NINA Three Point Polar Alignment ohne Polaris

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grange

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Hallo liebe Astronomie-Begeisterte!

Ich bin neu hier und darf mich daher kurz vorstellen: heiße Flo und bin aus Wien ;)
Seit einigen Monaten bin ich stolzer Besitzer einer EQ6-R mit Skywatcher PDS 250 (254/1200) und Canon EOS 6D und versuche mich seither in der Astrofotografie.

Gestern habe ich mal das neue NINA-Feature "Three Point Polar Alignment" ausprobiert, in der Hoffnung am Balkon ohne Nordsicht ein vernünftiges PA hinzubekommen.
Laut FAQ des Plugins braucht es hierfür ja keine Sicht nach Norden. Da der Balkon (Dachgeschoss) ungefähr ein Blickfeld von Nordosten bis Südwesten bietet, müsste das ja passen. Also habe ich das Stativ per Kompass nach Norden ausgerichtet, alles in die Waage gebracht, das Teleskop angeklemmt und alles in die Home-Position gedreht (Gegengewicht-Stange nach unten, Tubusöffnung nach Norden). Dann habe ich die Kamera und Montierung mit NINA verbunden und losgelegt. Soweit also meiner Meinung nach alles wie immer, nur ohne Sicht nach Norden.

Als Startpunkt habe ich einen Stern im Osten ausgewählt, Measure Point Distance auf 10° belassen und 1s mit ISO 3200 belichtet. NINA hat auch brav die Montierung in Richtung Osten gedreht, jedoch schlug das Plate Solving mit dem voreingestellten Solver Search Radius von 10° fehl. Also habe ich den Radius deutlich erhöht (25°). Danach hat der Prozess grundsätzlich mal funktioniert und NINA hat nach und nach Fotos gemacht, plate solved und weitergedreht. Nach dem dritten gesolvten Foto dann die böse Überraschung: der Azimuth-Error beträgt 22°, ich soll die Montierung nach Osten bewegen.

Leider kann ich mir nicht erklären, wieso hier ein so großer Azimuth-Fehler rauskommt. Hat jemand bereits Erfahrung gesammelt mit dem Three Point Polar Alignment von NINA? Mache ich hier grundsätzlich etwas falsch? Mit einer nach Norden ausgerichteten Montierung kann ja nach meinem Verständnis ein Azimuth-Error von 22° nicht stimmen, geschweige denn dass ich soviel an den Azimuth-Schrauben korrigieren könnte.

Bin für jeden Hinweis dankbar und bedanke mich generell schonmal vorab fürs Lesen und Antworten :)

Lg, Flo
 
Hallo Flo,

22° ist schon extrem.
Der vom Kompass angezeigte und tatsächliche geografische Norden (wo auch der Himmelspol ist) liegen für Wien knapp 5° auseinander. deswegen nicht denken, eine per Kompass ausgerichtete Montierung zeigt tatsächlich nach Norden - aber das macht halt “nur“ 5° aus.

bleiben noch immer 17° ohne Erklärung übrig.

ist dein setup ausreichend stabil und alle Prismenschienen fest? Weil wenn es dort, wie auch immer aussehende Bewegung gibt, interpretiert die Programm-Routine das als Polarabweichung.

Grüße,
Alex

p.s. Oder steckt in deiner Hauswand ein starkes Magnetfeld, dass die Kompassnadel ablenkt? ;-)
 
Hey Alex,

danke für deine Antwort.
Genau, eine gewisse Abweichung habe ich erwartet, aber 22° sind halt völlig daneben.

Das Setup sollte grundsätzlich stabil sein, werde ich heute nochmals überprüfen. Das 254/1200 Newton inkl. EOS 6D ist halt schwer und ich bewege mich daher ziemlich am Limit der zulässigen Zuladung der Montierung. Da ich aber noch im Soll bin, erklärt das aber auch nicht die Abweichung.

Vielleicht hat hier auch NINA Probleme, mangels Erfahrung kann ich das aber leider nicht sagen bzw. kann ich das nur das nächste Mal im Feld ausprobieren.

lg

EDIT: die Prismenschiene wie auch die Rohrschellen sind jeweils handfest angezogen und sitzen fest.
 
Was mir gerade noch eingefallen ist: die Balkone sind einfach ausgedrückt auf einem Stahlgerüst außen am Haus angebracht. Bei der kleinsten Bewegung vibriert die Konstruktion, jedoch wartet NINA jeweils 5 Sekunden nach jedem Slew, bis ein Foto gemacht wird. Ich denke also nicht, dass das einen Einfluss haben kann bzw. niemals einen so großen.

lg
 
Also, statt Kompass würde ich in deiner Stelle über Stellarium, oder einem ähnlichen Programm, nachschauen welcher Stern gerade genau im Süden steht und die Montierung mit dessen Hilfe ausrichten. Zur Not musst du einige Minuten auf einen passenden Stern warten.

