Jupiter am 21.09.2009

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TorstenEdelmann

Aktives Mitglied
Hallo zusammen,

Bei dem schlechten Wetter kommt man endlich auchmal zum Bearbeiten der Daten.
Anbei eine Aufnahme vom 21.09. wo es phasenweise das beste Seeing dieser Saison gab.
Sicher grenzwertig bearbeitet, aber die meisten Details sind real :D

Link zur Grafik: http://www.wonderplanets.de/Jupiter/2009/jup_210909_r.jpg

Link zur Grafik: http://www.wonderplanets.de/Jupiter/2009/jup_210909_lrgb.jpg

Aufnahmedaten:
10" Nasmyth-Cassegrain bei f/28
Basler scout scA640-120
Addiert und vorgeschärft diesmal in Giotto, finale Schärfung und Bearbeitung mit Fitsworks und PS

Mittlerweile meine ich auch die Ursache für die Zwiebelringe gefunden zu haben. Nachdem ich lange meinen Cassegrain in Verdacht hatte, bin ich mir nun relativ sicher, dass die Ursache sogenannte Residual Bulk Images (RBK) der Kamera sind. Diese entstehen
bei sehr hohen Frameraten und vorzugsweise im IR. Hier mal zwei Links zu einer Beschreibung von RBIs:
http://www.physics.pdx.edu/~d4eb/ccd/RevScInstr_73_2002_2028.pdf
http://www.narrowbandimaging.com/images/RBI_presentation_crisp_7249-22_with_speaker_comments_paper.pdf

Da die Basler sehr empfindlich ist, habe ich immer mit rund 50FPS pro Kanal aufgenommen und bei diesen Frameraten treten diese "Geisterbilder" schon deutlich auf den Summenbilder in Erscheinung.
Scheinbar gibt es auch bei der DMK solche Probleme bei hohen Frameraten. Hier mal ein Link dazu:
Ghost images of bright edges DMK21AU04.AS
Die dort beschriebenen Artefakte sind identisch mit meinen. Eine praktikable Lösung dafür scheint nicht zu geben,
außer Reduzierung der Framerate...

Kennt Ihr solche Probleme bei der DMK ??

Beste Grüße,
Torsten
 
Hallo Torsten,

erstmal Glückwunsch zu Deinem aktuellen Jupiter. Mir kommt es ein wenig so vor, als sei da auf der gesamten Fläche eine gewisse Granulation vorherrschend. Die könnte möglicherweise mit der Wavelet-Schärfung hineingekommen sein?

Zitat von TorstenEdelmann:
Die Probleme sind mir wohlbekannt. Hatte selbst zunächst andere Ursachen verantwortlich gemacht, siehe hier - ziemlich am Ende des Threads.

Die dort gezeigten Bilder mit den versetzten Zwiebelringen hatte ich mit mit Grünfilter und 1/60 s Belichtungszeit aufgenommen. Den Blauauzug hatte ich - wie gewohnt zur besseren Ausbelichtung - mit 1/30 s aufgenommen und eben erst auf die Zwiebelartefakte hin aufbereitet. Hier sind die Ergebnisse gegenübergestellt:

Link zur Grafik: http://www.astro-vr.de/saturn_090325_Gt60Bt30_lab2.jpg

Wie man sieht, tritt der Fehler auch bei geringeren Bildraten als 1/60 s auf. Aus dem letzten von Dir zitierten Link entneme ich, dass es für das Problem noch keine Lösung gibt.

Bei nächster Gelegenheit werde ich parallel mit der DMK21 und einer Chameleon von Point Grey aufnehmen und die Ergebnisse miteinander vergleichen. Ich melde mich dann nochmal zu dem Thema.

Gruß, Jan


Nachtrag

Eben habe ich mich nochmal vergewissern wollen, ob ich das Video mit 1/60 s Belichtungszeit auch wirklich bei 60 fps aufgenommen hatte. Das sah ich über die File-Information in VirtualDub bestätigt. Daraufhin habe ich aber auch noch das mit 1/30 s aufgenommene Video analysiert und zu meine Überraschung festgestellt, dass dies von VirtualDub ebenfalls mit 60 fps ausgelesen wird.

