Feuerkugel über Brasilien mit evtl. "interstellarem" Ursprung?

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Okke_Dillen

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Moin,

gerade entdeckt, in der Nacht des 30.Mai wurde vom Brasilian Meteor Watch Network (Bramon) eine möglicherweise interessante Aufzeichnung gemacht. Gemessen wurde wohl eine zurückgelegte Strecke von ~240km und eine dafür benötigte Dauer von knapp 4s. Also so um 60km/s. Das ist mehr als die Fluchtgeschwindigkeit aus unserem Sonnensystem - auf Höhe der Erde wohlgemerkt (=42,1km/s; Fluchtgeschwindigkeit auf der Sonnenoberfläche=617,4km/s). Die Erde ist aber bereits mit knapp 30km/s um die Sonne unterwegs, also muß man etwas über den Winkel herausfinden. Das Objekt war wesentlich von Süd nach Nord unterwegs - in der Erdatmosphäre! (was ja bereits die Resultierende aus mehreren Einzelbewegungsrichtungen ist: Meteor, Erde um die Sonne, Sonne in der MS). Insofern wird auf einen möglichen interstellaren Ursprung hingewiesen.


Etwas stutzig macht mich die Angabe "and disappeared 137.0 km heigh, east of Carlos Barbosa, RS". Mir erscheint das etwas hoch... höher als 100km würde ich jetzt nicht erwarten... :unsure: Ok, "Earthgrazer" suggeriert ja, daß er den Einflußbereich der Erde wieder verlässt... Aber, unter einem Winkel von gut 6°...? Und müßten Ein- und Austrittshöhe nicht gleich sein (ok, abzgl der Bremsverluste --> langsamer --> weniger Interaktion mit der hohen Atmosphäre)

Habt ihr davon was mitbekommen?
LG Okke
 
Hallo Okke, sehr interessant - vor zwei jahren gab es ja schon mal so einen Kandidaten:

A. Sraj & A. Loeb: Discovery of a Meteor of Interstellar Origin

mit Avi Loeb von 'alien 'Oumuamua notoriety' als Koautor!

Womit man wohl sicher sein kann, dass uns das Thema noch weiterhin beschäftigen wird.

Stellt euch nur mal vor, was da alles noch auf uns zu kommt. Von interstellaren Bauanleitungen für den Warpdrive bis zum Einfang tödlicher Seuchen ist da alles drin ...

Mit schaudernden Grüßen,
Peter
 
Hallo Peter,
also so weit mag ich erstmal nicht spekulieren, aber dass ich wesentlich mehr interstellare Objekte erwarte, als wir bisher bemerkten, hatte ich ja schonmal geschrieben, im Oumuamua-Thread war das glaub ich. Ich erwartete sogar eine "Dauerberieselung" solcher Brocken, ohne dass wir es bemerken.

Die Bahn verdutzt mich nach wie vor :oops: , kann es sein, dass unter solchen Winkeln und Geschwindigkeiten so ein Objekt wieder abprallt? Aber in DER Höhe?:unsure: Bin unterwegs, nachher mal nachrechnen...

LG Okke
 
From the analysis of the images recorded at the stations, BRAMON concluded that the meteor was an earthgrazer. It hit Earth’s atmosphere at an angle of 6.1 deg, relative to the ground, and began to glow at 162.7 km heigh south of Capão Comprido, RS. It headed north at 230700 km/h, covering 243.6 km in 3.8 seconds, and disappeared 137.0 km heigh, east of Carlos Barbosa, RS.

Also, wenn man Eintrittshöhe, Austrittshöhe und die aufgezeichnete Strecke betrachtet, kommt man auf einen Winkel von 6° wie berichtet:

arctan [(162.7 - 137.0) / 243.6] = 6.0°

Ob solche Eintrittswinkel zum earth-grazing taugen, kann ich nicht beurteilen, aber das hört sich erst mal plausibel an.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jo, so weit, so evident.
Nur, wenn das ein "Earthgrazer" sein will, dann muß Ein- und Austrittshöhe gleich sein (wenigstens annähernd) wie bei der klassischen Sekante. Bzw da es ja Reibung gibt, sonst sähen wir nix, läge der Austrittspunkt tiefer, oder genauer: das sichtbare Ende der Leuchtspur läge tiefer. Wenn jener Endpunkt also tiefer liegen soll und der Brocken weiterfliegen soll, dann kann ich mir das nur mit so einer Flugbahn erklären:

BraBolide_30_Mai_2021.png (nicht maßstäblich!)
Auch muß er so viel kin. Energie abgebaut haben, daß er in der Höhe von 137km erstens einen tangentialen Verlauf hat, sonst kommt er nicht mehr weg, und zweitens nicht mehr mit der Atmosphäre in besagter Höhe interagiert (sonst würde man ihn ja weiterhin sehen). Muß ich mir das Szenario etwa so vorstellen?
Wenn man hinzuzieht, daß die Apollokapseln (ca 12km/s) bei 122km ü.N.N. anfingen, einen Schweif auszubilden, war das erstens sauknapp und 2tens schon janz schön langsam, sonst müßte er ja noch ne Bremsspur gezogen haben, oder? (gemeinerweise gilt die sog internationale Höhenformel nur bis 100km)

Gruß Okke
 
Nur, wenn das ein "Earthgrazer" sein will, dann muß Ein- und Austrittshöhe gleich sein (wenigstens annähernd) wie bei der klassischen Sekante. Bzw da es ja Reibung gibt, sonst sähen wir nix, läge der Austrittspunkt tiefer, oder genauer: das sichtbare Ende der Leuchtspur läge tiefer.
Könnte man denken - andererseits findet man auch Berichte von anderen mutmaßlichen Earthgrazer Events, bei denen die Eintritts- und Austrittshöhen verschieden sind, z.B.

Earth-grazer above The Netherlands on September 22nd, 2020
 
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