Fragen zum Einstiegs-Equipment

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Emissionsnebel

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Hallo allerseits,

Ich würde gerne mit Spektroskopie anfangen - bzw. ich denke der richtige Begriff hierfür wäre Spektrographie? - und habe mich auch schon ein bisschen in Funktionsweise und Möglichkeiten eingelesen. Dann stellte sich mir die Frage, was ich neben einem Spektroskop (ich habe den Star Analyser 100 im Sinn, scheint ja irgendwie der Standard zu sein) noch für Ausrüstung benötige. Das "Problem", wenn man so will, ist nämlich, dass ich nur visuell beobachtend unterwegs bin und bisher mit Astrofotografie nicht viel zu tun hatte. Das bedeutet, ich habe keine Nachführung, keine Kameraadapter (Kamera wäre mit einer Spiegelreflex Canon EOS 700D schon da) und eben nichts was eventuell noch fehlt. Und vor allem noch keine Erfahrung mit Fotografie...

Also, nach dem, was ich bisher gelesen habe, wäre meine Vorstellung wie folgt:
-Ich kaufe eine Nachführung für meine EQ-5, auf der mein C8" sitzt. Geht diese hier?
-Dann befestige ich einen solchen T2 Ring an meiner Spiegelreflex und drehe den Star Analyser 100 in das Filtergewinde des Adapters, der T2 und 1,25" verbindet.

Mehr benötige ich nicht (also kein Autoguide oder sowas), da ich keine Langzeitbelichtung brauche, sondern mehrere Aufnahmen im Sekundenbereich mache und die dann übereinanderlegen kann, oder? Brauch ich dann überhaupt eine Nachführung, oder lassen sich mit 1/15 sek. oder ähnlich kurzen Belichtungen auch ohne Nachführung brauchbare Spektren aufnehmen? Mir ist bewusst, dass Sterne schnell eiförmig werden, aber das alleine wäre mir ja vollkommen egal, ich möchte ja nicht in die Astrofotografie einsteigen. Die Frage ist, ob die Spektren dann noch brauchbar sind...

Sind meine Vorstellungen halbwegs realistisch und könnte ich mit dem von mir verlinkten Equipment an einem 8-Zoll f/10 Teleskop auf einer EQ-5 und Spiegelreflexkamera schon gut loslegen?

Jetzt habe ich noch zwei Fragen:
-Funktioniert das überhaupt mit dem Fokus? Teleskope sind ja so konstruiert, dass das Licht am Okular fokussiert wird. Aber bei SC-Teleskopen verwendet man ja meist noch einen Zenitspiegel. Kann ich trotzdem den T2-Adapter mit Spektroskop direkt in den Okularauszug stecken, oder muss da auch ein Zenitspiegel dazwischen? Denn das könnte schwierig werden...
-Angenommen alles funktioniert und ich hab jetzt 100 Bilder eines Spektrums bei je etwa 1 sek. gemacht. Der nächste Schritt, bevor ich das jetzt in VisualSpec packe (wie das Arbeiten mit VisualSpec funktioniert weiß ich noch nicht, da wird ich mich dann einarbeiten wenn's soweit ist), muss ich die Bilder noch stacken, richtig? Gibt es da eine empfehlenswerte (optimaler weise kostenlose) Software für Leute, die wenig Ahnung von Bildbearbeitung haben? Oder alternativ gute anfängertaugliche Tutorials für Softwares?
Und ich möchte nochmal erwähnen, ich brauche keine komplexe Software, ich möchte nur auf die einfachste Art Spektren gewinnen und auswerten können.

Vielen Dank schon mal für Hilfe!

CS
Kalle
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin,

bin ja selber "Spektro-Greenhorn", aber ein paar Überlegungen, die m.E. sinnvoll sind, kann ich wohl zum besten geben...
Nachführen oder nicht? Das ist hier die Frage... frei nach Shakebeer (ja, man schreibt es anders) ;)

Pro Nachführung:
- mehr Licht durch längere BZn möglich
- auch schwächere Lichtquellen sollten so machbar sein
- erfordert m.E. Maskierung, also Ausperrung unbenötigten Himmelshintergrunds und Vermeidung von Sternen mitten im "Spektrumsbalken"

Pro Feststativ:
- himmlische Lichtquellen erzeugen eine Strichspur im Bild, statt eines Punktes. Richtet man die Kam so aus, daß die Strichspur senkrecht verläuft (bzw parallel zum Gitter), erhält man einen breiten Spektral-"Abstrich", in dessen kastiger Form eine Spektrallinien-Darstellung quasi schon implementiert ist. Linien unterschiedlicher Helligkeit in einem Feld kann das Auge viel besser erkennen, als Punkte auf einem Strich.
- Kugelkopf zur Neigung der Kam genügt, sodaß sie auf senkrechten Strichspurverlauf rotiert werden kann.

Helle Quellen bedürfen m.E. nicht unbedingt einer Nachführung. Wichtiger wäre womöglich eine Schlitzblende zur Abschattung des Himmelshintergrunds, sobald es an die Auswertung geht, dann jeder Stern im Spektrumsverlauf stört.

