Vergütung der Okulare

Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.

Bocian

Aktives Mitglied
Hallo!

Mal wieder eine Frage an die hier vertretenen Experten:

Ich habe mir bei verschiedenen Händlern vor Ort Okulare für mein Bino angesehen. Dabei fiel mir auf, dass die Farbe der Vergütungsreflexe innerhalb eines Okulartypes und Brennweite sehr stark variiert. So hatten wir z.B. 5 Stück Tele Vue Panopic 24mm auf dem Tisch stehen, welche alles samt unterschiedliche Farbreflexe zeigten. Das eine mehr rot, das andere mehr grün. Die Unterschiede waren nicht zu übersehen und leicht erkennbar. Das selbe kann man von den Takahashi LE Okularen sagen, also alles keine Billigokulare. Meine Frage: Wie kommt es zu diesen Differenzen, wenn die Okulare doch "aus einer Lieferung" stammen? Ich hatte vermutet, dass alle verbauten Linsen die gleiche Behandlung erfahren (Schliff, Politur und Vergütung). Wie würde sich ein deutlicher Vergütungsunterschied in der Praxis auswirken? Irgenwann habe ich mal gelesen, dass man beim Kauf von Binookularen auf ein absolut identisches Paar achten soll. Was meint Ihr?

Schönen Sonntag!
Bocian
 
Hallo Bocian,

habe soeben meine Radian's untereinander verglichen; die zumindest haben alle exakt das gleiche Grün u. etwas Rot als Vergütungsfarbe/Reflexe. Auch in der Intensität. Ebenso wie das 24er Panoptic.

Einzig allein das NaglerZoom 2-4mm hat eine bläuliche Vergütungsfarbe.

Die Okulare wurden, bis auf das 3mm, zwar alle auf einmal angeschafft, aber ob sie aus einer Charge stammen, kann man natürlich nie sagen.

Waren evtl. verschiedenfarbige Lampen an der Decke/Seite des Händlers montiert, die es verursacht haben könnten?
Was sagt der Händler denn dazu?


Grüsse u. CS

Manfred










 
Hallo Manfred,

der Händler kann sich das auch nicht erklären. Ist eben so und bisher ist das offenbar noch keine so genau aufgefallen. Mich irritiert es aber schon ein bisschen, da ich meine, dass die Okulare schon identisch sein sollten, zumindest wenn sie aus einem Produktionszeitraum stammen. Vielleicht hat ja jemand eine genaue Erklärung für diese Auffälligkeit.

CS!
Bocian
 
Hallo,

heutzutage werden mehrschichtige Vergütungen verwendet. Das Material jeder Schicht muss dabei einen geringeren Brechungsindex haben, als das der darunter befindlichen. Außerdem ist jede Schicht in Brechungsindex und Dicke so abgestimmt, dass sie einen bestimmten Teil des Lichtsspektrums besonders gut im reflektierten Licht schwächt (Interferenz bei Reflexion an dünnen Schichten).

Nun kann man die Schichten so anordnen, dass eine blau schwächende die oberste ist, oder eben eine rot schwächende. Danach kann nach außen hin bei schrägem Blick auch die "Farbe" der Vergütung bei dem einen Okular so sein, bei einem anderen anders. Das kommt letztlich auf die Herstellung der einzelnen Glaslinsen beim Zulieferer an.

Hauptsache ist, dass keine der vielen Reflexionen, die man sieht, wenn man direkt unter einer Weißlichtlampe steht, weiß ist. Ich glaube, bei den preiswerteren Okularen wird nicht wirklich jede Fläche über das ganze Spektrum multivergütet. Dann müssten alle Reflexionen die gleiche (schwache) Farbe haben. Vielmehr teilen sich die Glas-Luft-Flächen die Arbeit. Die cyanfarbene Reflexion bedeutet, dass an dieser Fläche die Reflexion der Komplementärfarbe von cyan (also rot) besonders gut geschwächt wird.

Für eine wirklich ordentliche Vergütung benötigt man pro Fläche sicherlich mehr als 2 Antireflexionsschichten. Dies ist dann vielleicht bei Okularen über 300 Euro Neupreis der Fall. Gleichfarbige Reflexionen, die darauf hinweisen, dass jede Fläche gleich vergütet wurde, habe ich bisher nur bei Kameraobjektiven gesehen.

Gruß, Günther.
 

