Ehemaliges Mitglied 79306
Hallo zusammen,
ich habe noch ein paar Zeichnungen, die ich vorletzte Woche in drei Nächten am Teleskop erstellt habe und wollte sie gerne mit euch teilen.
Da meine beiden bevorzugten Beobachtungsplätze (noch) unter Wasser stehen (Elbe) oder die Zufahrtswege gesperrt sind, musste ich etwas improvisieren. Also schnappte ich mir meinen Fahrradanhänger, den Rucksack mit der Ausrüstung und machte mich zu Fuß auf den Weg zu einer etwas dunkleren Stelle als in meiner direkten Umgebung.
Draußen, dick eingepackt in Wintersachen, habe ich die „Kälte“ gar nicht so schlimm empfunden. Ich dachte eher, dass ich dort nach etwa einer Stunde erfrieren würde. Das war aber nicht der Fall. Ich hatte aber immer ne Kanne heiße und scharfe Hühnerbrühe dabei und ab und zu, wenn es doch irgendwo anfing zu zwicken, habe ich ein paar „Hampelmänner“ gemacht, wie früher im Biwak bei der Bundeswehr. Hat wunderbar funktioniert.
Mein Feind war eher der zu später Stunde aufkommende Gedanke an den unsympathischen Wecker, der am nächsten Morgen unweigerlich um 7 Uhr fröhlich klingeln würde.
Aufgehalten und beobachtet habe ich hauptsächlich in den Sternbildern Canis Major, Monoceros, Cancer, Taurus.
Angefangen aber mit...
Jupiter und Europa am 08.01.2024 MEZ ≈ 18:45 – 21:00
Auffällig war für mich der geringe Kontrast des Großen Roten Flecks (GRF) und in den Wolkenbändern. Das hatte ich von Beobachtungen im September/Oktober/November anders in Erinnerung. Interessant waren auch die Helligkeitsunterschiede im STB, SEB, NEB und NNTB.
Gefreut habe ich mich über die schwache Sichtung des zerrissenen Bandes (EZ?) in der Äquatorzone, in der Mitte Jupiters (vielleicht kann man es hier im Forum noch erkennen).
Der Höhepunkt war natürlich das Auftauchen des Mondes Europa kurz nach 20 Uhr (MEZ), der dann gegen 20.15 Uhr wieder im Schatten verschwand. Also ein kurzes „HUHU!“ und dann war er wieder für eine Weile weg.
Es ist immer wieder schön, Jupiter zu beobachten, und die Monde mit ihrem Zeitlupenballet bieten sehr oft tolle und spannende Beobachtungen.
Angefangen mit schlechtem Seeing wurde es mit der Zeit immer besser und es gab längere Phasen, in denen das Bild im Okular „ruhig“ blieb. Je später es wurde, desto besser. (Das Teleskop war ausgekühlt und lag seit dem Morgen draußen).
Die Farben sind etwas zu kräftig. Außerdem habe ich dummerweise im Hochformat angefangen zu zeichnen, so dass auf dem Blatt kein Platz mehr war, um die Abstände zu Ganymed und Kallisto einzuhalten/zu zeichnen, deshalb sind sie und ein sehr hübscher tiefroter Kohlenstoffstern leider nicht drauf. Querformat war eigentlich geplant. Erkenntnisse einer Nacht… ¯\_(ツ)_/¯
Temperatur war so ≈ -4/-5°C. Die Luftfeuchtigkeit war gering, ich hatte keine Probleme mit Frost.
Gezeichnet habe ich später im Sternbild Canis Major einmal Messier 41
Ein hübsches, helles Schmuckkästchen (offener Sternhaufen), etwa 4° südlich von Sirius. Also leicht zu finden.
Der Haufen ist relativ locker und kann schon mit einem kleinen Teleskop aufgelöst werden. Am besten mit geringer Vergrößerung, je nach Gusto.
Im 8x42 Fernglas war er als „Lichtfleck/Puschel“ zu erkennen.
