Fett für Schneckentrieb: wieso (keine) Additive?

AiryDisk

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Hallo Ihr,

es gibt ja hier schon genug Threads, welches Fett in den Trieb der Montierung soll. Immer wieder kommt dabei das Thema Teflon, Graphit oder Moly/MoS2 auf. Es ist mir bis heute ein Rätsel, wieso das so ist. Kein Hersteller von Präzisionsgetrieben verwendet in der Produktion Feststoffe im Fett. Der Grund ist, weil Fett dadurch wirkt, dass es einen hauchdünnen Flüssigkeitsfilm zwischen den bewegten Teilen bildet, und so die Gleitreibung durch Flüssigkeitsreibung ersetzt. Stoffe wie Moly, Graphit oder Teflon dienen in Fetten dazu, bei einem Zusammenbruch des Films Notlaufeigenschaften zu garantieren. Deshalb werden sie in Anwendungen eingesetzt, in denen es zu hohen momentären Belastungen kommt, bzs. die Belastung den Film regelmäßig zerstört. Typisches Beispiel: Pins der Baggerschaufel. Bei einem Getriebe hingegen, hat man eine konstante Bewegung ohne Lastspitzen. Ideale Bedingungen für ein normales Fett. Wenn es trotzdem reibt, muss die Viskosität des Grundöls oder Fließfähigkeit des Fettes angepasst werden.
Der Nachteil von Festschmierstoffzusätzen ist, dass diese nicht fein verteilt sind, sondern klumpig auftreten können bzw. verklumpen, was dann natürlich dem Rundlauf schadet. Weiterhin haben sie oft keine Vorteile bezüglich der Reibung oder Abnutzung, da sie nie "zum Einsatz" kommen, sprich zerquetscht werden. Der Schmierfilm bleibt ja immer bestehen. Im Gegenteil - gerade Graphit kann die Abnutzung bei weichen Legierungen noch erhöhen, der Schwefelanteil im MoS2 kann bei Feuchtigkeit (!) zu Korrosion am Messing führen. Teflon ist noch das harmloseste Additiv, begrenzt aber die Vielfalt an passenden Fetten.
Kann mir vielleicht trotzdem jemand erklären, wieso auch von Experten immer wieder Fette wie OKS495 (Graphit) oder LiquiMoly MoS2 Langzeitfett (voll mit MoS2-Klümpchen) empfohlen werden? Welches Detail übersehe ich denn hier? Würden die Hersteller nicht einfach 20 Cent extra ins Fett investieren, wenn sie dafür besser laufende Montierungen bekommen, oder sogar noch Zeit für Qualitätssicherung einsparen könnten?
 
MoS2 sollte doch wasserunlöslich sein - sonst hat der Hersteller des Fettes was falsch gemacht.
Aber ich verstehe dich, das Thema Schmierung der Montierung hat teilweise einen religiösen Charakter ;)
Wobei ich aktuell das Fett nutze, welches mir AstroPhysics für meine Montierung mal hat zukommen lassen. Was das für ein Fett ist - k. A. es ist grün...
Was das Thema Feststoffe betrifft - ich würde ja sagen, die evtl. "Klümpchen" sind eine sehr kleines Problem - wenn ich mir überlege, wieviel Staub/Flugsand/etc. sich umgebungsbedingt auf den klebrigen Fettflächen der Schneckengetriebe im Laufe der Zeit ablagern.

Viele Grüße Ronald
 
...Kann mir vielleicht trotzdem jemand erklären, wieso auch von Experten immer wieder Fette wie OKS495 (Graphit) oder LiquiMoly MoS2 Langzeitfett (voll mit MoS2-Klümpchen) empfohlen werden? Welches Detail übersehe ich denn hier? Würden die Hersteller nicht einfach 20 Cent extra ins Fett investieren, wenn sie dafür besser laufende Montierungen bekommen, oder sogar noch Zeit für Qualitätssicherung einsparen könnten?
Ich möchte die festen Bestandteile noch um Diamantenpartikel erweitern _affeaugen:

Gut, das Fett war für einen anderen Bereich vorgesehen und wird dort in etwas kleineren Mengen verwendet.