Anhänge

  • verguetung-ts-planetary-hr5.jpg
    verguetung-ts-planetary-hr5.jpg
    19,6 KB · Aufrufe: 945
  • verguetung-ts-wa26.jpg
    verguetung-ts-wa26.jpg
    16,4 KB · Aufrufe: 959
  • verguetung-meade-qx26.jpg
    verguetung-meade-qx26.jpg
    15,5 KB · Aufrufe: 920
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo nochmal,

könnte mal bitte jemand ein oder zwei derartige Bilder teurer Okulare (Nagler, Ethos, Pentax o.ä.) unter der Schreibtischlampe machen und ins Forum setzen. Mich würde mal interessieren, wie da die einzelnen Reflexionen aussehen.

Danke, Günther.
 
Hallo Günther,

danke für Deine Erklärung. Wie kommt es aber, dass an fünf Tele Vue Okularen (Panoptic 24mm) jeweils verschiedene Reflexfarben sichtbar sind? Ich meine, bei einem ist der Reflex rot, der bei dem anderen grün und beim nächsten blau erscheint. Daraus kann man ja nur schließen, dass die einzelnen Linsen schon unterschiedlich vergütet wurden und bei der Montage dann willkürlich verarbeitet werden, oder? Innerhalb einer Produktioncharge müsste doch absolute Geleichheit herrschen?

Bocian
 
Hallo Bocian

Um es mal einfach auszurücken, dass ist ganz normal, dass Okulare oder Objektive der gleichen Art unterschiedliche Vergütungsfarben zeigen können.

Meine Frage: Wie kommt es zu diesen Differenzen, wenn die Okulare doch "aus einer Lieferung" stammen? Ich hatte vermutet, dass alle verbauten Linsen die gleiche Behandlung erfahren (Schliff, Politur und Vergütung).

Aus der gleichen Lieferung heißt nicht, dass auch alle Augenlinsen gleichzeitig bedampft wurden.

Wie würde sich ein deutlicher Vergütungsunterschied in der Praxis auswirken?

Wahrscheinlich gar nicht. Diese Farbunterschiede der Reflexionen auf vergüteten Oberflächen rühren von Lichtbrechungen her. Es ist nicht möglich, von der Farbe einer Vergütung auf deren Qualität schließen zu können.

Auch hier geht es wie bei vielen Dingen der industriellen Fertigung um Toleranzen und um die Toleranzen der daran beteiligten Komponenten.

So wie nicht jede Linse einen Strehl von 100% haben muss und haben wird um gut zu sein, kann natürlich eine Vergütung von Charge zu Charge um ein paar Atomlagen variieren, so dass die eine Linse eben mehr grün reflektiert und eine andere mehr blau usw.

Irgenwann habe ich mal gelesen, dass man beim Kauf von Binookularen auf ein absolut identisches Paar achten soll.

Das bezieht sich mehr auf die Mechanischen Toleranzen des Gehäuses. Damit man deckungsgleiche Bilder hat und deckungsgleiche Gesichtsfeldblenden und das der Fokus an der gleichen Stelle ist.
Weil es einfach total nervend ist, wenn man bei jedem Okularwechsel rumschrauben muss.
Aber auch das lässt sich nicht immer vermeiden ;)

Gruß Uwe
 
Hallo Uwe,

Zitat von Quanten:
Diese Farbunterschiede der Reflexionen auf vergüteten Oberflächen rühren von Lichtbrechungen her.
an einer Vergütung bricht sich kein Licht und fällt wieder zurück. Es wird an der Vergütung reflektiert und löscht sich aufgrund destruktiver Interferrenz z.T. aus. Bei einer rot reflektierenden Vergütung z.B. wird alles Licht außer rotes vernichtet.

Auch hier geht es wie bei vielen Dingen der industriellen Fertigung um Toleranzen und um die Toleranzen der daran beteiligten Komponenten.

So wie nicht jede Linse einen Strehl von 100% haben muss und haben wird um gut zu sein, kann natürlich eine Vergütung von Charge zu Charge um ein paar Atomlagen variieren, so dass die eine Linse eben mehr grün reflektiert und eine andere mehr blau usw.
Entweder Du lenst Dich sehr weit aus dem Fenster oder der Hersteller solcher Optiken hat den Vergütungsprozess nicht unter Kontrolle oder er hat diesen Prozess modifiziert.

Alle meine sechs Vixen LVWs, die ganz sicher nicht aus derselben Charge/demselben Los stammen (gebraucht aus unterschiedlichen Quellen bezogen), reflektieren Glühlampenlicht in denselben Farben.