Messier 41 enthält etwa 100 Sterne, darunter auch mehrere Rote Riesen. Der hellste von ihnen befindet sich in der Nähe des Zentrums.
Der Sternhaufen ist etwa 2300 Lichtjahre von der Erde entfernt und rund 200 Millionen Jahre alt.
Leider verpennt, die Sternfarben der Roten Riesen ordentlich einzuzeichnen. Gezählt habe ich im Okular vier Stück.
Messier 41 Aladin
https://aladin.cds.unistra.fr/Aladi...-20 45 03.50&fov=1.84&survey=CDS/P/DSS2/color
Wiki
https://de.wikipedia.org/wiki/Messier_41
Als zweites Objekt im Sternbild Canis Major das optische Doppel 145 (Gould) Canis Majoris / H(erschel)J 3945 / HD 56577
Der Stern befindet sich im unteren Teil des Canis Major. Die Beobachtung „erfordert“ etwas Planung. Da das Objekt in unseren Breitengraden einen geringen Höhenwinkel erreicht. Auch sollte man darauf achten, dass der Blick nach Süden nicht zu stark verbaut/beeinträchtigt ist. Mit einer scheinbaren Helligkeit von etwa 5mag kann er auch mit dem Auge gesehen werden. Entscheidend ist da die Transparenz in Horizontnähe.
145 G CMa (Primärstern) und sein Begleiter HD 56578 ist ein optisches Doppel, d.h. die beiden Sterne erscheinen nur durch die Sichtlinie nahe beieinander. Also stehen in keiner Beziehung zueinander.
Der Primärstern mit einer Helligkeit von etwa 5mag wird von seinem Begleiter mit etwa 5,8mag in einem Abstand von 26,8 Bogensekunden „begleitet“ (leicht zu trennen).
Auffällig sind die tiefen Farben der beiden Sterne. 145 G CMa hat in meinem Okular ein kräftiges Gelb in Richtung Orange und HD 56578 ein richtig schönes Blau. Zusammen ergibt das einen tollen kräftigen Kontrast und in den meisten Fällen sicherlich ein wohliges Gefühl beim Betrachten
145 G CMa ist etwa 2300 Lichtjahre und HD 56578 „nur“ etwa 300 Lichtjahre entfernt. Aufgrund seiner Farben und des Abstands der beiden Sterne wurde er irgendwann in einem Astromagazin als Winter-Albireo vorgestellt und bezeichnet.
Die Geschichte und auch die eigentlich falsche Bezeichnung als 145 CMa dieses vermeintlichen Doppelsterns ist auch interessant, man braucht nur die Suchmaschine seines Vertrauens zu benutzen (Stichwort: 145 G CMa, 145 (Gould) Canis Majoris). Ein kleiner Absatz findet sich dazu in der deutschen Wikipedia.
Aufsuchkarte Aladin
https://aladin.cds.unistra.fr/Aladi...23 20 51.19&fov=28.03&survey=CDS/P/DSS2/color
145 CMa
https://aladin.cds.unistra.fr/Aladi...-23 18 56.14&fov=1.84&survey=CDS/P/DSS2/color
Wiki
https://de.wikipedia.org/wiki/Großer_Hund
Die Gegend um Canis Major, Puppis und Monoceros ist auch sehr schön, es gibt viele Objekte zu sehen. Es macht wirklich Spaß, sich dort einmal umzusehen.
Zweiter Winter-Albireo im Cancer aber ein wahrer Doppelstern: Iota Cancri
Der Abstand der beiden Sterne von ι Cancri beträgt circa 30 Bogensekunden.
Sie sind etwa 280 bis 300 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Die Farben, beim Hauptstern ι Cnc A ein einfaches normales Gelb und bei ι Cnc B ein schönes Himmelblau. Also ein leichter Unterschied zu 145 G CMa, trotzdem sehr schön!
Iota Cancri
Aladin
https://aladin.cds.unistra.fr/Aladi...+28 45 35.62&fov=2.47&survey=CDS/P/DSS2/color
Wiki
https://en.wikipedia.org/wiki/Iota_Cancri
Ich hoffe die Links funktionieren
...
ich habe noch ein paar Zeichnungen, die ich vorletzte Woche in drei Nächten am Teleskop erstellt habe und wollte sie gerne mit euch teilen.
