Merkurparallaxe messen, am 15. Juli

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MartinElsaesser

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Hallo,

Am 15. Juli gegen 13:40 MESZ steht Merkur weniger als 8 Bogensekunden vom Stern My Geminorum entfernt. Das ist nur wenig mehr als der scheinbare Durchmesser des Planetenscheibchens. Bei knapp 18° Abstand von der Sonne sollte das sicher zu beobachten sein, ggf. sogar visuell.
Schon zwischen München und Hamburg unterscheidet sich der Abstand ggf. ausreichend stark, das wir hier einen Unterschied messen können? Wir müssen ja nur die Mitte der jeweiligen Scheibchen vermessen.

Der Stern ist mit 2.8mag schön hell und mit Spektralklasse M0 rötlich, was der Beobachtung am blauen Himmel auch helfen wird.

Ich werde also versuchen hier im Süden die Begegnung mit einem Teleskop mit viel Brennweite und kleinen Kamerapixeln aufzunehmen. Vielleicht finden ja noch andere die Zeit für einen Versuch und wir können die Unterschiede abbilden?

Allerdings bewegt sich Merkur recht flott am Himmel. Wir könnten also zB über +-15Minuten jeweils kurze Videos aufnehmen und dann jeweils eine Gerade der Relativbewegung bestimmen. Dann wird es noch genauer.

Frohe Grüße,
Martin
 
Hallo Martin,

Danke für den Hinweis. Ich beobachte ja gerne solche Ereignisse am Taghimmel.

Bei knapp 18° Abstand von der Sonne sollte das sicher zu beobachten sein, ggf. sogar visuell.
Ich bin rein visueller Beobachter. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass My Geminorum bei diesem Sonnenabstand am Taghimmel visuell eine sehr sehr harte Nuss ist. Merkur wird dagegen mit einem Kontrast von rechnerisch ca. 70 % auch visuell ziemlich einfach zu finden sein.

Hast du die Parallaxe denn ausgerechnet? Wenn ich mich nicht verrechnet habe, beträgt die Parallaxe für die Nord-Süd-Ausdehnung von Deutschland (800 km) nur etwa 0,9". Das ist sicherlich nachweisbar, aber nicht wirklich ausreichend, um den Abstand Merkur-Erde zu berechnen. Ich denke, du müsstest noch jemanden auf der Südhalbkugel finden, damit ihr das Ganze auch quantitativ auswerten könnt.

Gruß
Wolfgang
 
Hast du die Parallaxe denn ausgerechnet? Wenn ich mich nicht verrechnet habe, beträgt die Parallaxe für die Nord-Süd-Ausdehnung von Deutschland (800 km) nur etwa 0,9". Das ist sicherlich nachweisbar, aber nicht wirklich ausreichend, um den Abstand Merkur-Erde zu berechnen. Ich denke, du müsstest noch jemanden auf der Südhalbkugel finden, damit ihr das Ganze auch quantitativ auswerten könnt.
In der Tat, für Orte mit einer Distanz von 800 km ergibt bei einer Entfernung von 1,08 AU für Merkur nur eine Parallaxe von knapp 1 Bogensekunde.

Hier sind ein paar Simulationen mit TheSkyX für geografisch weit voneinander entfernte Orte, allesamt zur selben Zeit um 13h 41m 10s MESZ = 11h 41m 10s UT. Die geringste Winkeldistanz zwischen Merkur und μ Gem wird für Orte im nördlichen Polarkreis erreicht:

Code:
Ort                      geogr. Breite    Altitude    Winkelabstand

Utqiagvik, Alaska             71°            7°            7"
Nordpol                       90°           23°            7"
Stockholm                     59°           47°            9"
Hamburg                       54°           54°           10"
München                       48°           58°           10"
Rom                           42°           61°           11"
Lagos, Nigeria                +6°           68°           16"
Kapstadt                     -34°           26°           21"

μ Gem ist mit einer visuellen Magnitude von 2,9 am Taghimmel natürlich eine Herausforderung, ist im Roten und erst recht im Infraroten aber wesentlich heller. Ob da ein Rotfilter hilft, den Kontrast zum blauen Taghimmel zu verbessern, müsste man mal probieren ...

Mercury_North-Pole_15.07.2021_13.41.jpg


Mercury_Hamburg_15.07.2021_13.41.jpg


Mercury_Cape_Town_15.07.2021_13.41.jpg




 
Hi,
interessante Sache, danke für die Info. Ich sehe da für meine Umgebung aber auch eher schwarz, bzw. in diesem Fall weiss :(. Der Himmel ist hier in Stadtnähe oft sehr dunstig, und bei hohem Sonnenstand um Mittag rum wird alles überstrahlt, und Merkur selbst schon eine Herausforderung. Bei der letzten Abendsichtbarkeit hatte ich Merkur spätnachmittags ein paar mal erwischt, als die Sonne schon wd. tiefer stand.
Ein Versuch wäre es Wert, ihn schon früh morgens aufzusuchen und dann so lange wie möglich im Blick bzw. auf dem Schirm zu behalten..
-cb
 
Hallo,
Ich konnte vorhin bei sehr guten Bedingungen problemlos den Austritt des Sterns Kappa Geminorum hinter der jungen Mondsichel beobachten, bei ca 6 Grad Abstand von der Sonne. (Beobachten = Aufnehmen/Live beobachten mit speziellem Gerät).
Video des Austritts bei Youtube

My Geminorum ist noch 0.7mag heller und viel roter, auch wird die Elongation fast dreimal größer sein. Bei erträglichen Bedingungen sollte es also recht leicht sein, im Minutentakt ein kleines Video von Merkur und Stern aufzunehmen. Später dann jeweils das Video stacken und die Position der beiden Scheibchen bestimmen. Dann die relativ Koordinaten des Merkur in ein Diagramm eintragen und eine Ausgleichsgerade durchlegen. Der minimale Abstand laut dieser Gerade sollte dann recht genau sein, würde ich hoffen.

Der genaue Wert einer Parallaxe ist mir aber nicht so wichtig, ich will nur den Unterschied zu einem anderen Ort erkennen können. Andere können das gerne noch genauer auswerten.

Martin
 
Hi,
ist schon abgefahren. :y:Welches 'spezielle Gerät' kam denn da zum Einsatz, dass der Stern so kontrastreich abgelichtet werden konnte? Ich kann dazu hier nur mit einem Dunkelrot-Filter aufwarten (#25 z.B.) Und den Gamma-Regler auf Anschlag bei der Aufnahme.
Wetterprognose für nächste Woche sieht leider auch nicht wirklich berauschend aus. Bzw. "berauschend" schon, halt leider im wahrsten Sinne d. Wortes :(
-cb
 
Hier in München hat es geregnet, vielleicht wäre es bei Passau klar gewesen, das war mir aber zu unsicher und zu weit.
Im Nordosten der Republik war es wohl besser.
Grüße, Martin
 
Ja, schade, habe vorhin auch unverrichteter Dinge wd. abgebaut. Sah vormittags ganz vielversprechend aus, so ca 30-40% wolkenfrei, und zwischen den Wolken schön klar und blau. Aber dann schlug der Aufbau-Voodoo zu, als ich alles Equipment rausgestellt und zusammengestöpselt hatte, waren die Wolkenlücken auf kaum erkennbares Maß zusammengeschrumpft. Und der Abbau-Voodoo danach hat leider versagt, nachdem ich abgebaut hatte, wurde es auch nicht besser :(. Aber Merkur ist ja ein flinker Zeitgenosse, der schrappt sicher demnächst mal wd. an einem anderen Stern vorbei.
-cb
 
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