Das Fett darf an Gleitflächen definitiv nicht zu fest und klebrig sein, um die Montierungen bspw. bei GoTo-Schwenks und niedrigen Temperaturen nicht zu sehr auszubremsen. Ein etwas besseres Fett wird die Mängel der günstigen Montierungen nicht beseitigen können, hier bräuchte man weiterhin eine kleinere Serienstreuung.
Das Thema wird aber zukünftig eh weniger wichtig, weil die konventionellen Montierungen mit Schnecke und Schneckenrad langsam verschwinden. Ich brauche keine mehr.
 
MoS2 sollte doch wasserunlöslich sein - sonst hat der Hersteller des Fettes was falsch gemacht.
Aber ich verstehe dich, das Thema Schmierung der Montierung hat teilweise einen religiösen Charakter ;)
Wobei ich aktuell das Fett nutze, welches mir AstroPhysics für meine Montierung mal hat zukommen lassen. Was das für ein Fett ist - k. A. es ist grün...
Was das Thema Feststoffe betrifft - ich würde ja sagen, die evtl. "Klümpchen" sind eine sehr kleines Problem - wenn ich mir überlege, wieviel Staub/Flugsand/etc. sich umgebungsbedingt auf den klebrigen Fettflächen der Schneckengetriebe im Laufe der Zeit ablagern.

Viele Grüße Ronald
Hi Ronald,

das sollte Aeroshell 33 sein. Es wurde von Astrophysics auch mal das Aeroshell 64 (oder früher Aeroshell 33 MS) empfohlen, das 5% Molybdändisulfid enthält. Da kam es aber anscheinend auf lange Sicht zu Reaktionen mit dem Aluminium Schneckenrad, und es wurde daraufhin davon abgeraten, es zu verwenden. Insofern passt diese Information wieder hier in den Thread.

LG MIchael
 
Festschmierstoffe haben auch die Aufgabe Mikrounebenheiten auszugleichen, so für eine glattere Oberfläche zu sorgen und schon dadurch die Reibung zu mindern. Außerdem schmiert nicht alleine der Ölfilm, sondern hat auch der Verdicker einen Einfluß auf die Schmiereigenschaften...

Gruß Horst
 
Hmm, das mit dem Oberflächenunebenheiten zuschmieren stimmt natürlich. MoS2 ist aber so eine Sache, der Schwefel reagiert ganz langsam mit Stoffen aus der Luft, was die Korrosion beschleunigen kann. Das ist eher ein Schmierstoff für wirklich hohe Belastungen und erhöhte Temperatur. Ich glaube bei Raumtemperatur bildet es nichtmal wirklich einen echten Film auf der Oberfläche.
Die Hoffnung, dass die Fettdiskussion endet, habe ich aber aufgegeben. Strain Wave Getriebe sind noch viel stärker auf gute Fettung angewiesen, als ein Schneckengetriebe. Aber zumindest gibt es da meist genaue Spezifikationen, welches Fett an welcher Stelle gebraucht wird - übrigens immer ohne Feststoffe! Wer möchte, kann sich dazu bei Schaeffler belesen (ab S.25):
 
Hallo Namenloser,

Die Hoffnung, dass die Fettdiskussion endet, habe ich aber aufgegeben.

musst du nicht. Sicher kann man das hochtechnisch angehen, aber dein Beitrag lässt mich irgendwie fragend zurück. Wenn du dich damit auskennst und das Fett, das hier oft empfohlen und verwendet wird, für nicht zweckmäßig hälst, dann nenn doch mal Ross und Reiter.
Also was ist deiner Meinung nach das Fett, was für z.B. Losmandy G11 Schneckenlager der ideale Schmierstoff ist? Materialpaarung Bronze / Aluminiumlegierung.
Bis ich nichts besseres habe, nehme ich also weiter die Schmunze, die ich von Chris ( CG-5 Montierungsservice) bekommen habe, und das seit Jahren einfach das macht, was sie soll.

