Kay
Aktives Mitglied
Früher habe ich bei plötzlich klarem Himmel nachts gern vor der Haustür beobachtet, obwohl ich nur einen kleinen Himmelsausschnitt im Süden zur Verfügung hatte/habe. Durch neue Straßenlaternen, die jetzt unser Fachwerkhaus anstrahlen und für eine Rundumversorgung in Sachen Lichtverschmutzung sorgen, habe ich das irgendwann gelassen. Hinzu kommt, dass die Bäume in unserem Garten und der Umgebung auch größer geworden sind, sich also der verfügbare Himmelsausschnitt weiter verkleinert hat.
Aber weil ich in diesem Jahr kaum zum Beobachten gekommen bin und der neue gebrauchte Zwölfeinhalbzoll-Dobson (320/1440) in dem einen Jahr bei mir kaum Sternenlicht sehen durfte, musste ich ihn einfach am der Vorhersage nach einzigen klaren Abend im August pünktlich zum Neumond zusammenbauen. Zum Rausfahren in die Dunkelheit reichten aber weder die Vorbereitungszeit noch meine Energie. Also doch der eigene Hof.
Nun wird mancher das für absolute Zeitverschwendung halten. Dem kann ich entgegnen, dass auch das Handling mit einem Teleskop immer mal wieder geübt werden sollte, Zusammenbau, Justage, Aufsuchen, Fokussieren... Probleme, Macken, vielleicht auch vermisste Okulare oder Filter fallen da auf, können behoben werden und sind dann unter superben Bedingungen keine Spaßbremse mehr. Und irgendein Sternhaufen wird sich schon zeigen.
Also los!
Aufbau, Justierung und selbst die Einstellung des Telrads sind in wenigen Minuten problemlos erledigt, gut so!
Bevor die Leier hinterm Hausgiebel verschwindet, schnell den Ringnebel eingestellt. Hmm, so ganz getroffen habe ich ihn wohl doch nicht, also bissel mit dem 32er Aufsuchoku hin und her. Und peng! Groß, hell und genau so, wie man ihn kennt. Also vergrößern, OIII probieren. Mit Filter gigantisch hell. Toll!
Wenn der nun schon einmal im Hyperion Zoom (8-24mm) steckt, dann gleich mal rüber zum Hantelnebel. Wahnsinn, wie schnell das Auffinden klappt! Auch hier ein helles Bild, viele Details, viel Beobachtungsspaß.
Weil Füchslein und Pfeil bald hinterm Kirschbaum verschwinden, bleib ich gleich mal hier unten. Neben dem Kleiderbügel, der ja gut anzupeilen geht, ist doch dieser Offene Sternhaufen, der auch für meine größeren Ferngläser (16x70, 20x80) immer zu schwach war: NGC 6802. Nun, gefunden war er auch schnell, aber das Bild im Okular eher bescheiden. Nein, den Filter hatte ich vorher rausgeschraubt. Als Vergleichsobjekt bietet sich in der Nähe M71 an, aber irgendwie finde ich den nicht, wie blöd ist das denn! Der Feldstecher liegt ja auch auf dem Tisch, also Kontrollblick und die Ernüchterung: Der eine Ast vom Kirschbaum deckt das betroffene Sternfeld schon ziemlich ab, schade!
Dann eben ein anderes Objekt, welches für Ferngläser immer zu schwer war, der Kugelsternhaufen östlich der Delphin-Raute: NGC 7006. So aus dem Gedächtnis schaffe ich es nicht, ihn sofort einzustellen, deshalb ein Blick in den genialen is-Deep Sky Atlas. Und blupp, geht beim Nachbarn das Hoflicht an, der pubertäre Sohn kommt vonner Party heim, neben Flutlicht auf unsere Hauswand auch Gangsta-Rap aus seiner Boom-Box. Dankeschön auch. Zurück zum 7006er. Naja, Dunkeladaption ziemlich futsch, da ist halt was zu sehen, aber nix, was mich umhaut.
