Orientierungshilfe für Orientierungslose: Platesolving mit APT und Stellarium

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Martroese

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...oder: Was mache ich ohne Sucher?

Moin zusammen,

ich hatte HIER ja vor kurzem nach einer Weg zur Orientierung am Nachthimmel ohne einen Sucher und ohne Anpeilmöglichkeit gesucht.

Eine für meinen Fall recht praktikable Lösung möchte ich hier kurz vorstellen. Man braucht dazu allerdings einen Laptop, die Software APT (AstroPhotographyTool) und Stellarium. Und eine Kamera. Also fürs Feld wahrscheinlich eher nicht praktikabel.

In dem oben genannten Fred wurde ich auf das Stichwort Platesolving aufmerksam, was so etwas wie Shazam für Astrofotos ist :): Man speist ein selbst aufgenommenes Foto einer Himmelsregion ein und lässt dann das Programm den entsprechenden Ausschnitt suchen, mit Koordinaten versehen und im Idealfall auf einer Karte anzeigen.

APT hat diese Funktion mit integriert und hat darüber hinaus die wunderbare Unterstützung, den gefunden Himmelsausschnitt 1zu1 in Stellarium anzeigen zu können. In meinem Fall helfen mir die gefundenen Koordinaten zur Orientierung recht wenig, das Bild in Stellarium gibt aber sofort eine Orientierung, wohin die Kamera/das Teleskop gerade blickt. So kann ich mit ein paar wenigen Bilder, mit denen ich mich immer näher an das Objekt der Begierde herantaste, nach ein paar Minuten die Aufnahmesession starten.

Klar, verglichen mit einem Sucher oder GoTo ist der beschriebene Weg sehr mühselig, langwierig und umständlich. Aber es ist eine Möglichkeit die Kamera sehr genau auch auf sehr schwache Objekte auszurichten.

Wie genau die Einrichtung von ATP und Stellarium zu diesem Zweck funktioniert, beschreiben diese drei Videos sehr gut (ich hoffe, es ist rechtens, wenn ich diese Videos hier verlinke...)

Schritt 1

Schritt 2

Schritt 3

Angewandt sieht das so aus:

-Kamera in die ungefähre Richtung des Aufnahmeobjektes schwenken
-kurzes Foto aufnehmen,
-in ATP öffnen
-"blind" suchen
-in Stellarium anzeigen lassen
-Kamera ensprechend neu ausrichten

Das Ganze dann so oft, bis das Objekt im Bildfeld ist.

Beispiel: Andromeda
Apt.JPG


Jetzt sieht man, wo die Kamera im Moment steht und in welche Richtung korrigiert werden muss.

Stellarium.JPG


Das war die Vorstellung dieses Wegs. Sicher nicht für jeden praktikabel aber vllt für den ein oder anderen hilfreich :)

Gruß und CS
Martin vom Dach
#writteninCCCCCC
 
Sehr hilfreich. Merci fürs Zusammenschreiben!
Woanders erzählst Du: "Dauert bei mir so 30-40s für ein Bild." Gut zu wissen. Wenn ich an die erfolglosen 2 Versuche vor 3 Jahren mit dem Nano-Tracker hier auf dem lichtgeplagten Feldweg denke, und über Kopf am Zenit nix eingefangen habe, was da einklich so rumschwamm...
die 2-4 mal 30-40 Sekunden fürs Anpirschen wären ne gute, weil erfolgsichernde Investition gewesen. :)
 
Moin Anette,

Danke für die Rückmeldung! :)

Der Suchvorgang dauert in etwa so lange. Mit Bild aufnehmen etc kommen noch ein paar Sekunden pro Durchgang dazu. Schneller als nova.astrometry ist es in jedem Fall. Und gerade in Verbindung mit Stellarium ungemein anschaulicher.
Musst halt nur einen Lappi mit auf den Feldweg nehmen/schleppen :)

Gruß
Martin
 
Für offline Blind Solving auf OSX MacOS funktioniert z.B. Astrometry von Cloudmakers, WENN das Foto nicht total überbelichtet ist. Dauer: 39 Sekunden (y)
Da das Programm keine Hilfedatei hat, muss man vorher rausfinden, welche Index-Dateien der Sternkataloge am besten runterzuladen sind; je mehr falsche Indexdateien, um so länger dauert der Suchlauf. Leider hab ich Blindsolving auf dem Mac bisher nicht hinbekommen mit der Planetariumssoftware Kstars und dem Geräte-Steuerungstool Ekos.