Gruß und CS
Thomas
 
"Diamantenstaub" war übrigens kein Scherz, z.B. hier beim Medium Fett zu finden.
Spannungswellengetriebe werden von uns üblicherweise noch nicht auseinander genommen, ich hoffe doch, dass sie vernünftig geschmiert sind.
 
Diamantenstaub ist natürlich ne Klasse Idee. Damit werden die Kontaktflächen dann besonders "glatt" 😁

Bezüglich Ross und Reiter: ich denke ein normales Lithiumfett mit entsprechender Haltbarkeit reicht. Ich habe gefragt, da ich mich nur ein bisschen damit auskenne und es gut sein kann, dass ich irgendwas komplett übersehe (zB das ausgleichen von Unebenheiten durch Graphit). So wirklich testen kann man es nicht, da es vermutlich auch eine Weile nicht auffallen würde, wenn man das Getriebe mit Kokosfett schmieren würde. Die Laufleistungen sind einfach viel zu klein, die Belastungen zu schwach, als dass man je einen Nachteil von bestimmten Produkten sehen könnte, was zB Abrieb angeht. Ich denke es ist nicht unwahrscheinlich, dass Spezialfette eigentlich nur Nachteile bringen könnten, bei sehr geringer Chance auf Verbesserung, daher kann ich guten Gewissens weiter normales Fett verwenden. 😁
 
Also ich heiße Thomas,

du kennst dich nur ein bisschen damit aus, bist aber der Meinung, daß Spezialfette mehr Schaden als Nutzen könnten.
Du denkst Lithiumfett reicht. Vielleicht ja, aber vielleicht auch nicht.
Das die Belastung an den Flanken des Schneckenrades gering ist, kann man so nicht stehenlassen. Beim Schneckenrad tritt eine gleitetnde Bewegung der Flanken auf und nicht ein abwälzen, wie beim gewöhnlichen Zahnrad. Damit eben auch hohe Reibung, ein schlechter Wirkungsgrad, aber Selbsthemmung.
Hochbelastete Getrieb sind geschlossenen Systeme, die im Ölbad laufen. Falls nicht dann gibt es einen regelmäßigen Schmierplan oder angeflanschte Schmierstoffgeber. Dinge die bei den homöophatischen Laufleistungen einer Montierung wegfallen.
Klar kann man auch Kokosfett, Bratenfett oder alles mögliche nehmen. Könnte aber auch sein, das nach ein paar Jahren du eine Kokos-Bronze-Alu Paste in der Montierung hast.
Wie geschrieben, ich bin zufrieden mit dem was ich verwende und wenn ich in ein paar Jahren mal wieder der Fettwechsel ansteht, nehme ich die schwarze klebrige Pampe von Chris, die ich noch in einer Sprize habe und noch für einige Wechsel reichen wird. Sollte jemand aus der Praxis was Besseres empfehlen können, dann steige ich um. Wer schlechte, oder eben auch gute Erfahrungen mit Fett gemacht hat, kann sich ja mal melde.