60 fps sind natürlich bei einer Belichtungszeit von 1/30 s nicht möglich. Es ist aber möglich, unter Beibehaltung der in IC-Capture gewählten Bildrateneinstellung von 60 fps viel längere Belichtungszeiten als 1/60 s auszuwählen. Möglicherweise hängt der Fehler also nur an dieser Einstellung und nicht an der tatsächlichen Bildrate. Um das zu überprüfen, könnte man z.B. mit 1/40 s bei 60 fps und im Anschluss bei 30 fps aufnehmen und vergleichen ...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Jan,
Vielen Dank für die sehr hilfreiche Information !!
Ist mir ganz entgangen, dass dieses Problem hier im Forum schonmal besprochen wurde. Deine Anlyse und der Verdacht auf andere Ursachen kommen mir sehr bekannt vor. Mir ging es genauso. Wie Du weisst, habe ich meine Aufnahmesoftware extra auf 16-bit umgeschrieben, weil ich zunächst vermutete, es liegt an den 8-bit Daten...
Ich hatte auch schon mit dem holländischen Astrokollegen aus dem obigen Link Email-Kontakt und so wie es aussieht, kann er mit dem Problem umgehen, seit er nur Frameraten von max. 30FPS verwendet. Seitens DMK gibt es da wohl keine Lösung. Die Profis beheben das Problem indem sie den CCD-Sensor kurz vor der Aufnahme mit IR-Licht sättigen, aber das ist für uns wohl leider nicht machbar. Dieses Problem ist sehr schade, da ich gerne viele Bilder mit kurzer Belichtungszeit summiere. Im Vergleich zu weniger Einzelbildern bei höherer Bel.zeit führt das bei mir fast immer zu besseren Resultaten.
Ich werde wenn es das Wetter zulässt, nochmal ein paar Testaufahmen bei untersch. Frameraten machen und das dann auch mal dem Basler-Support vortragen, wenngleich die sicher mit den Achseln zucken werden...

Ich bin sehr an Deinen Nachforschungen mit der Chameleon in diese Richtung interessiert !

Gruß,
Torsten
 
Hallo Jan und Torsten,

vielen Dank für Eure informativen Beiträge. Bisher war ich eher der Überzeugung, daß die Zwiebelringe das Ergebnis einer übertriebenen Schärfung seien. Doch in letzter Zeit hatte ich mich in einigen Aufnahmesituationen gewundert, sie ansatzweise schon im Livebild zu erkennen. Die Einstellungen habe ich mir jetzt leider nicht gemerkt, werde aber beim nächsten Mal mehr Acht darauf geben. Betroffen davon war allerdings nicht nur der IR-Kanal, sondern auch der blaue bei voller Gain-Stärke.

Daß man im IC-Capture bei einer Belichtungszeit von 1/30 60 fps softwaremäßig "aufnehmen kann", finde ich immer wieder ärgerlich und habe darin auch schon eine Ursache für Artefakte vermutet. Ebenso ärgerlich ist die grobstufige fps-Anpassung (60-30-15...), die keine Zwischenwerte zulässt und der erfordelichen Belichtungszeit nicht gerecht wird. Der Unterschied zwischen benötigten 1/12 und gegebenen 1/7,5 ist schon recht groß und kostet unnötige Aufnahmezeit.

@Torsten: Schöner Jupiter :super:

Viele Grüße,
Maciek
 
Hall Maciek,

Danke für Deine Einschätzung.

...Ebenso ärgerlich ist die grobstufige fps-Anpassung (60-30-15...)

Genau das ist der Grund, weshalb ich bei meiner Software die Framerate überhaupt nicht einstelle,
sondern nur die Belichtungszeit. Die resultierende Framerate ergibt sich dann automatisch...