Da meine beiden bevorzugten Beobachtungsplätze (noch) unter Wasser stehen (Elbe) oder die Zufahrtswege gesperrt sind, musste ich etwas improvisieren. Also schnappte ich mir meinen Fahrradanhänger, den Rucksack mit der Ausrüstung und machte mich zu Fuß auf den Weg zu einer etwas dunkleren Stelle als in meiner direkten Umgebung.
Draußen, dick eingepackt in Wintersachen, habe ich die „Kälte“ gar nicht so schlimm empfunden. Ich dachte eher, dass ich dort nach etwa einer Stunde erfrieren würde. Das war aber nicht der Fall. Ich hatte aber immer ne Kanne heiße und scharfe Hühnerbrühe dabei und ab und zu, wenn es doch irgendwo anfing zu zwicken, habe ich ein paar „Hampelmänner“ gemacht, wie früher im Biwak bei der Bundeswehr. Hat wunderbar funktioniert.
Mein Feind war eher der zu später Stunde aufkommende Gedanke an den unsympathischen Wecker, der am nächsten Morgen unweigerlich um 7 Uhr fröhlich klingeln würde.
Aufgehalten und beobachtet habe ich hauptsächlich in den Sternbildern Canis Major, Monoceros, Cancer, Taurus.
Angefangen aber mit...
Jupiter und Europa am 08.01.2024 MEZ ≈ 18:45 – 21:00
Auffällig war für mich der geringe Kontrast des Großen Roten Flecks (GRF) und in den Wolkenbändern. Das hatte ich von Beobachtungen im September/Oktober/November anders in Erinnerung. Interessant waren auch die Helligkeitsunterschiede im STB, SEB, NEB und NNTB.
Gefreut habe ich mich über die schwache Sichtung des zerrissenen Bandes (EZ?) in der Äquatorzone, in der Mitte Jupiters (vielleicht kann man es hier im Forum noch erkennen).
Der Höhepunkt war natürlich das Auftauchen des Mondes Europa kurz nach 20 Uhr (MEZ), der dann gegen 20.15 Uhr wieder im Schatten verschwand. Also ein kurzes „HUHU!“ und dann war er wieder für eine Weile weg.
Es ist immer wieder schön, Jupiter zu beobachten, und die Monde mit ihrem Zeitlupenballet bieten sehr oft tolle und spannende Beobachtungen.
Angefangen mit schlechtem Seeing wurde es mit der Zeit immer besser und es gab längere Phasen, in denen das Bild im Okular „ruhig“ blieb. Je später es wurde, desto besser. (Das Teleskop war ausgekühlt und lag seit dem Morgen draußen).
Die Farben sind etwas zu kräftig. Außerdem habe ich dummerweise im Hochformat angefangen zu zeichnen, so dass auf dem Blatt kein Platz mehr war, um die Abstände zu Ganymed und Kallisto einzuhalten/zu zeichnen, deshalb sind sie und ein sehr hübscher tiefroter Kohlenstoffstern leider nicht drauf. Querformat war eigentlich geplant. Erkenntnisse einer Nacht… ¯\_(ツ)_/¯
Temperatur war so ≈ -4/-5°C. Die Luftfeuchtigkeit war gering, ich hatte keine Probleme mit Frost.
Gezeichnet habe ich später im Sternbild Canis Major einmal Messier 41
Ein hübsches, helles Schmuckkästchen (offener Sternhaufen), etwa 4° südlich von Sirius. Also leicht zu finden.
Der Haufen ist relativ locker und kann schon mit einem kleinen Teleskop aufgelöst werden. Am besten mit geringer Vergrößerung, je nach Gusto.
Im 8x42 Fernglas war er als „Lichtfleck/Puschel“ zu erkennen.
Messier 41 enthält etwa 100 Sterne, darunter auch mehrere Rote Riesen. Der hellste von ihnen befindet sich in der Nähe des Zentrums.
