Einnorden ohne Polaris (Workflow)

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fly_n

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Hallo,
ich habe für mich eine Hilfe erstellt, um von meiner Süd-Terrasse aus einzunorden.
Vielleicht kann das für den einen oder anderen auch nützlich sein.

Ich verwende die Scripting Funktion in Sharpcap, um in regelmäßigen Abständen Fotos zu machen.
Dann lasse ich Plate Solve 2 in der Batchfunktion die Position der Bilder herausfinden und eine Eingabedatei erstellen.
In R Studio lasse ich ein Script über die Eingabedatei laufen, die den Erddrehvektor an meinem Standort mit dem Drehvektor der Montierung vergleicht.
Letztlich fahre ich einen hellen Stern an, und fahre dann das Delta weg.
Mit den manuellen Korrekturen von Az und Alt bringe ich den Stern wieder in die Mitte.
Fertig.

In Wahrheit mache ich noch einen Kontrolllauf, um den verbliebenen Fehler zu sehen.
Ich komme so auf 3 Gradminuten. Die Wiederholgenauigkeit liegt bei etwa 2 Gradminuten.

Um die Scripte verwenden zu können, sollte man sich den Code durchsehen.
Pfade müssen von Hand eingestellt werden, sowie der FOV der jeweiligen Kamera.
Meine Ascom Referenz ist eine Skywatcher Montierung, aber andere sollten auch gehen (untested).


Falls ihr das interessant findet lasst es mich bitte wissen.
Grüße, Norman
 

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  • Fast Polar Alignment without Polaris v05.pdf
    714,1 KB · Aufrufe: 1.072
Hey Norman,
das hört sich sehr gut an. Immer wieder bekommt man ja die Frage, was ich ohne Sicht auf Polaris machen soll.
Allerdings habe ich von "R Studio" noch nie etwas gehört. Aber das kann ja an mir liegen.
Wofür ist "R Studio" gut bei der Astronomie?
Clear Skies
Dietrich
P.S. kann man statt "RStudio" nicht auch ganz einfach sein Excel benutzen?
 
Wer mag geren "R-Skripte" schreiben? Ich nicht.
Gruß Dietrich
 
Hi Norman,
grundsätzlich recht interessant, auch wenn ich das Skript mangels DropBox-Zugang auf meinem Tablet noch nicht gesehen habe.
Ich hatte ähnliche Überlegungen, aus der Abweichung eines Sternes auf die Alt/Az-Abweichung eines anderen Sternes zu schließen, bin an der Umsetzung der nicht so einfachen Kugeltrigonometrie 'gescheitert'.

Bin dann dazu übergegangen, mit der SynScan (oder ASCOM) einfach einen bekannten hellen, sichtbaren Stern anzufahren, und diesen mit den Alt/Az-Stellschrauben der Polwiege im Sucher/Tubus zu zentrieren.
Wenn die Startposition halbwegs passt, nicht so ungenau; die Montierung 'weiß' ja nicht, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingenordet wurde, d.h. der Versatz ist der Polfehler - so meine Überlegung.

Anschließend, wenn es genauer sein soll, Scheiner-Methode nach S und O/W (mit MGen oder mittels APT).

CS,
Georg
 
Für präzises Einnorden ohne Nordsicht, die Genauigkeit hängt nur von der Qualität der Ausrüstung ab, kann ich auch meine Methode anbieten.

Vorteile:
- auch ohne Sicht nach Norden zu verwenden.
- kein Polsucher nötig, somit auch kein Knieen unter der Monti.
- Monti muss nicht genau waagerecht stehen.
- Die Methode kann so genau wie Scheinern sein, ist aber in wenigen Minuten erledigt.

Nachteile (oder Voraussetzungen)
- Stabiler Stand und stabile Mechanik.
- Eine gewisse Kenntnis des Sternhimmels hilft sehr.
- Die Methode verstehen und einige Male üben - störender Mond am Himmel ist die beste Zeit dafür.
- für wirklich scheinergenaues Einnorden empfehle ich das Excel.
- Möglichkeit vertikale Differenzen am Okular oder Kameradisplay zu messen.

Achtung, diese HTML-Seite landet eventuell ohne Rückfrage im Standard Download-Ordner

Wenn die Kurzanleitung Interesse weckt, dann empfehle ich, sich über das dort verlinkte Video noch schlauer zu machen. Das geht allerdings sehr tief in die Materie. Dabei wird auch eine praktische Anwendung dargestellt.

Es grüßt
Helmut
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,
danke für eure Kommentare.

Dietrich, so ein Skript ist eben Mittel zum Zweck. Die eingenordete Montierung ist das Ziel. Excel habe ich auch probiert, aber das hat auch seine Vor- und Nachteile. Man muss vieles mit der Hand machen, was in meinem Konstrukt automatisch läuft. VBA in Excel wäre eine Idee, aber dafür müsste man eben VBA können. Und Excel ist nicht kostenlos.