Gruß Thomas
 
Oh, ich möchte mich entschuldigen, wenn sich jemand auf die Füße getreten fühlt. Ich habe meine Frage gestellt, weil ich etwas lernen wollte, was ich nicht selbst herausfinden konnte. Ich weiß aber, dass ich auch selbst dem Fehler unterliege, lieber ein teureres Produkt zu kaufen, weil das ja irgendwie "besser" sein müsste.
Ich konnte aber keine Quelle im Internet finden, wo irgendwer Mal zeigen konnte, dass trockenschmiermittelgefüllte Fette notwendig oder besser sind. Bei einem Schlagschrauber oder einer Flex leuchtet das auch ein, aber wo sind die Belastungen bei einem korrekt ausgelegten Mount?
Und als ich dann suchte, habe ich widersprüchliche Aussagen zum Fett von CG gefunden, Mal sei es MoS2, Mal sei es Graphit. Und dann habe ich gelesen, dass Hersteller, die solche Fette verwendet haben, es aufgrund von Problemen eben wieder gelassen haben.
Und da mich das irritiert habe, habe ich hier gefragt, da, wie oben beschrieben, rein theoretisch unsere Anwendung eigentlich nicht eine ist, bei der man an solche Hochleistungsfette denkt. Ich würde da eher an Fette denken, die konstante Viskosität über einen großen Temperaturbereich bieten, gut haften, nicht mit Wasser reagieren und Jahrzehnte Lebensdauer haben.
Niemand sagt, dass das Fett von CG schlecht ist! Der Herr hat Massen an Mounts getunt, natürlich weiß er, was er da nehmen muss! Ich fand nur die Frage interessant, wieso gerade ein solches Fett!
 
Oh, ich möchte mich entschuldigen, wenn sich jemand auf die Füße getreten fühlt. Ich habe meine Frage gestellt, weil ich etwas lernen wollte, was ich nicht selbst herausfinden konnte. Ich weiß aber, dass ich auch selbst dem Fehler unterliege, lieber ein teureres Produkt zu kaufen, weil das ja irgendwie "besser" sein müsste.
Ich konnte aber keine Quelle im Internet finden, wo irgendwer Mal zeigen konnte, dass trockenschmiermittelgefüllte Fette notwendig oder besser sind. Bei einem Schlagschrauber oder einer Flex leuchtet das auch ein, aber wo sind die Belastungen bei einem korrekt ausgelegten Mount?
Und als ich dann suchte, habe ich widersprüchliche Aussagen zum Fett von CG gefunden, Mal sei es MoS2, Mal sei es Graphit. Und dann habe ich gelesen, dass Hersteller, die solche Fette verwendet haben, es aufgrund von Problemen eben wieder gelassen haben.
Und da mich das irritiert habe, habe ich hier gefragt, da, wie oben beschrieben, rein theoretisch unsere Anwendung eigentlich nicht eine ist, bei der man an solche Hochleistungsfette denkt. Ich würde da eher an Fette denken, die konstante Viskosität über einen großen Temperaturbereich bieten, gut haften, nicht mit Wasser reagieren und Jahrzehnte Lebensdauer haben.
Niemand sagt, dass das Fett von CG schlecht ist! Der Herr hat Massen an Mounts getunt, natürlich weiß er, was er da nehmen muss! Ich fand nur die Frage interessant, wieso gerade ein solches Fett!
hallo Leute,
warum nehmt Ihr nicht das "Molykote BR 2 plus, habe vor ca 15 Jahren einmal die Monierung (Losmandy G11) gereinigt und damit geschmiert-bisher keine Probleme gehabt-alle paar Jahr mal Schneckenspiel eingestellt, läuft besser wie neu! Laut Beschreibung funnzt das Fett bei -30 Grad C bis +130 Grad C!
LG Heinz
 
Hallo zusammen,
Mir hat Andreas Berger von Astrogeräte Berger, der professionell Montierungen repariert und wartet, für den Schneckenantrieb meiner Alt6 das Langzeitfett 3 von Würth empfohlen. Das habe ich auch gekauft und meiner Montierung gegönnt. Ich denke, wenn da jemand eine Doktorarbeit darüber geschrieben hat und das als sehr geeignetes Fett dabei rausgekommen ist, wird das schon passen.
Meine Anfrage dort wurde übrigens umgehend und sehr freundlich beantwortet. Sehr netter Service!

Beste Grüße,
Burkhard
 
Hallo liebe Leut`s,

lese da interesiert mit weil ich mir vor gut 20 Jahren mein "Raffele", es ist eine Gemini 40 DD (Direktdrive) neu
mit einer FS2 gekauft habe. und seitdem in meinem "Astroschupfen" problemlos ihre Arbeit macht. Sie ist die von mir
am meisten genutzte Montierung.

