In diersem Jahr hatten wir den Reflexionsnebel NGC 1333 bereits als AdM des Monats Juli, und zwar als Weitwinkelaufnahme von Robert Pölzl aus der Steiermark. Heuer kommt Österreich wieder zum Zug: Andreas Max Böckle aus dem Salzburger Land zeigt uns sein mit 6x längerer Brennweite erzieltes Ergebnis. Dieses Deep-Sky-Objekt befindet sich im Sternbild Perseus, quasi auf der Grenze zum nach Süden anschließenden Sternbild Stier. Der Bildautor setzte am 18.12.2020
einen Lacerta Newton von D = 200 mm und f = 800 mm ein, Öffnungsverhältnis D/f demnach 1:4. Als Kamera wurde eine Nikon D5100a eingesetzt. Dazu schreibt Andreas Max: "Aufgrund der schlechten Wetterlage und aufgrund der neuen PI-Tools bearbeite ich gerade alte Bilder neu. NGC1333 war/ist ein Projekt, für das möglichst viel Licht gesammelt werden sollte. Schlussendlich blieb es bei ca. 12 h 50 min (154 Einzelaufnahmen je 300 s, Empfindlichkeiten gemischt zu ISO 200/400/800, und alles in einen Topf zusammengerechnet, da ich auch die Kamera wechselte). Hier aber noch mit der Nikon D5100a, welche respektable Bilder auch ohne Kühlung (und auch ohne Laptop) lieferte. Ich liebe dieses unscheinbare Objekt sehr, gewaltige Wolkenstrukturen um Umfeld - und doch viel zu sehen. Das Bild wurde gedrizzelt, daher hier nur ein JPG-Format in niedriger Auflösung. Das eigentliche TIFF-Bild hat doch 352 MB." Als weitere technische Details sind zu nennen: MGEN 2, Skywatcher AZ-EQ6, Lacerta Motorfocus.
Das Bild ist zwar ein eingereichtes Breitformat, ich drehe es aber mit Norden nach oben und Osten nach links, so dass es als Hochformat 63,8' x 97,3' misst. NGC 1333 wird in der Datenbank Simbad als offener Sternhaufen geführt. Ist das richtig oder irrt die Datenbank? Das Zusatzbild 1 zeigt einen aufschlussreichen Vergleich: links aus dem Himmelsatlas Aladin das optische Bild, rechts ein gleich großer Ausschnitt aus dem IR-survey 2MASS (two micron all sky survey). Die Wellenlängen von etwa 2 bis 2,5 Mikrometer durchdringen die Staubwolken und lassen den offenen Sternhaufen deutlich hervortreten. Der Sternhaufen gleichen Namens wie der des Nebels wurde 1855 von Eduard Schönfeld entdeckt.
Gehen wir nun der Reihe nach die markantesten Objekte im Bild durch. Zentral im Bild liegt NGC 1333 inmitten ausgedehnter Staubwolken, welche die große Zahl der Hintergrundsterne durch Extinktion deutlich reduzieren. Diese lichtschwachen Reflexionsnebel kommen hier im Bild bräunlich angestrahlt heraus - was nicht bei allen Astrofotografen der Fall ist. Der weißlich-bläuliche Nebel wird von innen her durch den jungen Stern BD+30°549 illuminiert, welcher den Spektraltyp B8/B9 als Hauptreihenstern trägt. Ein solcher Stern dieses Spektraltyps kann das Gas, welches hier ebenfalls in großen Mengen vorliegt, nicht zur Emission anregen, die Temperatur ist zu gering, um die nötigen UV-Energie zu erzeugen. Der Stern hat eine Parallaxe (Gaia-Messung) von 3,4802 Millibogensekuden. Daraus errechnet sich die Entfernung von 937 Lichtjahren.
Weitere Details sind im Zusatzbild 2 identifiziert. Bemerkenswert ist die große Zahl an Herbig-Haro-Objekten. In diesen rötlich leuchtenden Nebelchen (sie leuchten rot aufgrund von Emission in Ha und auch stark in [SII]). Hier wurden unlängst junge Sterne geboren, die etwa als Prototypen vom Typ T Tauri noch längst nicht das Hauptreihenstadium erreicht habeen. Sie sind demnach noch nicht stabil und von daher veränderlich. Der gesamte Komplex NGC 1333 ist also ein Gebiet aktiver Sternentstehung.
Diesmal muss ich aus persönlichen Gründen auf weitere Detailbesprechungen verzichten. Ich denke aber, dass das Zusatzbild 2 genügend Informationen liefert, um sich selbst ein wenig mit den vielen schönen kleinen Details zu befassen.
Für das auflösungsstarke Bild (es löst bei Hintergrundsternen etwa 1,7 Bogensekunden auf) einen ganz herzlichen Dank an Andreas Max Böckle!!! Und dazu auch jetzt die Glückwünsche zum gelungenen Astrofoto des Monats vom gesamten AdM-Team. Die Bearbeitung auch der alten Dateien hat sich wirklich gelohnt.
Peter Riepe
Bildautor: Andreas Max Böckle
Koordinaten (J2000) von NGC 1333:
RA = 03 h 29 min 11 s, Dec = +31° 18' 36''
Vollbild unter: https://www.astronomie.de/aktuelles-und-neuigkeiten/detailseite/dezember-2024-ngc-1333
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