Fast ein Oldtimer MK63 auf Polhöhenwiege

Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.

Sebastian_Schmidt

Aktives Mitglied
Hallo,
nur "fast" denn ein eingestempeltes Datum verrät das das Gerät aus dem Jahre 1993/94 ist. Ich dachte ich stelle es trotzdem mal hier rein um der Gemeinde einen Einblick in dieses doch eher seltene Instrument zu geben. Zumindest die Kombination ist wohl selten da ich ansonsten nur zwei Forumsbeiträge in Englischen Foren gefunden habe.
Hier mal meine Eindrücke meines neuen Spielzeuges Made in Russia.
Das bekannte Kleinanzeigenportal spülte vor drei Wochen ein seltsames schwarzes Gebilde an die Oberfläche. Intes 6" MAK auf einer Polhöhenwiege. Nicht ganz ums Eck und das Kabel vom Bedienteil war abgerissen. Also hingefahren erklären lassen und schnell mal im Keller aufgebaut. Intes wie man es kennt, robust, schwer, fast brachial,Optik wird schon passen. Aber in der Kombination musste es einfach in meinen Kofferraum wandern. Nicht das da zu Hause schon ein 500er seinen Dienst tut....
20210323_141013.jpg

Also fix das Kabel gelötet und alle Mechanischen Bauteile gereinigt und wieder gangbar gemacht. Auch dieses Instrument zeigt das Intes bei Schrauben anscheinend nur Groß oder Klein kannte. Von M2 Inbus für Wellenknöpfe bis M4 für Innereien, dann lange nix und gleich mal M12. Nun gut, es funktioniert ja.
Nur der Antrieb hörte sich an wie ein Traktor, ein Blick auf Sirius zeigt auch das das Gerät zu schnell drehte. Also wieder in den Keller und die Sache mal näher betrachtet:
controller1.jpg
internal_board.jpeg

Links im Bild die Handbox mit An/Aus sowie Quarz/Fast Schalter. Dazu ein paar Nand´s und Konsorten. Erstaunlicherweise gibts die Firma die die Bausteine hergestellt hat immer noch in Moskau, ganz im Gegensatz zu Intes (Micro) die wohl um die Ecke waren. Rechts in der Monti ein DC Motor dessen gleichlauf wohl über eine Lichschranke per Inkrementgeberscheibe steuert werden soll. Das kenne ich noch von meinem alten Meade Starfinder auf EQ. Aber selbst bei Manipulation der Lichschranke passierte nix. Also den Freunldichen Feinelektroniker mit Oszi von nebenan gefragt ob er mal gucken und Messen könnte. Ich kürze mal ab, die Bausteine sind so wie der rest, für die Ewigkeit! Nur die Pins des fummeligen Steckers waren verbogen, so hatten zwei keinen Kontakt und als das geregelt war regelte es auch wieder, Motor schnurt wie ein Kätzchen, und Sirius bleibt wo er hingehört.
Rechts im Bild die Buchse. Strom kommt übrigens aus dem Original Netzteil, das wird demnächst aber mal ausgetauscht :eek:
003.jpg
004.jpg


Zurück zur Optik, es scheint das Intes Micro hier ein (Planeten)Fotogerät enwickelt hat, die Spezifikationen sind 150/f12 mit fixem Spiegel, dazu ein süßes kleines Mak obenauf,ein ZS mit Helifokalauszug, ZS ist durchbohrt um ein Fadenkreuz einzuleuchten und einen nicht mitdrehenden Helifokalauszug zur Direktmontage.Und weil noch nicht genug Glas am Gerät ist, einen Sucher/Finder auch noch dran. Viel hilft viel :D Die Stutzen an beiden Teleskopen sind identisch.
Unten also die 35mm Kamera mit Ekta 1000 Film dran und oben ein Okular zum Nachführen,eine LED am Kabel wird an der Monti angeschlossen und dort auch geregelt.
Links die ZS/OAZ Kombi mit LED Anschluss (eingefahren). Rechts T2 Anschluss am Helifokalauszug.
007.jpg
original_t2_adapter.jpg




Weiter gehts in Teil zwei... wegen des Bilderlimits

Grüße
Sebastian
 
Zum Nachteil des fixen Spiegels gehört auch die recht kurze Fokuslage hinter dem Tubus, ganze 100mm stehen zur Verfügung.
Weiterer Nachteil ist das der Anschluss nach SC Gewinde aussieht aber keines ist. Irgendwas um die 56x1,5.
Mit dem durchlöcherten ZS wollte ich nicht so gerne beobachten, also mal kurz gezeichnet,gemessen und gedreht.
Ein Adapter auf T2 der wie das Ende der Original Anbauteile aussieht und über den die Überwurfmutter passt (6mm), ein Baader ZP (35mm),
und ein Eigenbau Helicalauszug. Damit lässt es sich ca. 15mm um den Brennpunkt spielen.
Links, zusammengebaut noch nicht vollends eloxiert, rechts der Adapterring mit Originalmutter
20210323_141216.jpg
20210323_141428.jpg

