Software zu Äquinoktien gesucht

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Simon1988

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Hallo an Alle

ich suche momentan nach einer "relativ" einfachen Software/Programm mit der ich zb. die Tag u. Nacht-Gleiche simulieren kann,
und auch eine Veränderung der Erdachse vornehmen kann. Das Programm sollte insofern genau sein, da ich mir zusätzliche
Rechenarbeit (wenn es geht) ersparen will. Soweit ich weiß kann Stellarium soetwas nicht!?

Der Grund ist der dass ich anhand einiger mittelalterlichen Bauwerke (Kathedralen) ihre Ausrichtung hinsichtlich der Äquinoktien untersuchen will. Ich weiß das ginge auch rechnerisch zu Fuss, aber falls jemand ein gutes Programm kennt welches mir zumindest
die Arbeit etwas erleichtern würde, dann wäre ich für jeden Tipp dankbar!


Schönen Freitag
Simon
 
Hallo Simon,

Stellarium berücksichtigt die Präzession. D.h. wenn du das entsprechende Datum eingibst, stimmt auch die Richtung der Erdachse. Das kannst du einfach mal selber ausprobieren, indem du dir den nördlichen Himmelspol anschaust (äquatoriales Koordinatensystem einschalten) und dann die Zeit in sehr großen Schritten änderst. Dann siehst du wie der Polarstern in Bezug auf den Pol wandert. Im Jahr 1200 war z.B. der Polarstern über 5° vom Himmelpol entfernt.

Die Ausrichtung von Kathedralen anhand der Äquinoktien bleibt natürlich unverändert, da ja die Äquinoktien immer genau im Osten und im Westen liegen. Lediglich das Datum ändert sich.

Gruß
Wolfgang
 
Hallo Wolfgang

danke für die Info, aber ich bräuchte noch die Option dass ich die Erdachse verändern könnte,
quasi die Erdkugel drehen kann wie ich will. Ich habe gehört das Programm Celestia hat solche Möglickeiten aber
kann dort, ähnlich wie beim Stellarium, anschließend auch den Sternhimmel betrachten?

Es gibt ein älteres Program dass so etwas konnte, nur habe ich leider den Namen komplett vergessen.


Vielleicht kennt ihr noch andere Möglichkeiten.


lg Simon
 
Der Grund ist der dass ich anhand einiger mittelalterlichen Bauwerke (Kathedralen) ihre Ausrichtung hinsichtlich der Äquinoktien untersuchen will.

Naja, wie in der deutschen bzw. englischen Wikipedia ausführlich erklärt wird, ist die im allgemeinen (*) bevorzugte Orientierung von christlichen Kirchen derart, dass der Altar zur geografischen Ostrichtung zeigt, und das wäre astronomisch betrachtet zunächst mal völlig unabhängig vom Kalender:

Ostung

Orientation of churches

Nun geht ja im Frühjahr zur Zeit der Tag und Nachtgleiche die Sonne genau im Osten auf. Insofern bietet sich dieser Zeitpunkt zur praktischen Fixierung der Ostrichtung an.

(*) Aber keine Regel ohne Ausnahmen: die frühen christlichen Kirchen in Rom hatten die entgegengesetzte Orientierung, mit dem Altar im Westen und dem Eingang im Osten.

Die spätere Konvention mit dem Altar im Osten war häufig auch nur ungefähr gültig, als man für die Fixierung der Ausrichtung häufig gar nicht den Sonnenaufgang zum Zeitpunkt des Äquinoktiums wählte, sondern stattdessen den Festtag des Kirchenheiligen der betreffenden Kirche. So ist der Stephansdom in Wien auf die Richtung von Sonnenaufgang am 26. Dezember (Stefanitag) im Jahr 1137 nach dem Julianischen Kalender orientiert! Die Literaturquellen in der englischen Wikipedia geben weitere Untersuchungen insbesondere zur Orientierung englischer Kirchen an, wobei die kalendarische Fixierung der Zeit für den gewählten Sonnenaufgang anscheinend erheblich variierte.

ich bräuchte noch die Option dass ich die Erdachse verändern könnte, quasi die Erdkugel drehen kann wie ich will.

Ich verstehe nicht, wie das für die Klärung der Orientierung von Kirchen von Bedeutung sein sollte. Die geografische Richtung von Norden, Süden, Ost und West ändert sich doch nicht über die Jahrhunderte ...
 
Ich verstehe nicht, wie das für die Klärung der Orientierung von Kirchen von Bedeutung sein sollte. Die geografische Richtung von Norden, Süden, Ost und West ändert sich doch nicht über die Jahrhunderte ...
Genau vor diesem Rätsel stand ich auch. Und außerdem: Wenn es um die (zeitliche) Änderung der Äquinoktien geht, warum reicht dann die Kenntnis über die tatsächlich stattfindende Veränderung der Erdachse (Präzession) nicht aus? Warum die Richtung der Erdachse nach eigenem Gutdünken ändern? :unsure:

Es hat ja durchaus seinen Grund, warum man die Richtung der Erdachse in Stellarium nicht frei wählen kann. Simon, du bist der erste auf der Welt, der das machen möchte.

Gruß
Wolfgang
 
Tja, da liegt wohl ein grundlegendes Missverständnis vor. Man muss halt unterscheiden zwischen der Präzession der Erdachse und der Polbewegung.

