Die Jagd nach Gaia 1

Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.

Spacew_Telescope

Sponsor Astronomie.de
Sehr sehr lange ist es her, seit ich hier auf a.de meinen letzten Beobachtungsbericht geschrieben habe. Keine Ahnung wann das war... Gefühlt vor mehr als einer halben Ewigkeit. Aber ich möchte wieder ein wenig mit dem Schreiben anfangen - hat mir das doch immer sehr viel Spaß gemacht. Zwar klebt an meinem Avatar nun ein "Sponsoren"- Schildchen, aber vielleicht kennt mich noch der ein oder andere unter dem Namen "Deneb" unter dem ich viele Jahre lang hier ziemlich aktiv war. :) Nur weil ich lange nichts mehr geschrieben habe, heißt das nicht, dass ich nicht beobachten war. Im Gegenteil - ich bin auch heute noch jede klare Nacht mit dem Teleskop draußen. Mittlerweile haben sich drei volle Ordner mit Rohzeichnungen und Beschreibungen angesammelt und ich weiß nicht, was ich damit machen soll. :rolleyes:

Deswegen möchte ich ab und an einfach mal ein interessantes Objekt hier vorstellen - vielleicht regt es den ein oder anderen ja zu eigenen Beobachtungen an.

Aber genug der Vorrede, hier mein Bericht zu einer Beobachtung eines Objekts, welches es sofort nach oben auf meine Objektliste geschafft hat, nachdem ich davon erfahren habe. Ich hatte wegen des schlechten Winters schon fast Angst, wieder ein Jahr warten zu müssen, aber dann hatte der Wettergott dennoch ein Einsehen und brachte eine schöne Hochdrucklage.

===========
Die Jagd nach Gaia 1

In einer klaren, kalten Winternacht erstrahlt weiß leuchtend im Süden ein Stern, der heller und intensiver funkelt als alle anderen Sterne. Es ist Sirius im Sternbild „Großer Hund“, rund 8.6 Lichtjahre von uns entfernt. Dieser hellste Stern am irdischen Firmament ist an der Oberfläche 10.000 Grad heiß und leuchtet 25x heller als unsere Sonne. Richtet man ein 20 Zoll Teleskop auf Sirius und schaut ins Okular, so wird man geblendet von einem gleißend hellen Stern, der bei weniger gutem Seeing in allen Farben des Regenbogens funkelt. Vier helle Spikes ragen wie Lichtschwerter in die umgebende Dunkelheit, knapp daneben ein extrem schwaches Lichtpünktchen – Sirius B, ein weißer Zwerg.

Dieser helle Lichtschein ist es, der viele Jahrhunderte lang ein Geheimnis behütet hat, denn in den Strahlen von Sirius versteckt sich ein Sternhaufen. Diese Ansammlung von Sternen wurde erst im Jahre 2017 in den Daten des Astrometrie- Satelliten „GAIA“ gefunden und deswegen auf den Namen „Gaia 1“ getauft. In einem Raumgebiet von 29 Lichtjahren Durchmesser versammeln sich 22.000 Sonnenmassen - 1200 Sterne bis hinunter zur 19. Größenklasse sollen diesem Haufen angehören. Es ist faszinierend, dass sich diese gewaltige Sternansammlung so lange hinter dem hellen Glanz von Sirius verbergen konnte.

Nachdem seine Existenz aber nun endlich enthüllt ist, wollte ich wissen, ob und was man davon im Teleskop erkennen kann.

Also druckte ich mir eine Sternkarten der betreffenden Region aus, markierte die hellsten Sterne und wartete auf die nächste klare Nacht.

Ende Februar war es dann soweit. Unter dem dunklen Mittelgebirgshimmel auf 1.000mNN richtete ich mein 20“ f/3.2 Teleskop auf Sirius. Geblendet vom hellen Schein hangelte ich mich an einigen Sternen entlang zur Position von „Gaia 1“. Dort angekommen, schraubte ich die Vergrößerung auf 270x hinauf, damit Sirius außerhalb des Gesichtsfeldes blieb. Vier hellere Sterne mit 12-13mag waren auf Anhieb leicht zu erkennen. Doch dann wurde es schwierig. Nur 10' (Bogenminuten) von Sirius entfernt ragte der Lichtschein deutlich ins Gesichtsfeld hinein und erinnerte stets an die Gefahr, dass Sirius beim Nachführen aus Versehen ins Gesichtsfeld kommen und mir die Dunkeladaption rauben kann.

Und so versuchte ich in den nächsten 45 Minuten auf meiner Karte so viele Sterne wie möglich abzukreuzen. Die allermeisten waren nur mit indirektem Sehen sichtbar – bei einer Helligkeit von 15mag und schwächer war das aber auch nicht anders zu erwarten. Manche blitzten nur kurz auf und wurden alsbald wieder von der Dunkelheit verschlungen, dreimal wurde ich von Sirius geblendet und musste einige Minuten warten, bis die Dunkeladaption wieder aufgebaut war und es von vorne losgehen konnte.

Ein Stern nach dem anderen bekam ein Kreuz, manches davon hart erkämpft – und nie war ich mir sicher, ob dieser Stern auch tatsächlich zu „Gaia 1“ gehört... Die hellsten Sterne gehören sicherlich nicht dazu, aber vielleicht der ein oder andere von den schwachen? Schließlich hat sich der Sternhaufen durch eine erhöhte Sterndichte von schwachen bis sehr schwachen Sternen verraten.

Am Ende dieser dreiviertel Stunde hatten 25 Sterne ein Kreuz bekommen – leider nur ein sehr kleiner Bruchteil der vielen Sterne auf der Karte.

Das Geheimnis um „Gaia 1“ ist gelüftet – spannend und herausfordernd war es. Und Spaß hat's gemacht! Aber mehr Öffnung muss her!

CS,
Christian

Link zur Grafik: http://www.spacewalk-telescopes.de/zeichnungen/gaia1-foren.jpg
 
Moin Christian,
das ist ja eine sehr anspruchsvolle Beobachtung, die Du uns da schilderst. Ich glaube, daß ich mit meinem 16"-Dobson hier im Norden keine Chance habe, diesen Sternhaufen zu sehen. Der Sirius kommt bei maximal 20° Höhe ja kaum noch aus dem Horizontdunst heraus. Ich konnte bisher auch Sirius B noch nicht dingfest machen. Das liegt vermutlich daran, daß er sich genau hinter einem Spike versteckt. Vergleichsbeobachtungen an dem Begleiter von Rigel zeigten diesen jedes mal ohne Probleme.
Die helleren Sterne um Sirus sind mir auch aufgefallen, wenn ich ihn aus dem Gesichtsfeld genommen habe.

Gruß aus dem Norden,
Wolfgang.
 
Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
Oben