Georg, beim Scheinern hatte ich kein Glück bzw. zuwenig Geduld. Ich bin damit ehrlicherweise nicht zurechtgekommen.
Das Buch "Practical Astronomy with your calculator or spreadsheet" hat mir geholfen.

Helmut, ich kenne deine Methode :)
Als ich anfing mich in das Problem einzulesen habe ich auch deine Unterlage gelesen und dein Tool studiert.
Danke dafür, das hat mich im Verständnis ein ganzes Stück weitergebracht.
Nachdem du gut geübt bis, wie lange benötigst du zum Einnorden mit deiner Methode und kannst du abschätzen, welchen Restfehler du hast?

Viele Grüße, Norman
 
Hallo Norman,

zu Anfang habe ich mit meiner Methode 15 bis 20 Minuten gebraucht um auf rund 1' Restfehler zu kommen. Inzwischen schaffe ich das in 3 Minuten. Dabei musste ich die Polhöhe allerdings nicht korrigieren, weil ich auf meinem Balkon geblieben bin. Also sind 5 Minuten mit Polhöhenkorrektur realistisch.

Der kleine Restfehler nützt mir allerdings nicht viel, weil ich nur diese Reisemontierung iopton-skyguider besitze. Die hält maximal eine Stunde durch, dann fängt sie an deutlich zu verrutschen. Mit stabilerer Gerätschaft sollte meine Methode das Scheinern ersetzen können. Ich gehe auch davon aus, dass man mit stabiler Mechanik noch schneller zum Ziel kommen kann.

Gruß Helmut
 
Hallo Norman,
danke für den Mathebuch-Hinweis.

Nur der Ergänzung halber (bezüglich "nicht zurechtgekommen") mit dem Scheinern:
Wenn man es 1x durchdenkt und versteht, ist es fast selbsterklärend, insbesondere am aufrechten (Live-)Bild einer CCD/DSLR, weil da das nochmalige 'Umdenken' mit der Bildumkehr eines Okulares wegfällt.
Auf die schnelle hätte ich diese Zeichnung gefunden (Link).

CS, Georg
 
Hallo Helmut,
1' Restfehler ist super. (y) und auch die Zeit.
Ein Vorteil bei deiner Methode ist noch, dass die RA Rutschkupplung offen ist. Damit schwenkt man einfach schnell.

Hallo Georg,
vielleicht tue ich dem Scheinern Unrecht, aber ich hatte das Gefühl mich im PHD2 im Kreis zu drehen.
 
ad Auriga_HH:
Hallo Helmut,
habe jetzt Deine Kurzanleitung durchgelesen, und so +- verstanden, naja :unsure:

Dazu gleich eine Frage, die sich mir aufdrängt:
Hast Du daran gedacht (wenn PC verfügbar, natürlich nur), Deine Methode mit PlateSolve zu kombinieren, d.h. den Fehler gleich aus drei Aufnahmen nach (ca.) Ost, Süd und West herauszurechnen, und diesen Fehler mit bewusstem "Nebenfahren" eines Sternes zur Zentrierung mit den Alt/Az-Schrauben der Polwiege zu korrigieren?!
Ich denke da an SW ala APT (Astro Photografic Tool) wo sich so etwas einbinden ließe, durchaus von hohem Mehrwert der SW-Anwender.
Wäre eine Alternative zu z.B. EQAlign, welches meines Wissens weiterhin keine ASCOM-Schnittstelle mit DSLR-Kameras anbietet.

Scheint mir nur mehr ein relativ kleiner weiterer Schritt, wenn Du das mathematische Model bereits ausprogrammiert hast.
Das mit der korrekten Mathe-Umsetzung war ja auch mein 'Problem' seinerzeit, wie oben erwähnt.

CS,
Georg
 
ad fly_n:
Hi Norman,
sorry, die gleiche Frage geht natürlich auch an Dich, die zugrunde liegenden Formeln und Berechnungen hast Du ja sehr ähnlich (oder sogar ident, dazu habe ich es nicht genau genug gelesen) in Deinem Script angewendet, bereits mit den Umsetzungen PlateSolve + Stern-Anfahren.
Da braucht es nur mehr die Einbindung in eine Astro-SW (ala APT, s.o.) und es ist ein fertiges Tool bzw. Modul in der Astro-SW.

Vielleicht wirklich mal mit Ivo von APT konferieren, er ist immer SEHR aufgeschlossen gegenüber Anwender-Vorschlägen!