Gruß,
Markus
 
Hi Zusammen,

hm, mal mehr info:

1. Vergütungen werden aufgedampft. Die Linsen befinden sich dabei meiner Info nach auf einer Art "Backblech". Linsen am Rande des Backblechs kriegen dabei nicht unbedingt dieselbe Schichtdicke ab, wie solche im Zentrum. Bei Nebelfiltern gibt es ähnliche Bedampfungsprozesse mit ganz denselben Schwierigkeiten.
2. Bei einem satten grün wie wir das gerne bei Multicoatings vorfinden, ist unsere Farbwahrnehmung nun gegen leichte Verschiebungen der Wellenlänge recht unempfindlich, während dagegen der Wechsel von Grün über Gelb auf Rot auf ein paar wenigen Nanometern geschieht. Liegt eine Vergütung in diesem Bereich, so werden schon kleine Abweichungen als veränderter Farbton deutlich sichtbar.

Es ist so ein Hörensagen (also vorsicht), dass viele Hersteller deshalb lieber Vergütungen mit grünen Reflexen bevorzugen. Unterschiede sollen dem Kunden nicht augenfällig werden.

Aus einer Farbabweichung sollte man nicht einfach auf eine schlechte Vergütungsqualität schließen. Krasse Farbunterschiede aber können durchaus ein Zeichen dafür sein, dass eine andere Vergütungsart verwendet wurde. Und das kann ja wirklich Unterschiede bedeuten.

Mal zwei Beispiele:
Das folgende Bild zeigt zwei ED-Okulare 3,8mm und zwar eines von Seben und eines von Soligor.
Link zur Grafik: http://www.svenwienstein.de/Pics/vergutung_augenlinse.jpg
Ein weiteres Bild von weiteren EDs, diesmal vom selben Anbieter, zeigt auch Abweichungen:
Link zur Grafik: http://www.svenwienstein.de/Pics/ED_Vergutung_2s.jpg
Man kann gut nachvollziehen, dass hier einfach die "Position auf dem Backblech" zu Variationen des entstehenden Fabrtons führt. Bei der Beobachtung erwiesen sich die Okulare in diesem Punkt als unauffällig.

Nun aber zwei Skywatcher Apo-Serie Barlows:
Link zur Grafik: http://www.svenwienstein.de/Pics/skywatcher_4.jpg Link zur Grafik: http://www.svenwienstein.de/Pics/skywatcher_3.jpg
Es ist eindeutig zu sehen, dass beide Barlows unterschiedliche Vergütungen bekommen haben. Sie stammen auch aus einer Bestellung vom selben Anbieter. Es war eine Sammelbestellung nach dem ATT von locker 10 Stück oder mehr.
Man kann jetzt drüber grübeln, ob bei dem "gelben Exemplar" der Maschinenbediener auf dem Knopf eingeschlafen ist... Jedenfalls ist das ein eindeutiger Ausreisser und keine Abweichung die man mit Toleranzen erklären kann. Da die Skywatcher Barlows aber von der Abbildungsqualität her alle egal waren, kann man wieder keine Aussage darüber machen, wie sich diese Vergütung auswirkte.

Clear Skies
Sven
 
Hallo Markus

an einer Vergütung bricht sich kein Licht und fällt wieder zurück. Es wird an der Vergütung reflektiert und löscht sich aufgrund destruktiver Interferrenz z.T. aus. Bei einer rot reflektierenden Vergütung z.B. wird alles Licht außer rotes vernichtet.

Da hast du recht, mein Fehler!

Um noch einmal auf die unterschiedlichen Vergütungsfarben zurück zu kommen, werden diese häufig durch sogenannte Oszillationen hervorgerufen.

Bei einer Mehrfachvergütung aus unterschiedlichen Materialien welche auch unterschiedliche Brechungsindexe haben, kommt es häufig dazu, dass der Verlauf der Reflexionskurve nicht mehr glatt verläuft, sondern dass die Kurve von einer Oszillation überlagert ist. Der Abstand der Maxima dieser Oszillationen hängt von der Dicke der Schichten ab. Diese Oszillationen haben einen großen Einfluss auf die Farbe des Restreflexes der Antireflexionsbeschichtung.

Auch können Beschichtungsfirmen die Farben der Vergütung steuern, in dem sie bei grün oder blau usw. ein Maximum setzen, so dass dann z.B. Objektive besonders dunkelgrün aussehen.
Dies kann jedoch nachteilig auf die Gesamttransmission ausfallen, oder das Bild wärmer oder kälter aussehen lassen.

Jede Beschichtungsfirma wird einem bestätigen, dass es in jeder Charge oder Los zu unterschiedlichen Vergütungsfarben kommen kann, ohne dass diese nennenswerten Einfluss auf die Abbildungseigenschaften haben.

Gruß Uwe
 
Zitat von helly:
... an einer Vergütung bricht sich kein Licht und fällt wieder zurück. Es wird an der Vergütung reflektiert und löscht sich aufgrund destruktiver Interferrenz z.T. aus. Bei einer rot reflektierenden Vergütung z.B. wird alles Licht außer rotes vernichtet.

