Erstes eigenes Astrofotografie Setup

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InvisiblePlasma

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Hallo, ich heiße Julius und bin neu hier im Forum und möchte mir mein erstes eigenes Setup zusammenstellen. Erfahrungen mit der Astrofotografie habe ich in einem Seminar meiner Schule an einem Skywatcher 300/1500 Newton und einer Skywatcher EQ8 gemacht. Nach gut 2 Jahren und dem Ende meiner Schulzeit würde ich mir nun gerne ein eigenes Setup zulegen. Ich besitze bereits eine Sony a6600 (APS-C Sensor).

Da ich schon Erfahrung mit Skywatcher habe, denke ich an folgendes:

Montierung: Skywatcher EQ6R-Pro:
Obwohl ich inzwischen auch von der iOptron CEM40 v.a. auf Grund des geringen Gewichts fasziniert bin (ich kann leider nicht von meinem Wohnort aus fotografieren).

Teleskop: Skywatcher 200/1000 PDS Explorer Newton:
Hier schwanke ich zwischen dem Skywatcher 200/1000 N (8,5kg), Skywatcher 250/1200 N (14,5kg) und dem Skywatcher 250/1000 N (15kg) und frage mich ob, sich die größere Öffnung wegen der erhöhten Belastung der Montierung und der erhöhten Anfälligkeit für schlechtes Seeing überhaupt lohnt.

Zubehör:
-Guiding:
In der Schule hatten wir kein Auto-Guiding System (meine maximale Belichtungszeit betrug 25s). Eigentlich bevorzuge ich Off-Axis-Guiding, da ich aber langfristig auf eine OSC-Astrokamera umsteigen will und die mit APS-C Sensor recht teuer sind, befürchte ich dann noch einen 2. Off-Axis-Guider für die Astrokamera kaufen zu müssen. Das will ich eigentlich vermeiden.

-Koma Korrektor, Barlow und co.:
Brauche ich erstmal nicht

-Akku:
Gibt es passende Akkus für die EQ6R-Pro (ich habe gehört, dass diese recht wählerisch ist)

Über Antworten und Vorschläge würde ich mich sehr freuen!
 
Hallo Julius,

wer auf einem Porsche lernt, der darf sich natürlich einen schicken BMW als Erstwagen zulegen :)

Also die EQ6-R ist weit verbreitet, hat sich bewiesen und SW ist dir vertraut. Mit ihrem Tragegriff ist sie für dich auch mit Sicherheit noch gut zu transportieren.
Schwenk nicht um auf die CEMs, da hier die Balance und die Klemmung etwas anders funktionieren und keine Fehler verzeihen.

Von den genannten Röhrchen würde ich dir den 8" PDS ans Herz legen. Es ist ein F5 System (Brennweite/Öffnung) und kann noch recht einfach kollimiert werden (F4 ist schon anspruchsvoller). Mit 8 Kg ist der 8" auch noch gut handlebar.
Die Montierung kann 20 Kg tragen, wobei die Regel bei der Fotografie besagt: Max. 50-70% belasten
Plane also entsprechende Gegengewichte mit ein.

Bei 1000mm Brennweite kommst du ums Guiding nicht drumherum. Ein Minileitrohr 30/120 reicht aber vollkommen aus. Das gibt es auch schon günstig in der Bucht (Quali muss hier nicht auf höchstem Level liegen).

Als Guiding Cam sollte es eine Mono sein (empfindlicher). Aus Erfahrung kann ich dir hier die ZWO ASI 120mini oder 290mini empfehlen.
Ein AOG ist natürlich schwieriger in der Ersteinrichtung, funktioniert aber sowohl mit DSLR, als auch mit AstroCam. Ich kenne jedoch den Backfokus einer Sony nicht und kann dir daher nicht sagen ob du ein und denselben OAG für beide Kamera-Arten verwenden kannst. Canon braucht glaub ich eine eigene OAG Adaption.

Ich nutze den kleinen Standard-OAG von ZWO mit einer ASI071 (APSC) ohne Randabschattungen zu bekommen.

Die EQ6-R mag es nicht so gerne wenn die Spannung unter 12V fällt. Schau mal in die recht aktuellen anderen Threads bzgl. mobiler Stromversorgung. Da geht es oft um LifePo4 Akkus, welche auch noch mehr als nur die Montierung versorgen könnten. Die leifern auf jeden Fall über lange Zeiten 12V+.

KomaKorrektor wirst du dir vermutlich sehr schnell anschaffen wollen... Der Baader MPCC MKiii hat ein unschlagbares Preis/Leistungsverhältnis.
Klar ist der GPU besser, aber lassen wir die Kirche im Dorf...

Die Billig-Isomatten von Decathlon eignen sich hervorragend für den Bau einer Tauschutzkappe (der Fangspiegel taut gerne zu).

Software-Lösungen, z.B. fürs Guiding realisierst du vielleicht über einen Windows 7/10 Laptop. Falls nicht vorhanden, gibt es refurbished Laptops (z.B. Lenovo) für kleines Geld. ASIAIR oder MGEN sprengen vielleicht zu Anfang den Rahmen.

