Extrem dünne Mondsichel gesichtet

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MikeWölle

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Hallo Leute,
heute Früh schon wieder klarer Himmel, die Schönwetterkatastrophe hält an, durch die angenehm hohen Septembertemperaturen auch kein Frühnebel im Murtal.
Über meinem Balkon Richtung Osten auf dem ich mir eine provisorische Sternwarte eingerichtet habe( Dobs mit Plane drüber) leuchtete die Venus im hellen Glanz, doch der Mond verbarg sich hinter störenden Dächern.
Also 10x50 Feldstecher geschnappt und hurtig auf den Dachboden. Nach kurzem Suchen konnte ich eine sehr dünne Mondsichel ohne Probleme sehr gut sehen.Den Feldstecher hatte ich vorher an der Venus exakt scharfgestellt, das half sehr. Der Bogen der liegenden Sichel betrug etwa120°. Im unteren Drittel erkannte ich einen auffällig helle Stelle. Nun versuchte ich mit bloßen Auge die Sichel zu sehen, dies gelang mir nach einiger Suche auch eindeutig in der Zeit von 6h20 bis 6h30 MESZ. Laut Sky Safari App betrug das Mondalter 28.1 Tage, der nächste Neumond ist morgen Donnerstag um 13h, also betrug das Mondalter 30.5 Stunden. Das ist die dünnste Mondsichel die ich seit 1982 gesehen habe.
Clear Skies
Mike Wölle
 
Hi Mike,
gratuliere, ich liebe auch die Jagd nach dünnen Mondsicheln, nur leider ist bei mir der Horizont zu verbaut. Der Rekord soll ja bei 14 Std. liegen. In Saudi Arabien soll vor Jahren noch sogar eine Prämie von 10.000 US Dollar demjenigen gezahlt worden sein, der die dünnste Sichel des aufgehenden Mondes zum Fastenmonat meldet. Da gab es natürlich jede Menge Fake-Meldungen, manche direkt gleich nach Neumond und die Regierung hat dann sowieso niemals darauf gewartet, sondern den Monat nach dem berechneten Neumond ausgerufen, aber immer einen glücklichen Gewinner erwähnt, der der Erste gewesen sein solle. Immerhin hat dieses Spielchen im Orient für einige Profis gesorgt, und so soll der Rekord von 14 Stunden aus der Nähe von Teheran kommen. Wurde aber mit einem Teleskop gesichtet, nicht mit blossem Auge.
LG von Anette
 
Hallo Mike,

ich habe die Sichel auch gesehen ein schöner Anblick die liegende, schmale Sichel. Ich war etwas spät dran und habe die Oberfläche im aschfahlen Licht nicht mehr richtig gesehen, der Himmel war schon rötlich hell. Ist wohl auch für mich der neue Rekord.
Freitag ist ja dann schon wieder eine Möglichkeit auf eine junge schmale Sichel.


Hallo Anette,
ich glaube mich zu erinnern Bilder einer Sichel mit Minutenalter gesehen zu haben - die Beobachtung müsste in München gewesen sein.

Grüße Andreas
 
Danke,

ich frage mich gerade, welche Region ich da mit Feldstecher auf der Mondsichel so auffällig hell sah. Ich hab einen Tag vorher die Mondsichel mit dem Handy am Dobs fotografiert. Die helle Stelle von heute scheint im Bereich zwischen Wargentin und Mondrand zu liegen, etwa bei Montes Dörfel.
20200915_062037.jpg

CS Mike
 
Kollege Armin und ich haben es nach Studium diverser Mondatlanten herausgefunden: Die sehr helle Region ist der Krater Byrgius A, obwohl recht klein, gibt es dort sehr viel helles Auswurfmaterial.

CS Mike Wölle
 
es gibt immer wieder was zu entdecken :) Die dünnste Mondsichel, das ist doch mal was wo ich selber wieder mal nicht drauf gekommen wäre. Daumen hoch!
 
Hallo,

Für einen sinnvollen Vergleich von Mondsicheln sollten wir nicht auf das "Alter" der Mondsichel schauen, sondern auf den Winkel zwischenn Sonne und Mond. Die Elongation definiert die "Schmalheit" der Sichel. Zum Zeitpunkt der Konjunktion kann der Winkelabstand ja zwischen 0 und ca 5.5° liegen.
Mit optimierter Technik kann die Mondsichel bei weniger als 5° Winkelabstand durchaus aufgenommen werden, also auch bei Alter 0h. Ich und andere haben das schon einige Male gemacht.