CS, Georg
 
ad Auriga_HH:
Hallo Helmut,
habe jetzt Deine Kurzanleitung durchgelesen, und so +- verstanden, naja :unsure:

Dazu gleich eine Frage, die sich mir aufdrängt:
Hast Du daran gedacht (wenn PC verfügbar, natürlich nur), Deine Methode mit PlateSolve zu kombinieren, d.h. den Fehler gleich aus drei Aufnahmen nach (ca.) Ost, Süd und West herauszurechnen, und diesen Fehler mit bewusstem "Nebenfahren" eines Sternes zur Zentrierung mit den Alt/Az-Schrauben der Polwiege zu korrigieren?!


CS,
Georg

Ich sehe keinen Sinn darin, bei meiner Methode noch irgendwelche Probeaufnahmen oder Software zu nutzen. Damit verliere ich ja nur Zeit.
Die Exceldaten halten ja immer für ein Weilchen, die paar Zahlen schreibe ich mir auf oder fotografiere sie ab und brauche somit keinen Computer.

Gruß Helmut
 
Hallo Georg,
das wäre so der übernächste Schritt.
Erstmal Feedback einholen, ob es auch bei anderen funktioniert und selbst noch mehr Erfahrung sammeln.
Aber ja, prinzipiell soll es eine Hilfestellung zum Einnorden sein und durch die Einbindung in Programme wie Sharpcap oder APT wäre es einer größeren Zielgruppe zugänglich.

Viele Grüße,
Norman
 
Hi Norman,
Deine PDF 'Fast Polar Alignment without Polaris v05' liest sich schon mal wie eine kleine Diplomarbeit, gefällt mir gut.

Glaubst Du grundsätzlich, es lässt sich mit häufigen Koordinaten (Du hast im PDF-Beispiel 9 Sternfelder) eine bessere Schätzung des Polfehlers erzielen als mit 3 Messungen (bei gleicher RA-Distanz zwischen erstem und letztem Sternfeld, natürlich) ?
Z.B. beim EQMOD ASCOM Driver habe ich meist den Eindruck, dass zusätzliche Align-/Sync-Points das Pointing-Modell nicht wirklich verbessern, vermutlich weil unvorhersehbare, zufällige Fehl-Reaktionen meiner 'billigen' HEQ5 das Modell mehr 'verbiegen' als dessen Genauigkeit zu erhöhen.

Bleib jedenfalls dran, und Erfolg damit!
CS, Georg
 
Hallo Georg,
im Moment bin ich mit einem 1-Punkt Alignment zufrieden.
Meiner Meinung nach braucht man die 2 und 3 Punkte nicht, wenn man einen PlateSolver als Alignmentinstrument hat.

Mir ist aufgefallen, dass die atmosphärische Refraktion einen messbaren Unterschied macht, weshalb ich das berücksichtige.
Eine sinnvolle oder optimale Anzahl der Punkte kann ich noch nicht sagen.

Wollte mir hierzu zwei weitere Scripte erstellen, um bei normalem Tracking eine PEC Kurve zu erstellen und eine, um bei Stillstand der Montierung den Einfluss des Seeings einzufangen.


Viele Grüße, Norman
 
Hallo Norman,
im Moment bin ich mit einem 1-Punkt Alignment zufrieden
Ist klar; ich habe das Alingment in EQmod erwähnt, weil ich dieses Pointing-Modell ein klein wenig ausprobiert hatte.
Bei Deinem Script geht es ums Pol-Alignment, und da vermute ich, es genügen 3 PlateSolve-Ergebnisse, an möglichst weit auseinender liegenden Punkten, um den Polfehler zu berechnen (und mehr als 3 Punkte könnten Inkonsistenzen verursachen). IMHO!

die atmosphärische Refraktion einen messbaren Unterschied macht, weshalb ich das berücksichtige
Ja, habe ich bemerkt, ist toll! (y)

bei normalem Tracking eine PEC Kurve zu erstellen
Müsste man wahrscheinlich in engem zeiitlichem Abstand platesolven, um eine vernünftige Kurve zu erhalten.
Ich persönlich guide mit MGen, und vewende keine PEC-Korrektur.

um bei Stillstand der Montierung den Einfluss des Seeings einzufangen
Interessant; möchtest Du diese Idee näher erläutern?

Viele Grüße,
Georg
 
Hallo,
nachdem das meine Standard Methode zum Einnorden geworden ist, habe ich ein Video erstellt, um den Ablauf zu zeigen.
Das Einnorden dauert so 20min... das Video auch.
Für mein Dafürhalten gibt es zwei interessante Themen.
a) das automatisierte sammeln der Referenzpunkte (fahren, photographieren, plate solven)
b) die Korrekturen an einem beliebigen Stern. Alt-Korrektur Offset und danach AZ-Korrektur.

Desktop Ansicht beim Einnorden

viele Grüße, Norman
 
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