Gruß
Okke
 
Danke für deine Rückmeldung Okke!
Ok, zum Thema Nachführung lese ich da zwischen den Zeilen, dass es letztlich darauf ankommt was genau ich eigentlich für Objekte spektroskopieren möchte. Das weiß ich detailliert jetzt selbst nicht, aber da es auch ohne grundsätzlich geht, werde ich wohl vorerst auf eine Nachführung verzichten. Nach kaufen geht immer...

Kugelkopf zur Neigung der Kam genügt, sodaß sie auf senkrechten Strichspurverlauf rotiert werden kann.
Was meinst du denn mit Kugelkopf? Kenn ich nur von Kugelkopfstativen, aber die Kamera steckt doch im OAZ, wo ist denn da ein Kugelgelenk?

Richtet man die Kam so aus, daß die Strichspur senkrecht verläuft (bzw parallel zum Gitter)
Das bedeutet, ich muss die Kamera, bzw. den Adapter, der im OAZ samt Spektroskop steckt, nur im bzw. gegen den Uhrzeigersinn drehen, bis die Position stimmt? Das klingt jetzt nicht allzu schwierig...

Ist mit einer Strichspuraufnahme dann überhaupt ein Stacken mehrerer Bilder oder überhaupt Nachbearbeitung notwendig, oder kann ich das direkt in VisualSpec oder ähnliches packen? Wie gesagt, ich hab noch keine Erfahrung in Fotographie, deshalb verzeih mir so Grundlagen-Fragen...

Und ich hab auch gelesen, dass die Liniendichte des Gitters Einfluss auf dessen Abstand zur Kamera hat, stimmt das? Könnte ich mit dem verlinkten Setup dann überhaupt sinnvoll Fotos machen? Sprich, Star Analyser 100 auf den T2 Adapter schrauben, mit T2 Ring verbinden und den an die Kamera machen.


Viele Grüße
Kalle
 
Hi Kalle,
dass es letztlich darauf ankommt was genau ich eigentlich für Objekte spektroskopieren möchte
jep, eine helle Wega geht statisch als Strichspur, Singleshot, ein trüber Komet muß geguidet werden und mehrere Frames gestäkkt ;)
öhm... :oops: ... ein Ding, das man zwischen Stativ unf die Kam schraubt, um eine (fast) beliebige Drehlage einzustellen.
Achso, ich hab ein Objektiv drauf. Nur Knipse und ein 135er.
fast, genauer bis die Gitterrichtung mit der Strichspurrichtung parallel ist - bei OHNE Nachführung!
MIT Nachf. die Drehung der Kam am Teleskop so einstellen, daß das Spektrum möglichst in einen Bereich ohne Sterne fällt.
Und ich hab auch gelesen, dass die Liniendichte des Gitters Einfluss auf dessen Abstand zur Kamera hat, stimmt das?
jo. Schau mal hier im Sp-Forum die Antworten der Anfängerthemen durch (zB Spektroskopie mit dem Star Analyser 100), da sind einige gute Basics verlinkt. Auf die hab ich auch aufgebaut, zB
(ist jetzt nicht wie bei mir, aber ein weiterer Ansatz)

oder

oder


etc...etc...

Gruß
Okke
 
Sehr gut, danke für die ganzen Infos!
Dann werde ich mir das Zubehör mal anschaffen (bzw. zum Geburtstag wünschen, dauert noch etwas über einen Monat) und dann berichten, wie ich voran komme.

Aber zum Thema Bildbearbeitung hätte ich dann doch noch eine Frage. Macht man beim Stacken und Bearbeiten irgendwas anders als mit "normalen" Astrofotos? Da hab ich zwar auch keine Ahnung von, aber da wird man wesentlich leichter wesentlich mehr Informationen zu finden, im Vergleich zu einem speziellen Verfahren, dass nur bei Spektroskopie angewandt wird. Dann müsste ich euch hier nicht so oft nerven. ;)

Viele Grüße
Kalle
 
Moin Kalle,

Macht man beim Stacken und Bearbeiten irgendwas anders als mit "normalen" Astrofotos?
augenblicklich würde ich sagen, nö. Zumindest bis zum Strecken. Farbkalibration stelle ich mir pingeliger vor, als beim typischen "Pretty Picture", schließlich will man hier was messen und nicht gefällig aussehen. Jegliche weitere Bearbeitung verfälscht das Ergebnis eher als daß es ihm nützt.
Starke Quellen können womöglich mit einem Schuß auskommen, aber das Rauschniveau wird halt mit jedem weiteren Bild niedriger. Wenn du drüben im anderen Fred meine ersten Wegaaufnahmen anschaust, da rauschts schon noch ordentlich. Mit Entrauschungsfiltern würde ich mich eher zurückhalten, die machen womöglich mehr kaputt als gut.