Habe da noch nie an die Schmierung der über 20cm großen Schneckenräder gedacht, sie sind aus rotgelben Material und
die Schnecken sind aus Edelstahl. Es heißt, so habe ich gelesen, nicht fetten, evtl. nur mal leicht mit Nähmaschinenöl
oder ähnl. pflegen. Kann so ein Öl verharzen?
Um evtl. die RA und DA Achsen neu zu fetten brauche ich dann so was wie Ihr hier aufführt?
Vielleicht frage ich mal bei Firma Berger nach, ob die für diese Monti einen Service anbieten.
Danke an Burkhard für den Hinweis.

Viele Grüße Fritz
 
Hallo

das ist doch ziemlich viel pillepalle was hier geschrieben wird.
am Schneckengetriebe ist die Reibungsfläche sehr klein und damit sehr stark belastet,
die langsame Bewegung führt dazu das das Fett schneller rausgedrückt wird als sich neues reinzieht, würde man es extrem langsam und mit hoher Last laufen lassen wäre die Reibungsstelle trocken.
Hauptproblem ist die Temperaturfestigkeit, bei zu warm zersetzt es sich, schlimmer noch aber -20° Celsius oder kälter.
Mein Antriebswellenfett von GM, auch so häßlich grau hat der EQ6 20 Jahre nicht geschadet, und irgendwann ist auch mit einer EQ6 dann mal habe fertig, oder Innenleben einmal neu.
der Witz ist die teure Fette haben meist einen höheren Temperaturbereich, ob dann irgendwelche Partikel drin sein müssen kann man sich streiten.
Spinnen wir doch noch weiter, eigentlich bedarf Fettschmierung einer rauhen Oberfläche an und in der der Schmierstoff halt findet, polierte Flächen, wie mach einer sich erträumt also eher gar nicht gut, an Werkzeugmachienen werden die geschliffenen super Flächen auch aufwändig von Hand geschabt.

Gruß Frank
 
Ich öle meine Schneckengetriebe zweimal im Jahr. Frühjahr und Herbst. Dabei wird die Flanke penibel gereinigt. Das ursprüngliche Konservierungsfett LPS 3, was da immer drauf ist (Seetransport) muß man leider oft selber entfernen, da die Händler das oft nicht beseitigen. Fett ist einfach zu grob und zäh bei Kälte, damit lässt sich bestimmt nicht so gut guiden?
VG Frank
 
Habe da noch nie an die Schmierung der über 20cm großen Schneckenräder gedacht, sie sind aus rotgelben Material und
die Schnecken sind aus Edelstahl. Es heißt, so habe ich gelesen, nicht fetten, evtl. nur mal leicht mit Nähmaschinenöl
oder ähnl. pflegen. Kann so ein Öl verharzen?
Um evtl. die RA und DA Achsen neu zu fetten brauche ich dann so was wie Ihr hier aufführt?
Vielleicht frage ich mal bei Firma Berger nach, ob die für diese Monti einen Service anbieten.
Danke an Burkhard für den Hinweis.
Ich würde mich auf jeden Fall informieren, vom Gefühl her, hätte ich unbedingt gefettet.

Hauptproblem ist die Temperaturfestigkeit, bei zu warm zersetzt es sich, schlimmer noch aber -20° Celsius oder kälter.
Die niedrigen Temperaturen sind sicher das größte Problem.
Deshalb nicht zu "hartes" klebriges Fett, das bei Kälte logischerweise noch mehr ausbremst.
Dies gilt aber eher für andere eventuell vorhandenen Gleitflächen.
Bei Getrieben würde ich mit weichem Fett nicht übertreiben und die dafür gedachten Fette verwenden.
Das Haftschmierstoff OKS 495 wäre bei Versuchen auf jeden Fall dabei.

