Eine ganz einfache Spiegelzelle

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Specht

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Hallo zusammen!

Der Hauptspiegel meines Starfinders wurde seinerzeit mit nur drei großen Silikonblobs auf eine Pressspanplatte gebracht :eek:. Bei einer Spiegelreinigung lief Wasser über diese Holzplatte ab. Sie quoll danach (zuerst unbemerkt) auf und drückte dann seitlich so stark unter den Spiegel, dass man plötzlich die Verspannung beim Beobachten sehen konnte.

Was tun? In einer ersten verzweifelten Tat entfernte ich das seitlich aufgequollene Holzteil mit Feile und Säge (der Spiegel war nicht sooo schmutzig, wie es scheint):
spiegelzelle_a.jpg

Nach etwas Überlegen entschloss ich mich zu einer sehr einfachen Lösung: Ersetzen des Pressspans durch eine Siebdruckplatte. Das sind die quasi unzerstörbaren brauen Holzplatten, wie man sie auch von Ladeflächen von KFZ-Anhängern kennt. Statt Silikon wollte ich den Spiegel auf Filzplättchen lagern und seitlich mit drei Klammern aus Stahl halten.

Freunde von computeroptimierten Spiegelhalterungen mit 9- oder 18-Punktauflagen sollten vlt jetzt besser nicht weiterlesen. Es wird mal wieder ungewohnt anders... ;-)

Zuerst musste ich einmal den mit Silikon aufgeklebten Spiegel vom Holz abbekommen. Nach vielen Versuchen gelang das mit einer sehr scharfen Säge (Fuchsschwanz). Von der Spiegelrückseite ging das Silikon mit einem Ceranfeldschaber für den Herd prima runter.
spiegelzelle_b.jpg

Danach schnitt ich mir mit einer Stichsäge eine in Durchmesser und Stärke der Holzplatte entsprechende Siebdruckplatte zu:
spiegelzelle_c.jpg

Das hintere Brett mit den Justierschrauben und Luftlöchern wurde noch mit Veloursfolie beklebt:
spiegelzelle_e.jpg

Die Siebdruckplatte beklebte ich mit 19 Filzplättchen, sie stellten dabei immer die Eckpunkte von gleichseitigen Dreiecken dar. Als Halterungen für den 7,2kg schweren Spiegel fertigte ich stabile Klammern aus Stahl:
spiegelzelle_f.jpg

Sicherheitshalber stehen die Klammern etwas über die Fase, an der Sternabbildung merkt man es aber (fast) nicht:
spiegelzelle_g.jpg

Der Abstand der Klammern zum Spiegel ist papierdick, das gute Pyrex-Stück lässt sich mit der Hand langsam in seinem Filzbett drehen. Nach dem Justieren war ich ziemlich überrascht. Der vom Silikon befreite Spiegel hatte eine geradezu traumhafte Abbildung! Gerade an Planeten und Doppelsternen hätte ich nie gedacht, was ein Dobson zu leisten vermag :love: ...

Ich ließ bis heute alles so, wie es war. Die Übergangslösung wurde also zu einer chronischen seltsamen Spiegelzelle... ;-)

salü+cs, volker.
 
Ich ließ bis heute alles so, wie es war. Die Übergangslösung wurde also zu einer chronischen seltsamen Spiegelzelle... ;-)

Das war schon immer so.
Nichts ist so beständig wie ein gut funktionierendes Provisorium.
:D

Meine 4,50€ provisorische, indirekte Polsucher Beleuchtung, bestehend aus einer konststoffrohrmuffe die in die teleskopseitige Polsucheröffnung gestüpplt wird und einem elektr. Teelicht das mit Tesa an die Muffe geklebt ist, besteht seit gut 4 Jahren.
Ich musste bisher nur 1x die Knopfzelle wechseln. :ROFLMAO:

Gruß Markus
 
Bei dem dicken Spiegel sollte das absolut problemlos so gehen, denke ich :y:
Ich denke sogar, 3 Punkte wären besser. Wobei er sich ja theoretisch eh immer nur 3 Punkte sucht, wo er gerade aufliegt.
Der Vorteil bei 3 Punkten wäre, dass das dann genau die sind, welche rechnerisch optimal wären, und nicht irgend welche anderen ...
Müsste man mal ausrechenen für den Klumpen :LOL:

Was manchmal ganz gut funktioniert, wenn man punktuell mit Silikon geklebte Flächen trennen will, ist eine Schnur.
 
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Hallo Volker,
das sieht doch gut aus! Mein 10-Zoll Spiegel f 6.3 liegt mit Papierblatt-Spiel zwischen drei Herausfall-Sicherungen auf Bläschenfolie. Auch das geht.
Grüße
*entfernt*
 
...ein bisschen Kopfzerbrechen machte mir die Kraftwirkung des schweren Spiegels auf die Halterungen beim Kippen des Dobs (also beim Bewegen in Höhe). Ich hab das dann so gemacht, dass beim Kippen zwei Halterungen unten seitlich liegen, die dritte ist dann ganz "oben", also sternförmig:

sternförmig.jpg

...die Zeichnung und die Spiegelhalterung kommen mir jetzt irgendwie unheimlich steinzeitlich vor, mit Zirkel und Lineal im Zeitalter von Farblasern, 3D-Druckern und CNC-Fräsen... ;-)

salü, volker.
 
Hallo Volker,

wenn der Spiegel nicht heraus fällt und nicht gequetscht wir ist alles in Ordnung. Deine einfache und zweckmäßige Konstruktion ist prima! Bei vielen der neuzeitlichen Hightech Freunde ist das Spielen mit moderner Technik wichtiger als das Teleskop zum genussvollen Beobachten. Mr. Dobson hätte deine Ausführung sicher gefallen.

CS Gerhard
 
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