Werden die Bedingungen schlechter? Nöö, Sterne reichlich, aber auch Streulicht von allen Seiten. Aber das wusste ich vorher, dafür ging es bis jetzt doch. Und der Schwan fast im Zenit, da sollte sich doch einiges finden. Albireo schön bunt und auch ziemlich ruhig bei 180x. Wie wäre es mit dem Crescent-Nebel? Stelle aufgesucht, ohne Filter erstmal nichts, höchstens mit indirektem Sehen ein bisschen - oder Einbildung? Ein Filter wird für Klarheit sorgen: Und richtig, im OIII unübersehbar, groß, hell. Auch im UHC ein ähnliches Bild, Wahnsinn unter diesen Bedingungen. UHC? Schwan?
Na, rund um das Kreuz des Nordens, also Sadr, gibt es doch den Schmetterlingsnebel and friends. Nachdem der OIII an diversen „Standardkerzen“ so gigantisch funzt, jetzt die Rückkehr zur Normalität: Unter diesen Bedingungen bei massivem Streulicht und ständig versauter Dunkeladaption siehste eben nur schemenhafte Nebelfetzen ohne eindeutige Konturen.
Na gut, dann eben noch höher, Nordamerika und Pelikan versuchen: Der Mini-Orion weist den Weg nach Mexiko, das gut zu erkennen ist, genau wie der Rest. Vom Pelikan im UHC aber keine Spur. Also Hß. Hmm, mit viel Mühe indirekt unterm schwarzen Beobachtungstuch und field sweeping könnte da fast was sein. Aber kein ausgewachsener Vogel.
Vogel? Sturmvogel! Und Bingo, Telrad auf den „Zentralstern“, Auge zum Okular: Da fliegt er schon durchs Bildfeld. Schwach ohne Filter, fast schon grell im OIII. Genau wie das andere Ende vom Cirrus. Die Hexenhand voller deutlicher Einzelheiten. Pickering’s Triangular Whisp deutlich erkennbar, daneben weitere Nebelfetzen. Volltreffer, selbst unter diesen Bedingungen.
Ein bisschen rühre ich noch im Zenit rum, aber nach M39 und der Dunkelzigarre B 168 noch den Cocoon-Nebel aufzuspüren erspare ich mir wegen akuter Nackenstarre.
Dann doch lieber etwas „üben“, was ich früher gar nicht erst versuchen konnte mit Ferngläsern: Stephans Quintett. Dazu erstmal NGC 7331 finden, was mit Telrad und 1,5° Sehfeld im Aufsuchoku durchaus sportlich ist. Klar wäre ein optischer Sucher jetzt hilfreich, aber das ist eben auch so ein Projekt für die Zukunft. Ich gucke eh mit dem 10x50er Feldstecher über die Stelle, das muss reichen. Und reicht auch, denn irgendwann finde ich das Reiskorn. Klar habe ich das schon früher in verschiedenen Teleskopen aufgesucht und beobachtet, aber selbst mit 320mm Öffnung bin ich erstmal enttäuscht. Begleitgalaxien? haha, hihi, träumste, wa? Guck mal am Teleskop vorbei, am besten auf die helle Hauswand oder in die Straßenlaterne, dann weeßte, warum es gar nicht besser sein kann!!!
Aber nun trotzdem, wenigstens mal über die Stelle rüberkucken, wo der Edouard sein berühmten Fünflinge gefunden hat. Klar, nüscht. Trickkiste auf: Vergrößern! Das geht mit dem Zoom von 60-180fach, aber bis auf ein möglicherweise veirrtes Photönchen beim indirekten Sehen nichts für die Ahnentafel. Egal, darum ging es nicht, eigentlich wusste ich ja Bescheid.
Trotzdem!!! Es hat Spaß gemacht. Letztendlich habe ich VIEL mehr gesehen, als ich mir vorher ausgerechnet hatte. Was sich wieder einmal zeigte: Öffnung kann einen schlechten Himmel nicht ersetzen. ABER: Der Baader-OIII ist in Kombination mit meinen Teleskopen, also 100/500 und 320/1440, ein Hammerteil und hat mich schon oft positiv überrascht. Gerade auch in dieser Nacht! Der Lumicon-UHC und Baader-Hß konnten mich dahingehend noch nicht so begeistern, aber bisher gab es auch nur wenige Gelegenheiten für die beiden.