Mit dieser Kombi durft bislang nur der entfernte Bismarkturm herhalten, ich hoffe mal das die Dreherei nicht auch die Bewölkung beinflusst...
Der Rest ist schnell erklärt, das Stativ ist ein ziemlicher Wackeldackel, der Schwerpunkt durch die Polhöhenwiege macht es nicht besser, da werde ich wohl Abhilfe schaffen müssen, aber immerhin auch original incl. Leinensack :).
die Polhöhenwiege lässt sich auf ihrer Achse klemmen, was aber nicht reicht, deswegen hat Intes Micro ihr eine solide und in Länge verstellbare Stütze verpasst.
20210323_141023.jpg
20210323_141034.jpg

Die Klemmung in RA ist super aber man darf auf keinen Fall die Feinverstellung nutzen während voll geklemmt ist. Dann schwenkt das Ritzel der Feinverstellung aus
dem Zahnrad der RA Achse und läuft ins leere. Die Achse der Feinverstellung ist azentrisch gelagert, Intes wusste wohl warum.
Also leicht klemmen und mit Gefühl Feinverstellen.
Was ich sonst so im Netz zu diesem Teleskop gefunden habe ist dürftig, Markus Ludes schrieb hier (suchfunktion) noch etwas zu den ersten Maks von Intes(Mirko)
aber alle anderen mit Polhöhe sind weiß und schön Beschriftet. Die Platine sagt 1993, der Aufdruck auf der Box 1994, ich denke es wird ein sehr frühes Modell sein, später wurde ja auch eine andere Steuerung mit Drehknopf geliefert.

Zwischenzeitlich dachte ich darüber nach einen Modernen Schrittmotor einzubauen was wegen des 360 Zähne Hauptzahnrades sogar eine ziemlich einfache Um(über)setzung ermöglichen würde, aber da die Nachführung nun erstmal läuft wird das Thema auf später verschoben.
Wer mir jetzt noch jemand sagen kann wafür die "Fast" Stellung gut ist? Für den Mond ist sie zu schnell. Meine Idee war das es eine RA Korrektur sein soll ,das Gegenstück ist dann einfach ausschalten. Ähnnlich wie bei meiner Vixensteuerung wo 2x rückwärts ja auch nur bedeutet das der Motor aus ist.

Auf jedenfall fiebere ich dem second first light entgegen, mal sehen was die Optik so bringt, die ersten Siriusspielerreien zeigten sehr sauber und gleichmäßige Beugungsscheibchen...

Grüße
Sebastian
20210323_141127.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Moinsen Sebastian,

ja den hatte ich im Einkaufparadies ebay klaz auch gesehen und es hat in den Fingern gekribbelt (muss aber selbst gerade mal "verschlanken")- wohlwissend, das Intes-Geräte gerade optisch i.d.R. ganz oben mitspielen. Prima, dass Du ihn an Land ziehen konntest und diesen "Middle-Youngtimer" hier so schön ausgiebig vorgestellt hast ... ja, da hast n feines Teilchen bekommen. Denke mal, dass Du viel Freude mit dem haben wirst ... eines: die brauchen leider relativ lange zum Auskühlen ... ich hatte mal den ähnlich gebauten MK-67 150/1800er Intes-Mak (ohne Lüfter) und der nahm sich gerne mal 1 1/2 bis zwei Stunden Zeit bei 10/15 Grad Temperaturunterschied. Guckt man dann schon früher durch, machen die Maks während des Auskühlens ganz merkwürdige Bildfehler - das legt sich dann aber und dann sind die echt gut. Schon ein recht knackiger Test für den Mak: der DS Omega Leonis mit seinen 0"9 Distanz WDS 09285+0903 STF1356 - Ome Leo. Den sollte er - brauchbares Seeing und gute Auskühlung vorausgesetzt - ab ca 200/250fach schaffen. Soll ja die Tage schön werden und der Mond stört dabei dann ja auch nicht ;-) Greetzle Hannes
 
Servus Sebastian,

vielen Dank für Deinen großartigen Beitrag zum Intes MK 63.

Ich hatte im Februar das große Glück, ein 6" Intes über ein Forum aufzufinden. Aufgrund der Gabelmontierung / Polhöhenwiege bin ich ebenfalls von einem MK-63 ausgegangen. Aber mein Exemplar hat bereits eine Spiegelfokussierung was eher für ein MK-67 spricht. Vielleicht gibt es Expertise hier im Forum zur genauen Typisierung?

