Hallo.
Mitteltriebe können je nach Fernglas mechanisch ziemlich komplex ausfallen. (Insbesondere bei Dachkanten mit Innenfokussierung und Dioptrienausgleich...) Bei einem einfachen günstigen Porro ist das meist aber eher übersichtlich: oft bewegt ein (relativ grobes) Innengewinde am Fokussierrad in seiner Führungsnut einen Mitnehmerstift, der an der Achse sitzt, die die Okularbrücke trägt, und schiebt sie so beim Drehen nach oben und unten. Könnte sein, dass der Stift aus der Nut gedrückt wurde oder verbogen oder an- oder abgebrochen ist. Und/oder dabei auch Nut oder Gewinde beschädigt wurde.
Bei etwas besseren Gläsern hat die Achse für denselben Zweck statt des quersitzenden Stifts ein passendes Außengewinde, das als Gegengewinde in einem hier dann meist feineren Innengewinde des Fokusierrads läuft. Das ist stabiler, präziser zu fokussieren und kann auch weniger leicht verbiegen oder brechen - allerdings reicht für eine Blockade oft schon eine geringe Verbiegung der Achse aus...
Zum Öffnen wie schon gesagt erstmal die Sicherungsmadenschraube und die Messingschraube unten lösen, bei manchen Porros lässt sich die Okularbrücke dann schon nach oben herausdrehen - falls die inneren Gewinde das noch hergeben. (Hört sich bei Dir ja leider nicht so an). Bei manchen muß man auch von beiden Seiten heran, d.h. auch oben die Kappe um die Achse abnehmen und die daruntersitzende Konterschraube lösen, die meist ebenso mit einer Made gesichert ist. Da Dein Glas stickstoffgefüllt ist, kann es auch sein, dass Du vor dem Abnehmen der Okularbrücke erst die Okulare demontieren bzw. von der Brücke abkoppeln musst.
Wenn die Prismenlagerung nur dejustiert und sonst nicht beschädigt ist, erreicht man die Schräubchen, die gegen die 90° Giebel der Prismen drücken unter der Armierung, meist vorne oben außen und vorne unten innen am Prismengehäuse. Zuerst solltest Du jedoch gegen einen strukturlosen(!) hellen Hintergrund mal testen, ob die beiden Tuben noch zu einem schönen Kreis verschmelzen. Wenn nicht, sind die Tuben dejustiert und müssen zuerst, bevor Du an die Prismen gehst, vorsichtig wieder zur Überdeckung gebracht werden (Achtung, wegen der Bildumkehr des Prismenumkehrsatzes muß man die Tuben dabei genau entgegengesetzt zu der Richtung Biegen, wie es scheinbar nötig zu sein scheint!)
Erst danach dann die Prismen justieren, wobei die Schräubchen beim Reindrehen die Prismen zwar leicht verkippen, beim Rausdrehen die Prismen aber oft nicht sofort zurückkommen, da sie bei einfachen Gläsern oft nur mit einer zähelastischen Paste als Gegenlagerung gehalten werden, und die braucht je nach Alter und Zustand schon mal etwas Zeit... Nicht wild drehen, sondern vorsichtig immer nur ein Schräubchen probieren und dabei immer nur kleinste Drehbewegungen, ein Achtel kann schon zuviel sein. Gibt im Netz glaube auch Zeichnungen, welches Schräubchen das Bild wohin verschiebt.
Ob Du das also mit Glück noch richten und geradebiegen kannst, oder doch ein oder zwei spezielle Ersatzteile brauchst, hängt natürlich auch davon ab, welche feinmechanischen Gerätschaften Du evt. zur Verfügung hättest... Mit Hausmitteln und ohne Spezialwerkzeug kann man da schnell an Grenzen stoßen, oder im dümmsten Fall die Sache verschlimmbessern oder irreversibel verändern... Schau's Dir halt mal an, aber wenn Dir das Glas es wert ist im Zweifel lieber nicht zu weit gehen beim Demontieren und eher den Service beanspruchen.
Viel Glück,
Mathias