Die Präzession beschreibt den langsamen Umlauf der Erdachse mit einer Periode von ca. 26000 Jahren um den Pol der Ekliptik. Das verändert zwar allmählich die Lage vom Himmelspol am Sternenhimmel, bekanntlich liegt der zur Zeit dicht bei Alpha Ursae minoris, dem Polarstern, zur Zeit der alten Ägypter aber eher bei Thuban = Alpha Draconis. Außerdem verschiebt sich dadurch der Frühlingspunkt entlang dem Tierkreis. Das alles betrifft aber nur die Ausrichtung in Bezug auf die umgebenden Objekte am Himmel. Die Position und Orientierung von Objekten auf der Erdkugel, etwa definiert durch ihre geografischen Koordinaten, verändert sich nicht mit fortschreitender Präzession der Erdachse. Insbesondere die Bedeutung der Himmelsrichtungen Nord, Süd, Ost und West bleibt invariant. Skandinavien bleibt im Norden und Italien im Süden. Und eine Kirche, die genau nach Osten ausgerichtet wurde, bleibt auch nach tausend Jahren so ausgerichtet!

Dann gibt es den Effekt der Polwanderung, welcher die Verschiebung der geografischen Polachse gegenüber der Erdkruste beschreibt. Dieser Effekt könnte im Prinzip die geografischen Koordinaten von Objekten auf der Erde und ihre Ausrichtung verändern. Solche Effekte sind aber derart geringfügig im Bereich von Bruchteilen einer Bogensekunde, dass man sie in normalen Lebenssituationen völlig vernachlässigen kann.

Summa summarum, bezüglich der Position und Orientierung von Kirchenschiffen, spielt weder die Präzession noch die Polwanderung irgend eine Rolle.
 
Zuletzt bearbeitet:
hallo Peter
hallo Wolfgang

ich hoffe dass wir jetzt nicht zu weit vom Thema abdriften, aber ich erläutere ganz kurz.

Ich verstehe nicht, wie das für die Klärung der Orientierung von Kirchen von Bedeutung sein sollte. Die geografische Richtung von Norden, Süden, Ost und West ändert sich doch nicht über die Jahrhunderte ...

Die Orientierung der Kirchen ansich spielt für mich keine direkte Rolle. Jedoch weisen etliche europäische (u. außereurop.) Bauten,
Kirchen, Kathedralen, Burgen etc. einige architektonische Besonderheiten auf. Diese Bauten sind entweder im Gesamten oder nur ein Teil derer so ausgerichtet dass zum Zeitpunkt der Tag u, Nacht-Gleiche ein besonderes Licht und Schattenspiel entsteht. Das war früher soetwas wie ein Schmankerl seitens der Bauherren und Baumeister, als Außenstehender hat man
davon nichts gewusst, zugleich diente es quasi als astronomische Uhr.



Genau vor diesem Rätsel stand ich auch. Und außerdem: Wenn es um die (zeitliche) Änderung der Äquinoktien geht, warum reicht dann die Kenntnis über die tatsächlich stattfindende Veränderung der Erdachse (Präzession) nicht aus? Warum die Richtung der Erdachse nach eigenem Gutdünken ändern? :unsure:

Es hat ja durchaus seinen Grund, warum man die Richtung der Erdachse in Stellarium nicht frei wählen kann. Simon, du bist der erste auf der Welt, der das machen möchte.

Gruß
Wolfgang

Die Veränderung der Präzession spielt keine Rolle, denn dadurch verschiebt sich zwar das obige Licht/Schattenspiel im Kalender, aber tritt trotzdem auf. Ganz anders wenn man die Erdachse verschieben täte und genau das will ich simulieren, mehr nicht.
Ich möchte das Thema hier nicht ins Geschichtliche lenken sondern nur auf ein solche Programm, wenn es jemand ganz genau wissen will dann kann ich es per PN erläutern.


Ich mach jetzt erstmal eine Runde mit dem Rad solange das Wetter passt.


Danke u. lg Simon
 
Die Veränderung der Präzession spielt keine Rolle, denn dadurch verschiebt sich zwar das obige Licht/Schattenspiel im Kalender, aber tritt trotzdem auf. Ganz anders wenn man die Erdachse verschieben täte und genau das will ich simulieren, mehr nicht.
Keine Ahnung, was das für ein besonderes Licht/Schattenspiel im Äquinoktium sein soll. Wenn Du aber den Effekt unterschiedlicher Sonnenstände studieren möchtest, brauchst Du doch nur die geografische Breite zu variieren.
 
Hallo Simon!

Das, was du das (nicht-präzessionsbedingte) Verschieben der Erdachse nennst, macht sich als Schiefe der Ekliptik bemerkbar. Innerhalb von rund 40000 Jahren ändert sich die Neigung der Erdachse zwischen 21,9° und 24,3°. Das macht sich natürlich entsprechend beim Sonnenstand bemerkbar - fast immer, außer ausgerechnet zu den Äquinoktien. Dann steht die Sonne genau auf dem Himmelsäquator und das "Licht-und Schattenspiel" ist unabhängig von der Schiefe der Ekliptik. Die Mittagshöhe der Sonne ist zu den Äquinoktien unabhängig von der Schiefe der Ekliptik ganz einfach 90° minus geografische Breite.

Gruß
Wolfgang
 
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