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Ein stabiles Hochdruckgebiet ist genau das, was man braucht, wenn man mal in die Ferne schweifen und gesicherte Beobachtungschancen nach der teuren Buckelei mit einem 30 kg-Rucksack haben will. Die letzte Woche war bekanntlich perfekt. Es gibt ja wahrlich besseres zu tun beim Sonnenschein, als 9 Stunden in der Bahn zu sitzen. Als Astrofreak muss man halt irgendwo nich ganz richtig in der Birne sein. So wie ich offenbar. Ziel der Reise: das Astromekka Gornergrat. Zum ersten mal dorthin, zum zweiten mal überhaupt in die Alpen oberhalb von 2000 m mit Ausrüstung.
Freitag den ganzen Tag von München bis Zermatt in der Bahn verbracht kam ich dann irgendwann am Nachmittag auf dem Gornergrat an – nicht ohne mir in Zermatt vorher noch schnell Sonnencreme zu kaufen, was im Nachhinein die richtige Entscheidung war. Es war schon erfreulich wenig Betrieb herauf, die wenigsten schlafen eben oben, weil teuer. Aber wer mehrere Nächte beobachten will, MUSS schlafen, also was solls, Zimmer gebucht.
Ich bin gegen 18 Uhr direkt auf die Aussichtsplattform hoch und habe gewartet, bis die meisten Leute weg waren. Nach dem letzten hinter dem Matterhorn verschwindenden Sonnenstrahl begann ich unter dem einen oder anderen neugierigen Blick aufzubauen. „Darf ich fragen, was machen Sie denn da?“ Sterne guckn. „DAMIT?“ Ein ungläubiger Blick auf die Gitterrohrstangen. „Joa“. Meine trockene Antwort. Trocken wie die Luft da oben ;-) In der zweiten Nacht kam wieder die berühmte Gleitschirmfliegerfrage mit Blick auf meinen Riesenrucksack und das Gestänge. Na ja, vielleicht gibt’s ja ein paar Kaputte, die nachts über die Gletscher gleiten...wahrscheinlich eher auf dem Hosenboden dann...Immerhin waren nachts perlschnurartige Ketten erkennbar, die sich das Matterhorn hochkämpften. Yes! Ich bin nicht allein, es gibt noch andre Nachtaktive hier. Aber Nachts mit Kopflampe im Felsen rumkraxeln, nein danke. Noch verrückter als Sterneguckn. Mir fällt grad zusammenhanglos ein...Es kommt immer die Frage „hast du nen Schlafsack dabei? Wo übernachtest Du?“ Hallooooooooooooo....nachts schlafen und Sterneguckn ist von Hause aus nicht gut vereinbar denke ich mir da immer laut... Aber zurück zum Thema.
Praktisch: es standen auf der Aussichtsplattform mehrere Bänke, von denen ich desnächtens zwei in Beschlag hatte. Eine als Tisch, die andere als Liege zum zwischendurch Ausruhen. Super. Irgendwann war ich komplett allein.
Der Plan mit dem 12“er war folgender: Galaxien saugen bis zum Abwinken.
Es wurde dunkel. Die Mondsichel erhellte den Himmel noch eine Weile, dennoch war die Milchstraße bereits zu sehen. Es war irgendwie diesig, obwohl keine Wolken waren und es völlig trocken war. Dies äußerte sich auch in den nicht ganz dunklen Bergen vor dem Himmelshintergrund. Schade. Guter Himmel, aber zunächst nicht besser als im Outback des Tieflands. Egal. Kaum war der Mond weg, gings los. Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr womit. Es war entweder der einen praktisch anschreiende Ringnebel wo ich knapp am Zentralsternsichten vorbeigeschrammt bin, M 31, M 33 oder NGC 891. Das Andromeda-Teil zeigte natürlich die beiden Staubbänder sofort. Die Kantenlagegalaxie war mit dem prominenten Staubband schon im 26mm Oku gut zu erkennen. Ein schöner Anblick, etwas besser als zwei Nächte zuvor auf dem Land, aber noch nicht dramatisch besser. Schade, ich hätte mir ein deutlicheres Staubband gewünscht, aber es war deutlich sichtbar. Aber dann kams. Irgendwann hielt ich auf M 33. Auch diese habe ich 2 Tage zuvor mit meinem 12“we unter ca 6m8-Bedingungen gesehen und eher als matschig empfunden. Das hier war anders.
