Großfernglas mit 45° oder 90°?

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Hogel

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Hallo,
sicher ist das nicht nur eine Frage des individuellen Geschmacks - oder?
Gibt es da optische Vor- oder Nachteile?
Danke Rolf
 
Hallo Rolf,

für eventuelle technische Nachteile der Optik bin ich nicht kompetent.

Praktisch ist klar: im Zenit mit 45 Grad wirds ungemütlich! Bei flachen Objekten mit 90 Grad ist ein Stativ mit schnell verstellbarer Höhe von Vorteil. Zum Beispiel das Berlebach UNI 19C, was sehr stabil und mit Kurbelsäule ist.

CS.Oli
 
Ein 90° Prisma hat eine Fläche mehr und ist normalerweise größer und schwerer als ein 45° Prisma.
Die praktischen Vorteile bei höher stehenden Objekten kann ich aber nur unterstreichen, 90 Grad ist viel bequemer. Und ein Stativ muss nicht so hoch sein und kann dadurch leichter bei gleicher Stabilität sein.

CS Alex
 
Hallo Rolf,

45° ist praktischer für terrestrische Beobachtung, 90° ist praktischer für astronomische Beobachtung. Die Frage ist also wofür Du das Bino schwerpunktmäßig einsetzen willst. Höhenverstellbares Stativ ist so oder so von Vorteil, aber für ein 45°-Bino muss es für Astro höher ausgezogen werden als für ein 90°er. Das geht auf Kosten der Stabilität oder erfordert gegebenenfalls ein größeres (=teureres) Stativ.

Bis dann:
Marcus
 
Ich sehe es genau so.

Rein Astronomisch genutzt, sind 90° definitiv angenehmer, wenn es um hochstehende Objekte geht.
Will man das Fernglas aber (auch) terrestrisch nutzen, sind 45° angenehmer.

Von der Abbildungsqualität hätte ich noch keine Unterschiede zwischen 45° und 90° bemerkt.

Grüße, Mario
 
90° ist länger und schwerer :)

Grüße Jochen
 
Also ich find den 90° Einblick des 120mm Apm meiner Vereinssternwarte sehr angenehm hab aber auch noch nicht durch 45° geschaut. Gruß Felix
 
Ich finde, bei einem Bino kommt es sehr auf die gesamte Körper- und Kopfhaltung an, um entspannt beobachten zu können. Ich fand also keine gute Antwort, als ich mir dieselbe Frage stellte. Außer 2 Ferngläser zu kaufen. Ich habe mich für das 100/45° entschieden, weil ich das universell nutzen kann, und in vielen Bildern (USA User) sehen konnte, dass sie im Stehen oder mit einem Astrostuhl ganz gut in den Zenit kamen, wenn man den Kopf nicht all zu weit in den Nacken beugt und die Augen ein wenig nach oben richtet.

In der Praxis setzt das aber auch voraus, dass man in gerader Linie mit dem Ding steht und die optischen Achsen gut fluchten, sonst bringt das Ganze ja nichts. Und da ist oft schon mal ein Stativbein im Weg, wenn es hoch hinauf geht. Kommt auch auf die Montierung an. Da ich nicht überwiegend im Zenit gucke, war das 45er also ok. Aber man wünscht sich ein 90er, wenns ganz hinauf geht, keine Frage.

Ein Kurbelstativ ist für mich in jedem Fall absolut sinnvoll.

Für mich könnte es also ein 67,5° Einblick sein. :D
Und wie immer gibt es das, was ich gerne hätte - NIE. :coffee: :eek:

lg
Niki
 
Hallo Rolf,

bei mir gibt es beides Binos mit 90° und mit 45° Einblick: ein 20x88 mit 90° Einblick und ein russisches 10x80 mit 45° Einblick werden beide auf einer Giro Montierung betrieben, die fest an einer Säule auf der Terrasse der Sternwarte angebracht ist. Ein stark höhenverstellbarer Hocker dient als Sitz. Mit den 45° schaut es sich vom Horizont bis so 60-70 Grad Höhe recht angenehm, dann sitzt man aber schon ziemlich im Keller. Dafür muss ich beim 90° Einblick für horizontnahe Objekte im Stehen beobachten.
Zusätzlich habe ich noch ein japanisches 20x50 mit 45° Einblick (gab es in Europa nie zu kaufen). Das ist klein und handlich und ich benutze es oft als Grab and Go auf einem Stativ mit Mittelsäule. Das geht bis knapp unter den Zenit im Sitzen auf einem gewöhnlichen Hocker sehr gut. Jedes Gerät hat etwas für sich; die 90° sind für Astronomie aber schon sehr schön.

Übrigens noch mal vielen Dank für die 2 Okulare, die du mir verkauft hast, die benutze ich gerne.

CS Gerhard
 
Hallo!

Vielleicht wäre das eine Geschäftidee für die Optikhersteller: Ein (Groß-)Fernglas mit variablem Einblickwinkel :) Ist natürlich auch ein Stück weit geschäftsschädigend, weil wir uns dann in Zukunft nur noch ein Fernglas kaufen müssen...
Selber habe ich ein Miyauchi mit 45° EInblick und finde, dass das meistens ein guter Kompromiß ist. Für die Sommermilchstraße wären 90° natürlich besser.