Spinnen wir doch noch weiter, eigentlich bedarf Fettschmierung einer rauhen Oberfläche an und in der der Schmierstoff halt findet, polierte Flächen, wie mach einer sich erträumt also eher gar nicht gut, an Werkzeugmachienen werden die geschliffenen super Flächen auch aufwändig von Hand geschabt.
Extrem glatt sind die Flächen meist eh nicht. Hier kommt die Adhäsion ins Spiel, die einen dünnen Schmierfilm bilden muss.
Angelrollen haben zwar nicht die gleichen Getriebe, aber diese sind zum Teil mehrere Stunden im Dauereinsatz und man fühlt
recht schnell, welches Fett gut geeignet ist. Für hochwertige Rollen verwende ich tatsächlich sündhaft teure Schmierstoffe.
 
Das Würth-Fett sieht sehr gut aus! Bis -30°C, EP Additiv auf Zinkbasis, gute Haftfähigkeit und langlebig. Das dürfte eine gute Empfehlung gewesen sein! Was die Härte des Fettes angeht: das hängt ab, woher die Härte kommt. Ob durch das Grundöl oder durch Additive. Mit Additiven kann man sehr weite Temperaturbereiche abdecken, da die Festigkeit des Fettes nicht durch niedrige Viskosität, sondern durch eine Art Gelbildner kommt, der natürlich erstmal nicht temperatursensitiv ist. Die Behauptung der hohen Belastung halte ich für falsch. Das mag bei Strain-Wave-Montierungen stimmen, aber nicht bei Schneckenwellen. Der Kontakt verteilt sich ja idealerweise auch noch über ein größeres Stück der Windungen und Zähne. Wofür balancierst Du das Teleskop denn aus? Klar, wenn Du die Montierung ohne Gegengewicht betreibst sollte man dringend ein Graphitfett nehmen, hehe.
 
Hallo,

Die Behauptung der hohen Belastung halte ich für falsch. Das mag bei Strain-Wave-Montierungen stimmen, aber nicht bei Schneckenwellen.

ich hatte es versucht in meinem Beirag #10 zu erklären. Diese Grundlegenden Unterschiede zwischen Zahrädern und Schneckengetriebe haben nichts mit Meinung zu tun. Industriell werden Schneckeradparungen mit gehärteten und geschliffenen Schnecken ausgeführt. Das Schneckenrad aus Bronze, Rotguss und oft auch aus Grauguss. Grauguss (GGG) bringt den Grafit zur Schmierung gleich aus dem Gefüge mit, was die schwarzen Hände erklärt, wenn man damit arbeitet. Große Montierungen haben genau diese Materialpaarungen und sind feinster Maschienenbau. Bei vielen Astromontierungen wird oft Bronze/ Messing gegen Alulegierung, also weiches Material eingesetzt.
Die Kontaktfläche an der Schnecke an meiner G11 ist sehr klein. Logischerweise sieht es z.B an den Vixen und deren Klonen genaus so aus. Ich schätze mal ganz grob unter 1mm² . Dort findet kein Wälzen wie beim Zahnrad statt, sondern die Flächen überfahren sich. Der entstehende hohe Druck und die Reibung auf dieser kleinen Fläche verflüssigen das Fett bei einfachen Schmiermitteln. Deshalb brauchen diese Getriebe hochdruckbeständige Fette, am besten mit Notlaufeigenschaften, falls der Schmierfilm doch abreisen sollte.
Weil es eben nur eine sehr kleine Fläche ist, müssen Schnecke und Schneckenrad akkurat zueinander ausgerichte sein. In der Industrie, auch bei manch einem "Montierungsoptimierer" werden sie dann noch mit Schleifpaste eingeschliffen, um die systembedingte kleine Kontaktfläche noch optimal zu maximieren.
Bei Spannungswellengetrieben erfolgt der Kontakt auf einer langen Linie entlang der Zahnflanke und in wälzender Form, womit große Kräfte übertragen werden können. Ein komplett anderes Wirkprinzip, was eben auch andere Schmierung erfordert.
Wofür balancierst Du das Teleskop denn aus?

