Anette_Aslan
Aktives Mitglied
Liebes Sterndlvolk,
des öfteren habe ich meinen Teleskopen gegenüber bedingt durch ungünstige Wetterlagen und sonstigen Befindlichkeiten doch ein schlechtes Gewissen und das Gefühl kommt auf, dass es a Sünd wäre, sie zu halten wie Sportpferde, die nur nach Möglichkeit und Bedarf benutzt werden. In einer solchen Gemütslage erwischten mich ein paar Bekannte kurz vor Schulferienende und fragten freundlich an, ob sie ein Jugendferienlager mit einem Astroabend bereichern könnten. Es handle sich um etwas über 20 Jugendliche und Kinder zwischen 10 und 16 und ob ich so etwas verkraften könne? Mir war so, als dürften Kühe erstmals im Frühjahr nach einem langen Stallwinter wieder auf die Weide. Meine Emotionen jauchzten und bockten wie die Rinder auf der grünen Maiwiese im schönsten Sonnenschein und ich sagte zu!
Die Planeten standen im Sommer ja in Reih und Glied, der zunehmende Halbmond, der sich als Superstar eignete für solche Gelegenheiten, gesellte sich dazu, gegen 21h war Jupiter noch knapp überm Horizont zu erwischen, das Wetter spielte mit, es war Wochenende und in den nachbarschaftlichen Gärten ging eh die ein oder andere krachlederne Saufparty ab, also dürfte sich niemand beschweren.
Tags zuvor studierte ich sämtliche Parameter bezüglich Entfernung, Rotationsdauer und Umlaufzeiten aller Planeten und malte auf einer ausgerollten alten Faxrolle die ausgeschriebene Zahl der Entfernung der Nachbargalaxie M31 auf. Stellte am PC ein kleines Bilderprogramm zusammen und konnte vor Aufregung die Nacht nicht schlafen.
Nachmittags des besagten Abends dann stellte ich Bierbänke und Sitzgelegenheiten auf, stapelte sämtliche Astrobücher auf diese und gestaltete eine übersichtliche Auslage, installierte Stellarium mit dem Laptop, schleppte meinen PC mit ausgewählten Youtube-Programmen raus in den Garten und schlussendlich baute ich noch meine vier Teleskope auf. Den 6 Zöller auf Säule mit Goto, den 5 Zoll ed auf Eq5, meinen alten 10ner Dobson und den kleinen Richfielder auf Az-3. Mit einem letzten Atemzug versuchte ich noch krampfhaft Polaris in der zunehmeden Dämmerung erspähen, damit die Teleskope auch rechtzeitig eingenordet sind, bevor die Invasion an Kindern in den Garten einfällt, das sollte dann um 21h sein.
Sie kamen leider eine halbe Stunde zu spät, denn so viele Menschen von A nach B zu verfrachten war eine logistische Herausforderung und Jupiter konnte schonmal vom Programm gestrichen werden.
Im Vorgarten musste ich die ankommende und sehr neugierig gespannte Meute, die mit mehreren PKW´s ankamen erstmal wie Braveheart vor dem Sturmangriff zurückhalten und um mich versammeln, um Instruktionen zu geben:
Bitte die Teleskope nicht berühren sonst verwackelt alles, bitte immer erst fragen, wenn jemand selbst damit hantieren möchte, nicht im Garten umherschlendern, auf den Sitzen bleiben und der Reihe nach an die Okulare gehen, nicht laut rumschreien und dann bitte sehr, wir können nach hinten gehen.
Als die Kinder die Teleskope sahen, waren sie nicht mehr zu bändigen: Woah....die sind ja echte....das sind ja so echte Dinger ey!!!!! Kann man dadurch auch Aliens sehen!!!!!!! Oh mein Gott, ich dachte nicht, dass ich da so echte Dinger heute sehen würde!!!!! Und ein Bub hatte es ganz besonders drauf und litt wohl deutlich an einer Alienphobie, denn beim ersten Flugzeug dass er wohl erstmals bewusst am Nachthimmel wahrnahm tickte er völlig aus und machte mir die anderen Kinder ganz verrückt: oh, ein Ufo, daaaaaa, ein echtes Ufo, ich habe ein Ufo gesehen, es kommt genau auf uns zu....und der Rest war erstmal total abgelenkt....
Alles wieder beruhigt und erklärt, dass das Flugzeuge mit ihren Signalleichten sind. Dann als aller erstes die Kinder an den Mond herangeführt, der in allen vier Teleskopen eingestellt war. Goto erweist sich als echte Gnade und Erleichterung bei solchen Programmen.
Lehrpersonal als auch die Kinder waren hell auf begeistert. Hier war es wichtig zu informieren wie weit der Mond weg ist, wie tief manche Krater sind und wie hoch die Mondalpen. Die Phantasie der Kinder beschwingte das gesamte Programm mit hellem Enthusiasmus. Wortfetzen wie Star Wars fielen, immer wieder Aliens und Ausserirdische, Weltuntgergang und Steven Hawkings, der Marsianer und die Mondlandung, ob man das Mondfahrzeug und die Fahnen sehen könne, ob ich schon mal ein Ufo verfolgt hätte .......