Gruß,
Torsten
 
Hallo zusammen,

1): Torsten: Tolle Jupiterdetails (nicht nur) fuer die Bedingungen

2): Seeehr interessantes Thema! Mit Artefakten wie denen im Thread gezeigten plage ich mich schon ewig rum, siehe z.B. hier. Auffällig war immer, dass die "Randüberschwinger" immer im IR am präsentesten waren und mit kürzerer werdenden Wellenlängen verschwanden, siehe z.B. hier. Ich hatte immer eher Seeingeffekte im Verdacht, da ich unter "Laborbedingungen" mit einem Tischtennisballplaneten und diversesten Beleuchtungen die Effekte nie reproduzieren konnte. RBI kombiniert mit einer auf dem CCD leicht bewegten Planetenabbildung durch Seeing, Wind, Montierungsunzulänglichkeiten etc. klingt nach einer sehr plausiblen Erklärung.

Viele Grüße & CS,
Oliver
 
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Hallo Torsten,

wieder eine gewaltige Aufnahme, die dir da gelungen ist!!
Du schreibst:

Genau das ist der Grund, weshalb ich bei meiner Software die Framerate überhaupt nicht einstelle,
sondern nur die Belichtungszeit. Die resultierende Framerate ergibt sich dann automatisch...

Also ich betreibe eine DMK31, da ist bei 30 fps schluss.
Aber wenn ich die Belichtungszeit auf 1/27 oder 1/23 stelle,
sinkt die Aufnahmegeschwindigkeit leider ebenfalls automatisch auf 15 fps. Das ist jetzt bei mir so.
Aber ich habe auch immer wieder Probleme mit der DMK,
die anscheinend niemand sonst auf dieser Welt hat,
also könnte so manches Manko vielleicht das Ergebnis unzureichend ausgereifter Software sein.
Updates, wenn es welche gäbe, könnten da vielleicht Abhilfe schaffen.
Manch einer hat gar kein Problem andere haben völlig unterschiedliche Probleme.
Jedenfalls wäre ich auch sehr angetan, wenn es eine feinere Abstufung der Bildrate gäbe.

Gruß Wolf Manfred
 
Hallo Manfred,

Ich besitze keine DMK und kenne ICCapture auch nicht. Nur kann ich mir nicht vorstellen, das diese Software nur in solchen Abstufungen aufnehmen kann. Bist Du Dir sicher, dass da nicht irgendwas faul ist. Vielleicht solltest Du nochmal bei anderen ICCapture-Nutzern nachfragen.

Ich habe mir wie schon gesagt, die Aufnahmesoftware für meine Basler selbst geschrieben. Da hat man natürlich den Vorteil, dass man sich alle Features zurechtschnitzen kann, wie man sie braucht. Nur falls es Dich interessiert hatte ich hier mal ein Bild der Software gepostet:
http://forum.astronomie.de/phpapps/ubbthreads/ubbthreads.php/topics/648712/Vergleich_Plato_mit_und_ohne_S#Post648712

Beste Grüße,
Torsten
 
Hallo zusammen,

Hier nochmal eine Zusammenstellung dieser Geisterbilder bei unterschiedlichen Belichtungszeiten wie sie sich mit der Basler darstellen:

Link zur Grafik: http://www.wonderplanets.de/Mars/2009/ghostImages_vergleich.jpg

Mars L-Kanal (2x-resampled) und extrem geschärft

Erkennbar ist deutlich, dass die Geisterbilder mit kürzeren Belichtungszeiten und höheren Frameraten zunehmen. Die theoretische Framerate bei 5 und 2 ms liegt natürlich höher, nur schafft meine Software auf meinem Sternwarten-PC nicht mehr als 110 fps. Die Ähnlichkeit dieser Artefakte mit Jan's oben gezeigten Saturnbildern ist schon frappierend.
Ich werde, so es das Wetter zulässt, nochmal eine Testreihe in verschiedenen Filtern und mit einer feineren Abstufung der Framerate machen.

Wie gesagt, bin ich an weiteren Erfahrungen und Testbildern zu diesem Thema sehr interessiert !

Beste Grüße,
Torsten
 
Hallo Wolf Manfred,

Aber wenn ich die Belichtungszeit auf 1/27 oder 1/23 stelle,sinkt die Aufnahmegeschwindigkeit leider ebenfalls automatisch auf 15 fps.

Heißt das, daß die Software trotzdem 30 fps anzeigt und mit 15 fps im Hintergrund aufnimmt? Oder springt auch die Anzeige auf 15 fps um? Den ersten Fall habe ich noch nicht an den aufgenommenen Bildern überprüft und den zweiten nie beobachtet.