Der Sternhaufen ist etwa 2300 Lichtjahre von der Erde entfernt und rund 200 Millionen Jahre alt.
Leider verpennt, die Sternfarben der Roten Riesen ordentlich einzuzeichnen. Gezählt habe ich im Okular vier Stück.
Messier 41 Aladin
https://aladin.cds.unistra.fr/Aladi...-20 45 03.50&fov=1.84&survey=CDS/P/DSS2/color
Wiki
https://de.wikipedia.org/wiki/Messier_41
Als zweites Objekt im Sternbild Canis Major das optische Doppel 145 (Gould) Canis Majoris / H(erschel)J 3945 / HD 56577
Der Stern befindet sich im unteren Teil des Canis Major. Die Beobachtung „erfordert“ etwas Planung. Da das Objekt in unseren Breitengraden einen geringen Höhenwinkel erreicht. Auch sollte man darauf achten, dass der Blick nach Süden nicht zu stark verbaut/beeinträchtigt ist. Mit einer scheinbaren Helligkeit von etwa 5mag kann er auch mit dem Auge gesehen werden. Entscheidend ist da die Transparenz in Horizontnähe.
145 G CMa (Primärstern) und sein Begleiter HD 56578 ist ein optisches Doppel, d.h. die beiden Sterne erscheinen nur durch die Sichtlinie nahe beieinander. Also stehen in keiner Beziehung zueinander.
Der Primärstern mit einer Helligkeit von etwa 5mag wird von seinem Begleiter mit etwa 5,8mag in einem Abstand von 26,8 Bogensekunden „begleitet“ (leicht zu trennen).
Auffällig sind die tiefen Farben der beiden Sterne. 145 G CMa hat in meinem Okular ein kräftiges Gelb in Richtung Orange und HD 56578 ein richtig schönes Blau. Zusammen ergibt das einen tollen kräftigen Kontrast und in den meisten Fällen sicherlich ein wohliges Gefühl beim Betrachten
145 G CMa ist etwa 2300 Lichtjahre und HD 56578 „nur“ etwa 300 Lichtjahre entfernt. Aufgrund seiner Farben und des Abstands der beiden Sterne wurde er irgendwann in einem Astromagazin als Winter-Albireo vorgestellt und bezeichnet.
Die Geschichte und auch die eigentlich falsche Bezeichnung als 145 CMa dieses vermeintlichen Doppelsterns ist auch interessant, man braucht nur die Suchmaschine seines Vertrauens zu benutzen (Stichwort: 145 G CMa, 145 (Gould) Canis Majoris). Ein kleiner Absatz findet sich dazu in der deutschen Wikipedia.
Aufsuchkarte Aladin
https://aladin.cds.unistra.fr/Aladi...23 20 51.19&fov=28.03&survey=CDS/P/DSS2/color
145 CMa
https://aladin.cds.unistra.fr/Aladi...-23 18 56.14&fov=1.84&survey=CDS/P/DSS2/color
Wiki
https://de.wikipedia.org/wiki/Großer_Hund
Die Gegend um Canis Major, Puppis und Monoceros ist auch sehr schön, es gibt viele Objekte zu sehen. Es macht wirklich Spaß, sich dort einmal umzusehen.
Zweiter Winter-Albireo im Cancer aber ein wahrer Doppelstern: Iota Cancri
Der Abstand der beiden Sterne von ι Cancri beträgt circa 30 Bogensekunden.
Sie sind etwa 280 bis 300 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Die Farben, beim Hauptstern ι Cnc A ein einfaches normales Gelb und bei ι Cnc B ein schönes Himmelblau. Also ein leichter Unterschied zu 145 G CMa, trotzdem sehr schön!
Iota Cancri
Aladin
https://aladin.cds.unistra.fr/Aladi...+28 45 35.62&fov=2.47&survey=CDS/P/DSS2/color
Wiki
https://en.wikipedia.org/wiki/Iota_Cancri
Ich hoffe die Links funktionieren
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