Ich blanciere aus, um genau diesen hohen Kontaktdruck an der Schnecke gering zu halten. Dabei muss aber immer ein leichtes Übergewicht nach Ost vorhanden sein, sodas immer die gleiche Flanke im Eingriff liegt. Sonst "Kippt" das Teleskop hin und her. Das sollte bekannt sein. Falls nicht richtig ausbalanciert wird, steigt der Druck im Schneckengetriebe stark an und du kannst zusehen, wie deine Zahnräder verschleißen und sich einarbeiten. Da gibt es schöne Beispielbilder im Netz

Hast du jetzt eigentlich einen Namen?

Gruß Thomas
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo, ja, ich heiße Micha. Danke für die Erklärung! Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wieso, wenn die Belastung so hoch ist, die Hersteller eben keine entsprechenden Fette verwenden bzw. wieso überhaupt weiche Materialien zum Einsatz kommen! Müssten wir dann nicht alle permanent Ausfälle haben? Montierung halten aber Jahrzehnte!
Bzgl. Strain wave: alles eine Frage der Auslegung. Im Prinzip ist eine Schnecke nicht mehr oder weniger belastet als ein Strain Wave Getriebe, es kommt immer darauf an, wie es benutzt wird. Nicht umsonst verbauen die Firmen da die kleinsten (17er) Getriebe mit denen sie noch davon kommen.
 
Nähmaschinenöl ist typischerweise Paraffinöl, als eine Mischung aus verschiedenen Alkanen und soweit als möglich frei von Aromaten. Da keine Doppelbindungen in den Molekülen sind, verharzt es auch nicht.
 
Ich werfe mal natives Olivenöl... ins Feuer. Das nehme ich immer für die Fahrradkette! Leute macht doch keine Wissenschaft aus den kleinen Schnecken! Öl drauf und gut!!
VG Frank
 
und dann die Wangen noch ein wenig mit Nähmaschinen, sprich Pfirsichkernöl. Das wusste ich nicht. Aber nun ist das Zeugs entzaubert, banales Paraffinöl.

@ Frank: ich gebe dir recht, zuviel Theater sollte man nicht machen. Ich denke auch, das die Mehrheit der Montierungen schaden durch Fehlbenutzung nimmt. Das wiegt schwerer als das vermeitlich falsche Fett. Ich wollte halt nur mal die Unterschiede klarstellen und bin vielleicht auch etwas über das Ziel hinaus geschossen.

Hat eigentlich schon jemand Bratenfett vorgeschlagen. Duck und weg....

Thomas
 
Hallo,

Hatte einige Zeit das braune Baader benutzt, war aber letztendlich nicht allzu freudig überrascht dass das überschüssige Fett am Rand des Aluzahnrads schwarz wurde. Und dabei wurde meine Monti recht wenig benutzt, zwecks Arbeit, nicht idealen Himmels Konditionen.

Derzeit habe ich rotes Lithium drin(Mulitipurpose complex red2), sicher nicht ideal, habe lieber das grüne fuer Nadellager, komm da gerade nicht dran....

Am liebsten hätte ich Oil in den Montis, meine japanische Motoradkette hatte mit dem Industrie Oil fuer schwerste Reduktoren weit über 150.000km gemacht, anstelle mit dem herkömmlichen Fett gerade mal 30.000km!
Einmal pro Woche pi mal Auge hatte ich die Kette gesäubert mit Benzin, ins Oil gelegt über Nacht und abtropfen lassen. Lappen nen bisll drüber und wieder dran im Keller.
Die hintere Felge war immer leicht zu reinigen mit nem Lappen :LOL: , nur gut der Gummi war halt auf einer Seite was dunkler, war mir aber wurscht bei der so guten Haltbarkeit.

Clear skies,
- Martin
 
Interessanterweise scheint Celestron wohl Superlube zu empfehlen, das ist ein Teflonfett. Ich würde das nicht nehmen, da es sich gern trennt und sifft, aber das wäre wahrscheinlich eines der unkritischsten Fette mit Festschmierstoff.
 
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