Wenn ich gezwungen bin, mit 1/27 aufzunehmen, stelle ich die Framerate selber auf 15 fps um und finde es jedesmal ärgerlich (wie oben beschrieben), daß es keine Zwischenwerte gibt.

@Oliver: Was bedeutet eigentlich RBI :gutefrage:

Viele Grüße & cs,
Maciek
 
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Hallo Torsten,

wow, endlich eine plausible Erklärung der Artefakte. Da werde ich glatt nochmals einige "Trockentests" versuchen, um den Effekt kontrolliert zu reproduzieren, notfalls auch mit "Kerzenseeing" passend zur nahenden Weihnachtszeit.
Eine Sättigung des Sensors mit IR-Licht bzw. dem IR-Anteil irgendweiner Lichtquelle halte ich für garnicht so abwegig, zumal es ja auch kaum eine andere Lösung zu geben scheint? Falls ich den Effekt an meinem "Ping-Pong-Planeten" reproduzieren kann, versuche ich das mal.

Beste Grüße,
Oliver
 
Hi Oliver,

Solche "Trockentests" wie von Dir vorgeschlagen wären sehr interessant. Hab mir schon fast überlegt Deine wirklich gute Idee mit dem Tischtennisball aufzugreifen... Da könnte man eine IR-LED reinbasteln und mal testen. Zur Not malt man 2 Streifen drauf und hat einen super Jupiter-Ersatz bei schlechtem Seeing :totlach:
So eine Kerze würde sicher auch gut gehen. Schöne IR-Quelle und das Flackern simmuliert die Luftunruhe...

Habe gerade eben nochmal eine Testreihe an Jupiter gemacht, bei gleichbleibender Belichtungszeit, um mal das Verhalten dieser Artefakte über längere Zeit hinweg zu beobachten. Ich stell die Ergebnisse dann hier rein...

Gruß,
Torsten
 
Zitat von TorstenEdelmann:
Hab mir schon fast überlegt Deine wirklich gute Idee mit dem Tischtennisball aufzugreifen...
Hallo Torsten,

das Flackern ist vermutlich von entscheidender Bedeutung. Denn bei "perfektem Seeing" - d.h. feststehendem Objekt, feststehender Kamera und ruhiger Luft - erhält man ein Bild, welches im wesentlichen die Pixelkanten hervortreten lässt. Das ist jedenfalls das Ergebnis meiner aktuellen Tischtennisballvideos.

Die uns so selbstverständlich erscheinende hohe Bildauflösung von videografierten Objekten ist - so sehe ich das zumindest - nur aufgrund der seeingbedingten, dynamischen Verschiebung der Objekt-Abbildung auf dem Kamerachip möglich. Wenn das Stackprogramm nämlich auf die Bildelemente des Objekts "fokussiert", dann flackern die Pixelkanten und werden bei der Aufsummierung verwischt.

Gruß, Jan
 
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Hallo zusammen,

Ich habe jetzt den Basler-Support wg. dieser Artefakte befragt und von dort kam die Rückfrage, ob der Abstand der Geisterbilder zum Objekt in Pixel gemessen immer gleich ist. Zumindest bei meiner Basler scheint das so zu sein, soweit man das im Rahmen der Messungenauigkeit bestimmen kann:

Link zur Grafik: http://www.wonderplanets.de/Misc/test.jpg

Könnt Ihr das für die DMK bestätigen ?

Meine letzte Testreihe an Jupiter bzgl. Langzeitverhalten hat leider keine weiteren Infos gebracht. Wie es scheint bleibt die Stärke der Artefakte über einen längeren Zeitraum hinweg unverändert. Falls RBIs als Ursache in Frage kommen, hätte ich erwartet, dass sich der Chip zunehmend sättigt und die Geisterbilder deutlicher werden. Aber das konnte ich nicht nachweisen. Vielleicht passiert das aber auch in einem viel kürzerem Zeitmaßstab. Auch kurzzeitiges Abblenden und eine sofortige Aufnahme danach scheinen keinen Unterschied zu bringen... ?)


