26. Woche - Messier 83, die große Spiralgalaxie am südlichen Sternenhimmel

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Und wieder eine schöne Galaxie - diesmal vom Südhimmel. Messier 83 gehört ins Sternbild Hydra, steht aber sehr knapp an der Grenze zum Centaurus. Diesmal haben wir drei Bildautoren, von ihnen kommt der Einleitungstext: „Viele Menschen haben in ihrer Erinnerung einen besonderen Bezug zu Sand. Sie denken bei Sand an ihren letzten Urlaub am Strand oder vielleicht an ihre spielenden Kinder im Sandkasten. Die drei Hobbyastronomen Markus Blauensteiner, Faried Abu-Salih und Oliver Schneider haben noch einen ganz anderen Bezug zum Sand. In ihrem Fall ist dieser Sand in Namibia zu finden: Rooisand. was in unserer Sprache "Roter Sand" bedeutet, wenn man es aus dem Afrikaans übersetzt, das in Namibia gesprochen wird. Gleichzeitig ist Rooisand der Name einer Gästefarm in Namibia, wo von Faried Abu-Salih mit seiner Firma DeepSkySafaris schon länger eine astronomische Betreuung und Geräteverleih für interessierte Astronomen betrieben wird.“

In der Tat ist die rote Färbung der ungebenden Berglandschaft auffällig. Dies konnte ich (P.R.) schon bei meinem ersten Aufenthalt auf Rooisand im Jahre 2002 mit drei Freunden feststellen. Nun hat sich die Sternwarte zu einer neuen Remote-Sternwarte entwickelt, die dort als erste von weiteren geplanten Remote-Sternwarten entstanden ist. Seit Mitte Mai 2023 ist die Sternwarte nun in Betrieb und in diesem AdW zeigen die drei Astrofotografen ihr erstes Bildergebnis: die Spiralgalaxie Messier 83. Das LRGB-Bild entstand an einem Newton-Teleskop von 250 mm Öffnung und 1000 mm Brennweite auf einer Skywatcher-Montierung des Typs EQ-8. Die verwendete Kamera, eine ALccd-QHY268 M Ph, ist eine hintergrundbeleuchtete (backside illuminated) CMOS-Kamera. Sie verfügt über eine echte 16-Bit-Tiefe und hat mit dem Sony-Chip IMX571 eine Pixelgröße von 3,76 µm. Dazu wurden Filter von Baader (CMOS-Filter) verwendet. Belichtet wurde 72 x 5 min für die Luminanz, 21 x 5 min für R und G sowie 19 x 5 min für B, was insgesamt 11 h 05 min ergibt. Das gezeigte AdW hat Norden oben, Osten links, bei einer Bildfeldgröße von 80,7' x 53,9'.

Nun wie gewohnt einige Fakten zum Objekt selbst. Messier 83 (kurz: M 83) gehört einem Streifen aus Galaxien an, der sich vom Sternbild Virgo kommend über die Hydra zum Centaurus erstreckt. M 83 hat eine heliozentrische Radialgeschwindigkeit von 513 km/s und gehört damit zum "Local Volume" (LV). Dieses LV misst im Durchmesser etwa 11 Mpc (~36 Mio. Lj) und sollte nicht mit der viel kleineren Lokalen Galaxiengruppe um M 31 und die Milchstraße verwechselt werden. Bei M 83 spricht man von einer "face-on-Galaxie" - man schaut quasi von oben senkrecht auf die Galaxie. Dabei entdeckt man einen gelblich-weißen Kern ("nucleus"), von dem nicht nur kräftige blaue Spiralarme ausgehen, sondern auch einige markante Staubbänder. Blaue Spiralarme bedeuten ausgedehnte junge Sternassoziationen. Man erkennt sie sehr deutlich im AdW, dazu bitte das Originalbild herunterladen und hineinzoomen. Begleitet werden die jungen Assoziationen von sehr vielen rot leuchtenden HII-Regionen. Von daher wird M 83 auch gern den "Starburst-Galaxien" zugeordnet (Walker C.E. et al., 1993). Die Spiralarme laufen allerdings sehr diffus aus.