Und neben dem Spaß ist auch einiges gelernt und geübt worden: Automatismen verfeinert, Aufsuchen verschiedener Objekte, Beobachtungstechniken... Die Sucherfrage muss auch noch mal überdacht werden.
Aber weil ich in diesem Jahr kaum zum Beobachten gekommen bin und der neue gebrauchte Zwölfeinhalbzoll-Dobson (320/1440) in dem einen Jahr bei mir kaum Sternenlicht sehen durfte, musste ich ihn einfach am der Vorhersage nach einzigen klaren Abend im August pünktlich zum Neumond zusammenbauen. Zum Rausfahren in die Dunkelheit reichten aber weder die Vorbereitungszeit noch meine Energie. Also doch der eigene Hof.
Nun wird mancher das für absolute Zeitverschwendung halten. Dem kann ich entgegnen, dass auch das Handling mit einem Teleskop immer mal wieder geübt werden sollte, Zusammenbau, Justage, Aufsuchen, Fokussieren... Probleme, Macken, vielleicht auch vermisste Okulare oder Filter fallen da auf, können behoben werden und sind dann unter superben Bedingungen keine Spaßbremse mehr. Und irgendein Sternhaufen wird sich schon zeigen.
Also los!
Aufbau, Justierung und selbst die Einstellung des Telrads sind in wenigen Minuten problemlos erledigt, gut so!
Bevor die Leier hinterm Hausgiebel verschwindet, schnell den Ringnebel eingestellt. Hmm, so ganz getroffen habe ich ihn wohl doch nicht, also bissel mit dem 32er Aufsuchoku hin und her. Und peng! Groß, hell und genau so, wie man ihn kennt. Also vergrößern, OIII probieren. Mit Filter gigantisch hell. Toll!
Wenn der nun schon einmal im Hyperion Zoom (8-24mm) steckt, dann gleich mal rüber zum Hantelnebel. Wahnsinn, wie schnell das Auffinden klappt! Auch hier ein helles Bild, viele Details, viel Beobachtungsspaß.
Weil Füchslein und Pfeil bald hinterm Kirschbaum verschwinden, bleib ich gleich mal hier unten. Neben dem Kleiderbügel, der ja gut anzupeilen geht, ist doch dieser Offene Sternhaufen, der auch für meine größeren Ferngläser (16x70, 20x80) immer zu schwach war: NGC 6802. Nun, gefunden war er auch schnell, aber das Bild im Okular eher bescheiden. Nein, den Filter hatte ich vorher rausgeschraubt. Als Vergleichsobjekt bietet sich in der Nähe M71 an, aber irgendwie finde ich den nicht, wie blöd ist das denn! Der Feldstecher liegt ja auch auf dem Tisch, also Kontrollblick und die Ernüchterung: Der eine Ast vom Kirschbaum deckt das betroffene Sternfeld schon ziemlich ab, schade!
Dann eben ein anderes Objekt, welches für Ferngläser immer zu schwer war, der Kugelsternhaufen östlich der Delphin-Raute: NGC 7006. So aus dem Gedächtnis schaffe ich es nicht, ihn sofort einzustellen, deshalb ein Blick in den genialen is-Deep Sky Atlas. Und blupp, geht beim Nachbarn das Hoflicht an, der pubertäre Sohn kommt vonner Party heim, neben Flutlicht auf unsere Hauswand auch Gangsta-Rap aus seiner Boom-Box. Dankeschön auch. Zurück zum 7006er. Naja, Dunkeladaption ziemlich futsch, da ist halt was zu sehen, aber nix, was mich umhaut.
Werden die Bedingungen schlechter? Nöö, Sterne reichlich, aber auch Streulicht von allen Seiten. Aber das wusste ich vorher, dafür ging es bis jetzt doch. Und der Schwan fast im Zenit, da sollte sich doch einiges finden. Albireo schön bunt und auch ziemlich ruhig bei 180x. Wie wäre es mit dem Crescent-Nebel? Stelle aufgesucht, ohne Filter erstmal nichts, höchstens mit indirektem Sehen ein bisschen - oder Einbildung? Ein Filter wird für Klarheit sorgen: Und richtig, im OIII unübersehbar, groß, hell. Auch im UHC ein ähnliches Bild, Wahnsinn unter diesen Bedingungen. UHC? Schwan?
