Fotoobjektiv als Spektiv

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OlliF

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Hallo,
hat jemand eine Idee, wer Umrüstgerät verkauft, mir dem ich mein 400er Tele als Spektiv mißbrauchen kann?

Danke!

Olli
 
Hallo Olli,

es gibt von einigen Kameraherstellern (z.B. Leica) für das jeweils eigene Objektivbajonett passende Okularadapter, die ein Schmidt-Pechan-Prisma zur Bildumkehr (aufrecht, seitenrichtig) und ein fest eingebautes Okular mit einer Brennweite in der Größenordnung von etwa 10 mm bis 12,5 mm enthalten. Bei Leica hat dieses „Teleskop-Okular“ die Brennweite 12,5 mm und eine Gesichtsfeldblende von 12 mm Durchmesser, was ohne Berücksichtigung der mir unbekannten Verzeichnung des Okulars ein respektables scheinbares Gesichtsfeld von ca. 51° liefert. Allerdings paßt dieser Okularansatz mit Bestell-Nr. 14234 nur zu Leica-R-Objektiven und ist mit 305,- Euro nicht ganz billig.

Welche anderen Kamerahersteller passend zu ihrem jeweiligen Bajonettanschluß ähnliche Okularadapter haben, kann ich nicht aus dem Stegreif sagen, aber ich weiß, daß es einige andere gibt.

Die Firma Hama, die das wahrscheinlich weltweit größte Zubehörangebot im Fotosektor anbietet, hat jedenfalls auch solche Adapter für die gängigsten Kameraanschlüsse zu günstigerem Preis, aber auch in geringerer Qualität und mit deutlich kleinerem Gesichtsfeld (wegen geringerer freier Öffnung der verwendeten kleineren Umkehrprismen). Leider habe ich keinen aktuellen Hama-Katalog, um Bestellnummern und Preise angeben zu können. Aber jeder gute Fotohändler kann da Auskunft geben. Bitte vor dem Besuch des Händers festellen, um welchen Kameraanschluß es sich bei dem 400er-Tele handelt!

Alternativ blebt die Möglichkeit, so einen Adapter selbst zu bauen. Umkehrprismen gibt es z.B. bei BW-Optik. Aber der Aufwand, speziell für den Bajonettanschluß ans Objektiv, ist doch so groß, daß ich davon abrate. Auch ist große Sorgfalt bei der Auswahl des Umkehrprismas nötig. Meistens besser als ein geradsichtiges Schmidt-Pechan-Prisma ist ein Amici-Prisma mit um 90° oder 45° abgewinkelter Einblickrichtung. Das Problem - vor allem bei den für ein Spektiv günstigeren 45° – ist der lange Lichtweg wegen der nur kurzen Auflagemaße der Kameraobjektive, die um ca. 42 mm bis 45 mm liegen, also sehr, sehr wenig Platz lassen. Man muß also ein kleines Prisma nehmen, das aber wiederum das Gesichtsfeld stark einschränkt! Es gibt bei BW-Optik ein absolut erstklassiges Amiciprisma von Zeiss/Oberkochen für 128,- Euro (Seite 74 meines möglicherweise nicht mehr aktuellen BW-Katalogs) mit 25 mm freiem Durchlaß, das meines Wissens das Maximum für diesen Anwendungsfall mit einem Kleinbild-SLR-Teleobjektiv sein dürfte. Aber ich rate nur dann zum Selbstbau, wenn Du schon Erfahrung im Umgang mit solchen Teilen hast (die scharfkantige Dachkante ist extrem empfindlich und sollte beim Hantieren mit dem Prisma nicht berührt werden!).


Einfacher wäre es, wenn das Spektiv ein seitenverkehrtes Bild zeigen darf, was aber für Naturbeobachtungen (Wild, Vögel) nicht sinnvoll ist. Für ein aufrechtes, seitenverkehrtes Bild ist kein Prisma nötig, sondern es genügt ein (Zenit-)Spiegel, der bei geschicktem Einbau weiniger Lichtweg benötigt.