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1000mm sind dennoch nicht leicht zu handlen. Überlege dir bitte noch einmal ob vielleicht ein kleiner APO mit <500mm Brennweite zum Lernen nicht auch in Frage komme würde. Frust ist oft der Spaßkiller und den wirst du bei einer großen Brennweite definitiv öfter spüren als bei einer kleinen Brennweite.
 
Danke für die ausführliche Antwort, du hast mir damit sehr geholfen! Da die meisten Teleskope im Moment eh nicht lieferbar sind, habe ich ja noch ein bisschen Zeit um zu überlegen, ob es gleich das 1000mm Teleskop sein muss. Bei kleinerer Brennweite kämen natürlich auch Objekte in Frage, die für das 1500er zu groß waren.
 
Tagchen,
dem waere vielleicht noch hinzuzufuegen:
Danke für die ausführliche Antwort, du hast mir damit sehr geholfen! Da die meisten Teleskope im Moment eh nicht lieferbar sind, habe ich ja noch ein bisschen Zeit um zu überlegen, ob es gleich das 1000mm Teleskop sein muss. Bei kleinerer Brennweite kämen natürlich auch Objekte in Frage, die für das 1500er zu groß waren.
Was uebrigens auch mein Rat waere *murmelt sein ewiges Mantra*:

In Stellarium einfach mal mit verschiedenen Brennweiten und Kameras (Vollformat, APS-C, 4/3, ..., was halt in's Budget passt) im Wechsel mit astrobin Fotoziele absurfen und schauen wie sich das so rahmt.

Fuer Galaxien ist deine Wahl ideal, fuer Emissionsnebel bist Du tendenziell schon etwas lang (das werden Riesenmosaike), fuer planetarische Nebel passt's wiederum, usw, usw
Schau halt mal auf Astrobin was dich fotografisch anmacht und welche Brennweite / Kamerakombination das tendenziell am besten abdeckt. Das kann 1m Brennweite sein, aber vielleicht auch eine andere.
Die Brennweite ist lediglich Mittel zum Zweck und mit "viel Feind, viel Ehr'" macht man keine guten Astrofotos.

Hier:
Teleskop: Skywatcher 200/1000 PDS Explorer Newton:
Hier schwanke ich zwischen dem Skywatcher 200/1000 N (8,5kg), Skywatcher 250/1200 N (14,5kg) und dem Skywatcher 250/1000 N (15kg) und frage mich ob, sich die größere Öffnung wegen der erhöhten Belastung der Montierung und der erhöhten Anfälligkeit für schlechtes Seeing überhaupt lohnt.
zaeumst Du das Pferd naemlich von hinten auf.
Da Du guiden willst, willst Du ja offenbar DS machen. Dazu brauchst Du eine Kamera / Brennweitenkombination, die das Objekt deiner Wahl halbwegs formatfuellend abbildet. Ist die Brennweite dazu erst einmal bestimmt, dann sucht man sich ein gutes Oeffnungsverhaeltnis, dass noch zu bewaeltigen ist (Budget, Gewicht, Mobilitaet, Korrektur/optische Limits, Kompatibilitaet mit dem Kameraformat), denn fuer diese Brennweiten/Kamerakombination willst Du so viel Licht wie moeglich sammeln, damit bei der knappen Beobachtungsdauer unserer Breiten noch was dabei herauskommt. Bei DS ist die Lichtstaerke entscheidend, dass schnellere Fernrohre (bei gleicher Brennweite) auch eine hoehere Aufloesung haben, spielt nur eine sehr untergeordnete Rolle und muss dich eigentlich bestenfalls in zweiter Linie interessieren.
Das wird allerdings dann Trumpf, wenn man an Mond, Planeten und wirklich ganz, ganz kleine DS-Sachen 'ranwill.

Also noch mal in Ruhe durchdenken.
MfG
 
Bezüglich Teleskop würde ich bei den Händlern nachfragen. Manchen wissen aufgrund der Situation nicht einmal, wann die Hersteller überhaupt ausliefern. Dennoch kann es sich lohnen bereits jetzt einen Newton zu reservieren. Manchmal geht es schneller als gedacht.

Einen 8" 200PDS von SW kann ich dir nur empfehlen. Schau dir dazu auch gerne die Ratgeber auf meiner Seite an, die genau deine Wunschausrüstung beschreiben ;)

Wenn du Deep Sky betreiben willst und eher grossflächige Objekte fotografieren willst, dann besser ein 8". Wenn es Planeten sein sollen, dann einen 12" oder eben beides. Die sind alles nicht so teuer, wenn man bedenkt, was damit alles möglich ist.

Das Zubehör ist wesentlich teurer und je mehr du machen willst desto mehr Zubehör wird nötig sein. Da gibt es eigentlich auch keine Grenzen :)

Aber mit EQ6 und einem Newton 8" 200PDS fährst du gut.

Viele Grüsse,
Raul
 
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