Die ikonische Handsteuerbox habe ich ebenfalls, wobei auch ich aus den binären Einstellmöglichkeiten letzteinendes nicht schlau wurde.

Dank der Hilfe dem Forum wurde die LED Beleuchtung des Sucherokulars repariert. Nun, und was ist besser als ein MAK? Eben- ein zweiter als "Sucher".

Das Intes hat mir wundervolle Beobachtungen am Mond erlaubt- mit ausgedehnten Spaziergängen und gestochen scharfen Details.

Ja- der Tubus benötigt seine Zeit zum Akklimatisieren. Meines steht auf dem Balkon mit einer Schutzhülle von Telegizmo (365 nehmen!) drüber. Die ziehe ich halt 1-2 Stunden vorher ab- kein Problem.

Ich habe in langer Sucharbeit ein umfangreiches Zubehör von Intes zusammengetragen inklusive original Herschelprisma und Zenitspiegel wobei ich nur letzteres verwende. Zur feinen Fokussierung nutze ich zusätzlich einen Helikalfocuser z.B. von Borg - was auch eine günstige Lösung für Dich sein könnte?

Ich klemme mal eine Astrokamera dran und teile ein paar Fotos hier im Forum.

Nun schließe ich mit meiner Liebeserklärung an die russische Schönheit mit scharfer Optik.

Viel Spaß und klare Nächte
Thomas
 

Anhänge

  • IMG_9044.jpeg
    IMG_9044.jpeg
    481,4 KB · Aufrufe: 168
  • IMG_9041.jpeg
    IMG_9041.jpeg
    312,6 KB · Aufrufe: 154
  • IMG_9043.jpeg
    IMG_9043.jpeg
    314,4 KB · Aufrufe: 151
  • IMG_9042.jpeg
    IMG_9042.jpeg
    327,1 KB · Aufrufe: 151
Servus Thomas und Sebastian,
ja die Intes sind sehr schöne Teleskope, ich hatte auch schon einige.
Thomas, der MK-67 hat einen Okularauszug und der MK-66 eine Spiegelfokussierung.

Gruß
Ralf
 
Hallo Thomas,

in der Zwischenzeit konnte ich das System Diverse male am Himmel testen. Wenn er ausgekühlt ist hält er was der Name verspricht!
Einen Ticken heller als der M500 er und Doppelsterne gehen auch besser. Aber soo riesig ist der Unterschied dann doch nicht.
Das ist aber auch nicht schlimm denn ich glaube ich darf für fast alle Besitzer sprechen wenn ich sage das wir die Dinger ja nicht unbedingt aus
der Sicht des modernen Amateurastronomen betrachten. Ein guter Schuss Nostalgie und Technikgeschichte gehört ja zu jedem Altgerät dieser Ordnung, gerade wenn die Optik auch was leckeres ist. So ein 70er orangener Tasco in Maximalausführung kommt da nicht ganz mit aber wäre auch genau meine Kragenweite :).

Den Herschelkeil würde ich am geschlossenem System nicht unbedingt verwenden. Sagen zumindest alle Quellen die ich so zu dem Thema gelesen habe.
Ich hab mir was schönes aus Baader Folie gebastelt, geht wie üblich super :). Der Borg "Auszug" macht nen schicken Eindruck aber der wird mit ZS zusammen zuviel Backfokus brauchen. Meine selbstgedreht Adapterlösung ist superknirsch und gerade so das ich nicht ständig einen blauen Fleck an der Schläfe hole.
Hast du Bilder vom Zubehör? Würde mich mal interresieren.
Die Intes Website ist ja letztes Jahr dann auch offline gegangen, aber über die www.waybackmachine.com kann man noch ein paar Seiten anschauen.
Und falls Du Lust und Zeit hast guck doch mal was auf der Platine deiner Handbox als Datum eingeätzt ist.

Grüße
Sebastian
 
Servus Sebastian,
ja- mit dem Herschelkeil habe ich mich bislang weder an das Intes noch an das STF gewagt. Das wird vielleicht künftig mal ein Projekt. Derweil nehme ich für die Sonnenbeobachtung ein Coronado PST.
Ich nutze ebenfalls einen Zenitspiegel (von Intes) zusammen mit dem Borg Helikalfoussierer und das klappt wunderbar.
Du hast recht, ergonomisch geht es beim Intes sehr eng zu und man muss schon aufpassen sich nicht ständig den Kopf zu stoßen (auch eine Möglichkeit Sterne zu sehen).
Bilder vom Zubehör folgen. Jüngst konnte ich einen Flipmirror von Intes ersteigern. Bin schon sehr gespannt.
Viele Grüße
Thomas
 
Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
Oben