Tauschutz und Lüftung für Newton

swizzly

Aktives Mitglied
Hallo liebe Astronomie-Community,

ich beschäftige mich derzeit mit meinem Newton-Teleskop und habe festgestellt, dass viele Astronomen verschiedene Maßnahmen zum Schutz und zur Belüftung des Hauptspiegels verwenden. Einige montieren einen Ventilator auf dem Hauptspiegel, andere verwenden ein Heizband, und manche nutzen sogar beide gleichzeitig.

Meine Frage ist: Sind solche Maßnahmen überhaupt notwendig? Hat jemand von euch Erfahrungen damit gemacht, ob ein Ventilator oder ein Heizband tatsächlich die Tauanfälligkeit des Teleskops reduzieren?

Des Weiteren ist mir aufgefallen, dass es um den Hauptspiegel herum eine Lichtleckage gibt, durch die Licht von außen in das Teleskoprohr gelangt, hinter den Hauptspiegel. Wenn ich diese Lücke mit einer Kappe oder Klebeband abdichte, gelangt kein Licht mehr hinein, aber dies würde die Verwendung eines Ventilators verhindern. Wie sieht es mit der Belüftung aus, wenn die kleine Lücke verschlossen wird? Wird dadurch das Tauanfälligkeitsrisiko erhöht, da keine Luft mehr um den Hauptspiegel strömt?

Ich freue mich auf eure Erfahrungen und Meinungen zu diesem Thema. Vielen Dank im Voraus für eure Hilfe und Ratschläge!

Klare Nächte und klare Sicht,
Zoltan
 
Ich verwende im Winter oder bei hoher Luftfeuchtigkeit bei meinen 6" Newton einfach nur eine Tauschutzkappe.
Hatte da noch nie Probleme. Und meistens geht es sogar ohne.

Es ist tatsächlich so, dass der Hauptspiegel von hinten her beleuchtet werden kann.
Ich setzte meinen Teleskop hinten einfach eine Mütze auf, da kommt dann garantiert kein Licht mehr durch.
Und ganz nebenbei hält das auch den Spiegel etwas wärmer.

Grüße
Mario
 
Ich verwende im Winter oder bei hoher Luftfeuchtigkeit bei meinen 6" Newton einfach nur eine Tauschutzkappe.
Hatte da noch nie Probleme. Und meistens geht es sogar ohne.

Es ist tatsächlich so, dass der Hauptspiegel von hinten her beleuchtet werden kann.
Ich setzte meinen Teleskop hinten einfach eine Mütze auf, da kommt dann garantiert kein Licht mehr durch.
Und ganz nebenbei hält das auch den Spiegel etwas wärmer.

Grüße
Mario
Hallo Mario,
Danke, tolle Idee :-).
Grüsse
Zoltan
 
Des Weiteren ist mir aufgefallen, dass es um den Hauptspiegel herum eine Lichtleckage gibt, durch die Licht von außen in das Teleskoprohr gelangt, hinter den Hauptspiegel.
Man kann das Problem auch mit ein Blende vorm Hauptspiegel angehen.

Inwiefern das den Abfluss der Warmluft beeinflusst, kann ich aber nicht sagen.

Bei meinem Dobson ist hinten alles offen. Vorne durch die Gitterkonstruktion auch. Probleme mit tau habe ich zwar keine, die Performance ist aber nicht immer optimal. Da mein Refraktor aber parallel ähnliche Auflösungen erreicht, tippe ich hier eher auf den Standort. Ein Lüfter könnte da aber vielleicht doch ein wenig bringen.

Bei meinem aktuellen selbstbau gehe ich das Problem anders an. Das Teleskop soll rein fotografisch genutzt werden. Abschirmung gegen Licht hat hier für mich Priorität. Der Spiegel ist nach hinten gegen Licht abgeschirmt, zur Seite aber offen. Vor den Hauptspiegel setze ich eine Blende. Ob das ganze auch funktioniert kann ich noch nicht sagen. Der Newton ist noch nicht fertig. Da Spiegel und Tubus klein sind, erwarte ich weniger hier das Problem mit Turbulenzen und mehr mit tau vorne am fangspiegel. Da bin ich noch am überlegen ob ich ein heizband irgendwo hinten anbringen soll oder eher vorne. Oder halt eine fangspiegelheizung.

Vorne ein heizband wäre ideal meiner Meinung. Es geht beim Taubeschlag nur um das strahlungsgleichgewicht zwischen Umgebung und der Luft. Die Umgebung muss soviel Energie liefern, dass der Spiegel nicht unter den taupunkt kommt. Ob man den Tubus heizt oder den Spiegel, ist egal. Solange der Hauptspiegel warm ist, kann z.B. der fangspiegel nicht anlaufen. Dafür macht das schlieren im Tubus. Daher wäre ein heizband auf fangspiegelhöhe vielleicht die beste Lösung. Das ist aber erstmal nur die Theorie. Wie es wirklich ist, werde ich erst ausprobieren können, wenn das Teil fertig ist. Fangspiegelheizung wäre meine letzte Option. Nicht weil ich denke dass es nichts bringt, eher weil es bei dem kleinen Gerät am schwersten umzusetzen und am teuersten ist. Taukappe ist schnell gebaut. Lüfter auch. Taukappenheizung habe ich auch eine. Lüfter wird wahrscheinlich auch nicht viel bringen bei mir, da der Hauptspiegel an der Seite offen ist. Der Lüfter würde weniger aus dem Tubus und mehr von der Seite saugen.

Fertige Lösungen habe ich also keine. Nur paar Denkanstöße.

Grüße
Joachim
 
Hallo Zoltan,
bei der Belüftung von Spiegelteleskopen geht es hauptsächlich um die Grenzschicht, welche sich über dem Hauptspiegel bildet, wenn dieser wärmer ist als die Umgebungsluft.

Eine weitere Folge durch die aufsteigende Warmluft des Hauptspiegels ist Tubusseeing.
Grenzschicht und Tubusseeing sind häufig die Ursache für flaue kontrastarme Bilder, welche man dann auch nicht hoch vergrößern kann.

Da sich die Grenzschicht relativ hartnäckig auf dem Hauptspiegel hält braucht man Lüfter, welche idealerweise einen laminaren Luftstrom über der Spiegeloberfläche erzeugen und so die Grenzschicht zerreißen.

Ohne Lüfter muss man je nach Größe des Teleskops oft Stundenlang warten bis der Temperaturgang der nächtlichen Abkühlung abgeschlossen ist.
Größere und geschlossene Teleskope laufen meist der ganzen Nacht der Temperatur hinterher.

Wenn dich das Thema interessiert gibt es hier zwei wissenschaftliche Artikel zum Thema Spiegel Seeing.

C.M. Lowne hat viele Untersuchungen zum Spiegel Seeing angestellt und z.B. hier veröffentlicht.
Ebenso die Arbeiten von Iye et al., gugst du hier.

Eine Taukappe erfüllt noch weitere Funktionen als nur den Tauschutz.
Sie verhindert das Streulicht eindringen kann und das Lokales Seeing, evtl. von zu wahren Bodenplatten oder die Atemluft des Beobachters in den Strahlengang gelangen kann.

Eine weitere Tuningmaßnahme wäre eine Tubusisolierung mit Iso-Tapete, da die Oberseite des Tubus schneller auskühlt als die Unterseite.
So fördert ein "nackter" Blechtubus ebenfalls das Tubusseeing.
LG
 
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