Hier ein paar Beispiele der letzten 12 Jahre:
Mondsichel Beobachtungen, Mondatlas.de

Visuelle Beobachtung ist natürlich durch die Begrenzungen des Auges viel schwieriger und auch weniger zuverlässig. Gerade in den Kreisen wo diese Beobachtungen eine große Bedeutung für den Kalender haben gibt es ein ganz erhebliches Problem mit unzuverlässigen oder gar offensichtlich falschen Beobachtungen, die dann doch akzeptiert werden und den "heiligen" Kalender ändern. Da gibt es "bekannte Pappenheimer" die seit Jahrzehnten erhebliche Probleme verursachen, weil die Meldemechanismen ggf. nicht robust genug sind um einzelne Problemfälle zu ignorieren.
Wenn dann noch jemand VIEL GELD für eine positive Meldung zahlt wird es bei visueller Beobachtung schnell unzuverlässig. Da laufen halt auch völlige Beobachtungslaien rum und dann kommt noch das Wunschdenken und schon sehen manche die Mondsichel lange nach Monduntergang oder weit weit weg von der Sonne oder was auch immer.
Die Iraner zB machen das aber recht gut organisiert, da ziehen immer größere Gruppen mit viel Erfahrung los, dadurch entsteht dann auch Zuverlässigkeit.

Hier könnt ihr euch eine Sammlung von Berichten zum letzten Ramadan anschauen:
Ramadan Mondsicheln, ICOP

Frohe Grüße,
Martin
 
Hallo Martin,
herzlichen Dank für diese sehr interessanten Informationen.
Das Problem mit der Mondsichtung zwecks Bestimmung muslimischen Gebrauchs liegt ja leider in der Auslegung der Vorgehensweise. Auf die Augensichtung kann man im Raumfahrtzeitalter eigentlich total verzichten und diese Termine berechnen, sogar für die nächsten tausend Jahre im Voraus. Aber weil vor 1500 Jahren empfohlen wurde, dass die Mondsichel mit dem Auge gesichtet werden sollte, wird da so ein Tamtam alljährlich betrieben und die Saudies möchten hier als Mutterland natürlich die Deutungshoheit nicht abgeben. Da verschieben sich bei den unterschiedlichsten Gemeinden und Ländern schonmal die Feiertage um ganze zwei Tage. Die einen Fasten noch, die anderen Feiern schon usw. Die ganze Angelegenheit wäre heute so simpel weltweit einig zu bewerkstelligen. Da kann die Himmelsmechanik noch so präzise zu berechnen sein, menschliche Eigendünkel machen alle dem trotzdem immer einen Strich durch die Rechnung.
Ich hatte einmal eine Astrologin zu einem Sterdelabend in meinen Garten eingeladen und zeigte ihr, dass die Venus in den Zwillingen steht. Das konnte jeder der Augen hatte deutlich sehen. Doch sie meinte, das stimme mit ihren Horoskopen nicht überein, weil die Venus gehört immer in den Stier, sie berechne schliesslich nach Regiomontanus und Ptolemäus ....

Was mill man da machen?
Aber Deine Fotos der ganz jungen Mondsichel sind ja sehr beeindruckend.
LG von Anette
 
Hallo,

also ich empfand die Mondsichel heute früh als sehr leicht zu beobachten und das obwohl die Bedingungen durch den Nebel im Moor alles andere als gut waren, zumindest am Horizont. Selbst mit meinen -0,5, bzw. -0,75 Dioprien konnte der Mond ohne Brille absolut problemlos beobachtet werden. Ich denke mal, das der Mond so gegen fünf Uhr fünzehn oder fünf Uhr dreißig über den die Kiefern gekrochen kam. Genauer kann ich es nicht sagen, da ich keine eigene Uhr hatte und die Zeit nachträglich anhand der Uhren in meines Kameras geschätzt habe.
Mal sehen ob ich ihn aus der Überstrahlung des Horizontes bei meinen 360° Zeitraffer herauskitzeln kann. Bis zu den Ergebnissen wird es aber noch eine ganze Zeit dauern, denn da sind noch zwei weitere Filme in der Pipeline.
Gut, da habe ich heute also ohne Probleme einen besonders alten Mond beobachtet. Da hat es sich doch gelohnt, dass ich fast die ganze Nacht gegen einen Schwarm Killermücken gekämpft habe. ;) Fast genauso störend wie die Mücken fand ich übrigens die Massen an Satelliten. Ich schätze das es sich bei vielen um die Elonschen Murksoiden gehandelt hat, zumindest hatten viele verdächtig ähnliche Bahnen.


MfG

Rainmaker
 
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