Also ich würde auf keinen Fall einen knapp- oder sogar unterdimensionierten Fluidhead empfehlen.
Klar kann man auch zusätzlich mit der Klemmung arbeiten, aber das geht dann an der Idee eines Fluidheads vorbei und mal kann auch gleich einen billigen Neiger ohne Feder kaufen.
Ich hatte mal ein 100mm Fernglas auf einem knapp bemessenen Fluidhead und das funktionierte leidlich gut, insbesondere aber auch weil ich es damals noch nicht besser wusste und kannte.
Bei einem richtig dimensionierten und korrekt eingestellten Fluidhead kann man das Fernglas in beiden Achsen komplett ohne Gegenkraft bewegen und in jeder Position einfach loslassen wo es dann exakt stehen bleibt.
Und das ist der eigentliche Clou an den Dingern, man kann ruckelfrei mit der Nasenspitze nachführen.
Wer das noch nicht selbst erlebt hat mag es kaum glauben und will danach nichts anderes mehr
Ein guter Fluidhead hat auch Hemmung und Klemmung getrennt.
Mit der Hemmung (Reibung) arbeitet man primär um ein Bewegen des Instrumentes durch Wind zu verhindern und eine den persönlichen Vorlieben entsprechende Gegenkraft einzustellen.
Die Klemmung zieht man an um Okulare (bei Filmkameras Objektive) zu wechseln.
Niemals sollte man während der Benutzung mit der Klemmung arbeiten um das Gewicht auszugleichen!
Der eigentliche Knackpunkt ist aber die stufenlos einstellbare Federvorspannung.
Natürlich sollte das Fernglas immer so auf dem Kopf sitzen, dass es in der waagerechten Ausrichtung im Gleichgewicht ist.
Sobald man es neigt muss die Feder das Drehmoment ausgleichen, und das um so stärker desto höher der Neigungswinkel ist.
Das Maximum ist natürlich bei senkrecht stehendem Fernglas zur Zenithbeobachtung erreicht.
Dummerweise ist die hierzu aufzubringende Federkraft aber nicht linear sondern eine Sinusfunktion, Federkonstanten sind in der Regel aber linear oder progressiv.
Vinten respektive Sachtler bauen dafür tatsächlich aufwändige Federn mit einer Sinusfunktion als Federkonstante.
Andere Hersteller kombinieren 2 Federn, die dann in der Addition wieder eine Sinusfunktion ergeben.
Billige Versionen nutzen progressive Federkonstanten, die dann natürlich nur bei geringen Auslenkungen halbwegs gut funktionieren.
Unterschiedlich schwere Okulare gleicht man idealerweise durch Verschieben des Schwerpunktes aus, manche hochwertige Fluidköpfe haben dafür extra Schlitten mit Mikrometerschrauben angebaut, bei anderen muss man die Klemmung der Schiene öffnen und das Fernglas verschieben.
Man kann unterschiedlich schwere Okulare auch durch Veränderung der Federvorspannung ausgleichen, das ist aber nicht ganz so perfekt und man hat dann nicht mehr bei jedem Winkel ein perfekt stillstehendes Glas.
Die schlechteste Lösung ist über die Hemmung / Reibung zu arbeiten, denn dann wird die Bewegung ruckelig.
Man darf nie vergessen, dass diese Dinger ursprünglich aus der Filmindustrie stammen.
Dort hat man den Anspruch perfekte und gleichmässige Kameraschwenks ohne Ruckler durchzuführen.
Entsprechend teuer sind dann auch die großen, professionellen Köpfe.
Inzwischen gibt es auch viele Consumer Köpfe für den ambitionierten Videofilmer.
Da diese Kameras in der Regel keine Wechselobjektive haben verzichtet man hier auf aufwändige Verschiebeplattformen zum Ausgleich unterschiedlicher Schwerpunktlagen.
Da man eher auch nicht senkrecht in den Himmel filmt, sondern sich mehr oder weniger waagerecht aufhält, kann man auch die Anforderungen an die Federkonstante reduzieren, es reicht wenn die Köpfe bei Auslenkungen von +/- 20° gut funktionieren.
Deshalb mein Tip:
Lieber einen hochwertigen gebrauchten Kopf als ein günstiges Consumerprodukt kaufen
Grüße Jochen