:5. Das 8x30 bekommt man bei eBay manchmal für weniger als 10 Euro, so billig bekommt man sonst kein vernünftiges Okular. Nach meiner Meinung handelt es sich um ein sehr gutes Okular. Das Bild ist auf der Achse sehr scharf und kontrastreich.
 
Re: Wohl eher Erfle?

Hallo Frank,

meine Erfahrungen zum Gelbstich: das hat möglicherweise weniger mit der Vergütung zu tun, als man glaubt! Mein Docter Navigator 7x50 (Navidoc-Vorgänger) har diese spezielle quietschblaue UV-Sperr-Vergütung, aber es erscheint farbneutral in der Abbildung! Obwohl man einen leichten Gelbstich sieht, wenn man es vor eine weiße Wand hält. Das ist aber nichts verglichen mit einem Docter 7x40 Dachkantglas mit rötlicher Verqütung, das dagegen richtig gelb in der Durchsicht und erst recht an der Wand war.

Da ich den Russen in Teilen vor mir habe, hier die Ursache des Gelbstichs: ALLE Gläser sind gegen eine weiße Wand gehalten ganz schwach gelb, besonders das Okular und die Prismen, weniger die Objektive - was aber auch an der Menge an Glas, durch das das Licht hindurch muss, liegen dürfte. Die ist ja logischerweise beim Objektiv am Geringsten. Ich vermute mal, dass es eine Eigenheit der russischen Glassorten ist. Unterschiedliche Vergütungen scheinen hingegen nur wenig zu machen, die Okulare meines Tento 20x60 sind sehr verschieden vergütet, wie man hier sieht , der Farbstich ist in beiden Rohren aber ziemlich gleich heftig.

Ciao,

Christof
 
Re: Wohl eher Erfle?

Hallo,
ich denke auch, dass der Gelbstich vom Glas kommt. Durch die zur Erzeugung gewünschter optischer Eigenschaften erforderlichen Zusätze ist optisches Glas in der Regel nicht farblos. Dies erreicht man erst durch Entfärbungsmittel. Ein gelber Farbstich entsteht wohl durch einen hohen Bleigehalt. Manche Gläser lassen sich wohl auch nur bedingt entfärben. Es kann sein, dass die Sowjetrussen hier geschlampt haben (wie z.B auch bei der Bemessung der Augenmuscheln) und entweder ihre Gläser nicht richtig entfärbt haben oder ungünstige Glassorten gewählt haben. Allerdings bin ich kein Glaschemiker und kann deshalb auch nur Vermutungen anstellen (vielleicht liest ein entsprechender Fachmann im Forum mit und kann uns in dieser interessanten Frage aufklären). Praktisch stört mich persönlich aber der Gelbstich nicht, aber das ist sicher Ansichtssache.
 
Re: Wohl eher Erfle?

> ALLE Gläser sind gegen eine weiße Wand gehalten ganz schwach gelb, besonders das Okular und die Prismen, weniger die Objektive - was aber auch an der Menge an Glas, durch das das Licht hindurch muss, liegen dürfte.

Hallo Christof,

wenn längere Glaswege einen größeren Stich ins Gelbe verursachen, dann kann man wohl das Glas in erster Linie verantwortlich machen. Ich erinnere mich in dem Zusammenhang an einen Beitrag von Walter E. Schön. So wie ich das verstanden habe, kann man nicht so einfach von den übrigbleibenden Spiegelungen einer MC Vergütung auf die Farbwiedergabe schließen. Neben dem Winkel unter dem das Licht auf eine Glas-Luft-Fläche trifft, spielt auch die Reihenfolge der optischen Flächen eine Rolle. Und am Ende zählt halt das, was hinten rauskommt. Bei den russichen Ferngläsern würde ich aber unabhängig davon zuerst aufs Glas tippen.

Frank.
 
Re: Farbe durch Glassorten

Hallo,

ja, das scheint geradezu ein Erkennungsmerkmal zu sein, auch mein TAL UWW 24mm Okular hat diesen Gelbstich,
und auch mein russisches "Bertele" Mikroskopokular.
Normalerweise kommt Farbstich bei Gläsern von Verunreinigungen wie Eisenoxid usw. (z.B. braunes Flaschenglas)
wahrscheinlich haben die Russen keine so hochreinen Ausgangsstoffe zur Verfügung wie die Japaner oder sie nehmen
das einfach als nicht so wichtig hin. Bei meinem TAL-Oku ist allerdings auch ein Glasweg von (geschätzt) mehreren
Zentimetern zu durchqueren.

Gruß
 
Re: Wohl eher Erfle?

Hallo Avak,

tolles Beispiel für ein frühes "eudiaskopisches" Erfle - da hat die Firma Baader ja extremes Hirnschmalz gebraucht,
um das vor ein paar Jahren wieder ganz neu zu entwickeln! <img src="/phpapps/ubbthreads/images/icons/grin.gif" alt="" />

Unbedingt die Linsenkanten mit Filzstift schwärzen und wenn möglich die Abstandsringe mit Veloursfolie auskleben-
das müßte den Reflexen den Garaus machen!

Gruß
 
Re: Wohl eher Erfle?

Hallo,

hanz hat recht mit dem Filzstift und der Velourfolie, wenn auch den
Reflexionen nicht unbedingt der Garaus gemacht wird, es liegt auch
zu einem guten Teil an der Vergütung, ist der Effekt oft sehr wohl
sichtbar.

Viele Grüsse
Thomas
 
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