Verschiedene Farben bei Doppelsternen

spaceWolfi

Aktives Mitglied
Überproportional viele Doppelsterne erscheinen oftmals verschiedenfarbig, z.B. gelblich versus bläulich.

Ist dies nicht auch häufig auf eine optische Farbtäuschung zurückzuführen? Und falls ja, wie häufig ungefähr ist das?

Hat da jemand Hintergrundwissen?

CS W
 
Moin,

für Täuschungen halte ich das auch nicht. Doppelsterne bestehen ja nicht zwangsweise aus gleichen Sterntypen bestehen, das wäre sogar eher verwunderlich. Insofern haben die Partner auch unterschiedliche Farben. Welche physikalischen Effekte da für mögliche Systematiken in Frage kommen müßte ein Fachmann ausleuchten. Da es sehr viele Fotos gibt, die den Effekt zeigen, ist das für mich kein in Frage stehender Sachverhalt.

CS
Jörg
 
Hallo Wolfi,

mein Eindruck ist, dass die meisten Doppelsterne eher ähnliche Farben haben. Die mit deutlichem Farbkontrast empfinde ich als Spezialfall. Allerdings beobachte ich nur visuell. Da erscheinen die Farben sehr viel weniger intensiv wie auf Photos.
Beim Beobachten kann man sich schon sehr täuschen bei den Farben. Aber klar, wie oben schon gesagt, man hat Daten von Messungen und die täuschen nicht.
Worauf basiert denn deine Aussage
Überproportional viele Doppelsterne erscheinen oftmals verschiedenfarbig
? Auf visuelle Beobachtungen oder Photos oder systematische Datenauswertung?

CS, Sebastian
 
Überproportional viele Doppelsterne erscheinen oftmals verschiedenfarbig, z.B. gelblich versus bläulich.

Ist dies nicht auch häufig auf eine optische Farbtäuschung zurückzuführen? Und falls ja, wie häufig ungefähr ist das?

Dazu gibt es einen aufschlussreichen Artikel in Sky & Telescope von Bob King:

COLORED DOUBLE STARS, REAL AND IMAGINED

Zu einem guten Teil beruhen die wahrgenommenen Farbunterschiede einem Kontrasteffekt. So bekommt ein weißer Stern neben einem roten Stern in der Wahrnehmung dann einen komplementären, also blauen oder grünen Farbton.
 
Beim Beobachten kann man sich schon sehr täuschen bei den Farben.
Sehe es, buchstäblich ;) , auch so. Insbesondere bei blau, nehme ich visuell kaum oder gar nicht so wahr.

Konnte aber wiederholt ein interessanter Effekt feststellen. Bei helleren Pärchen, wo "blau" auch bekannt ist von vornerein sozusagen, bei Gegenüberstellung zu einem orangen/roten, meine ich doch öfters ein bläulich Touch festzustellen, aber eben nur dort. Frag mich wieviel hier Vorkenntnis/Erwartungshaltung reinspielt bzw. ob der Effekt real ist. Der Artikel oben bestätigt es zumindest. Die Nähe des Companion spielt auch eine Rolle.
Beispiele:
Albireo
delta 1+2 lyr
alpha cet Menkar und sein Begleiter

Gruss

EDIT: bei "schönen Fotos" würde ich erst recht skeptisch sein, dort wird öfters ein anderer bzw. falscher Eindruck vermittelt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dem ist mitnichten so! Nur bei einigen sehr hellen Doppelsternen ist das Auge am Teleskop in der Lage Farbe zu erkennen. Der Katalog von P. Ahnert enthält 225 visuelle Doppelsterne vom nördlichen Himmelspol bis 25⁰ südlicher Deklination, schwächste Komponente unterschreitet nicht die 9.Größenklasse.
Die Mehrheit hat identische spektral Klassen. Überwiegend A Paarungen, dann F Paarungen, G Paarungen, B Paarungen sowie K Paarungen.
Von den 225 Doppelsternen haben 51 Paare unterschiedliche Spektralklassen.
Das eta Lyr System zBsp, sind alles A Sterne. Was das Auge daraus macht hängt bei jedem Beobachter sicherlich mit seinem Farbempfinden zusammen. Einige sehen eine rote Ampel auch manchmal als grün!
VG Frank
 
Zuletzt bearbeitet:
Aktuell am Himmel ist gamma Del ein guter Test für geringe Farbunterschiede (visuell): die hellere Komponente ist gelblich, die dunklere grünlich/hellbläulich.
Nicht ganz einfach zu sehen...höhere Vergrößerung, eine farbreine Optik und ein farbreines Okular sind hilfreich...
Extremen Farbunterschied zeigt Antares A (rot) und B (mittelblau), aber den muss man erst einmal trennen...nur bei bestem seeing...
 
