Anette_Aslan
Aktives Mitglied
Liebes Sterndelvolk,
gestern und heute Abend so gegen 19h habe ich mich mit meinem 102/500mm (Vierzöller) wieder auf meinen kleinen strassenseitigen Nordostbalkon begeben.
Wir hatten heute noch leichte Föhnnachwirkungen, gestern und vorgestern weitaus heftiger mit Boen um die 80 Km/h und einem Tagesmaxima um die 21 Grad C Ende Oktober!! Aber der Wind zauselte auch heute Abend leider zu sehr, so daß ich mein Equiptment doch lieber im Schuppen lies anstatt es wieder einmal mühsam im Garten aufzubauen und einzunorden, denn die Wolken die sich nach Sonnenuntergang verzogen und einen sehr transparenten Sternenhimmel ankündigten zogen alsbald zunächst in dünnen Cirren wieder auf.
Ich wollte mich aber unbedingt einmal näher mit Kembles Kaskade beschäftigen. Einer wunderschönen Asterisme im Sternbild Camelopardis mit etlichen Karbonsternen und einem Doppelsternpaar im NGC 1502.
Etliche Sternfreunde meinen, dass man unbedingt einen dunklen Ort brauche, um hier vernünftig beobachten zu können, aber diese Empfehlungen hielten mich nicht ab, es doch einmal unter Extrembedingungen zu versuchen. Seit einer Woche ist die Strassenlaterne direkt unter meinem Balkon zufällig defekt (nein, hab nicht reingeballert) , das macht ein paar Moleküle weniger Licht aus.
Ich schätze meinen Balkonhimmel mal auf 4,0mag. Im Norden erstrahlt die Lichtglocke des 29Km/h entfernten Wiens und unter mir reihen sich hell strahlende Strassenlaternen alle paar Meter entlang der Strasse vorm Haus. Alle paar Minuten fahren Autos vorbei, jede Menge Gassigeher und tanzende Jugendliche mit Earphones und Raggiemusik, heute mehrere Bataillione von kreischenden Monsterkindern die mir die Hand abgehackt hätten, wenn ich denen nichts Süsses gegeben hätte. Immer wenn so ein quitschendes und schreiendes Plärrkommando ankam, verkroch ich mich hinter die Balkontüre, in der Hoffnung, dass die das Teleskop nicht sehen und auf die Idee kommen da auch mal durchgucken zu dürfen. Das ist der Nachteil so direkt an der Strasse, wenn man nicht unbedingt zu den Streetwalkastronomers gehört die mitten in New York ihre Teleskope an den Gehsteigen aufstellen und Passanten für einen Blick durchs Okular einladen. Mal schauen, ob ich eines Tages auch so freakig werde, Broadwaybeleuchtung stimmt ja schon mal.
Aber ich bin hartgesotten! Wie meinte unser Manfred Knapp? Geht nicht, gibts nicht!!! Und so versuchte ich zunächst einmal die Pleijaden durch den Cirrus zu entdecken, mit Goto konnte ich das Objekt bequem anfahren, die Montierung war schnell eingenordet, das ist der Vorteil, wenn man so eine festmontierte Säule hat.
Im 26 Pano zeigten die sich die sieben Schwestern trotz Verschleierung recht gut. Das machte mir Mut und ich fuhr somit die M31 an, die auch noch durch die Eiswolken zu sehen war. Hin und wieder dünnte der Cirrus aus ober gab eine Wolkenlücke frei, so hüpfte ich auf ha und chi den Doppelcluster der schon recht hoch im Nordosten stand und war doch sehr angetan, denn die Transparenz zwischen den Lücken war enorm, der Wind bockte zwar noch rum, doch die Sterne kamen wie ausgestanzt durch, ich war wirklich sehr verwundert.
Also nochmal zu den Pleijaden, die nun kristallklar durch eine Wolkenlücke funkelten. Auch deren Anblick nun war die reinste Wonne. Sofort rauf zum Eulenhaufen in der Kassiopeia, meinem kleinen Liebling. Dieser zeigte sich auch sehr deutlich in all seinen Einzelheiten, mit den beiden Funkelaugen.
Immer wieder zogen diverse Wolkenlücken zu, die Atmosphäre war recht unruhig. Die Stimmung zu Hallo Wien war ja goldrichtig. Von allen Ecken plärrende Kinder, bellende Hunde die die Welt nicht mehr verstanden, ein bockiger Föhnwind, die ungewohnte Wärme selbst in der Nacht.