Grüße
Maximilian
 
Hallo
und vielen Dank für alle Tipps und Ratschläge. Hintergrund ist, dass ich zur Zeit ein 45° Fernglas besitze und bei den
letzten Beobachtungen der Sommermilchstraße (!) nicht unerhebliche Nackenschmerzen hatte. Da ich mir sowieso
ein größeres Bino gönnen wollte, liebäugle ich mit dem 90° Einblick. Von daher die Frage, ob mit dem 90° Einblick
Vor- oder Nachteile optischer Art verbunden sind.
Dank nochmals an alle!
Rolf
 
Tjo - wäre eigentlich für alle Schreiber vorab wissenswert gewesen, dass Du sowieso Erfahrung mit einem 45° Glas hast
sicher ist das nicht nur eine Frage des individuellen Geschmacks
Dieser Satz deutet für mich darauf hin, dass wir zu Vor- und Nachteilen auch außerhalb von eventuellen, "optischen Vor- und Nachteilen" Stellung nehmen sollen... was wir uns allerdings hätten sparen können, da Du ja bereits eines besitzt und uns im Nachinein von Nackenschmerzen berichtest - und somit hier eigentlich gar keine Infos gebraucht hättest.

lg
Niki
 
Hallo Niki,
stimmt so nicht, denn meine Frage richtete sich doch wohl eindeutig auf die "optischen" Vor- und Nachteile.
Was stimmt (muss ich im Nachhinein zugeben), ist, dass ich meine Erfahrungen mit 45° Einblick durchaus
hätte erwähnen können.
Grüße
 
Hallo Hogel,

ich warte ja auch gerade auf ein 90° Bino muss aber auch sagen, dass für mich 45° nie in Betracht kamen, weil ich es ausschliesslich astronomisch nutzen will.

Der Unterschied der Varianten liegt in den Prismen, aber dazu bin ich zu wenig ein Spezialist um Dir die genauen Unterschiede nennen zu können.
Da geht es um Dinge wie Anzahl der Reflexionen, welche Prismenart anfälliger für Ungenauigkeiten der Produktion ist etc.
Diese Infos müsstest Du Dir m Netz zusammensuchen oder es meldet sich hier jemand, der es besser weiss als ich.

Was ich aber sicher weiss, ist, dass wegen der unterschiedlichen Prismen die 90° Varianten länger sein müssen und auch schwerer sind.

Ich glaube mich auch zu erinnern, dass der Gewichtsunterschied nicht alleine durch die Größere Länge kommt, sondern dass auch die 90° Prismen selbst schwerer und größer sind.

Und ich glaube mich zu erinnern, dass die 90° Prismen einen größeren Durchlass des Lichtkegels haben, bei gleichen äußeren Abmassen also weniger zu Abschattungen neigen.

Aber nagel mich diesbezüglich nicht fest, da für mich 45° nie in Betracht kamen haben mich die Unterschiede so sehr im Detail nie interessiert.

Grüße Jochen
 
Hallo Rolf,

ein 45°-Dachkant-Prisma hat 5 Umlenkungen - ein 90°-Dachkant-Prisma 6 Umlenkungen. Hinzu kommt, dass beim 90°-Prisma der Glasweg deutlich länger ist. Jede Umlenkung kostet etwas Kontrast bzw. Schärfe. Der Glasweg erzeugt den sogenannten Kugelgestaltsfehler. Umlenkung und Glasweg kosten natürlich auch etwas Licht. Theoretisch ist also das 90°-Prisma optisch schlechter - ob das allerdings beim Beobachten in irgendeiner Form feststellbar ist, möchte ich bezweifeln. Das Delta ist einfach zu klein.

Gruß Sternenhundklaus
 
Die Anforderungen an die Strahlumlenkung sind sogar noch komplexer, da man bei Großferngläsern ja nicht nur eine aufrechte und seitenrichtige Bildorientierung mit einer bequemen Einblickposition (45° oder 90°) erreichen, sondern die beiden optischen Achsen auch noch auf den lateralen Augenabstand (IPD) des Benutzers einstellen muss.

Dabei gibt es eine Vielzahl von möglichen Varianten aus Prismen, siehe dazu z.B. Handbook of Optiks - nondispersive prisms, oder auch Spiegeln. Grundsätzlich gilt dabei immer, dass eine aufrechte und seitenrichtige Bildorientierung eine gerade Zahl von Umlenkungen erfordert.

Beim EMS Umlenksystem von Matsumoto gelingt solch eine Umlenkung unter 90° bei korrekter Bildorientierung mit nur zwei Spiegeln pro Optik. Das System von Binoptic verwendet dagegen drei Umlenkungen pro Optik und liefert dann ein seitenverkehrtes Bild, allerdings lässt sich die IPD damit leichter einstellen.

Eine rein prismatische 90° Umlenkung mit korrekter Bildorientierung und variablem IPD gelingt z.B. mit einem Pentaprisma plus Porro, wobei das erstere für die 90° Ablenkung sorgt und das letztere für die Bildaufrichtung mit variablem IPD. Damit hat man aber schon sechs Ablenkungen pro Optik.
 
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