Gruß,
Torsten
 
Hallo Torsten,

bin schon überzeugt, dass diese Artefakte etwas mit dem Kamerachip zu tun haben und nicht mit dem Seeing.

Leider konnte ich in meinen bisherigen Tischtennisball-Tests diese Artefakte noch nicht nachweisen. Wegen des oben erwähnten starken Hervortretens der Pixelkanten konnte ich die Summmenblder gar nicht so weit schärfen, wie es zur Sichtbarmachung der Zwiebelartefakte notwendig wäre.

Im übrigen bin ich nicht so sehr überzeugt, dass wir es hier mit dem in den angegebenen Links beschriebenen RBI-Effekt zu tun haben. RBI ist doch ein Memory-Effekt. Das Geisterbild müsste demnach an einer Position auftauchen, wo ein zuvor aufgenommenes Bild "eingebrannt" wurde.

Die von uns beobachteten Zwiebel-Artefakte scheinen aber stets in einem bestimmten Abstand von dem aktuell aufgenommenen Bild zu erscheinen. Zudem scheint der Versatz stets in derselben Richtung in Bezug auf den Chip aufzutreten. Vielleicht kanst Du das aus Deinen Aufnahmen bstätigen?

Aufgrund dieser Befunde vermute ich eher, dass unsere Artefakte etwas mit dem Auslesemechanismus der Pixel-Ladungen zu tun haben könnten. Die Ladungen werden doch beim CCD immer zeilenweise wie eine Kette seitlich aus dem Chip "herausgezogen". Die mit diesem dynamischen Vorgang verknüpften Zeitverzögerungen könnten zu Wellenerscheinungen und entsprechenden sichtbaren Artefakten führen ...

Diese Erklärung betrachte ich vorläufig noch als spekulativ. Sie müsste erst durch geschickte Experimente bestätigt werden. Vielleicht können die Kamera- zw. Chip-Hersteller etwas dazu sagen? Ist möglicherweise aus Deiner Korrespondenz mit Basler etwas in dieser Richtung zu entnehmen?

Gruß, Jan
 
Hallo zusammen,

der Ansatz von Jan scheint mir richtig zu sein, die Geisterbilder scheinen immer mit konstantem Offset in positiver x-Richtung aufzutauchen, was dann doch eher gegen RBI spricht. Die Vermutung des Basler Supports scheint ja in die Richtung zu gehen ?

Viele Gruesse & CS,
Oliver

 
Gestern war ich an verschiedenen Ständen der VISION-2009-Messe in Stuttgart und habe dort das Phänomen angesprochen. Nur bei TIS war die Sache bekannt, und man sagte mir, dass man sich dort bereits darum kümmert.

Bei einer anderen Firma erfuhr ich, dass die optische Abdeckung der Interline-Transfer-Strecken noch eine gewisse Lichtdurchlässigkeit besitzt, und dass die Geisterbilder möglicherweise dort "belichtet" werden.

Inzwischen habe ich in meinem Archiv nochmal die am 25. März 2009 bei f/20 aufgenommenen Saturnbilder inspiziert und festgestellt, dass diese im Gegensatz zu den am gleichen Abend bei f/12 aufgenommenen Bildern - siehe oben - keine Zwiebelartefakte aufweisen. Hier ist das stark aufgehellte f/20-Ergebnis (Grünauszug):


Link zur Grafik: http://www.astro-vr.de/saturn_090325_001320_Gf20g1023t30_rs4fr10sp256grad512v2059ref50size160_w120210_0-65Kg300_vMM20A.jpg


Der Unterschied zwischen den bei f/12 und f/20 aufgenommenen Bildern hatte mich zunächst dazu bewogen, die Artefakte auf die bei f/12 eingesetzte Verkürzungslinse zu schieben - siehe hier .

Im Hinblick auf möglicherweise "undichte" Transferlinien könnte man nun aber auch vermuten, dass zu deren Durchdringung eine bestimmte Beleuchtungsstärke erforderlich ist, die mit Saturn bei f/20 noch nicht erreicht wird. Vielleicht ist dies am Ende der Grund für die von vielen bekannten Mond- und Planetenfotografen gewonnene Erfahrung, dass man erst mit Öffnungsverhältnissen < f/30 die besten Bildqualitäten erzielt?