Das Gerät funkelte. Von Grau oder Fleck kann nicht im Ansatz die Rede sein, was ich hier sah, war nichts als Licht – und zwar helles Licht welches für unsereiner Begriffe deutliche Spiralarme formte, vielfach strukturiert und umgeben vom Dunkel des Weltalls. WOW. Besser habe ich die Gx bisher nur im 24“ oder war es 30“er gesehen bei um die 6m6-Himmel. Ich kann mich an ein Photo erinnern, welches mal die Rückseite einer Astrozeitschrift zierte – oder war es ein Katalog- aufgenommen mit einem Vixen 114 Apo. Genau – so - sah - das - aus.
Obwohl die Milchstraße vom Eindruck mit bloßem Auge her nicht besser war als kürzlich im Tiefland, bot der Hochgebirgsstandort im Okular standesgemäß eine tolle Transparenz. Irgendwie ein Widerspruch, ich kanns mir nicht erklären. Auch Stephans Quintett peilte ich an, ein prima Objekt zum Himmelvergleichen dachte ich. Kam aber nicht wirklich besser durch als 3000m weiter unten fand ich. Jedenfalls nicht deutlich. Aber sprang ins Auge. Was aber besser kam, war NGC 7331. Brilliant ist der einzige Ausdruck, der hier zutreffend ist. Ganz klar zeigte sich das Dunkelband als scharfe Abgrenzung der Galaxie. Das ganze Umfeld war schlichtweg von strahlender Schönheit. Endlich kein Gestocher mehr im Grau, sondern einfach mal brilliante, Objekte mit wortwörtlich klarem Himmel drumrum. Wahnsinn. Dicht bei der 7331 sah ich noch mindestens zwei von den kleinen Fuzzies, ich habe nicht gezählt sondern mich nur am Anblick erfreut –, mit einem Photo im Hinterkopf, wo die zahlreichen kleineren Galaxien die große Schwester umgeben und ich dies einfach mal eben so live sehen kann.
Ein paar neue Objekte habe ich natürlich auf dem Plan gehabt. Ich habe nicht buch geführt und von daher stolpere ich mal aus dem gedächtnis über ein paar Beobachtungsziele. Zum einen war das Galaxie-Planetary-Duo NGC255/246 in den Fischen an der Reihe. Die Blase vom Nebel hat mich überrascht. Schon im Aufsuchokular ein großes Teil mit mehreren Sternen darin. Die Galaxie daneben eher unspektakulär strukturlos, aber ein Pärchen macht immer was her. Deshalb auch mal ein Schwenk in den Cepheus, das bekannte Duo aus Galaxie und Sternhaufen – einfach traumhaft. Aber nichts neues. Neue Objekte habe ich vor allem im Walfisch gesucht. So z. B. ein Galaxienquintett bestehend aus NGC 636, 615, 600, 596, 584. Passten nicht ganz ins Sehfeld vom 26er Nagler, aber es waren alle einwandfrei zu sehen. Keine besondere Struktur, aber solche Ansammlungen finde ich immer spannend. Von einem Photo angestachelt, wollte ich mal wieder NGC 1055 oberhalb von M 77 probieren. Sichten war nie ein Problem. Aber das Dunkelband und die Brillianz des Photos nachzuvollziehen ist mir nie gelungen. Besonders schön ist die direkte Nähe zu einem hellen Sternpärchen. Dieses mal war das Dunkelband klar auszumachen, vielleicht sogar in Form einer Teilung der Galaxie. Der schönste Anblick, den ich von dem Objekt bisher hatte.