Ich wollte unbedingt rauf zu Kembles Kaskade, habe mir diese Asterisme eigentlich noch nie wirklich angeschaut, weil ich die nicht in meinem Handkontrollerverzeichnis finden kann. Als ich neulich in Youtube erfuhr wie man diese Asterisme gut finden kann, wurde ich sehr neugierig, das nun endlich mal auszuprobieren.
NGC 1502 ist ein kleiner Sternhaufen im Sternbild Camelorpardalis. Ein eher unscheinbares Sternbild zwischen Ursa Major und Kassiopeia. Meine Goto fährt diesen ja an und gleich rechts daneben (durch meinen Refraktor) erstreckt sich die markante Sternenkette von Kembles Kaskade.
Ich konnte sie durch den sich wiedereinmal verdünnenden Cirrus entdecken, gestern Abend sah ich sie aber sehr klar und deutlich. Eine schöne bunte Sternenkette erstreckt sich über ein weites Feld, deutlich rot sind die Karbonsterne. NGC 1502 zeigt sich am Ende dieser Sternenkette und hat in seinem Zentrum zwei Doppelsterne , seine Gestalt ist ein bissel dreieckig und er besteht aus ca. 15 Mitgliedern. Durch meinen kleinen Richfielder schon als Fleckchen zu erkennen, durchs 13ner Oku auch schon aufgelöst.
Trotz Bewölkung flanschte ich mal die DSLR Kamera (Canon 1000d) an und machte hier und da einen one shot von 30s bei ISO 200 (wegen der Vollbeleuchtung nur so niedrig). Das war aber ein nerviges Unterfangen, immer wieder zogen Wolken vor die Objekte, das reinste Starhopping war das heute. Die blauen Höfe um die Pleijadensterne werden leider vom Fraunhofer- Objektiv erzeugt, aber sie passen ja irgendwie gut zu diesem Objekt. Die zusammengedetschten Sterne im Zentrum von NCG 1502 sind die Doppelsterne, die zu trennen packt meine Kamera leider nicht. Deshalb sehen die so verzogen aus, sind sie aber nicht.
Meine Beute will ich euch nicht vorenthalten, es war eine nicht so leichte Jagd in dieser Geisternacht, aber ich hab sie erwischt.
Was doch unter diesen Umständen alles geht wollte ich Euch mal zeigen und ganz erstaunt
grüsst Anette
gestern und heute Abend so gegen 19h habe ich mich mit meinem 102/500mm (Vierzöller) wieder auf meinen kleinen strassenseitigen Nordostbalkon begeben.
Wir hatten heute noch leichte Föhnnachwirkungen, gestern und vorgestern weitaus heftiger mit Boen um die 80 Km/h und einem Tagesmaxima um die 21 Grad C Ende Oktober!! Aber der Wind zauselte auch heute Abend leider zu sehr, so daß ich mein Equiptment doch lieber im Schuppen lies anstatt es wieder einmal mühsam im Garten aufzubauen und einzunorden, denn die Wolken die sich nach Sonnenuntergang verzogen und einen sehr transparenten Sternenhimmel ankündigten zogen alsbald zunächst in dünnen Cirren wieder auf.
Ich wollte mich aber unbedingt einmal näher mit Kembles Kaskade beschäftigen. Einer wunderschönen Asterisme im Sternbild Camelopardis mit etlichen Karbonsternen und einem Doppelsternpaar im NGC 1502.
Etliche Sternfreunde meinen, dass man unbedingt einen dunklen Ort brauche, um hier vernünftig beobachten zu können, aber diese Empfehlungen hielten mich nicht ab, es doch einmal unter Extrembedingungen zu versuchen. Seit einer Woche ist die Strassenlaterne direkt unter meinem Balkon zufällig defekt (nein, hab nicht reingeballert) , das macht ein paar Moleküle weniger Licht aus.
Ich schätze meinen Balkonhimmel mal auf 4,0mag. Im Norden erstrahlt die Lichtglocke des 29Km/h entfernten Wiens und unter mir reihen sich hell strahlende Strassenlaternen alle paar Meter entlang der Strasse vorm Haus. Alle paar Minuten fahren Autos vorbei, jede Menge Gassigeher und tanzende Jugendliche mit Earphones und Raggiemusik, heute mehrere Bataillione von kreischenden Monsterkindern die mir die Hand abgehackt hätten, wenn ich denen nichts Süsses gegeben hätte. Immer wenn so ein quitschendes und schreiendes Plärrkommando ankam, verkroch ich mich hinter die Balkontüre, in der Hoffnung, dass die das Teleskop nicht sehen und auf die Idee kommen da auch mal durchgucken zu dürfen. Das ist der Nachteil so direkt an der Strasse, wenn man nicht unbedingt zu den Streetwalkastronomers gehört die mitten in New York ihre Teleskope an den Gehsteigen aufstellen und Passanten für einen Blick durchs Okular einladen. Mal schauen, ob ich eines Tages auch so freakig werde, Broadwaybeleuchtung stimmt ja schon mal.
