Kaufberatung Achromat für den Stadtbalkon?

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Hallo liebe Community,

mein Name ist Dominik und ich bin am überlegen, ob es Sinn macht bei den folgenden Gegebenheiten überhaupt ein Teleskop zu kaufen und wenn, welches. Habe mich schon etwas eingelesen, aber es gibt bestimmt viele Fragen, von denen ich noch gar nicht weiß, dass ich sie stellen muss...

Einschränkungen:
- primärer Verwendungsort ist ein Stadtbalkon (nach Südwesten)
- zwar oberhalb der Straßenlaternen aber reichlich künstliches Licht (250 Tsd. Einwohner)

Ich habe gelesen, dass man künstliches Licht mit einem Nebelfilter filtern kann.

Ein wichtiges Ziel wäre, die Ringe des Saturn zu erkennen - ist das bei den nachteiligen Lichtverhältnissen überhaupt möglich?

Fotos wären zunächst kein Thema, auch möchte ich am Anfang keinen Motor, erstmal selbst nachführen. Meine Tendenz geht zu einem Bresser Messier Achromat mit 102 oder 127mm Öffnung und 800mm, 1000mm oder 1200mm Brennweite. Eigentlich wollte ich eine größere Öffnung, habe aber gelesen, dass das in der Stadt nicht viel bringt. Fürs Komplett-Set hatte ich an 1.000€ bis max. 1500€ gedacht.

Wie ist Eure Einschätzung?
 
Hallo Dominik,

also mit einem 100mm Refraktor kannst du die Ringe des Saturn auf jeden Fall sehen. Dabei stört auch die Lichtverschmutzung nicht. Die ist hauptsächlich bei Deep Sky Beobachtung störend.
Wenn du bereit bist, 1-1,5k Euro auszugeben, wäre z.B. sowas drin (wenn du Platz hast für ein so langes Teleskop, sonst gibts auch welche mit weniger Brennweite, die sind kürzer)


Montierung:

Den Rest des Budgets kannst du dann für Okulare verwenden.

Grüße,

Sebastian
 
Hallo Dominik,

willkommen im Forum.

Was heißt reichlich Licht?
Schau mal auf
lightpollutionmap
und teile uns mit, wie es in Deiner Gegend da aussieht.

Grundsätzlich ist die Idee ein Teleskop mit rückwärtigem Einblick auf dem Balkon zu nutzen nicht schlecht.

Aber ein Refraktor (Linsenteleskop) nach Frauenhofer (FH) ist dafür nicht ganz so doll geeignet.
Diese Teleskope bringen, Systembedingt, einen Farbfehler an hellen Objekten mit sich, da eben halt die Planeten. Das hat nichts mit schlechter Optik zu tun.
Ich habe selbst die von Dir erwähnten Größen an FHs, 120/600, 120/1000 und 127/1200.
Diese Teleskope gehen in ihrem Nutzungsbereich aber eindeutig in die Richtung Weitfeld-Teleskope. Also große, flächige Objekte in ihrer gesamten Ausdehnung und bei niedriger Vergrößerung beobachten.

Es wäre schön wenn Du uns mitteilst, welche Objekte Du gerne beobachten möchtest.
Planeten/Mond oder DeepSky. Beides zusammen wirst Du mit einem Teleskop nicht abdecken können, zumindest nicht ohne Kompromisse einzugehen.
 
Schau mal auf
lightpollutionmap
und teile uns mit, wie es in Deiner Gegend da aussieht.

Es wäre schön wenn Du uns mitteilst, welche Objekte Du gerne beobachten möchtest.

Hallo Mathias,

vielen Dank für deine Antwort.

Planetenbeobachtung steht im Vordergrund. Ich beobachte derzeit täglich den Mars mit bloßem Auge und würde ihn gerne vergrößert sehen. Saturn mit seinen Ringen hatte ich ja schon erwähnt.

Ich wohne in Mönchengladbach, auf der lightpollutionmap ist das leider einer der roten Bereiche...
 
Ich finde die Idee, hier einen Refraktor zu verwenden, auch gut. Mit dem f/11 ED den ich vorgeschlagen habe wäre der Farbfehler sicher erträglich, oder? Und DS aus der Stadt ist meiner Erfahrung nach eh eher frustrierend :).

CS,

Sebastian
 
Hallo Dominik,

Einschränkungen:
- primärer Verwendungsort ist ein Stadtbalkon (nach Südwesten)
- zwar oberhalb der Straßenlaternen aber reichlich künstliches Licht (250 Tsd. Einwohner)


Ein wichtiges Ziel wäre, die Ringe des Saturn zu erkennen - ist das bei den nachteiligen Lichtverhältnissen überhaupt möglich?
Planeten in der Stadt zu beobachten ist kein Problem. Die Frage ist nur, ob Dir das schnell langweilig wird. Jupiter ist interessant, Saturn ist schön und Mars ist klein.
Dann stellt sich noch die Frage, wieviel Platz Dir Dein Balkon für das Stativ oder Teleskop bietet.

Gruß
Ronald
 
Hallo,

ich stimme Sebastian in Punkto Apo zu.
Aber mit der EQ-5 und dieser Brennweite habe ich meine Zweifel.
Da ist nicht das Gewicht ausschlaggebend, des packt die Montierung, aber der Hebel... ...

Ich habe eine Montierung, Alt/AZ, die laut Papier 14Kg trägt, aber meinen 127/1200 FH, visuell grenzwertig. Da kommen schon Auschwingzeiten von 2, 3, 4 Sekunden zusammen.

Auf meiner EQ-6 R passiert da nichts, aber die... schau Dir den Preis an ;).
 
Hallo Dominik,


Planeten in der Stadt zu beobachten ist kein Problem. Die Frage ist nur, ob Dir das schnell langweilig wird.

Dann stellt sich noch die Frage, wieviel Platz Dir Dein Balkon für das Stativ oder Teleskop bietet.

Mit Kind, Arbeit und reichlich anderen Interessen ist Langeweile kein Thema ;) Und wenn es so kommt packe ich das Teleskop in den Kofferraum und fahre in ein Hotel in einem lichtschwachen Gebiet (wenn die Pandemie es erlaubt)

Der Balkon in Richtung Südwesten ist sehr groß, dann habe ich noch einen kleinen auf der anderen Seite (Nordosten), wo das Stativ dann mit einem Bein wohl im Zimmer stehen müsste.
 
Hallo Dominik,

mal abgesehen davon, das es "nur" Planeten evtl. langweilig werden, wenns wirklich dabei bleiben soll, was ich nicht glaube ;), wäre vielleicht auch ein Maksutow-Cassegrain (MC) oder Schmidt-Cassegrain (SC) anzudenken.
Mit denen würde auch unter Stadthimmel bissi was an DeepSky gehe.
Bei 6" oder 8" ist der Anspruch an die Montierung auch nicht so hoch.
Da würde ein C8 auch auf der EQ-5 gehen.

Die wären auf dem Balkon auch recht praktisch, da sie auch den hinteren Einblick haben.
Ich selbst nutze FHs und C8 auf dem Balkon, mit ca. 1,50m Tiefe.
 
Hallo Dominik

Bin mit ganz ähnlichen Voraussetzungen und mit einem ED-Refraktor mit 100mm Öffnung gestartet (weniger Lichtverschmutzung). So als Einstieg mag das also ganz gut passen. Saturn, Jupiter und der Mond aber auch zB h&chi Persei oder Doppelsterne sind im Refraktor sehr reizvoll.

Dennoch: Es kommt sehr schnell der Wunsch nach mehr Öffnung auf! Mars wird mit so einem Refri eine orange Kugel bleiben. Details gehen erst mit grösserem Gerät. Auch wenn ich mal ein neues Objekt gefunden habe, war ich oft etwas enttäuscht. Kugelsternhaufen zB. erscheinen im 100er nur als nebliges Fleckchen. Ein SC wäre also auch eine Überlegung wert.

CS und wünsche dir einen guten Einstieg!
 
Danke für Eure Erfahrungen. Mit so vielen Antworten in so kurzer Zeit hätte ich gar nicht gerechnet. Werde das auf jeden Fall in meine Suche mit einbeziehen!
 
Hallo Dominik,

tjaaa... so sind wir ;).
Bei kniffeligere Fragen kann es schon mal länger dauern.

Wenn ich darf, fasse ich mal a weng zusammen:
- "krasse" Lichtverschmutzung
- großer Balkon
- erstmal bevorzugt Planeten und Mond
- 1000,- bis 1500,-€
- evtl. auch mal in dunklere Gefilde fahren

Refraktor:
- eher wohl ein ED, noch moderater im Preis als triplet Apos
- ab Brennweiten von 900mm und > ziemlicher Anspruch an die Montierung, nicht wegen des Gewichtes sondern wegen des Hebels
- sollte aber schon a weng mehr Öffnung haben, damit auch was DeepSky geht
- DeepSky bei "roter" Umgebung wird meist absaufen
- ED deshalb, da der Farbfehler kaum noch wahrnehmbar ist
- Refraktoren sind recht schnell einsatzbereit

SC oder MC:
- meine persönliche Tendenz wäre zum SC
- gut an Planeten und Mond
- kompakt und kurzbauend, transportabel halt
- dadurch ist der Anspruch an die Montierung nicht so groß
- hohe Auskühlzeit, ca ein bis zwei Stunden, je nach Temperaturunterschied
- Taukappe notwendig
- Farbfehlerfrei
- hoher Preis bei 8" und >
- Okularunkritisch
- Planetenvideos gut möglich, selbst auf Alt/AZ-Montierung
- DeepSky-Fototgrafie mit DSLR, nun ja... ambitioniert

Montierung:
- lieber größer und am Anfang eine kleinere Optik
- das A&O, es muss ein stabiler Unterbau her
- GoTo nicht zwingend notwendig, aber trotzdem angenehm ;), muss man sich aber mit auseinander setzen
- manuell lehrt einen die Systematik der Montierung
- Alt/AZ = Alt = Altitude = rauf/runter, AZ = Azimuth = links/rechts, intuitiv halt, es gehen auch Planetenvideos
- parallaktisch komplexer, einnorden (grob für visuell), für DeepSky-Astrofotografie zwingend notwendig, da dann auch sehr genaues einnorden

Einfach fragen wenns zu viel ist ;).
 
Hallo Dominik,

der 102 f/11 ED : ja. Aber eine parallaktische Montierung auf einem Balkon würde ich mir nicht antun. Auch wenn man sie nur grob einnorden muß, wenn's dumm kommt stehen Dir die Beine im Weg rum. Eine Alt/AZ ist praktischer, mit der AYO II bist Du gut aufgehoben.

Gruß Uwe
 
Stimme da Uwe zu, ne Alt/AZ ist praktischer auf dem Balkon.
Hängt halt vom Platz ab.

Jep... Alt/AZ muss in beiden Achsen nachgeführt werden.
 
Alt/AZ heißt nicht zwingend preiswerter ;).
Achte bei den Montierungen auf die Tragkraft, zur Not bei der Hersteller WWW schauen, wenn nix beim Händler steht.
Achte auch auf den Hebel.
Newton und Refraktoren ist Brennweite = ~ Baulänge.
SCs und MCs sind wesentlich kürzer trotz höherer Brennweite.
 
Hallo,
Ich hab das TS ED 102mm f 11, und für Planeten ist es sehr gut tauglich. Das ist ein langes Rohr mit ner meines Geschmackes ordentlichen Linse vorne drin. Beobachte sehr viel Sonne damit über dem Herschelkeil, das schöne ist man kann wunderbar auch Binoviewers benutzen. Meins hat ne abschraubare 120mm Hülse, hatte nur dabei was schwierigkeiten die abzukriegen beim ersten mal, musste rundrum die Farbe mit ner Art Kutter aufschneiden, danach war gut. Das Teleskop in sich optisch ist sehr gut, die Verpackung aber nicht so toll. Rate dir bei diesem Teleskop es persöhnlich abzuholen beim Geschäft, ich musste bei meinem frisch angekommenen erstmal den Stift des Planetengetriebes reparieren wegen des unsachten Transportes.
Meins hatte ich bei Astroshop bestellt, und bekam ein Kasai Blanca 102mm f11, ge-label-t TS, das besser ist am Ende als das abgebildete bei TS und Astroshop. Hab damit mehr als Glück gehabt bei den Lieferanten Pannen bei den Shops.
200 fache Vergrösserung macht es locker beim Planeten gucken. Sehr sehr schön funktioniert auch das Teleskop mit dicken 2 Zoll Übersichts Okularen, Starclusters sind so ein Genuss, null Obstruktion.
Unterbau ist die EQ5 was zu schwach, wackelt sehr viel, der Hebel ist enorm. Die AOK Swiss ist passend dazu, brauchst du nur eine ordentliche Verlängerung noch das du damit am Zenith beobachten kannst. Ich hab zwei Verlängerungen drunter gemacht passend für meine Montierungen.
ED und f11 ist sehr gutmütig mit den Okularen, ein Lichtstarker Newton in diesem Aspekt ist da viel komplizierter.
Auch ne schöne Sache ist bei den Alti-Azimuth wie z.B. die bekannte AOK Swiss, das du zwei Rohre draufbekommst, auf einer Seite das lange, und auf der anderen ein kurzes alias richtigen Sucher, das ist dann wirklich eine sehr angenehme Sache. Mag ich sehr diesen Kombo.

CS, Martin
 
Hi,
warum ein Achromat und warum der Stadtbalkon?
Planeten werden tendenziell hoch vergrößert. Stadtgebiete haben ob der Thermik aber häufig lausiges Seeing, so das hohe Vergrößerungen nicht realisierbar sind.
Planeten werden spannend wenn man Details auflösen kann. Details kommen aber nur mit hohem Kontrast und Auflösung zum Vorschein. D.h. Öffnung und Farbreinheit sind gefragt. Da Öffnung aber das Seeing schneller auflöst besteht hier ein Dilemma.
Wenn es wirklich ein Achromat werden soll, würde ich nach einem gebrauchten Vixen 80M Ausschau halten. Die alten sind japanischer Fertigung und optisch durchaus gut, wenn auch etwas Restfarbe trotz f/11 da ist ansprechend. Mit einem guten ED könntest aber auch 80 mm f/7 nehmen bis hin zum 100 mm F/7 ED-Apo.
Alternativ könnte ein Mak mit z.B: 100 mm den 80mm durchaus an Leistung überbieten. Größe MC oder SC sind thermisch nicht schnell einsatzfähig, aber sind sehr kompakt.
CS
 
@Antares: Bin gerade auf Eurer Website unterwegs - das ist echt hilfreich und macht mir klar, dass es noch viel zu lernen gibt vor dem Kauf. Aber irgendwann will man halt auch mal was in der Hand halten....

Habe inzwischen mein Budget auf 2k erweitert (ohne Motoren/Fotos), aber das beste Budget bringt nix, wenn nicht das Zusammenspiel zw. Stativ, Montierung, Teleskop und Okularen stimmt.
 
Hallo Dominik,

Aber irgendwann will man halt auch mal was in der Hand halten....
ein verständlicher Wunsch ;).
Aber es führt kein Weg daran vorbei sich im Vorfeld Wissen anzueignen, theoretisches Lernen... ...
Um am Anfang zumindest einen groben Überblick zu bekommen welche Faktoren mitspielen, auf was man achten sollte/muss... ...

Nun gut, Papier, bzw. Webseiten sind geduldig ;), aber einfach so ein Teleskop kaufen und direkt an der Praxis lernen, da kannst Du das Geld auch gleich auf mein Konto überweisen ;).

Schön wäre es beides zu kombinieren, das Angelesene mal "live und in Farbe" bei den diversen Treffen usw. zu sehen, auszuprobieren.
Aber wie jeder weiß... ...

Du hast Recht Budget ist nicht alles, steckt aber ab, was angeschafft werden kann und in diesem Rahmen das passende zu finden.

Aber es scheint sich ja ein ED heraus kristallisiert zu haben
und alternativ dazu
MC oder SC.
Dazu eine manuelle Montierung
 
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