Humason 1-1 - ein interessanter kleiner Planetarischer Nebel

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Specht

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Hallo liebe Sternfreunde!

Im Sternbild Cassiopeia steht ein eher unbekannter, aber geschichtlich sehr interessanter kleiner PN, der mit einer Helligkeit von 12.3 mag auch in Stadtnähe zu sehen ist. Es ist das erste von drei Objekten, die von Milton Humason entdeckt wurden, bei Hu 1-1 geschah das spektroskopisch erst 1920.

Der PN bildet mit den Sternen α Cas und λ Cas ein gleichschenkliges Dreieck nahe des Sterns HIP 2440:

map_specht_2.jpg


Hu 1-1 trägt im PK-Katalog von Perek und Kohoutek die Bezeichnung PK 119-6.1. Eine gute Aufsuchkarte ist wichtig, da das Objekt nur einen Durchmesser von etwa 5" hat. Gute Karten liefern z.B. die Programme Cartes du Ciel oder auch GUIDE. Ich habe versucht, die Position von Hu 1-1 in meinem Übersichtsokular bei einem Durchmesser von etwa 1° bei HIP 2440 mit Hilfslinien zu zeichnen:

hu_1_1_specht.jpg

Hier einmal meine zusammengefassten Beobachtungen zu diesem Objekt (f/4.8 12,5"-Dobson):

Bei niedrigen Vergrößerungen (V=50x) erscheint das Objekt sternförmig. Beim Identifizieren hilft der OIII-Filterblink: Man beobachtet das Sternfeld jeweils kurz mit und ohne OIII-Filter. Das Licht der Sterne wird durch den Filter stark geschwächt, der PN jedoch behält seine Helligkeit. Man hat dann beim Wechseln den Eindruck des Blinkens. Eine zuverlässige Methode bei solchen kleinen Objekten. Ab etwa V=150x wird der PN dann zu einem kleinen Scheibchen. Bei gutem Seeing erkennt man bei V=300x ein deutlich begrenztes Scheibchen mit homogener Helligkeitsverteilung.

Am Stadtrand habe ich hier öfter als im freien Feld eine sehr ruhige Luft, die dann auch noch höhere Vergrößerungen zulässt. Bei V=435x (AP=0.7mm) und (selten) bei V=610x (AP=0.5mm) ist das Innere des Scheibchens merklich dunkler als am Rand.

Vielleicht nehmt ihr dieses seltsame Objekt ja in eure nächste Sterntour mit auf?

salü+cs, volker.
 
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Lieber Volker,

ich musste gleich mal in's Protokoll schauen: Ich hatte diesen kleinen PN am 30.07.2017 mit meinem 8-Zoll Dobson unter Landhimmel (Bortle 4) beobachtet. Bei 80-facher Vergrößerung mit [OIII]-Filter:

Stellar und direkt auffällig. Ohne Filter beinahe direkt sichtbar.

Vielleicht denke ich daran, diesen PN mal wieder zu beobachten und höher zu vergrößern, allerdings nur mit 6 Zoll aus der Stadt heraus. Ich bin gespannt.

Liebe Grüße,
Robert
 
Hi Volker,

schön zusammengestellt unter PK 119.6-6.1 habe ich ihn auch in meinen Aufzeichnungen gefunden und kann bestätigen, das der schon mit 8" aus der Stadt (Bortle 6) geht. Weiß allerdings nicht mehr ob mit oder ohne UHC Filter oder beides.

Gruß
Lothar
 
Hallo Robert und Lothar!
(...) unter PK 119.6-6.1 habe ich ihn auch in meinen Aufzeichnungen gefunden und kann bestätigen, das der schon mit 8" aus der Stadt (Bortle 6) geht.
Ich hatte diesen kleinen PN am 30.07.2017 mit meinem 8-Zoll Dobson unter Landhimmel (Bortle 4) beobachtet. Bei 80-facher Vergrößerung mit [OIII]-Filter: Stellar und direkt auffällig. Ohne Filter beinahe direkt sichtbar.

Danke für eure Beobachtungen! Ich habe ihn früher auch mehrmals mit meinem alten C8 beobachtet. Bei niedriger Vergrößerung ist er stellar zu sehen, bei gutem Seeing und höherer Vergrößerung als sehr kleines homogenes Scheibchen. Das Objekt ist überraschend hell.

Die nach Innen leicht abfallende Helligkeit im Scheibchen von Hu 1-1 ist aber wohl kaum unter 12" zu sehen. Auch als ich ein Jahr lang visuell mit 16" unterwegs war, fand ich es schwierig. Immerhin deutete sich bei V=520x und sehr gutem Seeing zumindest eine Ringform an, am besten noch ohne den OIII-Filter.

Was mich vielleicht aber am meisten fasziniert, ist die beinahe unglaubliche Lebensgeschichte des Entdeckers Milton Humason. Daran muss ich beim Blick durch´s Okular auf Hu 1-1 oft denken...

salü+cs, volker.
 
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