Bei der Gelegenheit: Etwa 18' nordwestlich des Galaxienkerns erkennt man eine bogenförmige Struktur. Sie wird sehr schön in ihrer Gesamtausdehnung sichtbar, wenn man das Zusatzbild 1 anschaut. Man sieht, dass dieser Bogen sehr schön in seiner Helligkeit differenziert ist und dass er M 83 offensichtlich in einem weiten Umfangsbereich umgibt. Diese Bogenstruktur wurde bereits 1997 von David Malin und Brian Hadley entdeckt und chemisch-fotografisch herausgearbeitet, siehe Zusatzbild 2. Das war am United Kingdom Schmidt Telescope (UKST). Das damalige Aufnahmematerial waren spektroskopische Platten. Und so ist es auch zu erklären, dass die schwachen Strukturen bei extremer fotografischer Kontrastverstärkung keinerlei Graustufen zeigten, sondern nur ein plakatives Schwarz auf Weiß. Damit ist auch klar, dass Malin und Hadley den schwachen Sternstrom am südlichen Rand von M 83 nicht als Bogen wiedergegeben konnten. Im AdW-Zusatzbild ist dieser Sternstrom aber eindeutig zu erkennen. Bei Sternströmen handelt es sich um die stellaren Reste langgezogener Zwerggalaxien, die der Muttergalaxie zu nahe kamen. Daher unterlagen sie im Gravitationsfeld den Wechselwirkungskräften, die auch ihrerseits in M 83 den großflächigen Starburst erzeugten. Sie werden im Laufe der Zeit in der Muttergalaxie aufgehen.

Die Entfernung von M 83 ergibt sich aus der NASA Extragalactic Database anhand von sieben unterschiedlichen Messungen zu durchschnittlich 4,73 Mpc (15,4 Mio. Lj). In der Datenbank Simbad wird ein scheinbarer Durchmesser von 13,8' x 12,9' angegeben. Das entspräche in der genannten Entfernung einem wahren Längsdurchmesser von ~62.000 Lj. Im AdW selbst lässt sich bei einem Bildmaßstab von 0,775"/px ein erheblich größerer Durchmesser bestimmen: 21,2' x 19,0'. Woran liegt das? Im Gegensatz zu den üblichen Werten, die für 25 mag pro Quadratbogensekunde angegeben werden, wurden hier mindestens 1 bis 1,5 mag pro Quadratbogensekunde mehr erreicht. Und diese größere Tiefe ermöglicht, dass sehr viel lichtschwächere Außengrenzen von M 83 in die Durchmesserbestimmung eingehen. So kommt M 83 nun auf einen wahren Maximaldurchmesser von rund 95.000 Lichtjahren - etwa 50% größer als mit den älteren Winkeldurchmessern.

Anmerkungen: Dieses AdW zeigt M 83 in vorzüglicher Qualität, sowohl was die Aufnahmetechnik als auch die anschließende Bildbearbeitung angeht. Als sehr wohltuend empfinde ich, dass der Objektkontrast in M 83 nicht so hochgezogen wird, wie man es auf so mancher Webseite sieht. Ein Vergleich von AdW und einer UKST-Aufnahme zeigt, dass der 10-Zöller unserer Bildautoren die stellare Auflösung des UKST um etwa 30% übertrifft (Zusatzbild 3).

Liebe Bildautoren, Euch einen herzlichen Dank für das gelungene "Erstlingswerk" auf Rooisand. Und nicht zu vergessen die Gratulation des AdW-Teams zum Astrofoto der Woche!



Peter Riepe
Bildautoren: Markus Blauensteiner, Faried Abu-Salih und Oliver Schneider



Koordinaten (J2000.0) von M 83:
RA = 13 h 37 min 00,9 s, Dec = -29° 51' 57"




Vollbild unter: https://www.astronomie.de/aktuelles...sse-spiralgalaxie-am-suedlichen-sternenhimmel


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