Das ist so nicht wirklich korrekt. Eine Schicht einer bestimmten Dicke und mit einem bestimmten Brechungsindex löscht nur Licht einer einzigen Wellenlänge weitgehend aus. Benachbarte Wellenlängen werden noch recht gut geschwächt. Wenn nun die Reflexion rot erscheint, wurden Wellenlängen aus dem Bereich der Komplementärfarbe am meisten geschwächt. Deshalb hat das Rot aus dem Gesamtspektrum noch die höchste Intensität.

Und natürlich werden schräg einfallende Strahlen in jeder Schicht auch gebrochen. Das macht die Sache ja noch komplizierter, da Linsenoberflächen gewöhnlich gekrümmt sind, also kaum ein Lichtstrahl senkrecht einfällt.

Unter einem geänderten Blickwinkel verändern sich übrigens auch die Farben der Reflexionen ein wenig, wie man bei einigen Bildern oben sehen kann.

Übrigens danke für die vielen Beispielbilder.

Ich bin aber trotzdem noch immer der Auffassung, dass es keine so verschiedenfarbigen Reflexionen geben dürfte, wenn wirklich alle Glas-Luft-Flächen mit derselben Vergütung versehen würden.

Gruß, Günther.

P.S. Ich habe mittlerweile auch ein Hyperion zum Vergleich hier. Das zeigt durchweg bernsteinfarbene (einheitliche Vergütung) oder weiße (schwache oder keine Vergütung) Reflexionen.

Nachtrag: Mitunter werden Linsen doch in Gruppen zusammengefasst. Falls sich dazwischen gar keine Luftschicht befindet, würde man dann evtl. auch gleich auf die Vergütung verzichten? Vielleicht würde dies die auch bei teuren Okularen auftretenden weißen Reflexionen erklären können.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Bocian,

vieles ist schon gesagt worden einen Punkt möchte ich dennoch herausheben. Es muss nicht ein Zeichen minderer Qualtiät, wenn die Vergütung selbst bei identischen Okularen variiert. Was zählt ist, wie viel Licht reflektiert wird. Linsen ohne Vergütung sind extram einheitlich weiß, eine Einfachschicht MgF2, die pro Fläche ca 1.5% reflektiert ist meist bläulich. Geringere Transmissionsverluste erreicht man micht Mehrsichtvergütung mit 5, 7 oder gar mehr als 10 Schichten, die alle exakt auf die Glassorte abgestimmt sein müssen. Je mehr Schichten, deso geringer kann der Transmissionverlust werden, doch um so enger werden auch die Toleranzen. Mit zunehmender Zahl der Schichten wird bei gleicher Toleranz sogar der Farbton stärker varieren, dies geht damit einher, dass der über das visuelle Spektrum gemittelt Verlust sinkt. Sehr gute Vergütung mit 5-7 Schichten weisen 0.2 -0.5 % Verlust pro Fläche auf.

http://geogdata.csun.edu/~voltaire/roland/coating2.html


In der Praxis ist der unterschiedliche Farbton der Vergütungenz ziemlich bedeutungslos, bei einem Okular mit 6 Linsen beträgt der Verlust maximal 2.4 - 6 %, ob man selbst die 6 % sehen kann, ist sehr zweifelhaft.

Unter dem Strich, ich würde die Unterschiede nicht überbewerten.


beste Grüße

Thomas
 
Servus Leute,
ich weiß dieser Beitrag ist steinalt aber hab da fast die selbe frage.
ich habe mir vor 8 tagen von der Firma Baader den Coma Corrector MPCC Mark III Gekauft und da sehe ich zb. keine Farbvergütung egal wie ich in drehe und wende. und nun meine frage ist der trotzdem vergütet oder nicht ?

glg Martin
 
Hallo Martin
heisst das nun daß Du gar keinen Reflex siehst oder daß er ziemlich hell und weiss ist?
(Bei sehr guten Vergütungen kann es schon mal passieren, daß man erst mal gar keinen Reflex sieht). Dann muss man schon eine Lampe sich spiegeln lassen damit man etwas sieht.
Eine fehlende Vergütung würden dann mehrere ziemlich helle und rein weisse Reflexe zeigen (vielleich mit einer Scheibe Fensterglas Vs entspiegeltes Brillenglas vergleichen). Fehlende Vergütung ist ein Reklamationsgrund.
Felix
 
danke für die schnelle Antwort Felix,

hab das jetzt mit der Lampe mal getestet und das licht wird ist etwas dunkler gespiegelt und das glas wirkt leicht abgedunkelt.

mfg Martin
 
Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
Zurück
Oben