Die genaue Südrichtung solltest du dir dann am Horizont oder Nachbarhaus merken. Dann kannst du immer mit "Antinorden" ausrichten

Helmut
 
Also, statt Kompass würde ich in deiner Stelle über Stellarium, oder einem ähnlichen Programm, nachschauen welcher Stern gerade genau im Süden steht und die Montierung mit dessen Hilfe ausrichten. Zur Not musst du einige Minuten auf einen passenden Stern warten.

Die genaue Südrichtung solltest du dir dann am Horizont oder Nachbarhaus merken. Dann kannst du immer mit "Antinorden" ausrichten

Helmut
Hey. Kannst du mir bitte erklären, wie man mit "Antinorden" ausrichtet? Ich kann mir da leider nicht vorstellen, wie das funktionieren soll. Danke dir ?
 
Wenn du genau weißt wo Süden ist, ist Norden doch genau gegenüber. Das ist doch viel genauer, als ein Kompass.
Antinorden war ein Scherz.:geek:
 
Hallo Flo,

wenn sich an deinem Balkon oder sonst irgendwo in unmittelbarer Nähe viel Stahl befindet, zeigt die Kompassnadel natürlich auch eine Missweisung an. Sie wird ja durch das Eisen abgelenkt. Und das nicht unerheblich.
Am besten also, wie es Helmut bereits geschrieben hat, einen Stern aussuchen der sich zu dieser Zeit (Sommerzeit berücksichtigen! 1 Stunde sind auch schon wieder 15°) im Meridian befindet und an diesem grob ausrichten. Norden befindet sich dann logischerweise auf der gegenüberliegenden Seite.

CS
Dieter
 
Hallo Flo,

wenn sich an deinem Balkon oder sonst irgendwo in unmittelbarer Nähe viel Stahl befindet, zeigt die Kompassnadel natürlich auch eine Missweisung an. Sie wird ja durch das Eisen abgelenkt. Und das nicht unerheblich.
Am besten also, wie es Helmut bereits geschrieben hat, einen Stern aussuchen der sich zu dieser Zeit (Sommerzeit berücksichtigen! 1 Stunde sind auch schon wieder 15°) im Meridian befindet und an diesem grob ausrichten. Norden befindet sich dann logischerweise auf der gegenüberliegenden Seite.

CS
Dieter
Wenn man Stellarium oder Ähnliches auf seinen Wohnort eingestellt hat, ist Sommerzeit und Ortszeitabweichung schon berücksichtigt. Der Himmelsanblick ist dann genau wie in Wirklichkeit.
 
Das plugin ist Recht neu, wenn du das meinst. Wer weiß ob das schon sauber funktioniert.

Hier gibt es ein Video dazu 3 point...

Gruß,
Martin
Genau, deswegen habe ich auf Erfahrungen eurerseits gehofft. Bin mir nämlich auch nicht sicher, ob das Plugin zuverlässig funktioniert. In allen Tutorials bisher sind die Koordinaten für den Start nämlich Default, sprich Polaris. Ob es auch gen Süden funktioniert, bleibt unklar.

Lg Flo
 
Es ist schon davon auszugehen, dass eine solche neue (sehr gute) Routine vor dem offiziellen Release ausgiebig getestet wurde.
:ROFLMAO: ich bin Softwareentwickler. Software reift beim Kunden. Oder schon Mal was von Bananen Software gehört.

Mein Lieblingsspruch. Was willst du, bei mir tut's doch.

Jetzt Mal im Ernst. Es gibt immer etwas, was man übersehen hat.

Ich würde das neue Plugin gerne testen und mit PhD vergleichen. Scheint eine schnelles Verfahren zu sein. Leider ist der Himmel wieder dicht.

Gruß,
Martin
 
Hallo Flo,

sollte deine "Balkonsituation" einer mehr oder weniger komplette Stahlkonstruktion sein, dann ist Kompass und Balkon in der Tat ein gewagtes Unterfangen. Da ich selber mal als "Balkonaut" und arg "umbaut" unterwegs war, kann ich Herberts Vorschlag unterstützen. Anstatt eines Sternes bei Nacht, kannst Du auch am Tag per Sonnenstand die 180° Position bestimmen. Ich hatte dann am Geländer einen kleinen Punkt gemacht und an der Hauswand in Flucht einen Klebehaken gesetzt. Am Abend Magnet auf die Markierung, paar Meter Schnur zwischen Magnet und Haken und dann die Montierung in dieser Flucht aufgestellt. Du musste aber Markierung und Haken schon sehr nahe an der Aufstellposition anbringen - also vorher etwas planen;) .
Damals habe ich mit WCS (Web-Cam-Scheinern) - gibts auch noch... WCS - Optimales Einrichten von Montierungen mit Hilfe einer CCD / WebCam, Softwareunterstütztes Teleskop Scheinern Star-Drift Methode eingerichtet. Nach ein paar Durchläufen ging diese Prozedur ganz gut.
Manchmal habe ich die Montierung auch stehen gelassen und abgedeckt, weil dass schon viel Zeit spart...
Du musst mit deinem Setup und deiner Standortsituation "trainieren" - will immer keiner hören (auch ich war lange Zeit resistent) - aber Übung macht den Meister ;). Erfahrung und Routine kannst Du mit keiner Software anschließen....

