02. Woche - NGC 1333 in der Perseus-Molekülwolke

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Im Gebiet zwischen dem Californianebel und den Plejaden befindet sich die etwa 5° große Perseus-Molekülwolke. Sie beherbergt in ihrem Westbereich einen unscheinbar anmutenden Nebel mit der Bezeichnung NGC 1333. Dieser liegt nahezu auf der Grenze zwischen Perseus und Taurus. Bildautor ist Michael Hoppe, Mitglied der VdS-Fachgruppe Astrofotografie. Die Aufnahme entstand an drei Tagen: 12., 13. und 14.10.2023, und zwar auf der Kanareninsel La Palma, Las Tricias. Akls Teleskop wurde ein Takahashi FSQ 106 ED eingesetzt, mit 106 mm Öffnung und 530 mm Brennweite. Als Kamera kam eine ZWO ASI2600MCP (Farbkamera) hinzu. Ein Teil der Aufnahmen konnte wegen Wolkendurchzugs nicht verwendet werden, geblieben sind für dieses Bild 150 x 180 s (= 7,5 Stunden), alles ohne Filter. Wegen des Hochformats ist das Bild gekippt: Norden ist (etwa) rechts, Osten oben. Die Bildbearbeitung geschah mit Astro Pixel Processor, PixInsight und Photoshop CS.

Zur Durchführung schreibt der Bildautor: "NGC 1333 & Co. standen schon länger auf meiner Beobachtungsliste. Im Astrourlaub unter dem dunklen und klaren Himmel von La Palma habe ich dies nun umgesetzt und konnte einen Teil der Molekülwolke im Perseus fotografieren." Kleiner Einschub: Michael, die Molekülwolke ist nicht fotografierbar, weil sie im Optischen transparent ist. Da brauchst Du die Radioastronomie, um die Molekülwolken und die Molekülarten nachzuweisen. Was Du fotografiert hast, sind die mit der Molekülwolke vermischten Staubwolken, die als Dunkelwolken oder als erleuchtete Reflexionsnebel in Erscheinung treten. Weiter schreibt Michael: "Mir war es dabei wichtig hier ohne Filter zu arbeiten, um mich nicht zu beschränken." Gut so.

Was stellt NGC 1333 eigentlich dar? In Wolfgang Steinickes NGC/IC (2019) ist von einem Reflexionsnebel die Rede. Die Datenbank Simbad hingegen nennt NGC 1333 einen offenen Sternhaufen. Wir werden sehen: NGC 1333 ist tatsächlich ein offener Sternhaufen, der von Reflexions- und anderen Nebeln eingehüllt wird. Der Reflexionsnebel NGC 1333, 1855 von Eduard Schönfeld entdeckt, wird im Nordbereich von dem eingebetteten Doppelstern BD+30°548 und BD+30°549 erleuchtet. Seine Komponenten haben etwa 1,5" Distanz und einem mittleren Farbindex B-V ~ 0 mag. Der Stern leuchtet also blau. Seine Gaia-Parallaxe gibt auch sofort die Entfernung von NGC 1333 an: es sind 287 Parsec (937 Lj). Gehen wir ins Zusatzbild 1, welches einen Ausschnitt aus dem Original darstellt. Es ist astronomisch orientiert, d.h. Norden (in etwa) oben, Osten links. Dort erscheint der Nordbereich von NGC 1333 entsprechend stark blau leuchtend. Auch im Südbereich gibt es mit BD+30°547 einen hellen Stern, der dem Nebel eine bläuliche Färbung verleiht. Zwischen Nord- und Südteil (also mitten drin) ist die dichte Dunkelwolke LDN 1450A uns vorgelagert, LDN 1450B liegt jenseits des blauen Nebels nach Norden anschließend.