Als alle ca. 20 Kinder am Mond durch waren kam Saturn an die Reihe und das Begeisterungsgeschrei ging mal erst richtig los!
Da, der ist ja echt, den sieht man in echt!!!!!!!!! Der hat ja richtig die Ringe, die sieht man ja, die kann man richtig sehen, boha, woha, geil, voll geil ey, bist deppert, bist deppert!!!!
Mein pädagogisch didaktisch wohl durchdachtes Programm konnte ich vergessen. Viele Jungs waren vom Stellarium gesteuerten Teleskop regelrecht angefixt. Ich musste die Technik dahinter erklären, nebenbei mit einigen Mädchen diskutieren, warum man Star Wars Objekte durch mein Teleskop nicht sehen kann und dass die Whirlpoolgalaxie tatsächlich ein Example dafür ist, dass zwei Welten kollidieren, nur bekam ich die leider bei der Milchsuppe im Norden bei der weissen Sommernacht und des störenden Mondlichts nicht ins Okular hinein.
Bei Mars kam nicht unbedingt Begeisterung auf, aber eine Unterhaltung über den Marsianer wurde angeregt. Es ging auf 23:30h zu, die Konzentration lies hier und da langsam nach, mein Alienphobiker klebte mir am Hemdzipfel und als ich ihm dann auf sehr unbedachte Weise erzählte, dass die nun kommen, weil sie per Detektor seine Gedanken empfangen haben und wüssten, dass er bereit sei...blabla....hatte ich fast einen Komapatienten im Garten, ich musste schnell zurückfahren und alles als üblen Scherz erklären....er wäre mir wohl kollabiert.
Alle verabschiedeten sich hochbegeistert, die Lehrer bedankten sich aufs herzlichste und ein paar Tage später bekam ich noch das Feedback, dass dies das tollste Programm des Feriencamps gewesen sei.
Gegen 01h Nachts war ich dann mit dem Abbau fertig und reif für die Insel.
Aber es gibt nichts schöneres als sich von der herzerfrischenden Begeisterung der Kinder durchs Weltall tragen zu lassen. Meine Teleskope haben sich nun wirklich eine lange Zeit mal wieder Schlechtwetter verdient, mit gutem Gewissen!
LG
Anette
des öfteren habe ich meinen Teleskopen gegenüber bedingt durch ungünstige Wetterlagen und sonstigen Befindlichkeiten doch ein schlechtes Gewissen und das Gefühl kommt auf, dass es a Sünd wäre, sie zu halten wie Sportpferde, die nur nach Möglichkeit und Bedarf benutzt werden. In einer solchen Gemütslage erwischten mich ein paar Bekannte kurz vor Schulferienende und fragten freundlich an, ob sie ein Jugendferienlager mit einem Astroabend bereichern könnten. Es handle sich um etwas über 20 Jugendliche und Kinder zwischen 10 und 16 und ob ich so etwas verkraften könne? Mir war so, als dürften Kühe erstmals im Frühjahr nach einem langen Stallwinter wieder auf die Weide. Meine Emotionen jauchzten und bockten wie die Rinder auf der grünen Maiwiese im schönsten Sonnenschein und ich sagte zu!
Die Planeten standen im Sommer ja in Reih und Glied, der zunehmende Halbmond, der sich als Superstar eignete für solche Gelegenheiten, gesellte sich dazu, gegen 21h war Jupiter noch knapp überm Horizont zu erwischen, das Wetter spielte mit, es war Wochenende und in den nachbarschaftlichen Gärten ging eh die ein oder andere krachlederne Saufparty ab, also dürfte sich niemand beschweren.
Tags zuvor studierte ich sämtliche Parameter bezüglich Entfernung, Rotationsdauer und Umlaufzeiten aller Planeten und malte auf einer ausgerollten alten Faxrolle die ausgeschriebene Zahl der Entfernung der Nachbargalaxie M31 auf. Stellte am PC ein kleines Bilderprogramm zusammen und konnte vor Aufregung die Nacht nicht schlafen.
Nachmittags des besagten Abends dann stellte ich Bierbänke und Sitzgelegenheiten auf, stapelte sämtliche Astrobücher auf diese und gestaltete eine übersichtliche Auslage, installierte Stellarium mit dem Laptop, schleppte meinen PC mit ausgewählten Youtube-Programmen raus in den Garten und schlussendlich baute ich noch meine vier Teleskope auf. Den 6 Zöller auf Säule mit Goto, den 5 Zoll ed auf Eq5, meinen alten 10ner Dobson und den kleinen Richfielder auf Az-3. Mit einem letzten Atemzug versuchte ich noch krampfhaft Polaris in der zunehmeden Dämmerung erspähen, damit die Teleskope auch rechtzeitig eingenordet sind, bevor die Invasion an Kindern in den Garten einfällt, das sollte dann um 21h sein.