Das die NINA-Routine fehlerhaft ist glaube ich nicht - es ist nicht ausgeschlossen, jedoch eher unwahrscheinlich. Aber im Vergleich zu gewerblichen "Softwareschmieden" sind wir im Amateur- Hobbybereich unterwegs. Da ist a) mehr Enthusiasmus im Spiel und b) "Hobbyenergie- Ehre", eigenes Interesse + c) Verständnis der zu erfüllenden Aufgabe vorhanden. Persönliche Erfahrung: Funktioniert im Verglich zum "Profitool" meist genau so gut oder sogar besser (praktischer).

CS und viel Spaß

Silvio
 
Aber im Vergleich zu gewerblichen "Softwareschmieden" sind wir im Amateur- Hobbybereich unterwegs. Da ist a) mehr Enthusiasmus im Spiel und b) "Hobbyenergie- Ehre", eigenes Interesse + c) Verständnis der zu erfüllenden Aufgabe vorhanden.


Das mag sein. Das bewahrt aber für Software nicht vor Fehlern. Vor allem, die Open Source Gemeinde ist auf das Feedback der Benutzer angewiesen.
Im Unternehmen haben wir Tester, müssen uns an ISO Vorgaben bezüglich Software Qualität halten und trotzdem produziert man immer wieder Bananensoftware.

Übrigens in den Video, das ich verlinkt habe wurde auch ein Unterschied zu sharpcap festgestellt.

Nicht falsch verstehen. Als Software Entwickler würde ich nie Fehler ausschließen.

Gruß,
Martin
 
Danke euch für eure Antworten.
Ich wollte hier auch keine Diskussion über Software-Qualität entfachen. Als Software-Developer weiß ich aber auch, dass man sich nie blind auf die Qualität von Software verlassen kann und wollte deswegen hier einfach nach Erfahrungsberichten fragen.

Gestern habe ich etwas herumexperimentiert und durch Verstellen des Stativs/der Montierung zumindest einen Az-Error erreicht, der über die Azimuth-Schrauben einzustellen war. Norden habe ich mir dabei eher über Google Maps und den örtlichen Gegebenheiten abgeleitet.
Trotzdem hat NINA dann beim Korrigieren immer relativ ruckartig zwischen ca. 10" und -10" hin und her gemeckert, war also nicht exakt einzustellen. Dreht man wenig an den Schrauben, hat sich zwar das Bild geändert, aber nicht der Error. Dreht man etwas mehr, springt die Anweisung gleich von "rotate left" zu "rotate right" und vice versa. Da muss ich also nochmal ran.

MIttels 2-Star Alignment, Polar Alignment und einem erneuten 2-Star Alignment direkt über die Goto-Handsteuerung hat aber dann alles zu meiner Zufriedenheit geklappt. Belichtungszeiten von 60 Sekunden haben noch zu annehmbar runden Sternen geführt, was bei der Last auf der Montierung denke ich recht solide ist.

Sonst finde ich NINA top und verwende es auch für die Ansteuerung der Kamera und der Montierung. Dem Three Point Polar Alignment werde ich dann das nächste Mal im Feld noch eine Chance geben, nachdem ich über das Polar Scope aligned habe.

lg
 
Hallo Flo,

einnorden ohne Sicht auf Polaris habe ich zum Ende der letzten Winter-Saison auch mal hinter einem Fenster gemacht.
Etwa so:

- Azimutal-Schrauben auf gleichen Abstand einstellen (die Deklination stimmte noch vom Aufbau im Garten)
- Sonnenfilter auf das Teleskop
- Mit Cartes du Ciel o.ä. die Sonne anfahren und dann die ganze Montierung mit Stativ drehen (Klappt am Besten und Fußboden schonend mit Filzgleitern unter den Stativbeinen) bis die Sonne im Live-View mittig ist.
- Feineinstellung der Deklination
- Parken und die Nacht abwarten


Mit Platesolving und Guiding hatte das ganz gut funktioniert.
Wenn das schonmal klappt kannst du ja die "Three Point Polar Alignment" nochmal laufen lassen und hier berichten.

Grüße

Dietmar
 
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