Der Himmel wurde besser. Wie schon zuvor auf dem HTT wurde es nach Mitternacht deutlich transparenter. Die Galaxienjagd ging weiter. Übermut kam auf und ich wollte mal eine galaxie probieren, die im Tiefland einfach nicht drin war bisher. In meinem SkyAtlas 2000 von Tirion ist die Tadpole-Galaxie nicht eingezeichnet. Was nichts heißen soll, Stephans Quintett auch nicht. Irgenwann habe ich mir mal die Koordinaten in die Karte übertragen. Und gesucht. Und gesucht. Und....nichts gefunden. Angeblich geht da auch was mit 10“ oder sogar 8 bei besten Bedingungen. Ich habe aber nichts gesehen – oder erkannt. Schade. Ein Hubble-Bild live. Das wärs gewesen.
Die Suche nach neuen Objekten führte mich nach dem – „ich schau mal auf die Karte, mal guckn was es da so gibt-prinzip“ in das Gebiet vom Großen Bären, einem Galaxienpärchen mit ein paar netten hellen Sternen dabei – meine Lieblinngskombi. Ich suche und suche- moment- ach daaa ist die galaxie! Ich hielt Ausschau nach irgendeinem Fizzel, aber dabei fuhr ich gerade einen riesigen Diskus ab und sah den Wald vor lauter Bäumen nicht. NGC 4236 füllte dass Sehfeld meines Okus fast aus, zumindest gefühlt und die kleinere 4128 war auch nicht weit. Allerdings zeigte sich keinerlei Struktur, deshalb wohl auch die Unbekanntheit. Eine Überraschung war die große allemal...
Die Skulptorgalaxie wurde heimgesucht und war natürlich der Knaller. Details in Hülle und Fülle, ein richtiger Brummer.Die berühmte Balkenspirale NGC 1300 im Eridanus stand fest auf dem Plan. Die Suche brachte zwei Galaxien in das Sehfeld meines 26er Naglers, wovon die größere Ellipse die Balkenspirale war. Leider ohne Spirale. Nur mit viel Mühe und dem Wissen was man vor sich hat, ließ sich eine Spiralstruktur einbilden.
An dieser Stelle will ich aber nicht verschweigen, dass die Horizontsicht Richtung Süden auf dem gornergrat nicht perfekt ist. Es zeigen sich leichte Aufhellungen, woher auch immer die stammen. Der tiefe Süden ist ohnehin durch die 4000er deutlich beschnitten – auch in 3100 m Höhe...Daneben störte auch einn wenig das Licht des Hotels - es war nicht direkt sichtbar aber trübte die Dunkelheit der Nacht durchaus. Die zweite Nacht waren die Zimmer abe weitesgehend dunkel, keine Ahnung wie es dazu kam. Einmal wurde es kurzzeitig richtig hell. Ausgerechnet die dort ansässige Sternwarte!! Die Kuppel ging auf und feuerte Lichttechnisch ordentlich drauf los. Mir wurde aber schnell klar, dass dies eiine mitternächtliche Führung ist und nur kurz das Scope gezeigt und erläutert wird und darauffolgend zwecks Sterneguckn gedimmt wird...So hallten dann die Erläuterungen des Astornomen zu mir rüber während ich beobachtete...
Ganz gemein ist übrigens eine Lichtglocke im Südosten. Das war enttäuschend. „Ich bin hier doch im Namibia Europas – was hat hier so eine Lichterglocke verloren???“ Das war mein Gedanke. Und ist er noch. Für eine so hochgelobte Region ein schlichtweg inakzeptabler Zustand. Die Lichterglocke ging locker bis 30 Grad hoch. Diesem Licht machte gegen Morgen aber etwas Konkurrenz. Das Zodiakallicht. Es kam vom Löwen und brüllte entsprechend in den Himmel hinein, als wollte es die Lichtverschmutzung vertreiben. Das Ziodiakallicht erstreckte sich bis in die Zwillinge hinein, in einer Helligkeit wie ich es zuvor noch nicht gesehen habe. Das Ende einer gut 8stündigen Beobachtungsnacht nahte und bot irgendwann die Gelegenheit, das Alpenglühen festzuhalten.