Die Überlegungen sind natürlich alle noch recht spekulativ. Sie zeigen aber immerhin, in welcher Richtung man experimentieren könnte, beispielsweise mit Dämpfgläsern, um die Sache aufzuklären.

Vielleicht kann ja jemand aufgrund eigener Archivdaten noch etwas zur Aufklärung beitragen?

Gruß, Jan
 
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Hallo Jan,

hm, die Interline Schichten und eine Schwellwerthelligkeit zum Belichten derselben sind ein guter Hinweis - man könnte das mit einem künstlichen Lichtpunkt oder einer "Lichtkante" mit variierender Helligkeit testen. Die diesbez. Unterschiede zwischen den Kameramodellen lägen dann im verwendeten CCD. Hm, meine alte Foculus hat den ICX424 wie die Lumenera Skynyx 2.0, für die solche Probleme zumindest nicht berichtet wurden ?)

Viele Gruesse,
Oliver
 
Hallo,

zumindest fuer die DMK2104 fiel mir noch auf, dass der ICX098 eigentlich nur bis 1/30s für einen kompletten Progressive-Scan ausgelegt ist, 1/60s wird nur im "Monitoring mode" erreicht, in dem nur die Hälfte der Zeilen in 2 Zeilen Sprüngen ausgelesen werden, siehe Datenblatt. Paolo Lazzarotti erwähnte soetwas auch mal, keine Ahnung, ob TIS den CCD ausserhalb der Spezifikation betreibt... Da die Artefakte aber auch bei 1/30s und auch bei anderen Kameras/CCDs auftreteten, sollte das hier nicht die Ursache sein...

Viele Gruesse,
Oliver
 
Hallo Jan & Oliver,

Ich hab jetzt nochmal weitere Forschungen mit meiner Basler gemacht. Pünktlich zur Jahreszeit hab ich mich mal mit einer Kerze in meine Astrohütte verzogen und dort versucht, die Artefakte zu reproduzieren. Dabei bin ich ein Stück weiter gekommen. Wie es scheint hängen die Geisterbilder bei mir zumindest zum Teil mit dem Gain zusammen. Hier mal ein paar Testaufnahmen im IR mit unterschiedlichen Gain-Werten.

Link zur Grafik: http://www.wonderplanets.de/Misc/kerze.jpg

Wie man sieht erscheinen mit zunehmenden Gain die bekannten Artefakte. Bei sehr hohem Gain konnte ich diese sogar Live sehen. Hier mal ein kurzes Video auf dem rechts neben der Flamme deutlich eine Doppelstruktur zu erkennen ist:

http://www.wonderplanets.de/Misc/artefakte.avi (2MB)

Dazu noch folgende Information:
Die Basler erlaubt werksseitig ein Gain bis 800 (bei Mono8) und bis 400 (bei Mono16). Man kann aber in den Einstellungen dieses Begrenzung abschalten und dann eine nur durch die Elektronik begrenzte maximale Verstärkung verwenden (bis 1024). Man betreibt dann die Kamera außerhalb des linearen Bereichs. Dies habe ich bisher immer so gemacht und deshalb wahrscheinlich auch mit den Artefakten zu kämpfen. Hab heute früh an Mars mal mit einem Gain von ca. 400 gearbeitet und die Geisterbilder sind deutlich geringer ausgefallen. Leider kann ich mit dem Gain nicht viel runter, weil ich ungern unter 30fps aufnehmen möchte. Stelle gerade meine Aufnahmesoftware um, damit ich auch im Standard Mono8-Format aufnehmen kann. Vielleicht ändert das noch etwas im Vergleich zum Mono16.
Zumindest hab ich jetzt schonmal einen Ansatzpunkt. Ob das nur ein Teil der Geschicht ist und vielleicht auch noch andere Faktoren eine Rolle spielen kann ich momentan noch nicht abschätzen. Werde auf jeden Fall nochmal den Basler-Support mit meinen Ergebnissen kontaktieren und dann wieder berichten.

