McNaught 's Platz in meinem Leben

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prokyon

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Hallo Astronomiegemeinde,
als Junge habe ich das Buch von Carl Sagan "Der Komet" gelesen. Darin wurde von Kometen geschrieben, die in der Dämmerung oder sogar bei Tageslicht sichtbar sind. Davon gibt es Überlieferungen... Ich sah Grafiken, die Kometenschweife zeigten, die noch am Horizont zu sehen waren obwohl der Kern schon untergegangen war. Damals dachte ich mir, warum geschehen solche Dinge immer nur in der Vergangenheit, warum darf ich so was nicht erleben?
Dann kam Hale-Bopp. Mir kommt es noch wie gestern vor. Drei Uhr morgens stapfte ich schlaftrunken aus dem Haus und machte mich bereit, um nach einem angeblich recht hellen Kometen Ausschau zu halten. Sah zuerst nichts, dann machte ich einen Schritt zur Seite und hinter dem Baumwipfel unseres Kirschbaumes kam ein so heller Komet zum Vorschein, dass ich meinen Augen nicht trauen konnte. Es folgten lange Fernglas und Teleskopbeobachtungen - ich war glücklich - auch ich durfte mal einen so richtig hellen Kometen sehen.

Viele Jahre später erfahre ich im Internet von einem angeblich sehr hellen Kometen, der abends und morgens sichtbar sein soll. Leider war das Wetter immer sehr schlecht und ich verschwendete keinen Gedanken an eine Beobachtungsmöglichkeit. Dann tauchten auf astronomie.de erste Bilder und Beobachtungsberichte auf.... da wurde mir klar, dass es sich um einen ganz besonderen Kometen handeln musste. Am 10. Jänner war endlich schönes Wetter und ich fuhr auf eine Anhöhe mit guter Westsicht und konnte meinen Augen nicht trauen: Ein Komet, der es schaffte, sich gegen die Sonnenstrahlen der abendlichen Dämmerung durchzusetzen. Kurz vor seinem Untergang war der Anblick spektakulär und ich konnte es noch immer nicht fassen, dass ich so was mal erleben darf! Der Kern war bereits verschwunden und der Schweif war noch immer deutlich über dem Horizont zu sehen...wie damals in Carl Sagans Buch.

Ab heute ist mir klar, dass im Leben Dinge in Erfüllung gehen können, die man nicht für möglich hält.
Nun fehlt nur noch ein Meteorschauer der Superlative, wie einst von den Leoniden berichtet wurde und ein Tageslichtkomet. Dann brauch ich nichts mehr.

lg und cs

Werner

PS
Ach ja, noch gern erleben würde ich Polarlichter, eine Supernova, eine ringförmige Sonnenfinsternis, den Kontakt zu extraterrestrischen Lebensformen......................lechz <img src="/phpapps/ubbthreads/images/graemlins/tongue.gif" alt="" />
 
Ich bin noch nicht ganz sicher, welchen Platz der Komet in meinem Leben einnimmt. Wahrscheinlich der des bisher hellsten Kometen. Und des großen Kometen, den ich nur für 3 Minuten in einem Wolkenloch gesehen habe. West war eindeutig lichtschwächer - aber er stand eben am nachtdunklen Himmel. Hale-Bopp konnte sowieso West nicht das Wasser reichen. Was an dem Kometen aber richtig toll war, war die immense Dauer der Sichtbarkeit (Ende Januar bis Anfang Mai) und die wahnsinnigen teleskopischen kernnahen Strukturen! Und da hatte ich ein ähnliches Erlebnis wie Du es beschreibst: Jeder kannte die Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert, und plötzlich sieht man sowas am Okular als kontrastreiche Struktur!

Hyakutake war natürlich auch was Tolles. Schweiflänge über 80 Grad. Klar, man hatte schon gehört, dass es früher mal Kometen mit über den halben Himmel reichenden Schweifen gegeben hat. Aber irgendwie nicht damit gerechnet, sowas selber zu sehen.