Die zweite Nacht ist schnell erzählt – ich fand trotz Hotelzimmer (welches ich erst 13 Uhr beziehen konnte) keinen Schlaf und war nicht wirklich fit für die zweite Nacht. Was schade war, denn dieses mal hoben sich die Berge schon während der Dämmerung kräftig vom himmelshintergrund ab. Dunkle, scharfe Kanten markierten den Horizont. Es war klar – diese Nacht würde besser. Für ein paar neue Objekte konnte ich mich aufraffen, ansonsten habe ich einfach bekannte Objekte genossen, z. b. ganz stumpf auf M 31 gehalten. Und M 15. Ein Wahnsinnsteil. Der stellare Kern lässt sich auch nicht mit 200 fach auflösen. Ein schöner kondensierter irre heller funkelnder Ball.
Die neuen Objekte waren zum Beispiel zwei Galaxien im Dreieck, die wohl kaum einer gesheen hat, weil alle auf M 33 steuern: NGC 672 und ein anderes kryptisches Teil, garniert mit einem naheliegenden Sternhaufen namens Cr 21. Ein lohnenswertes Ziel wie ich finde, ohne jedoch irgendwelche Details auszumachen. Das Ende der Nacht bildete ein Klassiker. Er wird allgemein mit Vorliebe sofort eingestellt, wenn er nur knapp über den Horizont lugt und alles andere im Zenith steht was eher eine Beobachtung Wert wäre. Ich ließ mir jedoch Zeit bis zur Fast-Kulmination. Mit Erfolg. M 42. Was soll man zu dem Teil unter Gebirgshimmel mit 12“er sagen. Der Nebel schwang sich quer durchs Sehfeld und wollte nicht aufhören. Die Kernregion brannte. Und zwar in strukturreichem grünlichem Schimmer. Wozu noch woanders hinschwenken, einfach - nur – genießen.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass der Ausflug lohnend war. In Anbetracht der Lichtverschmutzung die nicht zu ignorieren ist, steht für mich aber fest, dass es optimalere Standorte gibt.
In Deutschland. Zu Hause. Das Panorama aufm Berg ist toll, die Luft ist trocken und es gibt keine Wildschweine. Und keine Jäger. Alles super. Aber ums auf boarisch zu song: „Dahoam is dahoam“ Und des is auf Brandenburger Wiesen und Feldern. Mit weniger Lichtverschmutzung. Und es rufen Waldkäuze, Rehe und manchmal auch Rotbauchunken.
Link zur Grafik: http://www.bilder-upload.eu/thumb/3e8386-1317856264.jpg
Ahoi, pfüat eich und bis denne,
Norman
Freitag den ganzen Tag von München bis Zermatt in der Bahn verbracht kam ich dann irgendwann am Nachmittag auf dem Gornergrat an – nicht ohne mir in Zermatt vorher noch schnell Sonnencreme zu kaufen, was im Nachhinein die richtige Entscheidung war. Es war schon erfreulich wenig Betrieb herauf, die wenigsten schlafen eben oben, weil teuer. Aber wer mehrere Nächte beobachten will, MUSS schlafen, also was solls, Zimmer gebucht.
Ich bin gegen 18 Uhr direkt auf die Aussichtsplattform hoch und habe gewartet, bis die meisten Leute weg waren. Nach dem letzten hinter dem Matterhorn verschwindenden Sonnenstrahl begann ich unter dem einen oder anderen neugierigen Blick aufzubauen. „Darf ich fragen, was machen Sie denn da?“ Sterne guckn. „DAMIT?“ Ein ungläubiger Blick auf die Gitterrohrstangen. „Joa“. Meine trockene Antwort. Trocken wie die Luft da oben ;-) In der zweiten Nacht kam wieder die berühmte Gleitschirmfliegerfrage mit Blick auf meinen Riesenrucksack und das Gestänge. Na ja, vielleicht gibt’s ja ein paar Kaputte, die nachts über die Gletscher gleiten...wahrscheinlich eher auf dem Hosenboden dann...Immerhin waren nachts perlschnurartige Ketten erkennbar, die sich das Matterhorn hochkämpften. Yes! Ich bin nicht allein, es gibt noch andre Nachtaktive hier. Aber Nachts mit Kopflampe im Felsen rumkraxeln, nein danke. Noch verrückter als Sterneguckn. Mir fällt grad zusammenhanglos ein...Es kommt immer die Frage „hast du nen Schlafsack dabei? Wo übernachtest Du?“ Hallooooooooooooo....nachts schlafen und Sterneguckn ist von Hause aus nicht gut vereinbar denke ich mir da immer laut... Aber zurück zum Thema.