Ähnliche Trockentests mit der DMK wären natürlich sehr interessant...

@Oliver
Danke an dieser Stelle nochmal zu Deinem Feedback zu meinem letzen Mars, möchte den Beitrag nicht nochmal hochschieben ;)

Gruß,
Torsten

 
Hallo zusammen,

so, ich bin endlich mal zu einigen Trockentests mit der DMK gekommen, dem voraus gegangen einige Überlegungen zu den Artefakten... Ich hoffe es ist ok, dass ich diesen Thread weiterführe.

Die Tests führte ich mit der DMK21AF04.AS (also IEEE1394) an der 5.6/500 Babyrussentonne durch. Als künstlicher Planet fand sich auf die Schnelle nur ein Armband meiner Tochter, die Albedo etwas sehr hoch, aber als Testobjekt letztlich ausreichend ;) Abstände und Objektgröße wurden so gewählt, dass keine Beugungseffekte am Objektrand auftreten - ging in der Wohnung auch nicht anders.

Aufnahme 1: 60fps, volles Gain, 1/876s Integration, black-level und Gamma aus bzw. linear. 600 Frames aufgenommen, alle in Registax 5 gestackt und relativ hart geschärft:
Link zur Grafik: http://www.astro-imaging.de/astro/tmp/dmk_artefact-test1.jpg
Es zeigt sich der typische doppelte Rand mit Offset in positiver x-Richtung.
Man sieht auch deutlich das sytematische Rauschen der Kamera, da sich das Objekt nicht wie unsere astronomischen Objekte auf dem CCD durch diverse Einfüsse bewegt...

Aufnahme 2: Wie 1) nur mit 30fps:
Link zur Grafik: http://www.astro-imaging.de/astro/tmp/dmk_artefact-test2.jpg
Der Randartefakt ist nicht mehr vorhanden.

Aufnahme 3: 60fps, volles Gain, 1/10000s Integration. Die Überlegung war, ob das auf den CCD auftreffende Bild in irgendeiner Form die Interline-Transfer-Linien parasitär beeinflusst. Verkürzt man die Belichtung verglichen mit 1) drastisch, sollte bei zutreffender Annahme das Geisterbild durch die Transferlinien trotzdem auftreten:
Link zur Grafik: http://www.astro-imaging.de/astro/tmp/dmk_artefact-test3.jpg
Die Annahme ist offenbar nicht zutreffen, es zeigt sich aber ein Geisterbild des hellen Highlights in der Perle.

Aufnahme 4: Wie 3), nur mit 30fps:
Link zur Grafik: http://www.astro-imaging.de/astro/tmp/dmk_artefact-test4.jpg
Das Geisterbild ist weg, analog zu 1) und 2).

Aufnahme 5: Wie 1), nur künstliches Seeing durch zwei Kerzen unterhalb des Strahlengangs zum Objekt. Es wurden die 400 besten Frames in Registax verwendet:
Link zur Grafik: http://www.astro-imaging.de/astro/tmp/dmk_artefact-test5.jpg
Es zeigen sich Artefakte am Rand, die denen in Torstens Jupiter- und meinen Marsaufnahmen sehr ähneln.

Aufnahme 6: Wie 5), nur mit 30fps:
Link zur Grafik: http://www.astro-imaging.de/astro/tmp/dmk_artefact-test6.jpg
Die Artefakte sind nicht mehr vorhanden.

Vorläufiges Fazit: 60fps sind bei der DMK21 zugunsten von 30fps zu vermeiden, was möglicherweise am Betrieb des ICX098BL ausserhalb der Spezifikation mit 60fps und vollem progressive Scan liegt. Einen Zusammenhang mit den Interline-Transfer-Linien kann ich nicht sehen, man mache sich einfach die Richtungen der Ladungstransfers klar. Einen klaren Hinweis auf die Ursache der Artefakte bei 60fps sehe ich noch nicht, bin aber schonmal froh, dass diese "trocken" reproduzierbar sind.