Tipp: schau mal in die Anleitung von VisualSpec rein, da steht viel Grundsätzliches dazu drin, mache ich grad.... ;)

SpG Okke
 
Und nochmal vielen Dank Okke, das hilft mir auf jeden Fall weiter!
Wo du hier gerade deine Vega Aufnahmen ansprichst, da ist mir etwas aufgefallen. Müsste, das ist besonders gut im Post #3 zu sehen, das Spektrum um einen aufgefächerten Balken darzustellen, nicht eigentlich senkrecht auf den Sternstrichspuren stehen? Das ist in so einem merkwürdigen Winkel, wieso das?

Schifffahrtspolizeiliche Genehmigung wünsche ich dir auch (oder wofür SpG auch immer stehen mag :unsure:) und CS
Kalle

Edit: Oh, sehe gerade du benutzt das für Spektrale Grüße! Das ist alternativ natürlich auch gut.:LOL:
 
Hallo,
ich hab noch eine wichtige Frage zum Stacken. Das werde ich für dunklere Objekte ja tun müssen, aber dann funktionieren Strichspuraufnahmen ja gar nicht, oder?
Bei DeepSkyStacker steht nämlich folgendes:
"DeepSkyStacker erkennt automatisch in jedem Bild die Sterne.
Um es ganz einfach zu formulieren: Ein Stern ist ein rundes Objekt, dessen Luminanz gleichmäßig nach allen Seiten abnimmt.
Sobald ein Stern entdeckt wird, wird mit Hilfe einer sogenannten Gaußkurve (der Helligkeitsverteilung) das exakte Zentrum des Sterns berechnet."

Das heißt doch, die Striche werden nicht als Sterne erkannt und die Software kann die Bilder nicht ausrichten, oder? Was hab ich denn dann für Möglichkeiten?

Zieht DSS die Darks eigentlich automatisch beim Stacking ab, oder muss man das selbst in einem separaten Vorgang machen? Ich wird aus der Beschreibung dazu von der DSS-Seite irgendwie nicht schlau.

Viele Grüße
Kalle
 
Hi,
aber dann funktionieren Strichspuraufnahmen ja gar nicht, oder?
genau
Was hab ich denn dann für Möglichkeiten?
alles aufeinanderstäkken (gibt einen Punkt als Lichtquelle, zB Wega) und dann als spekralen Strich darstellen.
Eine Strichspur gäbe keinen spektralen Strich, sondern ein spektrales Viereck (betont flächig, ähnlich dieser Aufnahme).

DSS verrechnet alles von alleine, es müssen nur die zugehörigen Frames angegeben werden und dann auf OK. Guckmal auf yt gibts zahlreiche DSS-Tutorials, das ist alles recht einfach.

Achso
nicht eigentlich senkrecht auf den Sternstrichspuren stehen? Das ist in so einem merkwürdigen Winkel, wieso das?
weil ich Strichspurwinkel und Gitterstruktur nicht parallel ausgerichtet hatte. SO würde man es also nicht machen, aber der Effekt wird bereits sichtbar.

SpG Okke ;)
 
Ah super danke, das ging ja schnell.
Das bringt mich ja dann doch aber wieder zu der Nachführungsfrage.
Denn wie lange kann ich denn ohne Nachführung belichten ohne das die Sterne zu eiförmig zum Stacken werden? Mit 2 Meter Brennweite vermute ich jetzt mal deutlich unter einer Sekunde, abhängig davon wo das Objekt steht. Naja, wird sich rausstellen ob das sinnvoll ist oder ich noch eine Nachführung benötige...

SpG :)
Kalle
 
Hallo Kalle.

im Allgemeinen kannst Du überschlägig die maximal mögliche Belichtungszeit ohne Nachführung mit den folgenden Formeln abschätzen:
APSC-Sensor: 300/ Brennweite in mm = max. Belichtungszeit in s.
Vollformat-Sensor: 500/ Brennweite in mm = max. Belichtungszeit in s.

Um den errechneten Wert herum kannst Du dann mal experimentieren und schauen, was noch akzeptabel ist.
Merke: Je weiter das zu fotografierende Objekt am Horizont steht, desto kürzer die mögliche Belichtungszeit und umgekehrt: Je näher am Himmelsnordpol desto größer die mögliche Belichtungszeit. Dies berücksichtigt die 300er/500er Formel nicht.

Grüße,
Moritz
 
Jo, bastle an meiner "Sonderlösung" rum und das Läppi steht in Reichweite ;)

o. Nachführung bei 135mm 3s, bei 400mm 1s

edit: Moritz war schneller und die Ergänzung mit der Polnähe ist wichtig, das macht viel aus!
 
Hallo Okke und Moritz, danke für die Formel.
Das entspräche bei mir dann etwa 1/6 sek. Belichtungszeit. Da muss ich vermutlich einige Bilder stacken, der Star Analyser schwächt das Licht ja sehr ab.

Ok, dann hätte ich vorerst keine Frage mehr, aber das ändert sich bestimmt sobald ich Spektroskop und Kameraadapter habe.;)

Viele Grüße
Kalle
 
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