Praktisch: es standen auf der Aussichtsplattform mehrere Bänke, von denen ich desnächtens zwei in Beschlag hatte. Eine als Tisch, die andere als Liege zum zwischendurch Ausruhen. Super. Irgendwann war ich komplett allein.
Der Plan mit dem 12“er war folgender: Galaxien saugen bis zum Abwinken.
Es wurde dunkel. Die Mondsichel erhellte den Himmel noch eine Weile, dennoch war die Milchstraße bereits zu sehen. Es war irgendwie diesig, obwohl keine Wolken waren und es völlig trocken war. Dies äußerte sich auch in den nicht ganz dunklen Bergen vor dem Himmelshintergrund. Schade. Guter Himmel, aber zunächst nicht besser als im Outback des Tieflands. Egal. Kaum war der Mond weg, gings los. Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr womit. Es war entweder der einen praktisch anschreiende Ringnebel wo ich knapp am Zentralsternsichten vorbeigeschrammt bin, M 31, M 33 oder NGC 891. Das Andromeda-Teil zeigte natürlich die beiden Staubbänder sofort. Die Kantenlagegalaxie war mit dem prominenten Staubband schon im 26mm Oku gut zu erkennen. Ein schöner Anblick, etwas besser als zwei Nächte zuvor auf dem Land, aber noch nicht dramatisch besser. Schade, ich hätte mir ein deutlicheres Staubband gewünscht, aber es war deutlich sichtbar. Aber dann kams. Irgendwann hielt ich auf M 33. Auch diese habe ich 2 Tage zuvor mit meinem 12“we unter ca 6m8-Bedingungen gesehen und eher als matschig empfunden. Das hier war anders.
Das Gerät funkelte. Von Grau oder Fleck kann nicht im Ansatz die Rede sein, was ich hier sah, war nichts als Licht – und zwar helles Licht welches für unsereiner Begriffe deutliche Spiralarme formte, vielfach strukturiert und umgeben vom Dunkel des Weltalls. WOW. Besser habe ich die Gx bisher nur im 24“ oder war es 30“er gesehen bei um die 6m6-Himmel. Ich kann mich an ein Photo erinnern, welches mal die Rückseite einer Astrozeitschrift zierte – oder war es ein Katalog- aufgenommen mit einem Vixen 114 Apo. Genau – so - sah - das - aus.
Obwohl die Milchstraße vom Eindruck mit bloßem Auge her nicht besser war als kürzlich im Tiefland, bot der Hochgebirgsstandort im Okular standesgemäß eine tolle Transparenz. Irgendwie ein Widerspruch, ich kanns mir nicht erklären. Auch Stephans Quintett peilte ich an, ein prima Objekt zum Himmelvergleichen dachte ich. Kam aber nicht wirklich besser durch als 3000m weiter unten fand ich. Jedenfalls nicht deutlich. Aber sprang ins Auge. Was aber besser kam, war NGC 7331. Brilliant ist der einzige Ausdruck, der hier zutreffend ist. Ganz klar zeigte sich das Dunkelband als scharfe Abgrenzung der Galaxie. Das ganze Umfeld war schlichtweg von strahlender Schönheit. Endlich kein Gestocher mehr im Grau, sondern einfach mal brilliante, Objekte mit wortwörtlich klarem Himmel drumrum. Wahnsinn. Dicht bei der 7331 sah ich noch mindestens zwei von den kleinen Fuzzies, ich habe nicht gezählt sondern mich nur am Anblick erfreut –, mit einem Photo im Hinterkopf, wo die zahlreichen kleineren Galaxien die große Schwester umgeben und ich dies einfach mal eben so live sehen kann.
