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Hallo Forum!
Ich dachte mir, ich nutze mal die Änderungen hier und teste mal alles per Beobachtungsbericht... Viel Spaß!
Das Wetter in den Bayerischen Alpen sah für Donnerstag auf Freitag gut aus. Die Prognosen gaben für Samstag Wetterverschlechterung aus. Do auf Fr würde voraussichtlich die beste oder zumindest die sicherste Nacht, wenngleich mit „nur“ 6 h Beobachtungszeit. Den Feiertag am Mittwoch habe ich im Büro verbracht, um spontan freinehmen zu können. Im Laufe der Planung besserten sich die Wettervorhersagen ein wenig, sodass auch Freitag auf Samstag was ginge. Also warum nicht gleich auf dem Berg bleiben? So eine Aktion war einfach mal wieder fällig. Es sollte mit ca. 10 Grad recht angenehm bleiben, sodass die Aussicht auf Schlaf auch gar nicht so schlecht war – bei Kälte klappt das bei mir nie.
Lange Rede kurzer Sinn: ab in die Berggondel. Feuchtigkeit lag noch in der Luft, sie waberte umher und stieg in kleinen Wölkchen auf was sehr eindrucksvoll aussah – als befände man sich in einem Flugzeug...
Vor 5 Jahren hatte ich bereits so eine Aktion vollzogen – 2 Nächte am Berg und auch damals war diese Inversionswetterlage mit Flugzeugfeeling mein prägnanter Eindruck. An diesem sonnigen Tag lagen die Gipfel ebenfalls unter einer feinen Dunstschicht und ich war froh, mich für 1800 und nicht 1500 m entschieden zu haben. Je höher, desto besser..
Es war eine himmlische Ruhe bei den 100 Höhenmetern Aufstieg zu meinem Platz aber es war anstrengend. Mir steckte bereits Schlafmangel in den Knochen und das merkte ich sofort in den Beinen. Aber man ist ja nicht auf der Flucht. Es war 16 Uhr, die letzten Gondeln und Leute waren weg. Lediglich an meinem Plätzchen traf ich jemanden, der sich als Mitarbeiter des bergbewohnenden BR herausstellt und seine Abendrunde zog.
Es lagen noch minimale Schneereste herum - vor 2 Tagen noch war der Gipfel wegen Vereisung gesperrt! So schnell kann´s gehen... Mit Blick auf die Inversions-Schichtung kam ich aus der Vorfreude gar nicht mehr heraus, das Licht war großartig und ich feuerte aus allen Rohren mit der Kamera. Selbstverständlich musste auch der Dob Modell stehen aus diversen Winkeln, in seiner natürlichen Umgebung fühlt sich der kleine am wohlsten und das muss man ja festhalten wenn der vor Freude strahlt dass er wieder raus darf ;-)
Der Sonnenuntergang war wieder wunderschön, der Erdschatten danach war imposant, verrücktes Phänomen mit diesem orangenen Venusgürtel.
Die letzten Monate war wieder Bastelzeit am Dobson und so treten dann eben auch mal Problemchen auf die man neu schafft. So kam es, dass irgendwelche Justage-Schrauben blockierten und ich das erst in der Dunkelheit bemerkt habe. So hab ich die knappe erste dunkle Stunde mit Fummeleien verbracht, das wieder grade zu biegen. Was sich als nicht ganz einfach herausstellt, wenn der Laser ´nen Schlag bekommen hat, wie ich feststellen musste. Concenter sei Dank war das dann letztlich lösbar und es konnte endlich ans Beobachten gehen. Danke dass ihr bis hierher durchgehalten habt ;-)
Es war nun dunkel geworden – unten aus Richtung Tal und Wälder drang das Röhren von Hirschen herauf. Vielleicht war es auch einfach ein anderer Dobsonbesitzer gen Sudelfeld, dem die Justage nicht gelang, man weiß es nicht.
Das Programm startet
'Was stand an? Für diesen Herbst ist angedacht, eine Zeichnung von NGC 891 hinzubekommen, die mich zufriedenstellt – kein leichtes Unterfangen. Die Nähe zur Milchstraße macht das ganze nicht einfacher, wenn man im Weitfeld-Style zeichnen will - also wie im Okular gesehen. Die dunstanfällige Galaxie hatte zur Abendstunde noch etwas Zeit, aber zumindest das grobe Sternumfeld lässt sich schon recht früh in Angriff nehmen, da braucht man keine sonderlich guten Bedingungen. Damit war ich dann 1 Stunde beschäftigt. Für mich ist so ein Objekt nicht in einem Rutsch machbar, ich taste mich da ran.
Einzelstern M 31
Dann hatte ich erst mal keinen Bock mehr drauf und wollte auch mal was sehen. Derzeit ist wieder M 31 in vielerlei Hinsicht Thema in diversen Nachbarforen – jedoch in Hinblick auf besondere Details wie Kugelhaufen... und Einzelsterne. Der hellste nicht-variable Einzelstern ist der Stern Nr. 12 von Odewahn, innerhalb von der Sternwolke NGC 206. Mit 16m4 (visuelle Helligkeit VMag) mit 12“ unter sehr guten Bedingungen möglich, so die Theorie.
Mit einer entsprechenden Detailkarte kann man sich ohne viel Geeiere schnell der Position des Objekts widmen. Und siehe da – ziemlich fix trat eine stellare Aufhellung hervor, indirekt natürlich und mit gebührender Konzentration. Das Seeing war in dieser Nacht nicht so der Hit. Auch wenn 290fach verwendbar war, um das Sternchen besser herauszupulen aus der Sternwolke, waren die Sterne zumeist schon bei 200fach nicht mehr richtig sternförmig. So wie ich das bisher mitbekommen habe, war in jener Nacht andernorts in Deutschland das Seeing super – für meinen Standort in den Voralpen galt das jedoch nicht – es war dieses mal hier ziemlich schlecht.
Umso überraschender, dass dieser Einzelstern ging. Die Transparenz war sehr gut, wenn auch nicht am obersten Ende des Möglichen für die bayerischen Alpen. So ist 60% Luftfeuchte noch ausbaufähig – gerade im Herbst und Winter hat man oben auf den Bergen sehr oft Werte um 40, manchmal gar 20% und weniger – in der Nacht! Das äußert sich entsprechend in der Transparenz.
Genug geschwafelt. Für die Freunde des Andromedanebels sei noch hinzugefügt, selbstverständlich waren die beiden Staubbänder wunderbar zu erkennen, das ist bei gutem Landhimmel Standard in 12“. Fürs Genießen blieben aber nicht viele Chancen, denn ich war auf Gefitzel aus und Sterne zeichnen. Selber Schuld kann man nur sagen ;-) Zumal es an sich reichlich blöd ist, bei mäßigem bis schlechtem Seeing Einzelsterne in fremden Galaxien rauszubröseln. Aber ich beiß mich da manchmal etwas fest. Zwischendurch mussten natürlich immer mal die Standards herhalten, M 15 ist eigentlich immer im Okular im Herbst, in jeder Nacht. Übrigens auch mit bloßen Augen sehr gut zu sehen gewesen.
Es war leicht luftig an meinem exponierten Standort, sodass ich einen Ausweichplatz ca. 10 Höhenmeter tiefer mit dem Dobson in den beiden Händen über Stock und Stein anpeilte. Diesen holperigen steinigen Weg sollte ich die kommenden Stunden noch öfter gehen. Das Headquarter blieb mein schöner exponierter Platz, da lagen die ganzen Brote und Schokoriegel und die Aussicht ins Tal war da einfach grandios. Da es trotz der 7-10 Grad (wechselte in der Nacht hin und her irgendwie) recht frisch war, verknüpfte ich den Weg zu den Broten die paar Höhenmeter weiter immer gleich zum Aufwärmen. Hin und wieder ergänzte ich das Aufwärmprogramm um ein paar Liegestütze.
Milchstraße über dem Wendelstein. Das Bild rechts ist schon später mit dem Mondaufgang, klar ;-), hier nur eingefügt, damit das hohe Bild nicht unnütz Platz verballert...
So wieder fit gings weiter ans Beobachten. Die ganze Zeit überlege ich was ich noch vor dem Spiegel hatte, jetzt fällts mir ein – den „Wedding-Ring“, Abell 78 hatte ich probiert. Dieser Eigenname träfe eher auf andere Abells zu, ggf. ein Druckfehler im Deepskyatlas? Ohne Filter war an der Stelle was schmal-länglliches Nebulöses zu sehen, mit OIII-filter verschwand dieses offenbar und ich meinte gaaaanz schwach was rundliches an Nebel zu sehen, aber das war mehr Einbildung als alles andere. Die Nachrecherche zeigt etwa an der Stelle mit diesem länglichen Nebulösen eine enge Sternkette von 15-16mag-Sternchen. Den Filter musste ich aus technischen Gründen vor das Okular halten, unter Abschirmung von Streulicht. Das war irgendwie alles Käse. Die Zeit verrann. Gegen 2 Uhr sollte der Mond kommen. Ich peilte meine Lieblings-Arp Nr. 273 an,, auch die ist zeichnungstechnisch auf der To-do-Liste. Da ich meine 5 Jahre zurückliegende Beobachtung und Skizze im Kopf hatte, bin ich da sehr anspruchsvoll. Lange Rede kurzer Sinn: bei dem Ding greife ich erst zum Stift, wenn die Transparenz überirdisch gut ist. Wenn der Himmel knallt. Dieses mal war es wirklich gut, aber noch deutlich weg vom Knall. Es waren beide UGC zu sehen, die großflächige sofort und einfach, die längliche kleine allerdings ließ auf sich warten und zierte sich etwas, war dann aber doch zu sehen – sehr schwach. Das kannte ich besser. Auch das Seeing ist wie gesagt nicht der Brüller, immerhin war aber der markante nahestehende ca. 2“Doppelstern getrennt zu sehen. Fast schon überraschend. Der Orion stand mittlerweile schon hoch genug, um mal was ganz neues für mich anzupeilen – den Abell-Haufen Nr. 539. der setzt sich aus zig PGC-Fitzeln zusammen und braucht hohe Vergrößerung. Immerhin war an der Stelle ein nebliges Gewuschel zu sehen, vergleichsweise einfach. Vergrößerungstechnisch war nicht weit zu kommen, dafür war das Seeing eben nicht gut genug. Immerhin einer erster Eindruck für einen späteren Neuversuch. Was ich noch alles zwischendurch mal kurz ansteuerte weiß ich nicht mehr genau. Das hat den Vorteil, dass der lange Text diese Nacht betreffend sein Ende hat ;-)
Nunja, mit einem Bild muss ich euch noch belästigen ;-))
links ragt der Dob von der Kanzel gen Himmel
Ich schloss mit dem Hochgeschleppe meines Gerümpels zu meinem höher gelegenen Schlafplatz. Da mein Schlafsack nicht mehr zugeht und die kalten Füße ein Grundproblem sind bei mir, stülpte ich mir zusätzlich meinen großen Rucksack um die unteren Extremitäten – der Rucksack ging sogar bis zum Hintern, voll praktisch. Obwohl die Nacht theoretisch ab ca. 2 Uhr deespskytechnisch enden sollte, war ich bis ca. 4 Uhr damit beschäftigt, noch ein bissel zu knipsen, Mond zu gucken – und sogar noch eine knappe Stunde trotz Mondsichel NGC 891 weiter zu inspizieren. Innerhalb der Galaxie gab es ein paar schwache Sternchen, ich skizzierte bis wohindas Staubband zu verfolgen war. Dank der hohen Transparenz und mittlerweile gefallenen Feuchte auf 45% herum streute das ondlicht sehr wenig und in meiner Beobachtungsplatz-Senke nahm ich den Mond gar nicht wahr. Krass, sonst ist diese Galaxie eine Diva und macht sich schon unsichtbar bei suboptimalen Bedingungen, und jetzt trotz Mond noch sehr gut das Staubband sichtbar...
Ende der Fahnenstange
Ca. 2 Stunden hab ich herumgedämmert, mein Oberkörper wurde trotz Fleecepulli und diversen Schichten kalt. Füße aber null Problem. Irgendwas ist immer So machte ich mich langsam bereit, alles zusammenzräumen, gaaanz entspannt. Es gab auch wieder ein für mich neues Phänomen zu bestaunen – fast wie eine Art Krepuskularstrahlen, aber von Kondensstreifenschatten gebildet. Das sah ganz seltsam aus, wie das Gegenteil eines Scheinwerferstrahls...
Der Plan war, noch eine Nacht dranzuhängen. Ich sonnte mich, chillte, genoss die Ruhe und das tolle Bergklima – frisch aber gleichzeitig warm in der Sonne. Gegen 10 Uhr kamen mehr und mehr Leute, die ersten Wanderer und Gondelanten. Mit einem netten Pärchen kam ich ins Gespräch und zeigte ihnen ein Milchstraßenphoto über dem Wendelstein. Zum Dank bekam ich ein bissel Brotzeit-Gemüse wie Paprika, Karotten, Gurke – super! Mal was anderes als Müsliriegel. Ich hatte mir aber noch geschmierte Brote übriggelassen für die Nacht. Langsam wurde mir der Publikumsverkehr zu viel, es war langsam Mittag 12 Uhr herum, Zeit also, Richtung Bergstation mit Verpflegung zu pilgern. Es folgten gemütliche 4 Stunden mit Bratwurst, Kartoffelgurkensalat mit espressogepimptem Kakao, ein Radler, später noch ein Strudel mit Vanille. Alles nicht so der Knaller, aber man überlebt. Abstand gehalten habe ich von den Pommes, deren Qualität kannte ich schon – entsprechend waren die mich umgebenden Teller mit bergen von Resten zu beobachten. Gefreut hat es die Dohlen, die bei jeder Gelegenheit so einen langen gelben Rüpel schnappten und spazieren flogen. Während wir da alles so auf der Terrasse saßen, gingen immer wieder die verunsicherten Blicke nach oben, ob da nicht was fallengelassen wird, und die Rede ist weniger von den labberigen Pommes.
Smalltalk
Lustig war, wie einfach und unkompliziert man da oben ins Gespräch kommt – ein nettes älteres Pärchen war meine erste Essensgesellschaft, es folgte beim Radler einer der wenigen sportlichen der oben futternden – der war hochgewandert und hatte zu wenig Getränke mitgehabt und war im Eimer. Später beim Strudel folgte der Höhepunkt, ein pensionierter vielseitig interessierter Herr, der von seiner Frau abgesetzt wurde und unablässig vom Politischen in Gefährdungsszenarien mit Blick auf die Rillen in den umliegenden Felsen driftete, es könnte ja so ein teil abbrechen und alle auf der Terrasse erschlagen. Zu allem Überfluss redetet der Mann schnell und leicht lispelnd – eigentlich wolle ich nur noch weg. Aber nett war er, er und seine Frau gehörten zu Förderern der obigen Sternwarte, die gerade in ihrer Förderverein-Gruppe eine Exklusiv-Führung erhalten haben, also ohnehin schon mal ein Pluspunkt ;-) Er befand, dass das Publikum da oben auf der Terrasse faszinierend wäre, und ich entgegnete „Gleichauf mit dem Bergpanorama“, worauf er lachte und meinte, der Geist springe da hin und her... Jo, hat er nicht ganz unrecht – wobei er vielleicht nicht ganz freiwillig selber zu diesem besonderen Publikum wurde ;-))) Er zerrte am ende einen Stapel Visitenkarten heraus und gab mir eine, „falls ich mal Langeweile“ hätte. Langeweile war in absehbarer zeit aber nicht zu erwarten. Es war mittlerweile kurz vor 16 Uhr, die Terrasse lichtete sich, die letzten Talfahrten waren im Gange. Schwupps, Berg leer.
Es geht wieder los
Ich zottelte meine abgestellten Sachen aus einem geschützten Plätzchen und schnürte mir den ganzen Plunder auf den Buckel. Da kam er wieder - -der Mitarbeiter vom BR... frisch vom Gipfel runter und ein netter Gruß mit besten Wünschen für die kommende Nacht. Sehr nett. So machte ich mich wieder auf zu den 100 Höhenmetern, die Wasserflaschen frisch aufgefüllt vorher und noch zwei Brezn aus´m „Restaurant“ geholt. Es waren Zirren angekündigt für die spätere Nacht, schaun wir einfach mal.
Erstmal wieder beim Stammplätzchen chillen. Es war noch genug Zeit und warm genug, sich zu sonnen. Ich lag auf der schwarzen Isomatte und blinzelte im Halbschlaf auf den glitzernden Schaumstoff. Meine Matte war fast wie ein Sternhimmel und ich döste herum. Insgesamt fühlte ich mich ob des wenigen Schlafes aber recht fit.
Es nahte der Sonnenuntergang. Die Zirren waren entgegen der Prognosen schon da, aber es gab fantastische Lichtspiele.
Das Licht war dermaßen golden, dieses mal war nicht wie zum Vorabend Dunst, der den Horizont verschleierte, sondern es war bis runter klar, entsprechend unbeschreiblich klar und bunt war das ganze Licht und die Landschaft, was kein Photo so richtig wiedergeben kann.
Es kamen noch zwei nette Mädels mit leichter Ökoangehauchtheit hochgestapft und stellten sich so richtig pituresk in das goldendste Abendlicht, wo Rosamunde Pilcher die Worte fehlen würden. Um nicht im Stockdunkeln laufen zu müssen, gingen sie nach einem kurzen Schwätzchen bald und ich war wieder allein an diesem tollen Platz. Ich hatte längst aufgebaut und währenddessen die zwei Brezn gemampft, zusammen mit dem Paprika der mir geschenkt wurde und war rechtzeitig zur Dunkelheit gerüstet.
Ich war gespannt auf das Seeing. Zwischen den Zirren schnappte ich mir daher erstmal Mars und Jupiter. Leider zeigt sich, dass das Seeing wieder bescheiden werden sollte. Was die Wolken an sich angeht, war ich entspannt, irgendwas geht immer, und wenn es einfach das Bewundern der Lichtlein im Tal ist und die ruhe, die Stille, die Natur, die Luft. Das HTT hatte mich wieder gelehrt, dass selbst bei komplett verzirrtem Himmel nicht die Flinte ins Korn geworfen werden muss, es bestehen immer Chancen auf Lücken.
So kam es auch. Sehr bald wurde es superklar, es war auch trockener als in der Vornacht. Die Milchstraße funkelte hervor in der Gegend um Schwan und Adler. Ich schnappte mir den OIII und hielt mal wieder auf den Cirrusnebel. Das macht schon Spaß. Wie will man sowas beschreiben, es waren einfach helle Filamente, selbst Triangulars Whisp reichte bis sonstwohin, alles war voll von Nebel und der Gedanke daran, dass dies Reste einer gewaltigen Explosion sind, faszinierten mich. Ein toller Anblick, die Knochenhand finde ich am coolsten. Ich sprang noch ein bissel hektisch über ein par Messiers, um zumindest etwas gesehen zu haben wenn die fette Zirrenbank endgültig fußt fasst...
Die Lücken in den Zirren schienen aber zu halten. Mein Projekt NGC 891 lag noch im Schnodder, so war der Plan, mal was komplett neues zu machen – offene Haufen im Adler.
Ich hangelte mich von einer zweifelhaften NGC zur nächsten, wo man sich fragt, wo und was ist da denn nun?
NGC 6828 – langweilig, zu locker, unspektakulär und sehr wenig Mitglieder, der schwache Kugelhaufen NGC 6749 blieb mir verborgen bei jeder Vergrößerung, den „PhantomStreak“ NGC 6741 hab e ich ebenso wenig gesehen wie Be 81, NGC 6735 habe ich auch angesteuert aber nichts sinnvolles im Gedächtnis behalten. Eher, dass an anderer Stelle in nächster Umgebung ein paar nette Ansammlungen von Sternen sind, aber ohne Nummer. Die Ecke kann man getrost meiden.
NGC 6773 eher mittelspannend, NGC 6755 mit dem eingebetteten Cz 39 schon interessanter, auch wenn mir nicht klar war, ob der Atlas nicht ggf. die Postion des letzteren genau auf den Kopf, also falsch plaziert hat.
Was ich als absoluten Fund bezeichnen möchte, ist der in direkter Nachbarschaft gelegene NGC 6756. Klein und unscheinbar in der Karte – aber ein richtiger Schatz. In einer lockeren Ansammlung von irregulär angeordneten Sternchen lag ein kleiner stark kondensierter heller Nebelflecken, der aus dichtgedrängten recht hellen Sternchen besteht. Ich habe keine Ahnung, ob nur diese Kondensierte Stelle der Haufen ist oder noch die umliegenden Sterne dazugehören, es sieht aus wie ein Haufen im Haufen. Was für ein Anblick! Leider war das Seeing zu schlecht, um die Einzelsterne da mit 200fach richtig rauszuarbeiten – das muss ich unbedingt wiederholen. Geiles Teil.
Ich kann nur sagen, es lohnt sich, mal abseits bekannter Objekte herumzustöbern.
Vor dieser ganzen Haufenaktion, so fällt mir gerade ein, probierte ich wegen der tollen Transparenz mal was neues – eine kleine dünne Galaxie ca. 1,5 Grad weg von M 13, die ich mir mal in ihrer Position in den Atlas eingetragen habe, nachdem in wikisky aufgespührt.
Mit 15,4 BMag zeigte sich mir UGC 10477 komischerweise nicht. Vermutlich ist eine genauere Karte nötig, bzw. ein DSS-Ausdruck. Obwohl supergenau eingetragen, war da leider nix zu wollen. Wenn ich mir notiert hätte, dass die Gx genau zwischen einem 10 und 11mag-Sternchen liegt, wäre es ggf. anders ausgefallen. Aber diese Überraschung wollte ich mir wohl nicht nehmen.
Montage aus wikisky-Bildern
Jetzt bin ich gerade überfragt, ob in der Vornacht oder in der zweiten angepeilt: ich versuchte mich noch an NGC 317 und 317a, ca. 2 Grad von M 31 entfernt. Dicht an einem helleren Sternchen waren zwei kleine Nebelchen zu sehen, aber ohne Struktur. Ein länglich-elliptischer Schmadder und ein kleiner rundlicher, das war´s. Jetzt in der Nachbereitung ärgere ich mich wieder, denn mit Blick in Wikisky steht da unweit noch eine Minispirale PGC 3448 – die hätte ich mitprobieren sollen/ wollen. Jedenfalls ein auf Bildern interessantes wechselwirkendes Duo, mit schwachem breitem auffächerndem Gezeitenschmadder, der jedoch in wohl jedem Teleskop unbeobachtbar ist denke ich mal.
Das war bis hierher doch recht anstrengend und mich überkam gegen 23 Uhr eine allumfassende Kaputtheit. Der Himmel war gut, aber es windete, sodass auch unten bei meinem geschtzten Plätzchen der Dob bissel wackelte, mir war kalt, ich hatte rücken, ich war müde. Es half nix, ich schnappte mir vom Headquarter Isomatte und Schlafsack und mummelte mich unten auf die Bank, mit dem Okularkoffer als Nackenstütze, ein bewährtes Prinzip. War DAS gemütlich. Herrlich. Ich freute mich über die wohlige Wärme und grunzte wohl ziemlich fix in einem Halbschlaf weg, hin und wieder gen Himmel blinzelnd. Mir war der Himmel jetzt ziemlich wurscht, ich blieb 1,5 h liegen. Es ging nicht anders. Gegen halb 1 also stand ich auf und wankte zu meinem Aussichtsplatz, irgendwas hab ich gebraucht. Meine Güte, ich fühlte mich wie der letzte Wiesn-Besucher und war froh, heil über dein steinigen kleinen Aufstieg gekommen zu sein. Ich störkte ich mit meinem letzten Brot, eine Tafel RitterSport Nougat und wurde langsam wacher.
NGC 891 – es musste voran gehen. Das grobe Sternfeld von ca. 1 Grad Sehfeld hatte ich bereits, aber noch keine Galaxie. Das sollte sich jetzt ändern. Ich skizzierte drauflos und versuchte zu schaun, bis wo das Staubband geht, wo welche schwachen Sternchen im Galaxienkörper und nah dran zu erhaschen sind. Bei dem nicht so tollen Seeing wieder ein bissel waghalsig, aber ich wollte unbedingt vorankommen. Immerhin nahm ich ein schwaches Sternchen war, welches laut wikisky mit 16m8 (!) zu Buche schlägt, aber keine Ahnung, welcher Wert nun genau vorliegt. Vielleicht kriegt das ja einer raus? Oben dazu das Bild, der schwache Stern ist grün markiert..
Am liebsten würde ich ja schon eine Zeichnung hier präsentieren, aber da geht detailtechnisch noch ein bissel und werde noch ´ne Weile brauchen. Werde das aber gerne hier nachreichen wenn´s fertig ist, was auf jeden Fall jetzt im Herbst passieren wird.
Die Zirren kamen unerbittlich reingeschossen, sodass die Galaxie kaum noch zu erkennen war, aber ich führte das Objekt immer noch nach und versuchte das Sternfeld zu erfassen. So ein bissel pittbullmäßig. Irgendwann kam die Vernunft, ungefähr zeitgleich mit dem Mond. Es war nun gegen 4 Uhr und Photozeit....
rechts der Dob mit fetter Blende am Okular, sonst hätte das Licht des Tals reingestrahlt...
Ihr habt es geschafft, wir sind durch
Es folgten wieder 1,5 h Schlaf im Selbstbauschlafsack und ein toller Sonnenaufgang...
Gemütlich baute ich alles ab und war erstaunt, dass es zeitlich doch etwas knapp wurde die erste Bergbahn zu erwischen. Man könnte es aber auch perfektes Timing nennen ;-)
Ich war langsam aber ziemlich im Eimer, man daran merkte, dass ich das Drehkreuz bei der Bergbahn nur mit einem Bein passieren konnte. Soll heißen, ich blieb stecken und nix drehte sich mehr, ich saß quasi auf dem Ding. Hab ich auch noch nicht geschafft. Mit einer Turnvater-Jahn-Übung befreite ich mich aus dem Dilemma und war endlich in der Gondel.
Zurück ging es dann mit dem Zug, der sich zunehmend bis zur Zerplatzprobe mit Oktoberfestlern füllte, die aber alle gar nichts waren gegen eine asiatische Touristin, die mit ihrer Stimmlage und Lautstärke sowie genau in meine Richtung plärrend im Gespräch mit ihrem Begleiter nun wirklich akustisch alles toppte was geeignet war, einen übermüdeten Sternegucker zu malträtieren.
Wie ihr aber lesen könnt, ich habe es überlebt, wenn auch nur knapp.
Es grüßt Norman mit CS für alle
Ich dachte mir, ich nutze mal die Änderungen hier und teste mal alles per Beobachtungsbericht... Viel Spaß!
Das Wetter in den Bayerischen Alpen sah für Donnerstag auf Freitag gut aus. Die Prognosen gaben für Samstag Wetterverschlechterung aus. Do auf Fr würde voraussichtlich die beste oder zumindest die sicherste Nacht, wenngleich mit „nur“ 6 h Beobachtungszeit. Den Feiertag am Mittwoch habe ich im Büro verbracht, um spontan freinehmen zu können. Im Laufe der Planung besserten sich die Wettervorhersagen ein wenig, sodass auch Freitag auf Samstag was ginge. Also warum nicht gleich auf dem Berg bleiben? So eine Aktion war einfach mal wieder fällig. Es sollte mit ca. 10 Grad recht angenehm bleiben, sodass die Aussicht auf Schlaf auch gar nicht so schlecht war – bei Kälte klappt das bei mir nie.
Lange Rede kurzer Sinn: ab in die Berggondel. Feuchtigkeit lag noch in der Luft, sie waberte umher und stieg in kleinen Wölkchen auf was sehr eindrucksvoll aussah – als befände man sich in einem Flugzeug...
Vor 5 Jahren hatte ich bereits so eine Aktion vollzogen – 2 Nächte am Berg und auch damals war diese Inversionswetterlage mit Flugzeugfeeling mein prägnanter Eindruck. An diesem sonnigen Tag lagen die Gipfel ebenfalls unter einer feinen Dunstschicht und ich war froh, mich für 1800 und nicht 1500 m entschieden zu haben. Je höher, desto besser..
Es war eine himmlische Ruhe bei den 100 Höhenmetern Aufstieg zu meinem Platz aber es war anstrengend. Mir steckte bereits Schlafmangel in den Knochen und das merkte ich sofort in den Beinen. Aber man ist ja nicht auf der Flucht. Es war 16 Uhr, die letzten Gondeln und Leute waren weg. Lediglich an meinem Plätzchen traf ich jemanden, der sich als Mitarbeiter des bergbewohnenden BR herausstellt und seine Abendrunde zog.
Es lagen noch minimale Schneereste herum - vor 2 Tagen noch war der Gipfel wegen Vereisung gesperrt! So schnell kann´s gehen... Mit Blick auf die Inversions-Schichtung kam ich aus der Vorfreude gar nicht mehr heraus, das Licht war großartig und ich feuerte aus allen Rohren mit der Kamera. Selbstverständlich musste auch der Dob Modell stehen aus diversen Winkeln, in seiner natürlichen Umgebung fühlt sich der kleine am wohlsten und das muss man ja festhalten wenn der vor Freude strahlt dass er wieder raus darf ;-)
Der Sonnenuntergang war wieder wunderschön, der Erdschatten danach war imposant, verrücktes Phänomen mit diesem orangenen Venusgürtel.
Die letzten Monate war wieder Bastelzeit am Dobson und so treten dann eben auch mal Problemchen auf die man neu schafft. So kam es, dass irgendwelche Justage-Schrauben blockierten und ich das erst in der Dunkelheit bemerkt habe. So hab ich die knappe erste dunkle Stunde mit Fummeleien verbracht, das wieder grade zu biegen. Was sich als nicht ganz einfach herausstellt, wenn der Laser ´nen Schlag bekommen hat, wie ich feststellen musste. Concenter sei Dank war das dann letztlich lösbar und es konnte endlich ans Beobachten gehen. Danke dass ihr bis hierher durchgehalten habt ;-)
Es war nun dunkel geworden – unten aus Richtung Tal und Wälder drang das Röhren von Hirschen herauf. Vielleicht war es auch einfach ein anderer Dobsonbesitzer gen Sudelfeld, dem die Justage nicht gelang, man weiß es nicht.
Das Programm startet
'Was stand an? Für diesen Herbst ist angedacht, eine Zeichnung von NGC 891 hinzubekommen, die mich zufriedenstellt – kein leichtes Unterfangen. Die Nähe zur Milchstraße macht das ganze nicht einfacher, wenn man im Weitfeld-Style zeichnen will - also wie im Okular gesehen. Die dunstanfällige Galaxie hatte zur Abendstunde noch etwas Zeit, aber zumindest das grobe Sternumfeld lässt sich schon recht früh in Angriff nehmen, da braucht man keine sonderlich guten Bedingungen. Damit war ich dann 1 Stunde beschäftigt. Für mich ist so ein Objekt nicht in einem Rutsch machbar, ich taste mich da ran.
Einzelstern M 31
Dann hatte ich erst mal keinen Bock mehr drauf und wollte auch mal was sehen. Derzeit ist wieder M 31 in vielerlei Hinsicht Thema in diversen Nachbarforen – jedoch in Hinblick auf besondere Details wie Kugelhaufen... und Einzelsterne. Der hellste nicht-variable Einzelstern ist der Stern Nr. 12 von Odewahn, innerhalb von der Sternwolke NGC 206. Mit 16m4 (visuelle Helligkeit VMag) mit 12“ unter sehr guten Bedingungen möglich, so die Theorie.
Mit einer entsprechenden Detailkarte kann man sich ohne viel Geeiere schnell der Position des Objekts widmen. Und siehe da – ziemlich fix trat eine stellare Aufhellung hervor, indirekt natürlich und mit gebührender Konzentration. Das Seeing war in dieser Nacht nicht so der Hit. Auch wenn 290fach verwendbar war, um das Sternchen besser herauszupulen aus der Sternwolke, waren die Sterne zumeist schon bei 200fach nicht mehr richtig sternförmig. So wie ich das bisher mitbekommen habe, war in jener Nacht andernorts in Deutschland das Seeing super – für meinen Standort in den Voralpen galt das jedoch nicht – es war dieses mal hier ziemlich schlecht.
Umso überraschender, dass dieser Einzelstern ging. Die Transparenz war sehr gut, wenn auch nicht am obersten Ende des Möglichen für die bayerischen Alpen. So ist 60% Luftfeuchte noch ausbaufähig – gerade im Herbst und Winter hat man oben auf den Bergen sehr oft Werte um 40, manchmal gar 20% und weniger – in der Nacht! Das äußert sich entsprechend in der Transparenz.
Genug geschwafelt. Für die Freunde des Andromedanebels sei noch hinzugefügt, selbstverständlich waren die beiden Staubbänder wunderbar zu erkennen, das ist bei gutem Landhimmel Standard in 12“. Fürs Genießen blieben aber nicht viele Chancen, denn ich war auf Gefitzel aus und Sterne zeichnen. Selber Schuld kann man nur sagen ;-) Zumal es an sich reichlich blöd ist, bei mäßigem bis schlechtem Seeing Einzelsterne in fremden Galaxien rauszubröseln. Aber ich beiß mich da manchmal etwas fest. Zwischendurch mussten natürlich immer mal die Standards herhalten, M 15 ist eigentlich immer im Okular im Herbst, in jeder Nacht. Übrigens auch mit bloßen Augen sehr gut zu sehen gewesen.
Es war leicht luftig an meinem exponierten Standort, sodass ich einen Ausweichplatz ca. 10 Höhenmeter tiefer mit dem Dobson in den beiden Händen über Stock und Stein anpeilte. Diesen holperigen steinigen Weg sollte ich die kommenden Stunden noch öfter gehen. Das Headquarter blieb mein schöner exponierter Platz, da lagen die ganzen Brote und Schokoriegel und die Aussicht ins Tal war da einfach grandios. Da es trotz der 7-10 Grad (wechselte in der Nacht hin und her irgendwie) recht frisch war, verknüpfte ich den Weg zu den Broten die paar Höhenmeter weiter immer gleich zum Aufwärmen. Hin und wieder ergänzte ich das Aufwärmprogramm um ein paar Liegestütze.
Milchstraße über dem Wendelstein. Das Bild rechts ist schon später mit dem Mondaufgang, klar ;-), hier nur eingefügt, damit das hohe Bild nicht unnütz Platz verballert...
So wieder fit gings weiter ans Beobachten. Die ganze Zeit überlege ich was ich noch vor dem Spiegel hatte, jetzt fällts mir ein – den „Wedding-Ring“, Abell 78 hatte ich probiert. Dieser Eigenname träfe eher auf andere Abells zu, ggf. ein Druckfehler im Deepskyatlas? Ohne Filter war an der Stelle was schmal-länglliches Nebulöses zu sehen, mit OIII-filter verschwand dieses offenbar und ich meinte gaaaanz schwach was rundliches an Nebel zu sehen, aber das war mehr Einbildung als alles andere. Die Nachrecherche zeigt etwa an der Stelle mit diesem länglichen Nebulösen eine enge Sternkette von 15-16mag-Sternchen. Den Filter musste ich aus technischen Gründen vor das Okular halten, unter Abschirmung von Streulicht. Das war irgendwie alles Käse. Die Zeit verrann. Gegen 2 Uhr sollte der Mond kommen. Ich peilte meine Lieblings-Arp Nr. 273 an,, auch die ist zeichnungstechnisch auf der To-do-Liste. Da ich meine 5 Jahre zurückliegende Beobachtung und Skizze im Kopf hatte, bin ich da sehr anspruchsvoll. Lange Rede kurzer Sinn: bei dem Ding greife ich erst zum Stift, wenn die Transparenz überirdisch gut ist. Wenn der Himmel knallt. Dieses mal war es wirklich gut, aber noch deutlich weg vom Knall. Es waren beide UGC zu sehen, die großflächige sofort und einfach, die längliche kleine allerdings ließ auf sich warten und zierte sich etwas, war dann aber doch zu sehen – sehr schwach. Das kannte ich besser. Auch das Seeing ist wie gesagt nicht der Brüller, immerhin war aber der markante nahestehende ca. 2“Doppelstern getrennt zu sehen. Fast schon überraschend. Der Orion stand mittlerweile schon hoch genug, um mal was ganz neues für mich anzupeilen – den Abell-Haufen Nr. 539. der setzt sich aus zig PGC-Fitzeln zusammen und braucht hohe Vergrößerung. Immerhin war an der Stelle ein nebliges Gewuschel zu sehen, vergleichsweise einfach. Vergrößerungstechnisch war nicht weit zu kommen, dafür war das Seeing eben nicht gut genug. Immerhin einer erster Eindruck für einen späteren Neuversuch. Was ich noch alles zwischendurch mal kurz ansteuerte weiß ich nicht mehr genau. Das hat den Vorteil, dass der lange Text diese Nacht betreffend sein Ende hat ;-)
Nunja, mit einem Bild muss ich euch noch belästigen ;-))
links ragt der Dob von der Kanzel gen Himmel
Ich schloss mit dem Hochgeschleppe meines Gerümpels zu meinem höher gelegenen Schlafplatz. Da mein Schlafsack nicht mehr zugeht und die kalten Füße ein Grundproblem sind bei mir, stülpte ich mir zusätzlich meinen großen Rucksack um die unteren Extremitäten – der Rucksack ging sogar bis zum Hintern, voll praktisch. Obwohl die Nacht theoretisch ab ca. 2 Uhr deespskytechnisch enden sollte, war ich bis ca. 4 Uhr damit beschäftigt, noch ein bissel zu knipsen, Mond zu gucken – und sogar noch eine knappe Stunde trotz Mondsichel NGC 891 weiter zu inspizieren. Innerhalb der Galaxie gab es ein paar schwache Sternchen, ich skizzierte bis wohindas Staubband zu verfolgen war. Dank der hohen Transparenz und mittlerweile gefallenen Feuchte auf 45% herum streute das ondlicht sehr wenig und in meiner Beobachtungsplatz-Senke nahm ich den Mond gar nicht wahr. Krass, sonst ist diese Galaxie eine Diva und macht sich schon unsichtbar bei suboptimalen Bedingungen, und jetzt trotz Mond noch sehr gut das Staubband sichtbar...
Ende der Fahnenstange
Ca. 2 Stunden hab ich herumgedämmert, mein Oberkörper wurde trotz Fleecepulli und diversen Schichten kalt. Füße aber null Problem. Irgendwas ist immer So machte ich mich langsam bereit, alles zusammenzräumen, gaaanz entspannt. Es gab auch wieder ein für mich neues Phänomen zu bestaunen – fast wie eine Art Krepuskularstrahlen, aber von Kondensstreifenschatten gebildet. Das sah ganz seltsam aus, wie das Gegenteil eines Scheinwerferstrahls...
Der Plan war, noch eine Nacht dranzuhängen. Ich sonnte mich, chillte, genoss die Ruhe und das tolle Bergklima – frisch aber gleichzeitig warm in der Sonne. Gegen 10 Uhr kamen mehr und mehr Leute, die ersten Wanderer und Gondelanten. Mit einem netten Pärchen kam ich ins Gespräch und zeigte ihnen ein Milchstraßenphoto über dem Wendelstein. Zum Dank bekam ich ein bissel Brotzeit-Gemüse wie Paprika, Karotten, Gurke – super! Mal was anderes als Müsliriegel. Ich hatte mir aber noch geschmierte Brote übriggelassen für die Nacht. Langsam wurde mir der Publikumsverkehr zu viel, es war langsam Mittag 12 Uhr herum, Zeit also, Richtung Bergstation mit Verpflegung zu pilgern. Es folgten gemütliche 4 Stunden mit Bratwurst, Kartoffelgurkensalat mit espressogepimptem Kakao, ein Radler, später noch ein Strudel mit Vanille. Alles nicht so der Knaller, aber man überlebt. Abstand gehalten habe ich von den Pommes, deren Qualität kannte ich schon – entsprechend waren die mich umgebenden Teller mit bergen von Resten zu beobachten. Gefreut hat es die Dohlen, die bei jeder Gelegenheit so einen langen gelben Rüpel schnappten und spazieren flogen. Während wir da alles so auf der Terrasse saßen, gingen immer wieder die verunsicherten Blicke nach oben, ob da nicht was fallengelassen wird, und die Rede ist weniger von den labberigen Pommes.
Smalltalk
Lustig war, wie einfach und unkompliziert man da oben ins Gespräch kommt – ein nettes älteres Pärchen war meine erste Essensgesellschaft, es folgte beim Radler einer der wenigen sportlichen der oben futternden – der war hochgewandert und hatte zu wenig Getränke mitgehabt und war im Eimer. Später beim Strudel folgte der Höhepunkt, ein pensionierter vielseitig interessierter Herr, der von seiner Frau abgesetzt wurde und unablässig vom Politischen in Gefährdungsszenarien mit Blick auf die Rillen in den umliegenden Felsen driftete, es könnte ja so ein teil abbrechen und alle auf der Terrasse erschlagen. Zu allem Überfluss redetet der Mann schnell und leicht lispelnd – eigentlich wolle ich nur noch weg. Aber nett war er, er und seine Frau gehörten zu Förderern der obigen Sternwarte, die gerade in ihrer Förderverein-Gruppe eine Exklusiv-Führung erhalten haben, also ohnehin schon mal ein Pluspunkt ;-) Er befand, dass das Publikum da oben auf der Terrasse faszinierend wäre, und ich entgegnete „Gleichauf mit dem Bergpanorama“, worauf er lachte und meinte, der Geist springe da hin und her... Jo, hat er nicht ganz unrecht – wobei er vielleicht nicht ganz freiwillig selber zu diesem besonderen Publikum wurde ;-))) Er zerrte am ende einen Stapel Visitenkarten heraus und gab mir eine, „falls ich mal Langeweile“ hätte. Langeweile war in absehbarer zeit aber nicht zu erwarten. Es war mittlerweile kurz vor 16 Uhr, die Terrasse lichtete sich, die letzten Talfahrten waren im Gange. Schwupps, Berg leer.
Es geht wieder los
Ich zottelte meine abgestellten Sachen aus einem geschützten Plätzchen und schnürte mir den ganzen Plunder auf den Buckel. Da kam er wieder - -der Mitarbeiter vom BR... frisch vom Gipfel runter und ein netter Gruß mit besten Wünschen für die kommende Nacht. Sehr nett. So machte ich mich wieder auf zu den 100 Höhenmetern, die Wasserflaschen frisch aufgefüllt vorher und noch zwei Brezn aus´m „Restaurant“ geholt. Es waren Zirren angekündigt für die spätere Nacht, schaun wir einfach mal.
Erstmal wieder beim Stammplätzchen chillen. Es war noch genug Zeit und warm genug, sich zu sonnen. Ich lag auf der schwarzen Isomatte und blinzelte im Halbschlaf auf den glitzernden Schaumstoff. Meine Matte war fast wie ein Sternhimmel und ich döste herum. Insgesamt fühlte ich mich ob des wenigen Schlafes aber recht fit.
Es nahte der Sonnenuntergang. Die Zirren waren entgegen der Prognosen schon da, aber es gab fantastische Lichtspiele.
Das Licht war dermaßen golden, dieses mal war nicht wie zum Vorabend Dunst, der den Horizont verschleierte, sondern es war bis runter klar, entsprechend unbeschreiblich klar und bunt war das ganze Licht und die Landschaft, was kein Photo so richtig wiedergeben kann.
Es kamen noch zwei nette Mädels mit leichter Ökoangehauchtheit hochgestapft und stellten sich so richtig pituresk in das goldendste Abendlicht, wo Rosamunde Pilcher die Worte fehlen würden. Um nicht im Stockdunkeln laufen zu müssen, gingen sie nach einem kurzen Schwätzchen bald und ich war wieder allein an diesem tollen Platz. Ich hatte längst aufgebaut und währenddessen die zwei Brezn gemampft, zusammen mit dem Paprika der mir geschenkt wurde und war rechtzeitig zur Dunkelheit gerüstet.
Ich war gespannt auf das Seeing. Zwischen den Zirren schnappte ich mir daher erstmal Mars und Jupiter. Leider zeigt sich, dass das Seeing wieder bescheiden werden sollte. Was die Wolken an sich angeht, war ich entspannt, irgendwas geht immer, und wenn es einfach das Bewundern der Lichtlein im Tal ist und die ruhe, die Stille, die Natur, die Luft. Das HTT hatte mich wieder gelehrt, dass selbst bei komplett verzirrtem Himmel nicht die Flinte ins Korn geworfen werden muss, es bestehen immer Chancen auf Lücken.
So kam es auch. Sehr bald wurde es superklar, es war auch trockener als in der Vornacht. Die Milchstraße funkelte hervor in der Gegend um Schwan und Adler. Ich schnappte mir den OIII und hielt mal wieder auf den Cirrusnebel. Das macht schon Spaß. Wie will man sowas beschreiben, es waren einfach helle Filamente, selbst Triangulars Whisp reichte bis sonstwohin, alles war voll von Nebel und der Gedanke daran, dass dies Reste einer gewaltigen Explosion sind, faszinierten mich. Ein toller Anblick, die Knochenhand finde ich am coolsten. Ich sprang noch ein bissel hektisch über ein par Messiers, um zumindest etwas gesehen zu haben wenn die fette Zirrenbank endgültig fußt fasst...
Die Lücken in den Zirren schienen aber zu halten. Mein Projekt NGC 891 lag noch im Schnodder, so war der Plan, mal was komplett neues zu machen – offene Haufen im Adler.
Ich hangelte mich von einer zweifelhaften NGC zur nächsten, wo man sich fragt, wo und was ist da denn nun?
NGC 6828 – langweilig, zu locker, unspektakulär und sehr wenig Mitglieder, der schwache Kugelhaufen NGC 6749 blieb mir verborgen bei jeder Vergrößerung, den „PhantomStreak“ NGC 6741 hab e ich ebenso wenig gesehen wie Be 81, NGC 6735 habe ich auch angesteuert aber nichts sinnvolles im Gedächtnis behalten. Eher, dass an anderer Stelle in nächster Umgebung ein paar nette Ansammlungen von Sternen sind, aber ohne Nummer. Die Ecke kann man getrost meiden.
NGC 6773 eher mittelspannend, NGC 6755 mit dem eingebetteten Cz 39 schon interessanter, auch wenn mir nicht klar war, ob der Atlas nicht ggf. die Postion des letzteren genau auf den Kopf, also falsch plaziert hat.
Was ich als absoluten Fund bezeichnen möchte, ist der in direkter Nachbarschaft gelegene NGC 6756. Klein und unscheinbar in der Karte – aber ein richtiger Schatz. In einer lockeren Ansammlung von irregulär angeordneten Sternchen lag ein kleiner stark kondensierter heller Nebelflecken, der aus dichtgedrängten recht hellen Sternchen besteht. Ich habe keine Ahnung, ob nur diese Kondensierte Stelle der Haufen ist oder noch die umliegenden Sterne dazugehören, es sieht aus wie ein Haufen im Haufen. Was für ein Anblick! Leider war das Seeing zu schlecht, um die Einzelsterne da mit 200fach richtig rauszuarbeiten – das muss ich unbedingt wiederholen. Geiles Teil.
Ich kann nur sagen, es lohnt sich, mal abseits bekannter Objekte herumzustöbern.
Vor dieser ganzen Haufenaktion, so fällt mir gerade ein, probierte ich wegen der tollen Transparenz mal was neues – eine kleine dünne Galaxie ca. 1,5 Grad weg von M 13, die ich mir mal in ihrer Position in den Atlas eingetragen habe, nachdem in wikisky aufgespührt.
Mit 15,4 BMag zeigte sich mir UGC 10477 komischerweise nicht. Vermutlich ist eine genauere Karte nötig, bzw. ein DSS-Ausdruck. Obwohl supergenau eingetragen, war da leider nix zu wollen. Wenn ich mir notiert hätte, dass die Gx genau zwischen einem 10 und 11mag-Sternchen liegt, wäre es ggf. anders ausgefallen. Aber diese Überraschung wollte ich mir wohl nicht nehmen.
Montage aus wikisky-Bildern
Jetzt bin ich gerade überfragt, ob in der Vornacht oder in der zweiten angepeilt: ich versuchte mich noch an NGC 317 und 317a, ca. 2 Grad von M 31 entfernt. Dicht an einem helleren Sternchen waren zwei kleine Nebelchen zu sehen, aber ohne Struktur. Ein länglich-elliptischer Schmadder und ein kleiner rundlicher, das war´s. Jetzt in der Nachbereitung ärgere ich mich wieder, denn mit Blick in Wikisky steht da unweit noch eine Minispirale PGC 3448 – die hätte ich mitprobieren sollen/ wollen. Jedenfalls ein auf Bildern interessantes wechselwirkendes Duo, mit schwachem breitem auffächerndem Gezeitenschmadder, der jedoch in wohl jedem Teleskop unbeobachtbar ist denke ich mal.
Das war bis hierher doch recht anstrengend und mich überkam gegen 23 Uhr eine allumfassende Kaputtheit. Der Himmel war gut, aber es windete, sodass auch unten bei meinem geschtzten Plätzchen der Dob bissel wackelte, mir war kalt, ich hatte rücken, ich war müde. Es half nix, ich schnappte mir vom Headquarter Isomatte und Schlafsack und mummelte mich unten auf die Bank, mit dem Okularkoffer als Nackenstütze, ein bewährtes Prinzip. War DAS gemütlich. Herrlich. Ich freute mich über die wohlige Wärme und grunzte wohl ziemlich fix in einem Halbschlaf weg, hin und wieder gen Himmel blinzelnd. Mir war der Himmel jetzt ziemlich wurscht, ich blieb 1,5 h liegen. Es ging nicht anders. Gegen halb 1 also stand ich auf und wankte zu meinem Aussichtsplatz, irgendwas hab ich gebraucht. Meine Güte, ich fühlte mich wie der letzte Wiesn-Besucher und war froh, heil über dein steinigen kleinen Aufstieg gekommen zu sein. Ich störkte ich mit meinem letzten Brot, eine Tafel RitterSport Nougat und wurde langsam wacher.
NGC 891 – es musste voran gehen. Das grobe Sternfeld von ca. 1 Grad Sehfeld hatte ich bereits, aber noch keine Galaxie. Das sollte sich jetzt ändern. Ich skizzierte drauflos und versuchte zu schaun, bis wo das Staubband geht, wo welche schwachen Sternchen im Galaxienkörper und nah dran zu erhaschen sind. Bei dem nicht so tollen Seeing wieder ein bissel waghalsig, aber ich wollte unbedingt vorankommen. Immerhin nahm ich ein schwaches Sternchen war, welches laut wikisky mit 16m8 (!) zu Buche schlägt, aber keine Ahnung, welcher Wert nun genau vorliegt. Vielleicht kriegt das ja einer raus? Oben dazu das Bild, der schwache Stern ist grün markiert..
Am liebsten würde ich ja schon eine Zeichnung hier präsentieren, aber da geht detailtechnisch noch ein bissel und werde noch ´ne Weile brauchen. Werde das aber gerne hier nachreichen wenn´s fertig ist, was auf jeden Fall jetzt im Herbst passieren wird.
Die Zirren kamen unerbittlich reingeschossen, sodass die Galaxie kaum noch zu erkennen war, aber ich führte das Objekt immer noch nach und versuchte das Sternfeld zu erfassen. So ein bissel pittbullmäßig. Irgendwann kam die Vernunft, ungefähr zeitgleich mit dem Mond. Es war nun gegen 4 Uhr und Photozeit....
rechts der Dob mit fetter Blende am Okular, sonst hätte das Licht des Tals reingestrahlt...
Ihr habt es geschafft, wir sind durch
Es folgten wieder 1,5 h Schlaf im Selbstbauschlafsack und ein toller Sonnenaufgang...
Gemütlich baute ich alles ab und war erstaunt, dass es zeitlich doch etwas knapp wurde die erste Bergbahn zu erwischen. Man könnte es aber auch perfektes Timing nennen ;-)
Ich war langsam aber ziemlich im Eimer, man daran merkte, dass ich das Drehkreuz bei der Bergbahn nur mit einem Bein passieren konnte. Soll heißen, ich blieb stecken und nix drehte sich mehr, ich saß quasi auf dem Ding. Hab ich auch noch nicht geschafft. Mit einer Turnvater-Jahn-Übung befreite ich mich aus dem Dilemma und war endlich in der Gondel.
Zurück ging es dann mit dem Zug, der sich zunehmend bis zur Zerplatzprobe mit Oktoberfestlern füllte, die aber alle gar nichts waren gegen eine asiatische Touristin, die mit ihrer Stimmlage und Lautstärke sowie genau in meine Richtung plärrend im Gespräch mit ihrem Begleiter nun wirklich akustisch alles toppte was geeignet war, einen übermüdeten Sternegucker zu malträtieren.
Wie ihr aber lesen könnt, ich habe es überlebt, wenn auch nur knapp.
Es grüßt Norman mit CS für alle