Was ist nun in der dunklen Staubzone LDN 1450A an Objekten vorhanden? Am auffälligsten erscheint ganz rechts außen (westlich) der gebogene kleine Nebel namens [B77] 55, kurz Bernes 55. Dieser Nebel ist auch als RNO 16 (kurz: Cohen 16) katalogisiert, nach Martin Cohen: "Red and Nebulous Objects in Dark Clouds: A Survey", Astron. J. 85, 29-35 (1/1980), dazu noch als GN 03.25.6. Etwas links oberhalb von [B77] 55 gibt es einen rot leuchtenden kleinen Emissionsnebel. Das ist das Herbig-Haro-Objekt HH 12 mit verschiedenen Knoten. Die rote Farbe darf jetzt nicht dazu verleiten, sofort "H-alpha" zu rufen. Nein, in den Herbig-Haro-Nebeln liegt stets auch eine sehr starke [SII]-Emission vor, die ebenfalls rotes Licht beisteuert. Und direkt nördlich von BD+30°547 kann man eine Kette von roten Fleckchen erkennen, wenn man ein wenig ins Bild hineinzoomt. Das ist HH 7-11. Schließlich entdeckt man noch 13' südlich von BD+30°547 die kleine Nebelgruppe HH 14, und auf halber Strecke HH 15 - sehr lichtschwach.

Bitte jetzt das Zusatzbild 2 anschauen. Dieser Vergleich zweier Abbildungen stammt aus Aladin. Links ist NGC 1333 im nahinfraroten 2MASS (Two Micron All Sky Survey) zu sehen, rechts im DSS (Deep Sky Survey). Einige Fakten werden uns sofort bewusst: a) Die nahinfrarote Strahlung durchdringt die Staubschichten und zeigt uns den Charakter eines länglichen Sternhaufens von NGC 1333, was in den optischen Wellenlängen gar nicht so deutlich zum Ausdruck kommt. b) Im mittleren Bereich des Sternhaufens sitzt LKZ 12, ein 14,5 mag heller Veränderlicher des Typs FU Orionis. Er repräsentiert einen der hellsten Sterne in NGC 1333. Daneben gibt es noch zahllose "young stellar objects", womit hier in einem Nebel, der keine HII-Region ist, eine merkliche Sternentstehung abläuft. c) Unten rechts wird der IR-Stern IRAS 03287+3116 sichtbar, der im optischen Licht nur als kleiner unscheinbarer orangefarbener Stern des roten Spektraltyps M5 zu sehen ist. Die nahinfrarote Durchsicht zeigt eindrucksvoll, in welchem Maße dieser Stern doch durch den Staub in seiner Lichtmenge abgeschwächt wird!

Jetzt noch zu weiteren Objekten im Bildfeld (wieder ins Zusatzbild 1). Da ist zunächst unten rechts der blaue Reflexionsnebel Cederblad 13. Er wird vom Stern BD+30°540 beleuchtet. Die Gaia-Parallaxe dieses Sterns führt auf eine Nebelentfernung von 960 Lj - man kann also von einem mit NGC 1333 zusammenhängenden Gebiet reden. Noch etwas weiter südlich ist am westlichen Rand der Dunkelwolke Dobashi 4145 ein kleiner bogenförmiger orangener Reflexionsnebel zu sehen: Das ist GM 1-55, benannt nach den ehemals sowjetischen Astronomen Gyulbudaghian A.L., Maghakian T.Y.: "New cometary nebulae", Sov. Astron. Lett. 3, p. 58-60 (4/1977).

Wer jetzt noch Spaß hat, möge das Zusatzbild 1 weiter studieren. Dort sind noch einige andere Nebelchen gemarkert.

Anmerkungen: Ein sehr schönes Bild - kein Zweifel, und mit 2° 28' x 1° 33' ist es auch recht weitwinkelig (jedenfalls für die Digitalfotografie). Wir danken Michael Hoppe herzlich und gratulieren ihm zum Astrofoto der Woche.



Peter Riepe
Bildautor: Michael Hoppe



Koordinaten (J2000) von NGC 1333:
RA = 03 h 29 min 11 s, DE = +31° 18' 36"



Vollbild unter: https://www.astronomie.de/aktuelles...2-woche-ngc-1333-in-der-perseus-molekuelwolke



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