>Nun fehlt nur noch ein Meteorschauer der Superlative<
Sehr eindrucksvoll. Das wird aber kompliziert.

>ein Tageslichtkomet.
Das klappt bei guter Durchsicht heute oder morgen. Oder meinst Du so einen wie den Septemberkometen von 1882? Sichtbar am Sonnenrand mit Sonnenfilter....

>Polarlichter
machbar

> eine Supernova
in der eigenen Galaxie natürlich - wird langsam mal wieder Zeit.

> eine ringförmige Sonnenfinsternis
ganz nett, aber nicht die gleiche Liga. Ich hätte gerne eine totale, und zwar morgen. Man stelle sich nur mal vor,McNaught wäre am 29.3. im Perihel gewesen!

>den Kontakt zu extraterrestrischen Lebensformen
Nö, bitte nicht. Stell Dir mal vor, beim Beobachten einer totalen Sonnenfinsternis tippt Dir ET auf die Schulter und meint "nach hause..."

Hartwig







Dann brauch ich nichts mehr.
 
>ein Tageslichtkomet.
Auf der Comet-Mailingliste kommen jetzt die ersten Beobachtungen mit dem bloßen Auge am Taghimmel.
Hartwig
 
Hallo Werner,

die Begeisterung kann ich gut nachvollziehen! Hale-Bopp damals war sehr beeindruckend, aber da wusste ich es noch nicht zu würdigen, denn es war der erste Komet, den ich sah.
Nicht vergessen werde ich den Anblick von Schwassmann-Wachmann im letzten Mai, wie er sich innerhalb von Minuten sichtbar vor dem Sternenfeld bewegte.

Und nun dieser Komet - den musste ich einfach sehen! Bis auf Dienstag bin ich also jeden Tag auf den Berg hinaufgeeilt, schon mit einer fingerbreiten Wolkenlücke hätte ich mich zufrieden gegeben. Doch jedes Mal dasselbe: den ganzen Tag Sonnenschein oder doch zumindestens ständig große Wolkenlücken, aber sobald ich pünktlich zum Sonnenuntergang das Plateau erreichte, schloß sich eben die letzte Wolkenlücke. Und innerhalb der folgenden Stunde tat sich keine andere Lücke mehr auf. Ich beginne meinen Glauben an den Zufall zu verlieren (wenn die ganze Woche bedeckter Himmel gewesen wäre, würde ich es ja noch verstehen; aber wenn jeweils eine Stunde vorher noch blauer Himmel war?!).
Ab heute ist mir klar, dass im Leben Dinge in Erfüllung gehen können, die man nicht für möglich hält.
Das stimmt. Bei mir ist das erfahrungsgemäß immer dann der Fall, wenn ich nicht damit rechne, oder gerade vollständig am verzweifeln bin. Oder wenn ich der Sturheit lange genug ihren Lauf gelassen habe. In diesem Sinne werde ich heute Abend wieder auf den Berg wandern, auch wenn es stürmt und regnet, und die Chancen gleich Null sind. Aber vielleicht... <img src="/phpapps/ubbthreads/images/graemlins/grknie.gif" alt="" />

Viele Grüße,
Claudia
 
Moin Werner!

Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie ergriffen Du bei dem Anblick von McNaught warst. Es konnte ja auch kaum jemand ahnen, was uns da angeflogen kommt. Ich hatte bisher noch nicht das Glück, diesen Kometen zu sehen. Die Enttäuschung hält sich bei mir mittlerwweile in Grenzen, angesichts der vielen tollen Fotos im Netz. Das entschädigt ein wenig. Vielleicht klappts am WE ja noch mit der Beobachtung im Sonnenschein, wer weiß?!

Der Komet, der mich bisher am meisten ergriffen hat und dessen Anblick ich nich vergessen werde, ist und bleibt (vorerst) Hyakutake. Ich weiß noch wie heute, wie ich im Garten stand: Der Kopf des Kometen nahe Polaris und der Schweif freisichtig bis in den Großen Wagen hinein... Das war wirklich ein gewaltiger Anblick. Hale-Bopp hat mich da nicht so fasziniert, obwohl der ja natürlich sehr gut sichtbar war.