Ein paar neue Objekte habe ich natürlich auf dem Plan gehabt. Ich habe nicht buch geführt und von daher stolpere ich mal aus dem gedächtnis über ein paar Beobachtungsziele. Zum einen war das Galaxie-Planetary-Duo NGC255/246 in den Fischen an der Reihe. Die Blase vom Nebel hat mich überrascht. Schon im Aufsuchokular ein großes Teil mit mehreren Sternen darin. Die Galaxie daneben eher unspektakulär strukturlos, aber ein Pärchen macht immer was her. Deshalb auch mal ein Schwenk in den Cepheus, das bekannte Duo aus Galaxie und Sternhaufen – einfach traumhaft. Aber nichts neues. Neue Objekte habe ich vor allem im Walfisch gesucht. So z. B. ein Galaxienquintett bestehend aus NGC 636, 615, 600, 596, 584. Passten nicht ganz ins Sehfeld vom 26er Nagler, aber es waren alle einwandfrei zu sehen. Keine besondere Struktur, aber solche Ansammlungen finde ich immer spannend. Von einem Photo angestachelt, wollte ich mal wieder NGC 1055 oberhalb von M 77 probieren. Sichten war nie ein Problem. Aber das Dunkelband und die Brillianz des Photos nachzuvollziehen ist mir nie gelungen. Besonders schön ist die direkte Nähe zu einem hellen Sternpärchen. Dieses mal war das Dunkelband klar auszumachen, vielleicht sogar in Form einer Teilung der Galaxie. Der schönste Anblick, den ich von dem Objekt bisher hatte.
Der Himmel wurde besser. Wie schon zuvor auf dem HTT wurde es nach Mitternacht deutlich transparenter. Die Galaxienjagd ging weiter. Übermut kam auf und ich wollte mal eine galaxie probieren, die im Tiefland einfach nicht drin war bisher. In meinem SkyAtlas 2000 von Tirion ist die Tadpole-Galaxie nicht eingezeichnet. Was nichts heißen soll, Stephans Quintett auch nicht. Irgenwann habe ich mir mal die Koordinaten in die Karte übertragen. Und gesucht. Und gesucht. Und....nichts gefunden. Angeblich geht da auch was mit 10“ oder sogar 8 bei besten Bedingungen. Ich habe aber nichts gesehen – oder erkannt. Schade. Ein Hubble-Bild live. Das wärs gewesen.
Die Suche nach neuen Objekten führte mich nach dem – „ich schau mal auf die Karte, mal guckn was es da so gibt-prinzip“ in das Gebiet vom Großen Bären, einem Galaxienpärchen mit ein paar netten hellen Sternen dabei – meine Lieblinngskombi. Ich suche und suche- moment- ach daaa ist die galaxie! Ich hielt Ausschau nach irgendeinem Fizzel, aber dabei fuhr ich gerade einen riesigen Diskus ab und sah den Wald vor lauter Bäumen nicht. NGC 4236 füllte dass Sehfeld meines Okus fast aus, zumindest gefühlt und die kleinere 4128 war auch nicht weit. Allerdings zeigte sich keinerlei Struktur, deshalb wohl auch die Unbekanntheit. Eine Überraschung war die große allemal...
Die Skulptorgalaxie wurde heimgesucht und war natürlich der Knaller. Details in Hülle und Fülle, ein richtiger Brummer.Die berühmte Balkenspirale NGC 1300 im Eridanus stand fest auf dem Plan. Die Suche brachte zwei Galaxien in das Sehfeld meines 26er Naglers, wovon die größere Ellipse die Balkenspirale war. Leider ohne Spirale. Nur mit viel Mühe und dem Wissen was man vor sich hat, ließ sich eine Spiralstruktur einbilden.