Noch ein Wort zum Okular: Wegen des äußerst knappen Lichtwegs aufgrund des kleinen Auflagemaßes von Kleinbild-SLR-Objektiven kommen nur Okulare in Frage, deren Brennpunktlage vor dem optischen System liegt und deren Okularstutzen möglichst abschraubbar ist, um die Brennebene des Okulars nahe genug an die Brennebene des Fotoobjektivs bringen zu können.

Ich hoffe, das alles war nicht zu entmutigend. Aber es ist besser, vorher die Schwierigkeiten zu kennen und evtl. von einem Projekt Abstand zu nehmen, als Zeit und Geld zu investieren und dann trotzdem kein oder nur ein unbefriedigendes Ergebnis zu erzielen.

MfG Walter E. Schön
 
Danke für Deine ausführliche Antwort. Selberbau kommt mangels Ahnung und wegen der Heiligkeit meines Teles nicht in Frage. Von Hama gibts so ein Teil für 99 €; allerdings nur für Pentax-Anschluss. Ich habe Nikon.

Werd mal weiter forschen...

Olli
 
Hallo,

ich habe solch ein Teil für ein Beroflex-Teleobjektiv mit T2-Anschluß. Dieser Adapter ist wie oben beschrieben mit einem Umkehrprisma und einem 10 oder 12,5 mm Okular bestückt und ebenfalls von Beroflex. Wo man es kaufen kann, weiß ich allerdings nicht, habe es gebraucht gekauft.

Grüße, Michael.
 
Den Okular-Adapter von Hama gab es früher nicht nur für Pentax, sondern für fast alle gängigen Kamerabajonette, also auch für Nikon. Auf der Hama-Website ist der Okular-Adapter, der übrigens den etwas blödsinnigen Namen „Objektivadapter Prismenglas" trägt, unter

http://www.hama.de/hama/shop.jsp?sid=dd5r2q9hg1

als vorletztes Produkt weit unten auf der Seite abgebildet. Leider sind keine Informationen über die lieferbaren Anschlußversionen und über Preise zu finden. Auch wenn man den zugehörigen Link anklickt, der weitere technische Infos verspricht, findet man nur Blabla statt wirkliche Infos. In einem alten Hama-Katalog von 1991 fand ich unter der gleichen Bestellnummer 00030301 wie jetzt im Internet den Adapter mit Pentax-K-Bajonett. Der Adapter mit Nikon-Bajonett hatte die Bestellnummer 00030602. Da diese Bestellnummer jetzt nicht im Internet auftaucht, könnte es tatsächlich sein, daß der Okular-Adapter (wohl als Restbestand einer ausgelaufenen Serie) nur noch in der Pentax-K-Version lieferbar ist.

Die Brennmweite dieses Okular-Adapters ist 10 mm. Die von Hama gegebene Erläuterung („Vergrößerung ... = Brennweite“) ist falsch, was nicht gerade für große Sachkunde der Hama-Texter spricht, aber das dort angegebene Beispiel richtig. Die Vergrößerung ist vielmehr Brennweite durch 10 mm (wie bei jedem Teleskop gilt Vergrößerung = Objektivbrennweite durch Okularbrennweite).

MfG Walter E. Schön
 
Hallo,

besitze einen original Nikon Spektiv Adapter, den ich gegebenenfalls auch verkaufen würde!
Das Teil liefert ein seitenrichtiges, aufrechtstehendes Bild
und hat ein 10 mm Okular fest eingebaut.
Leider kann ich Dir nicht sagen, wo ein solches Teil neu zu kaufen ist.

Gruß Thorsten
 
Hört sich gut an;-)
Hast Du das Teil mal an ein 400er drangeschraubt? Wie war die Sicht?
Mail mal, was Du für das Ding haben willst.

Olli
 
Moin!