Na, rund um das Kreuz des Nordens, also Sadr, gibt es doch den Schmetterlingsnebel and friends. Nachdem der OIII an diversen „Standardkerzen“ so gigantisch funzt, jetzt die Rückkehr zur Normalität: Unter diesen Bedingungen bei massivem Streulicht und ständig versauter Dunkeladaption siehste eben nur schemenhafte Nebelfetzen ohne eindeutige Konturen.
Na gut, dann eben noch höher, Nordamerika und Pelikan versuchen: Der Mini-Orion weist den Weg nach Mexiko, das gut zu erkennen ist, genau wie der Rest. Vom Pelikan im UHC aber keine Spur. Also Hß. Hmm, mit viel Mühe indirekt unterm schwarzen Beobachtungstuch und field sweeping könnte da fast was sein. Aber kein ausgewachsener Vogel.
Vogel? Sturmvogel! Und Bingo, Telrad auf den „Zentralstern“, Auge zum Okular: Da fliegt er schon durchs Bildfeld. Schwach ohne Filter, fast schon grell im OIII. Genau wie das andere Ende vom Cirrus. Die Hexenhand voller deutlicher Einzelheiten. Pickering’s Triangular Whisp deutlich erkennbar, daneben weitere Nebelfetzen. Volltreffer, selbst unter diesen Bedingungen.
Ein bisschen rühre ich noch im Zenit rum, aber nach M39 und der Dunkelzigarre B 168 noch den Cocoon-Nebel aufzuspüren erspare ich mir wegen akuter Nackenstarre.
Dann doch lieber etwas „üben“, was ich früher gar nicht erst versuchen konnte mit Ferngläsern: Stephans Quintett. Dazu erstmal NGC 7331 finden, was mit Telrad und 1,5° Sehfeld im Aufsuchoku durchaus sportlich ist. Klar wäre ein optischer Sucher jetzt hilfreich, aber das ist eben auch so ein Projekt für die Zukunft. Ich gucke eh mit dem 10x50er Feldstecher über die Stelle, das muss reichen. Und reicht auch, denn irgendwann finde ich das Reiskorn. Klar habe ich das schon früher in verschiedenen Teleskopen aufgesucht und beobachtet, aber selbst mit 320mm Öffnung bin ich erstmal enttäuscht. Begleitgalaxien? haha, hihi, träumste, wa? Guck mal am Teleskop vorbei, am besten auf die helle Hauswand oder in die Straßenlaterne, dann weeßte, warum es gar nicht besser sein kann!!!
Aber nun trotzdem, wenigstens mal über die Stelle rüberkucken, wo der Edouard sein berühmten Fünflinge gefunden hat. Klar, nüscht. Trickkiste auf: Vergrößern! Das geht mit dem Zoom von 60-180fach, aber bis auf ein möglicherweise veirrtes Photönchen beim indirekten Sehen nichts für die Ahnentafel. Egal, darum ging es nicht, eigentlich wusste ich ja Bescheid.
Trotzdem!!! Es hat Spaß gemacht. Letztendlich habe ich VIEL mehr gesehen, als ich mir vorher ausgerechnet hatte. Was sich wieder einmal zeigte: Öffnung kann einen schlechten Himmel nicht ersetzen. ABER: Der Baader-OIII ist in Kombination mit meinen Teleskopen, also 100/500 und 320/1440, ein Hammerteil und hat mich schon oft positiv überrascht. Gerade auch in dieser Nacht! Der Lumicon-UHC und Baader-Hß konnten mich dahingehend noch nicht so begeistern, aber bisher gab es auch nur wenige Gelegenheiten für die beiden.
Und neben dem Spaß ist auch einiges gelernt und geübt worden: Automatismen verfeinert, Aufsuchen verschiedener Objekte, Beobachtungstechniken... Die Sucherfrage muss auch noch mal überdacht werden.