Komischer optischer Effekt an Mondkratern

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SkyBob

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Hallo Zusammen.

Ich war kürzlich im Saarland.
Dort wollte ich mit nem Kumpel ne Astronacht einlegen.
Bedingungen warn nicht optimal, aber für Visuell auch nicht grotten schleht.
Also das Geraffel aufgebaut.

Bis zu den Wunschobjekten war noch ein wenig Zeit und der 3/4 Mond stand auch noch überm Horizont.
Also mal den 150/900er zu Gevatter Mond geschwenkt und die Krater beobachtet.
Da der mond nicht geplant war und nur kurz sekundär beobachtet werden sollte,
hatte ich keine lust den Polarisations Filter einzusetzen.
Dementsprechend hell und blendend war auchdas Bild.

Als ich so die Krater abschwenkte, stellte sich nach wenigen Sekunden ein seltsamer Effekt ein.
Die Krate schienen sich nach oben zu wölben und erschienen mir dann wie ein Plateau mit Loch in der Mitte.
Also quasi ein optisch invertierter Krater.
Erst nach ein paar Sekunden Pause schienen die Krater wieder normal, bis sich kurz darauf wieder der Effekt zeigte.

Kam das von der Blendwirkung mangels fehlemden Filter, oder was war das für ein Effekt ?

Gruß
Markus
 
Moin Markus!

> Die Krater schienen sich nach oben zu wölben und erschienen mir dann wie ein Plateau mit Loch in der Mitte.
> Also quasi ein optisch invertierter Krater.

Natürlich ist das eine optische Täuschung, auf die nicht deine Augen, sondern das Gehirn hereingefallen ist. Das ganze Phänomen nennt sich --> Tiefenumkehr – Wikipedia
 
Tja, wenn die Krater zu Blasen werden - das "klappt" auch bei Bildern -, hilft nur kurzes Augenschließen und Wegschauen oder sofortiges Verschrotten des "schuldigen" Instruments ... :p
 
Danke für die Antworten. ^^

Und "Nein" ... mein 150/900 wird nicht verschrottet :D:p

Gruß
Markus
 

Einen ähnlichen Effekt hatten wir neulich bei der Betrachtung von Felsbrocken auf dem Asteroiden Ryugu auf Fotos der Raumsonde Hayabusa 2: mal erscheinen sie als Vertiefungen, mal als Erhebungen. Es kommt bei der Interpretation vor allem auch auf die Einfallsrichtung der Lichtquelle an.

Credit: JAXA

Ryugu_ab.jpg
 
Hallo zusammen,
das ist mir auch schon mal ein paarmal aufgefallen, der oder die Krater wurden zu Blasen. Hab schon gedacht ich habs an den Augen.
Aber jetzt weiß ich ja was das ist, vielen Dank.

Gruß Wilfried
 
Hallo Markus,

der Effekt beruht darauf, daß unser Gehirn auf Grund unserer Lebenserfahrung automatisch annimmt, daß die Sonne immer im Himmel steht - sprich, daß Licht kommt immer von oben. Wenn sich nun, wie im oberen Bild von Peter, die Schatten im oberen rechten Bereich der Krater befinden, so ist dies vereinbar mit darunter liegenden Vertiefungen. Dreht man das Bild um 180 Grad, befinden sich die Schatten nun im unteren linken Bereich der Objekte, was nach unserer Alltagserfahrung mit Erhebungen vereinbar ist. Interessant ist, daß diese Täuschung bleibt, auch wenn man den Grund dafür kennt.

Dies ist nur ein Sonderfall des allgemeinen Prinzips, nach dem das Gehirn basierend auf unserer Lebenserfahrung ständig Hypothesen über unsere Umwelt bildet. Wir erleben nicht die reale Welt, sondern eine, die unser Gehirn basierend auf Sinneseindrücken und Lebenserfahrung vorschlägt. Das Gehirn konstruiert also sozusagen eine Umgebung, in der wir uns zurecht finden (sollen). Das funktioniert meistens sehr gut, aber eben nicht immer, siehe zB die oben genannte Tiefenumkehr. Oder im Falle des Mondes, der nahe am Horizont stets größer als normal wirkt.

Wie ich finde, ein sehr faszinierendes Thema, Ralf
 
Oder im Falle des Mondes, der nahe am Horizont stets größer als normal wirkt.

OK. Aber da spielt ja auch die Atmosphäre auch noch mit, die ja eine Art Linseneffekt erzeugt.
Meine ich zumindest.

Das meinten zwar schon etliche wohlbekannte Leute, u.a. auch der antike Astronom Ptolemaeus, ist aber nachweislich falsch.

Dass es sich dabei um keinen realen Effekt, sondern um ein psychologisches Phänomen handelt, kannst Du ja mit Deiner astronomischen Optik selbst ganz einfach verifizieren: einfach mal den Mondduchmesser im Okular oder auf dem Bildsensor am Horizont und in Kulmination vergleichen!
Jetzt im Winter, wo der Vollmond hoch aufsteigt, ist das besonders eindrucksvoll.

Der Effekt ist als Moon Illusion oder Mondtäuschung wohlbekannt.

Entsprechend zahlreich sind auch die Erklärungsversuche. Das Himmelsgewölbe wird anscheinend nicht als Halbkugel, sondern als "abgeflachtes Firmament" wahrgenommen, und atmosphärische Lichtbrechung hat damit nichts zu tun.

Explaining the moon illusion
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen,

man braucht kein Teleskop um der Mondtäuschung auf die Spur zu kommen.

Man kann den Mond beim einäugigen Blick mit einer Fingerkuppe der Hand am ausgestreckten Arm ziemlich genau abdecken, bei mir ist es der kleine Finger.
Der Daumen deckt etwa 1,5 Grad Himmel ab, der Finger dann gut 0,5°, also ungefähr den Monddurchmesser.

Das geht beim "extrem großen" Mond am Horizont genau so gut wie am "sehr kleinen" Mond im Höchststand.

Gruß
*entfernt*
 
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