Aber ich bin hartgesotten! Wie meinte unser Manfred Knapp? Geht nicht, gibts nicht!!! Und so versuchte ich zunächst einmal die Pleijaden durch den Cirrus zu entdecken, mit Goto konnte ich das Objekt bequem anfahren, die Montierung war schnell eingenordet, das ist der Vorteil, wenn man so eine festmontierte Säule hat.
Im 26 Pano zeigten die sich die sieben Schwestern trotz Verschleierung recht gut. Das machte mir Mut und ich fuhr somit die M31 an, die auch noch durch die Eiswolken zu sehen war. Hin und wieder dünnte der Cirrus aus ober gab eine Wolkenlücke frei, so hüpfte ich auf ha und chi den Doppelcluster der schon recht hoch im Nordosten stand und war doch sehr angetan, denn die Transparenz zwischen den Lücken war enorm, der Wind bockte zwar noch rum, doch die Sterne kamen wie ausgestanzt durch, ich war wirklich sehr verwundert.
Also nochmal zu den Pleijaden, die nun kristallklar durch eine Wolkenlücke funkelten. Auch deren Anblick nun war die reinste Wonne. Sofort rauf zum Eulenhaufen in der Kassiopeia, meinem kleinen Liebling. Dieser zeigte sich auch sehr deutlich in all seinen Einzelheiten, mit den beiden Funkelaugen.
Immer wieder zogen diverse Wolkenlücken zu, die Atmosphäre war recht unruhig. Die Stimmung zu Hallo Wien war ja goldrichtig. Von allen Ecken plärrende Kinder, bellende Hunde die die Welt nicht mehr verstanden, ein bockiger Föhnwind, die ungewohnte Wärme selbst in der Nacht.
Ich wollte unbedingt rauf zu Kembles Kaskade, habe mir diese Asterisme eigentlich noch nie wirklich angeschaut, weil ich die nicht in meinem Handkontrollerverzeichnis finden kann. Als ich neulich in Youtube erfuhr wie man diese Asterisme gut finden kann, wurde ich sehr neugierig, das nun endlich mal auszuprobieren.
NGC 1502 ist ein kleiner Sternhaufen im Sternbild Camelorpardalis. Ein eher unscheinbares Sternbild zwischen Ursa Major und Kassiopeia. Meine Goto fährt diesen ja an und gleich rechts daneben (durch meinen Refraktor) erstreckt sich die markante Sternenkette von Kembles Kaskade.
Ich konnte sie durch den sich wiedereinmal verdünnenden Cirrus entdecken, gestern Abend sah ich sie aber sehr klar und deutlich. Eine schöne bunte Sternenkette erstreckt sich über ein weites Feld, deutlich rot sind die Karbonsterne. NGC 1502 zeigt sich am Ende dieser Sternenkette und hat in seinem Zentrum zwei Doppelsterne , seine Gestalt ist ein bissel dreieckig und er besteht aus ca. 15 Mitgliedern. Durch meinen kleinen Richfielder schon als Fleckchen zu erkennen, durchs 13ner Oku auch schon aufgelöst.
Trotz Bewölkung flanschte ich mal die DSLR Kamera (Canon 1000d) an und machte hier und da einen one shot von 30s bei ISO 200 (wegen der Vollbeleuchtung nur so niedrig). Das war aber ein nerviges Unterfangen, immer wieder zogen Wolken vor die Objekte, das reinste Starhopping war das heute. Die blauen Höfe um die Pleijadensterne werden leider vom Fraunhofer- Objektiv erzeugt, aber sie passen ja irgendwie gut zu diesem Objekt. Die zusammengedetschten Sterne im Zentrum von NCG 1502 sind die Doppelsterne, die zu trennen packt meine Kamera leider nicht. Deshalb sehen die so verzogen aus, sind sie aber nicht.
Meine Beute will ich euch nicht vorenthalten, es war eine nicht so leichte Jagd in dieser Geisternacht, aber ich hab sie erwischt.
Was doch unter diesen Umständen alles geht wollte ich Euch mal zeigen und ganz erstaunt
grüsst Anette
Anhänge
Zuletzt bearbeitet: