der Lichtverschmutzung zum Trotz!!

Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
Liebes Sterndelvolk,

nach gefühlten 2 Mio. Lichtjahren ward es Licht! Trotz dem Versprechen auf eine klare Nacht meiner Weatherapp war die Transparenz aber nicht so ideal, milchige 4,0mg und links und rechts vom Horizont zogen gegen 19h bei minus 2 Grad und Windstille schon wieder dunstige Geschwade auf, das hielt mich aber nicht ab meine Goto punktgenau einzuordnen und den M1 tief im Osten knapp über Nachbars Hausdach einzufangen.
Mit bloßem Auge konnte ich ihn absolut nicht erspähen! Doch da ich mir bei der guten Einordnung der Montierung erhoffte, ihn mittig in die Kamera zu bekommen, habe ich es auf einen Versuch ankommen lassen, die Goto auf M1 schwenken lassen und mal mit 60s Belichtung bei ISO 400 draufgehalten. Bei der Rückschau in der Kamera konnte ich den Hauch von Hauch schon erkennen und war doch erstaunt! M1 ist ja ein faint fuzzy und wer hätte gedacht, dass hier trotz Strassenbeleuchtung, Flugverkehr und immer wieder Autodurchfahrt was geht?
Von Nebelgeschwader umgeben schaue ich auf ein Nebelgeschwader das 6300Lj entfernt ist .... das ist total verrückt ist das!!!!! Das muss man sich mal im Hirn zergehen lassen ...
nebulöse Grüsse von Anette
 

Anhänge

  • IMG_8344.jpg
    IMG_8344.jpg
    74,6 KB · Aufrufe: 137
:) Es ist so eine irrationale Verbundenheit da.
Wenn man einem gerade geschlüpften Möwenküken eine Fütterungs-Apparatur mit einem rotem Fleck vor die Nase hält, wird das Küken fortan den Apparat als treusorgende Eltern lieben. So ist auch bei mir das Bindungshormon Oxytocin fehlprogrammiert. Es hallt wie ein Echo nach: die einmal gemachte, tief emotionale Erfahrung des großen Glücks, von den Sternen und dem weiten Raum bedingungslos beschenkt zu werden.
Ein Sehnen wie nach alten Freunden wird im Moment des Stern-Sehens erst bewusst - und gleich darauf gestillt. Auch durch Nebelschwaden hindurch und durch oranges Straßenlicht.

Vorgesternfrüh um kurz nach 5 aufgewacht und wie immer: der erste Blick noch aus der Waagerechten durch's Fenster: Sterne zu sehen? Jau! Und es ist Pleiadenzeit im Westen! Aufgesprungen, Teleskop ans Fenster und ohne Alignment - ich war so aufgeregt - durch's 40mm bei 12x die Wagen-Silhouette der entfernten Sternchen gesehen. Endlich. "Hallo Ihr! Jetzt kenne ich Euch auch. :) "
Winzig und unscheinbar. Und doch ein Märchenland, wie man von den Fotos von ihnen weiss. Sie sind wunderschön, einfach so. Ob ich es mit den optischen Mitteln nun wahrnehmen kann oder nicht. Das Wissen macht mich glücklich in dem kleinen Moment.

Verwegen habe ich die Kamera ans scope geschraubt... :cool: ... aber ohne Einordnung gingen nur 8 Sekunden ohne Striche und dann standen sie auch bereits so tief, dass das Scope voll in die eine Laterne guckte... und bald schon, nach 20 Minuten deshalb bereits total sinnbefreiten Knipsens, nahm die Kamera auch noch am rechten Rand die Fensterwand auf... :giggle:

Macht nix. Auf diese Art ein Hallo zu erleben, entsprach dem "Fütterungsapparat mit rotem Fleck", mit dem ich als Küken zuerst mit Sternen in Kontakt getreten war.


M45-RedBeak.jpg
 
Das sind glaubich zusammen 4 Minuten aus Einzelframes mit 8Sekunden geworden. Nur die Darks und Flats sind gänzlich unbeeindruckt geblieben von Straßenbahnerschütterungen und dem Wärmewabern am Fensterbrett. Nicht "Ergebnis-" sondern erlebnisorientiert. nech.
 
Hi Silver,

Hut ab, dafür aber eine sehenswerte Aufnahme! Dein Text gefällt mir sehr gut. So wird es wohl sein. Es ist in die Seele gebrannt, es gehört zu einem - für immer! Anbei meine eiskalten sieben Schwestern, bei 20s Belichtung, aber Deine haben irgendwie mehr Dynamik, meine sehen so gestanzt aus....heute kämpfte ich, die größere Röhre hinten im Garten aufzustellen, aber minus 3, bald 4 treten mir doch in die Knochen momentan.
LG
Anette
 

Anhänge

  • IMG_8322.jpg
    IMG_8322.jpg
    71,1 KB · Aufrufe: 138
Hey Anette,
"gestanzt" - ich weiss, was Du meinst. Cooler Begriff dafür, so generell.
Auf beiden Bildern sieht man das Weltraum-Autobahnstück mit Straßenlaternen.
Die Strecke beginnend von der grössten eiskalten Schwester, gleichgroße, gleichhelle Sternen, teils auch noch gleichweit voneinander entfernt in einer Linie - von uns aus gesehen. Kurios, oder? Sind die mal aus demselben selben Planetarischen Nebel entstanden? Und wie kam es dabei zu dieser regelmäßigen Anordnung? Auch so eine Frage, die beim Anschauen mal durch's Gehirn huscht und unbeantwortet gleich wieder verschwindet, bereichert die empfundene Verbundenheit.

Die Kälte neide ich Dir nicht. Ich freu mich, dass Du im Garten mehr direkten Kontakt hast zum Himmel, dem Raum, der Schönheit der Sterne, zu Deinem Gefühl beim Beobachten.

Liebe Grüße
Silver
 
Liebe Silver,
schöne Gedanken hast Du da! Oftmals frage ich mich, ob die Anordnungen der Sterne, wie sie uns sinnlich erscheinen einen Sinn haben? Hyroglyphen sind? Wegmarkierungen? Orientierungshilfen? Erzählen sie eine Geschichte? Eine Mitteilung? Jedenfalls ist die Astronomie die Mutter aller Wissenschaften, sei es die Mathematik in vielen Facetten, sei es die Philosophie, die Theologie, die Astrolügie, die Mythologie ... sei es einfach nur das große stille Nichts mit all seiner Schönheit, das uns nicht wirklich Antworten gibt und schweigt. Hätte der Himmel eine klare Antwort, wäre er gefährlich, denn dann hätte er Wächter die immer darauf achten müssten, dass die Antwort nicht verfälscht wird ... und durch sein Schweigen gehört er allen und niemanden, aber er nimmt uns die Angst, vor einem grossen, unendlich schwarzen Loch zu stehen, in dem er eine doch sehr deutlich wahrnehmbare Ordnung hat, das beruhigt, es führt, es zentriert ...
LG
Anette
 
Liebes Forum,
als gestern Nacht endlich mal wieder der Himmel ein wenig die Sterne freigab, entschloss sich unsere Gemeinde so gegen Mitternacht jede Menge Flash-lights in den Himmel zu schießen, weil befürchtet wird, dass deren Anblick allergische Reaktionen verursachen könne. Nun sind wir wieder wolkenverhangen, die Prognose für die kommende Woche klingt verdeckelt gut, trotzdem wünsche ich Euch allen ein irgendwie annehmbares Neues Jahr!
In diesem Sinne
LG
Anette
 

Anhänge

  • IMG_9081.JPG
    IMG_9081.JPG
    91,8 KB · Aufrufe: 95
:D Ein frohes neues Jahr und ganz viel klaren Nachthimmel wünsch ich Dir, Anette, und uns allen auch.
 
Liebes Sterndelvolk,
heute habe ich es mal wieder nicht ausgehalten und musste in die Sterne schauen, trotz Kaltfrontdurchgang und immer mal wieder heftigen Böen aus NE, die genau auf mein Balkönchen brummten. Die Wolken rasten nur so dahin, zwischen manchen Lücken funkelten die Sterne, ein einziges Wechselspiel!
Mich reizte es, die M51 unter solchen Bedingungen zu finden. Der Ursa Major hängt ja gegenwärtig gegen 20h mit seiner Deichsel tief im NE, unter mir ist die vermaledeite Strassenlaterne zu meinem größten Ärger leider wieder repariert aber trotzdem wartete zwischen dem Öffnen und Schliessen der Himmelspforten unter aller miesesten Verhältnissen in Richtung dieser Region auf eine Chance für mein Experiment. Zuvor noch schnell an Kastor die Kamera scharf gestellt und dann auf die Lauer!
Ich nordete die Montierung ein sobald auch Polaris mal frei zu sehen war und programmierte den Handkontroller, so dass ich M51 anfahren konnte. Was ich da nun sah, weis ich selbst nicht, mit blossem Auge konnte ich sehr trübe die Deichsel gerade mal warnehmen und dann klick und 30s gewartet bei ISO 1800 was viel zu gewagt ist unter einer Strassenlaterne und wumm war sie drin! Man kann auf dem Foto deutlich ihre beiden hellen Kerne erkennen, ganz leicht sogar die Spiralstrukturen.
Das alles schimmerte noch durch eine leichte Cirrusdecke, wie ich später, als sich die tieferen Wolken für eine Weile gänzlich verzogen, feststellen musste.
Als ich dachte, dass sich der Wind möglicherweise endgültig beruhigt hätte und ich es hinten im Garten unter besseren Verhältnissen noch wagen könnte, haute mir eine spontane Böe in den Balkon und war auch gleich wieder verschwunden.
So heimtückisch ist ein Kaltfrontdurchgang mit Sturmböen. Mir ist hinten im Garten von so einem Dämon schonmal das Teleskop mit Montierung und weit gespreiztem Stahlrohrstativ Gott sei Dank auf´s daneben stehende Trampolin gehauen worden, es hat sich dabei nur die Trägerstange vom Gegengewicht verbogen, aber ich war dem Infarkt nahe.

Deshalb, bei Böen - auch wenn es ne Weile windstill ist - niemals frei ein Teleskop aufstellen, meines auf dem Balkönchen ist fest verzurrt.

Hier schenke ich Euch zwei hauchfeine Galaxien - alles ist möglich.

LG von Anette
 

Anhänge

  • IMG_9552.jpg
    IMG_9552.jpg
    73,9 KB · Aufrufe: 94
Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
Oben