Habe gerade an albireo mit 195fach getestet. Hellgelb mit leichtem orange Stich. Der dunklere Begleiter ist weißlich mit leichtem Blaustich.
Eta Lyr, alle vier Komponenten sehe ich hell Weiß. Gamma Del werd ich gleich mal testen. G5 zu F8 mit 9".
VG Frank
 
Zuletzt bearbeitet:
Frag mich wieviel hier Vorkenntnis/Erwartungshaltung reinspielt
Ganz genau! Ist mir schon oft so gegangen, dass ich das gesehen habe, was andere geschrieben haben. Oder was im SkySafari steht. Ich achte inzwischen immer darauf, vor einer Beobachten nichts über die Spektralklasse zu lesen und auch sonstige Farbbeschreibungen nicht vorher zu lesen.
Finde es trotzdem sehr schwierig mit den Farben. Aber das ist auch einer der Reize bei der Doppelstern-Beobachtung.

CS, Sebastian
 
Ich achte inzwischen immer darauf, vor einer Beobachten nichts über die Spektralklasse zu lesen und auch sonstige Farbbeschreibungen nicht vorher zu lesen.
Ist auch mein Vorgehen, bei Doppelsternen zumindest. Ohne Vorkenntnis anfahren, dann sich eine Meinung über Komponenten machen, Farben einschätzen, dann in Skysafari nachsehen was Sache ist bzw. wo man ins Klo gegriffen hat. :) Finde auch, dass gerade das die sportliche Aufgabe ist, ja der Spass daran.

Bis ca. um 8m lässt sich die Farbe IMO aber allermeist soweit gut erkennen/einschätzen, bei den schwächeren wirds schwieriger. Mitm Gerät der Signatur. Nach Kenntnis der Lage lässt sich öfters doch auch noch eine Übereinstimmung mit den Daten beim nachträglichen "Verifizieren" visuell feststellen. Gibt aber Fälle, wo Daten und visueller Eindruck nicht in Einklang zu bringen sind. Meine Erkenntnis ist, dass je kleiner die verwendete Vergrösserung, desto besser sich die Farbe einschätzen lässt, gerade bei den Roten. Hab mir inzwischen auch angewöhnt, öfters mal "extra" die kleineren Vergrösserungen hervorzukramen, oft gibt es damit ohnehin den besseren, gestochen scharfen Gesamteindruck. Ähm, mit einem Refraktor. ;)

Gruss
 
Hallo,
meine Erfahrung nach zeigt sich bei Doppelsternen der Farbkontrast oft dann deutlich, wenn die Helligkeit in etwa gleich ist und einer der Partner eine sichtbare Farbe aufweist. Dann scheint mir oftmals der Begleiter auch eine intensive Tönung zu haben. Das sollte ein physiologischer Effekt der Wahrnehmung sein.
Bei ungleichen Paaren hat die B-Komponente bemerkenswert oft die Komplementärfarbe.
Also neben den tatsächlichen Oberflächentemperatur-Farben existiert sehr wohl eine wahrnehmungspsychologische Komponente.
Gruß
Thorsten
 
Gamma And ist derzeit gut zu beobachten. A (2.2m) erscheint hellorange, B (4.9m) hellblau.
Soeben im 4" Triplet am deutlichsten ab 100x und mit farbreinen Okularen (Orthos) gesehen.
 
1 Ari (6.2m/7.2m; 2.9") ist interessant wg. der rel. geringen Distanz. Orange/hellblau. Ab 200x wird der Farbunterschied immer deutlicher (z. B. im 130 Triplet...).
 
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