An dieser Stelle will ich aber nicht verschweigen, dass die Horizontsicht Richtung Süden auf dem gornergrat nicht perfekt ist. Es zeigen sich leichte Aufhellungen, woher auch immer die stammen. Der tiefe Süden ist ohnehin durch die 4000er deutlich beschnitten – auch in 3100 m Höhe...Daneben störte auch einn wenig das Licht des Hotels - es war nicht direkt sichtbar aber trübte die Dunkelheit der Nacht durchaus. Die zweite Nacht waren die Zimmer abe weitesgehend dunkel, keine Ahnung wie es dazu kam. Einmal wurde es kurzzeitig richtig hell. Ausgerechnet die dort ansässige Sternwarte!! Die Kuppel ging auf und feuerte Lichttechnisch ordentlich drauf los. Mir wurde aber schnell klar, dass dies eiine mitternächtliche Führung ist und nur kurz das Scope gezeigt und erläutert wird und darauffolgend zwecks Sterneguckn gedimmt wird...So hallten dann die Erläuterungen des Astornomen zu mir rüber während ich beobachtete...
Ganz gemein ist übrigens eine Lichtglocke im Südosten. Das war enttäuschend. „Ich bin hier doch im Namibia Europas – was hat hier so eine Lichterglocke verloren???“ Das war mein Gedanke. Und ist er noch. Für eine so hochgelobte Region ein schlichtweg inakzeptabler Zustand. Die Lichterglocke ging locker bis 30 Grad hoch. Diesem Licht machte gegen Morgen aber etwas Konkurrenz. Das Zodiakallicht. Es kam vom Löwen und brüllte entsprechend in den Himmel hinein, als wollte es die Lichtverschmutzung vertreiben. Das Ziodiakallicht erstreckte sich bis in die Zwillinge hinein, in einer Helligkeit wie ich es zuvor noch nicht gesehen habe. Das Ende einer gut 8stündigen Beobachtungsnacht nahte und bot irgendwann die Gelegenheit, das Alpenglühen festzuhalten.
Die zweite Nacht ist schnell erzählt – ich fand trotz Hotelzimmer (welches ich erst 13 Uhr beziehen konnte) keinen Schlaf und war nicht wirklich fit für die zweite Nacht. Was schade war, denn dieses mal hoben sich die Berge schon während der Dämmerung kräftig vom himmelshintergrund ab. Dunkle, scharfe Kanten markierten den Horizont. Es war klar – diese Nacht würde besser. Für ein paar neue Objekte konnte ich mich aufraffen, ansonsten habe ich einfach bekannte Objekte genossen, z. b. ganz stumpf auf M 31 gehalten. Und M 15. Ein Wahnsinnsteil. Der stellare Kern lässt sich auch nicht mit 200 fach auflösen. Ein schöner kondensierter irre heller funkelnder Ball.
Die neuen Objekte waren zum Beispiel zwei Galaxien im Dreieck, die wohl kaum einer gesheen hat, weil alle auf M 33 steuern: NGC 672 und ein anderes kryptisches Teil, garniert mit einem naheliegenden Sternhaufen namens Cr 21. Ein lohnenswertes Ziel wie ich finde, ohne jedoch irgendwelche Details auszumachen. Das Ende der Nacht bildete ein Klassiker. Er wird allgemein mit Vorliebe sofort eingestellt, wenn er nur knapp über den Horizont lugt und alles andere im Zenith steht was eher eine Beobachtung Wert wäre. Ich ließ mir jedoch Zeit bis zur Fast-Kulmination. Mit Erfolg. M 42. Was soll man zu dem Teil unter Gebirgshimmel mit 12“er sagen. Der Nebel schwang sich quer durchs Sehfeld und wollte nicht aufhören. Die Kernregion brannte. Und zwar in strukturreichem grünlichem Schimmer. Wozu noch woanders hinschwenken, einfach - nur – genießen.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass der Ausflug lohnend war. In Anbetracht der Lichtverschmutzung die nicht zu ignorieren ist, steht für mich aber fest, dass es optimalere Standorte gibt.
In Deutschland. Zu Hause. Das Panorama aufm Berg ist toll, die Luft ist trocken und es gibt keine Wildschweine. Und keine Jäger. Alles super. Aber ums auf boarisch zu song: „Dahoam is dahoam“ Und des is auf Brandenburger Wiesen und Feldern. Mit weniger Lichtverschmutzung. Und es rufen Waldkäuze, Rehe und manchmal auch Rotbauchunken.
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Ahoi, pfüat eich und bis denne,
Norman
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