Wenn's auch bis jetzt mit McNaught nicht geklappt hat, bei anderen großen Himmelsphänomenen hatte ich mehr Glück: Die Meteorschauer der Perseiden 1999 (die zwei Nächte nach der SoFi) und der Leoniden 2002 (aus Dänemark heraus). Dazu das immens helle Polarlicht vom April 2001, das kurz davor war, Schatten zu werfen. Mit einer Supernova kann ich natürlich auch nicht aufwarten <img src="/phpapps/ubbthreads/images/graemlins/grin.gif" alt="" /> - aber immerhin gelang mir die freisichtige Beobachtung der Nova 1999 im Adler (AFAIR die zweite damals, die in dem Sternbild in dem Jahr auftauchte).

Worauf ich als Kometen-Fan wirklich noch warte, ist ein Kreutz-Komet, der einen richtig langen Schweif entwickelt. Wenn man so die Berichte aus dem 19. Jahrhundert nachliest, sind damals einige gewaltige Brummer unterwegs gewesen. <img src="/phpapps/ubbthreads/images/graemlins/laugh.gif" alt="" /> Man soll ja die Hoffnung nie aufgeben...

Vielleicht noch etwas Statistik:
Ein Komet der 2. Größenklasse (nachts gut freisichtig) taucht etwa alle 4 bis 12 Jahre auf. 8 bis 24 Jahre muß man im Durchschnitt auf einen warten, der die 0. Helligkeit erreicht. Kometen im Tageslicht (-3 m und heller) lassen durchschnittlich 25 bis 50 Jahre auf sich warten.

Im 20. Jahrhundert gabe es 20 (21) Große Kometen, ein Schnitt von 4,8 Jahren also. Ebenso sind im 19. Jahrhundert 20 sehr helle Kometen verzeichnet, wobei mehr Kreutz-Kometen dabei waren. McNaught ist also der erste Große Komet des 21. Jahrhunderts, der in unseren Breiten sichtbar war. <img src="/phpapps/ubbthreads/images/graemlins/laugh.gif" alt="" />
Quellen:
http://www.space.com/spacewatch/050701_bright_comets.html
http://cfa-www.harvard.edu/icq/brightest.html
J.Bortles "Bright Comet Chronicles (19./20. Jh.)" (1998)
 
Hallo Werner!

Vielleicht kommt dieser Thread ja sogar noch etwas zu früh. So wie es jetzt aussieht wird McNaught noch immer heller, und entwickelt sich so zu einem Tages-Kometen!
-5mag wird ihm derzeit gegeben, leider ist das Wetter hier momentan nicht danach, aber ansonsten könnte eine Beobachtung heute Nachmittag durchaus noch meinen Eindruck von diesem Kometen verstärken.
Bis jetzt fiel er für mich eher in die Kategorie "Ikeya-Zhang" - natürlich heller aber doch immer horizontnahe. Hale-Bopp war schon noch eine Nummer größer und eindrucksvoller, Hyakutake hab ich leider versäumt.... <img src="/phpapps/ubbthreads/images/graemlins/mauer.gif" alt="" />

Aber wie gesgt mal abwarten, was heute und in den nächsten Tagen noch passiert...!

Gruß Burkhard
www.kometarium.com
 
Hallo,
ein weiterer Wunschtraum ist schon in Erfüllung gegangen. Habe McNaught heute um 15.30 Uhr mit freiem Auge gesehen - sensationell! Wenn man ihn mal hat kein Problem, sieht wie ein kleines Wölkchen aus!

cs

Werner

PS
Natürlich ist es mir auch lieber, wenn ich beim Beobachten nicht von E.T. belästigt werde <img src="/phpapps/ubbthreads/images/graemlins/wink.gif" alt="" />
 
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