Bin in eine ähnliche Finden-und Framing-Falle, die FFF, getappt wie Du: ohne Sucher und wegen starker Lichtverschmutzung im Live-view der Kamera mit einem f/6.3 500mm Spiegeltele kein Stern zu sehen (mit dem 102/500 f/4.9 Refraktor ist das kein Problem). Burli70 war ja auch in dieser Falle mit seiner Nikon J1 und seinem Mak im städtischen Garten. Meine Sony Nex-5n kann man nicht wie Deine Canon vom Lappi aus bedienen. Aber zum Ausgleich hätte ich wenigstens Goto... dafür müsste allerdings das 1-Star-Alignment via Kamera hinhauen, damit das Goto danach auch präzise geht. Noch ein Unterschied: ich werde wohl doch meinen schweren, sperrigen Winkel-Sucher parallel zur Kamera montieren können. Dann wär ich klar im Vorteil. "Befestigen" = mit Paketklebeband :D - Löcher+Gewinde in Sucher-Basis und Montierungsplatte zu bohren und ne Schraube zu verwenden, ginge auch, wenn man wüsste wie und einen Bohrer hätte. Ein kleiner, leichter Leuchtpunktsucher wäre auf dieser Montageplatte eine noch bessere Lösung, aber diese Investition werd ich auch nicht machen.

Das Ganze dann so oft, bis das Objekt im Bildfeld ist.

Ich bewundere Deine Geduld, Deine Lern- und Leidensbereitschaft bei der FFF-Challenge.
Falls Du beim Hobby bleibst und vll irgendwann noch mal eine dickere Monti, Teleskop, Sucher und Pipapo anschaffen solltest, würdest Du wegen Deiner ganzen Gorilla-Tätigkeit auf dem Dach nebst Bild-Nachbearbeitung nix mehr zu lernen haben. Nur noch Dein Guerilla-Gelerntes erinnern und übersetzen - fertig.
Was Dir die Anschaffung der EQ1 und Schrittmotor und Standortwahl an Kniffligkeiten abverlangt hat, hat Dir hoffentlich auf fast jedem Schritt richtig Spass gemacht. Eine stolzgeschwellte Brust, nein, 2 oder 3, samt Medaillen auf Lebenszeit hast Du Dir gesichert. Einfach genial.
Frage mich grade, was Dein junges Gehirn wohl alles für neue Synapsen gebildet hat durch diese Herausforderungen. Und auch: mit welchem inneren Selbstbewusstsein Du an noch wieder andere Herausforderungen gehen können wirst. Ob das wohl bei Dir der freien Can-Do-Attitude entspringt oder zu ihr führen wird, mit der alles im Leben so viel mehr Freude macht...

Mit philosophischen can-do-too Grüßen
Silver
 
Hi liebe Leut, mal eine Anregung von einem Noob ;-)

Es gibt doch diese Sternenhimmel-Apps fürs Handy. Könnte man sowas in der Art nicht als Hilfe nutzen, wenn man mit einer parallelen und rechtwinkligen Halterung das Handy am Teleskop einspannt ?

Ich hab jetzt nur mal so freie Apps ausprobiert, so wie Sky Map. Müsste doch eigentlich möglich sein, sowas mit Justage-Anweisungen zu basteln, gerade da so schön einfach GPS- und Raumlagedaten verarbeitet werden können.

Meint ihr, das Platesolving würde auch für Handykameras funktionieren ? Oder sind die zu popelig dafür ?

OK, Gruß Jörch
 
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