Servus Olaf,
Ich bewundere aber die Visuellen für ihre Geduld und Leidensfähigkeit.
Leidensfähigkeit würde ich nicht sagen. Ich liebe es, auch im Winter den Sternenhimmel und die Natur zu genießen. Minus 13 Grad war für mich im Dezember 24 die kälteste Nacht. Es ist doch einfach toll, wenn man gemütlich im Campingstuhl sitzt, den Wintersternhimmel im Gebirge genießt und die Ruhe der Nacht in einer weißen Winterlandschaft zu erleben.
Die Wintermilchstraße leuchtet, Jupiter blendet schon Mars ist auch ein Scheinwerfer... dann den Rosettennebel im Fernglas zu sehen und die Milchstraße im Einhorn abzuklappern – ich finde das herrlich. Nein, Winter schreckt mich nicht ab, Kälte auch nicht. Man muss sich halt warm anziehen.
Im November war ich im Bregenzer Wald. René mit seinem 24-Zöller, ich mit meinem 22er – und gefühlt 80% der Zeit haben wir mit bloßem Auge und unseren Ferngläsern beobachtet. Da war das Seeing übel, aber mit kleiner oder gar keiner Vergrößerung sind die Sterne trotzdem nadelfein. Und wenn man dann im großen Gesichtsfeld NGC 2024 bewundert und dann direkt rüber zu Collinder 70 geht (Offener Sternhaufen rund um Alnilam) – ein Traum!
Um auf das Ausgangsthema zurückzukehren:
Sternfelder – da nutze ich gerne mein kleines Fernglas. Melotte 20 aka Collinder 39 (alpha-Persei-Haufen) ist sowas von toll im Fernglas. Oder natürlich die Hyaden, also große, Offene Sternhaufen. Oder eben einfach die Milchstraße abklappern. Spannend sind dann z.B. Dunkelnebel im Fernglas, der Kontrast zwischen Sternreichtum und vermeintlicher Sternarmut. Man kann eigentlich keine Einzelempfehlung abgeben, sondern einfach mal mit dem Fernglas Stück für Stück die Milchstraße abklappern. Wunderschön, wenn der Himmel passt.
Darum frage ich einfach mal, was euch ins All lockt.
Das Naturerlebnis, egal ob Sommer oder Winter, die Entschleunigung, wenn man in aller Ruhe eine Neumondnacht durchmacht und das Erlebnis des Blicks auf einen dunklen Himmel mit sooo vielen Sternen. Allein M 31 groß und elliptisch mit bloßem Auge zu sehen oder M 33 als kleine Aufhellung rauszukitzeln, zu schauen, welche Messier-Objekte man mit bloßem Auge sehen kann und sichdann z.B. die Entferungen vorzustellen.
Oder wenn man mit dem Teleskop Photonen ins Auge bekommt, die schon 400 Millionen Jahre als sind (oder älter, wenn man den einen oder anderen Quasar aufsucht). So z.B. UGC 3374 in der Auriga: 401 Millionen Lichtjahre entfernt. Sucht man sie auf, sieht man erstmal nur einen Stern, der 14m6 hell ist. Dieser "Stern" ist der aktive Galaxienkern – er ist so aktiv, dass er eine sehr helle Gammastrahlenquelle ist, wovon man vom Erdboden aus zum Glück nichts mitbekommt. Und schaut man den "Stern" dann indirekt an, dann erscheint ein kleines, längliches Nebelchen um ihn herum. Das ist der Balken der Balkenspirale, auf die man dort sieht. Für die Einen ist das nur ein Lichtpunkt und ein Wattebausch an der Wahrnehmungsgrenze, für mich ist es ein Erlebnis, das live und direkt sehen zu können. Mit der Kamera ist es viel einfacher, aber es wirklich mit eigenen Augen im Okular sehen zu können, finde ich persönlich viel spannender.
Was ich auch faszinierend finde, ist das Miterleben der Erddrehung im Laufe einer Nacht. Zuzusehen, wie die einen Sternbilder auf- und andere untergehen. Ein Naturerlebnis.
Liebe Grüße,
Christoph