Sie kamen leider eine halbe Stunde zu spät, denn so viele Menschen von A nach B zu verfrachten war eine logistische Herausforderung und Jupiter konnte schonmal vom Programm gestrichen werden.
Im Vorgarten musste ich die ankommende und sehr neugierig gespannte Meute, die mit mehreren PKW´s ankamen erstmal wie Braveheart vor dem Sturmangriff zurückhalten und um mich versammeln, um Instruktionen zu geben:
Bitte die Teleskope nicht berühren sonst verwackelt alles, bitte immer erst fragen, wenn jemand selbst damit hantieren möchte, nicht im Garten umherschlendern, auf den Sitzen bleiben und der Reihe nach an die Okulare gehen, nicht laut rumschreien und dann bitte sehr, wir können nach hinten gehen.
Als die Kinder die Teleskope sahen, waren sie nicht mehr zu bändigen: Woah....die sind ja echte....das sind ja so echte Dinger ey!!!!! Kann man dadurch auch Aliens sehen!!!!!!! Oh mein Gott, ich dachte nicht, dass ich da so echte Dinger heute sehen würde!!!!! Und ein Bub hatte es ganz besonders drauf und litt wohl deutlich an einer Alienphobie, denn beim ersten Flugzeug dass er wohl erstmals bewusst am Nachthimmel wahrnahm tickte er völlig aus und machte mir die anderen Kinder ganz verrückt: oh, ein Ufo, daaaaaa, ein echtes Ufo, ich habe ein Ufo gesehen, es kommt genau auf uns zu....und der Rest war erstmal total abgelenkt....
Alles wieder beruhigt und erklärt, dass das Flugzeuge mit ihren Signalleichten sind. Dann als aller erstes die Kinder an den Mond herangeführt, der in allen vier Teleskopen eingestellt war. Goto erweist sich als echte Gnade und Erleichterung bei solchen Programmen.
Lehrpersonal als auch die Kinder waren hell auf begeistert. Hier war es wichtig zu informieren wie weit der Mond weg ist, wie tief manche Krater sind und wie hoch die Mondalpen. Die Phantasie der Kinder beschwingte das gesamte Programm mit hellem Enthusiasmus. Wortfetzen wie Star Wars fielen, immer wieder Aliens und Ausserirdische, Weltuntgergang und Steven Hawkings, der Marsianer und die Mondlandung, ob man das Mondfahrzeug und die Fahnen sehen könne, ob ich schon mal ein Ufo verfolgt hätte .......
Als alle ca. 20 Kinder am Mond durch waren kam Saturn an die Reihe und das Begeisterungsgeschrei ging mal erst richtig los!
Da, der ist ja echt, den sieht man in echt!!!!!!!!! Der hat ja richtig die Ringe, die sieht man ja, die kann man richtig sehen, boha, woha, geil, voll geil ey, bist deppert, bist deppert!!!!
Mein pädagogisch didaktisch wohl durchdachtes Programm konnte ich vergessen. Viele Jungs waren vom Stellarium gesteuerten Teleskop regelrecht angefixt. Ich musste die Technik dahinter erklären, nebenbei mit einigen Mädchen diskutieren, warum man Star Wars Objekte durch mein Teleskop nicht sehen kann und dass die Whirlpoolgalaxie tatsächlich ein Example dafür ist, dass zwei Welten kollidieren, nur bekam ich die leider bei der Milchsuppe im Norden bei der weissen Sommernacht und des störenden Mondlichts nicht ins Okular hinein.
Bei Mars kam nicht unbedingt Begeisterung auf, aber eine Unterhaltung über den Marsianer wurde angeregt. Es ging auf 23:30h zu, die Konzentration lies hier und da langsam nach, mein Alienphobiker klebte mir am Hemdzipfel und als ich ihm dann auf sehr unbedachte Weise erzählte, dass die nun kommen, weil sie per Detektor seine Gedanken empfangen haben und wüssten, dass er bereit sei...blabla....hatte ich fast einen Komapatienten im Garten, ich musste schnell zurückfahren und alles als üblen Scherz erklären....er wäre mir wohl kollabiert.
Alle verabschiedeten sich hochbegeistert, die Lehrer bedankten sich aufs herzlichste und ein paar Tage später bekam ich noch das Feedback, dass dies das tollste Programm des Feriencamps gewesen sei.
Gegen 01h Nachts war ich dann mit dem Abbau fertig und reif für die Insel.
Aber es gibt nichts schöneres als sich von der herzerfrischenden Begeisterung der Kinder durchs Weltall tragen zu lassen. Meine Teleskope haben sich nun wirklich eine lange Zeit mal wieder Schlechtwetter verdient, mit gutem Gewissen!
LG
Anette