Viele Gruesse & CS,
Oliver

 
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Kurzer Nachtrag (Edit geht nicht mehr): Mal schnell gemessen - die Geisterbilder treten bei der DMK offenbar konstant mit ~+11px in x-Richtung auf.
Die Probleme mit der DMK bei 60fps(ausschliesslich) haben auch andere, siehe hier bei Cloudynights. Etwas verwirrt bin ich, dass Jan die Artefakte auch bei 30fps hat. Jan: Sind Deine Saturnbilder oben nachvergroessert, kannst Du den Offset auch konstant bestimmen?

Viele Gruesse & CS,
Oliver
 
Hallo Oliver,
Klar soll der Beitrag weitergeführt werden. Ich denke doch, dass die Analysen und Erkenntnisse auch für andere hier interessant sind.

Da konntest Du die Artefakte ja super reproduzieren. Danke auch nochmal an Deine Tochter dafür :super: Ist doch wirklich interessant, wie identisch diese auch im Vergleich zur Basler sind und doch gibts momentan seitens der Hersteller keine Erklärung dafür. Sind die Artefakte bei Deinen Tests bei 30fps eigentlich komplett weg oder rechts auf der dunklen Seite nach Anheben des Kontrastes noch ganz leicht zu sehen ?

Viele Grüße & CS,
Torsten
 
Hallo Oliver,

vielen Dank für Deine auch bezüglich der Transferlinien-Belichtung sehr interessante Studie!

Wenn Du Dich darüber wunderst, dass ich die Geister auch bei 1/30 s Belichtungszeit hatte, dann entspricht das aber jedenfalls der folgenden Feststellung, die ich eben in dem von Dir zitierten Cloudy-Nights-Thread gefunden habe:

Zitat von MvZ - Cloudy Nights 10.12.2009 03:49 AM:
I even had it show up at 60fps with 5 second shutter speed, so it is related to the 60fps setting, and not shutter speed.
Der Fehler hängt also offenbar - wie ich ja zuvor schon selbst bemerkt hatte - nur an der 60-fps-Einstellung, die möglicherweise eine andere Zeitstruktur aufweist als die geringeren Bildraten-Einstellungen.

Zu Deiner Frage bezüglich der Nachvergrößerung: Ich habe die gezeigten Saturnaufnahmen tatsächlich um den Faktor 2,7 nachvergrößert und komme durch Zurückrechnen auf einen Versatz der Geisterbilder um ca. 12 Pixel in positiver X-Richtung. Positiv heißt nach rechts bei seitenrichtiger Bilddarstellung.

Möglicherweise müssen wir bei der DMK21 zukünftig auf die 60 fps verzichten, die ja im Hinblick auf das Stacken im Vergleich mit anderen Kameras besonders attraktiv erschienen.

Inzwischen hatte ich schon geplant, Videoaufnahmen bei f/10 mit noch schnelleren Kameras zu versuchen. Da muss ich dann aber ggf. sehr genau hinschauen, ob die Bilder auch sauber ausgelesen werden ...

Gruß, Jan
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Torsten,

die Artefakte scheinen bei der DMK mit 30fps und weniger komplett zu verschwinden. Im Hintergrund sehe ich bei allen Frameraten auch bei absoluter Kontrastverstärkung keine Doppelkonturen, da der Kontrast der kompletten Kugeln zum Hintergrund hier zu gering zu sein scheint, das Highlight in der Mitte ist aber ein gutes Beispiel, hier nochmal vergroessert mit höherem Kontrast

60fps:
Link zur Grafik: http://www.astro-imaging.de/astro/images/dmk_artefact-test3_zoom.jpg
30fps:
Link zur Grafik: http://www.astro-imaging.de/astro/images/dmk_artefact-test4_zoom.jpg

Ich werde den Test nochmals mit Kugeln mit einer eher planetenähnlicher Albedo, der DMK, meiner alten Foculus und einer im Zulauf befindlichen und hoffentlich bald eingetroffenen PTG Kamera wiederholen.

Viele Gruesse & CS,
Oliver

 
Hallo Jan,

ok, danke fuer die Informationen. Damit scheinen die Geisterbilder bei 60fps mit ~12px Versatz eindeutig zu sein. Wir scheinen wohl leider wirklich auf 60fps mit der DMK verzichten zu müssen ;(

Viele Gruesse & CS,
Oliver
 
Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
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