Zu diesem Thema kann ich noch folgendes sagen, was eventuell sogar günstiger kommt als so ein Adapter:

Man besorge sich ein günstiges Beroflex objektiv, womit ich die Wundertüten meine, also die Teles mit 400mm f/6,3 und 500mm f/8 und schraube da
per T2 Ring so einen Adapter von M42 auf 1,25" dran. Sowas bekommt man eigentlich bei den meisten Astrohändlern, auch Baader hat sowas im Programm.
Bei einem gewissen Händler aus dem südwest-deutschen Raum, hab ich die Teile sogar mal in einer 2" Ausführung gesehen.
Naja, damit hat man dann für weit unter 100€ ein schönes kleines Fernrohr.
Wenn man noch ein Barlow Element in ein Amici Prisma schraubt, dann hat hat man eben auch ein nettes Spektiv, mit terrestrisch korrekter Bildorietierung.
Die große Wundertüte (das 500er) hab ich so sogar schonmal als Leitrohr benutzt, wobei ich erst nen Telekonverter an die Optik gesetzt hab, um dann gleich mit der dreifach Barlow weiterzumachen und dann das ganze mit dem 12mm Fadenkreuzokular abzuschließen. Das Bild war immer noch top.
Ich benutze so auch ab und an schonmal mein 300er Sonnar als Richfield Gerät, was besonders mit UHC Filter interessant sein kann.
Übrigens sind das die gleichen Adapter die man auch nimmt, um aus der Russentonne ein Fernrohr zu machen, die hat ja auch zumeist nen M42 Anschluß.

gruß und clear skies,
André

 
Ja, die Idee ist natürlich sehr naheliegend. Leider ist die Praxis ganz anders:

Zuallererst: man kommt nicht in den Fokus mit Umkehrprisma (Amici oder Zenithprisma), daher muß man
entweder (bei Refraktoren) irgendwie das Rohr kürzer kriegen und ein Balgengerät als Okularauszug ran
oder (bei Spiegeloptik) den Unendlich-Anschlag ausbauen.

Habe mir für mein 600er Sigma Spiegeltele mit viel Mühe einen Kameraadapter mit Bajonett und Amiciprisma
gebaut - optische Qualität des Geräts läßt leider nur max. 20fach zu. An meinem Novoflex 600er Achromat
sieht zwar alles schon etwas besser aus ("Nadelstichsterne"), aber das Gerät ist so unhandlich wie ein "richtiger"
Refraktor, und dann Fotostativ ohne Feintrieb?).
Und nachdem bekanntlich die Monti das Teuerste ist, würde ich die 50€ für das Amiciprisma heute lieber auf ein
Komplettangebot Refraktor + Monti drauflegen (EQ3 mit 80/900er oder so). Traurig aber wahr.
Habe aber viel dabei gelernt.
 
Hallo,

ich habe bereits mit einigen Kameraobjektiven beobachtet. Ich bin sogar dadurch zum Hobbyastronom geworden, nachdem ich eines Nachts mal versuchte, die hellsten Sterne mit einem 300 mm Spiegeltele, Telekonverter und original Pentax-Fernrohradapter zu beobachten. Die ersten beiden hellsten "Sterne" waren dann Jupiter und Saturn und ich konnte vom Jupiter zwei Wolkenbänder und die Monde und beim Saturn die Saturnringe sehen. Da war ich hin und weg und über Naht ein Hobbyastronom.

Die Fernrohradapter sind nur bedingt für die Astronomie tauglich, weil das Beobachten ohne 90° Umlenkung unbequem ist. Der scheinbare Blickwinkel ist gering (Tunnelblick ca. 40°) und es gibt nur eine Vergrößerung. Das Auffinden von Objekten gelingt erst nach langem "rumrühren" am Himmel.

Weil der Abstand zwischen Objektiv und Filmebene zu gering ist, kann man mit Zenitspiegel und schon gar nicht mit einem Zentiprisma arbeiten denn die Bildebene reicht dann nicht bis zum Okular. Abhilfe kann eine geeignete Barlowlinse schaffen die vor dem Zenitspiegel eingebaut werden muß.

Die Abbildungsqualität meiner Teleobjektive ist bei weitem nicht so gut wie bei meinem billigen Refraktor 60 mm.
Also, wie bereits empfohlen wurde, besser einen kleinen gebrauchten Refraktor mit Sucher und Zenitspiegel kaufen als das Teleobjektiv mit teurem Zubehör und Bastelarbeit umzubauen.
 
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