Jupiter und die besten Bedingungen seit 25 Jahren

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TaurusM45

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Hallo zusammen,

ich wollte gestern 02.06.2018 eigentlich mein Teleskop - ein LX200 12" - nur kurz Aufbauen um mal den neuen Crayford OAZ zu testen.

Gesagt getan, gegen 21 Uhr aufgebaut und dann bis 22:30 Zeit gegeben zum Auskühlen. Der Temperaturunterschied von drinnen zu draußen war nicht so groß, sodass es doch relativ schnell sehr gut ausgekühlt war.

Zu meinem Standort:
Ich wohne in Hattersheim. Nordöstlich Frankfurt (ca. 10km und südöstlich der Flughafen (ca. 5km).

Als ich dann gegen 23 Uhr - nachdem alles eingerichtet war in den Himmel schaute, viel mir etwas auf was ich so noch nie hatte...

Irgendwie war der Himmel anders.
Irdendwie war der Himmel gut - nein sehr gut.

Die Sterne funkelten überhaupt kein bisschen und es war am Himmel eine Atmosphäre (im wahrsten Sinne des Wortes) die ich so nicht kannte.

Dann richtete ich mein Teleskop auf Jupiter.
Von den vorangegangenen Nächten her erwartete ich nicht allzu viel.
Im 38mm Aufsuchokular wurde dann aber schnell klar das die Bedingungen heute Abend wohl mehr als gut sein werden.

Schnell das Hyperion Zoom geholt um den größten unserer Planeten noch näher ran zu bekommen.

Die Vergrößerungen gingen höher und höher, bis ich letztlich bei 375fach angekommen bin und erst mal geschluckt habe.

Kein Wabbern kein blubbern. Einfach nur eine ruhige Planetenscheibe mit so vielen Details wie ich sie auf Jupiter noch nie gesehen habe.
Es sah einfach wie auf einem Bild aus.
Strukturen in den Bändern. Wirbel um den GRF (der übrigens leuchtend rot ins Auge gestochen ist)

Dann habe ich mich entschieden, die ASI120MC Cam anzuschließen.
Auf dem Monitor war ein Planet wie aus einem Bildband zu sehen. Selbst das Scharstellen machte Spaß, weil es auf Anhieb klappte.
Bilder werde ich hier mal einstellen, sobald ich sie gesichtet und bearbeitet habe.

Aber ich wollte mit eigenen Augen diese perfekten Bedingungen nutzen - also wieder weg mit der Cam.

Jupiter hatte nun seinen Höchststand erreicht und wurde immer perfekter im Okular.
Ich wollte es jetzt wissen und nahm noch die Hyperion Barlow dazu.
Also rauf auf 844fach. Total bescheuert würde man jetzt meinen.
Aber was ich dann sah werde ich nie vergessen und habe ich so noch nie gesehen.
Ein Jupiter wie ich ihn aus Bildbänden kenne - aber nicht aus dem Okular.

Es ist sehr schwer zu beschreiben, wenn man es nicht selbst gesehen hat.
Feinste Filamente in den Bändern. Der GRF hat mich fast angesprungen.
Und alles knackig scharf abgesetzt. Kein Flimmern und wabbeln...

Leute ihr merkt schon an meiner Euphorie, dass dies wirklich ein besonderes Erlebnis für mich war.
Ich betreibe Astronomie schon seit 25 Jahren und hatte viele Teleskope und schon oft den Jupiter im Bild aber das hat alles bisherige um längen überholt.

Diese Beobachtung wird mir noch sehr lange im Gedächtnis bleiben, denn so was wird wohl so schnell nicht wieder kommen.
Dennoch geht's heute Abend noch mal raus auf die Terrasse....
 
Hallo TaurusM45,

ich kann das nur bestätigen:

habe am Samstag mit einem Bekannten bisschen gespechtelt.

LX50 und 115mm APO. Und wir waren beide von den Socken.

Es waren hohe Vergrösserungen bei beiden Geräten machbar und man sah Details ohne Ende wie selten. Auch der GRF war wie du geschrieben hast herausgestanzt in roter Farbe. Das war einer dieser Abende, wo ein 115mm APO die maximale machbare Leistung abliefern konnte.

Somit kann ich deine Euphorie definitiv teilen bzw. bestätigen. Es war wirklich eine beeindruckende Beobachtung.

Aber das beweist wieder einfach mal, dass man bei unserem Hobby am Ball bleiben sollte. Nicht aufgeben, Geduld mitbringen und irgendwann kommt eine "saftige Entschädigung" dafür!.

CS Matthias

 
Zitat von TaurusM45:
Hallo zusammen,

... mein Teleskop - ein LX200 12" ...
...
Es sah einfach wie auf einem Bild aus.

Ja, genau das ist mir auch schon mal am C11 passiert. Wer das noch nicht erlebt hat, der mag weiter daran glauben, dass SCT schlecht am Planeten sind. Wenn die Bedingungen stimmen, versägen die großen SCTs jeden Apo dermaßen, wie es sich die SCT-Verächter nicht vorstellen können...

CS
StVe
 
Hallo,
genau das hatte ich mal auch schon am Guten C8 sehr gut temperiert und Atmosphäre stimmte, ich habe meinen Augen nicht getraut und diesen Anblick von Jupiter seitdem im Gedächtnis, wie ein extrem Gutes Foto-seitdem weiss ich was ein SC kann und wie gerade geschrieben wird dieses oft zu unrecht schlecht gemachte System anderes in die Schranken verweisen kann..
CS Hans
 
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Hallo,

habe die letzten Tage auch immer mal wieder Jupiter ins Visier genommen. Euer Traumseeing hatte ich hier bei Köln aber leider nicht. drei große Wirbel in dem Wolkenband wo der GRF ist waren öfters zu sehen und gelegentlich meinte ich viele feine Bänder zu erkennen. Vergrößerung 300x war meist schon schwierig und brachte gegenüber 200x kaum Detailgewinn. Acht Zoll Dobson, ursprünglich Skywatcher (Pyrex), jetzt Gitterrohr.

Ich halte gleich nochmal drauf wenn der Planet den Riesenbaum im Garten passiert hat.

Ich kenne solche magischen Nächte, zwei an der Zahl bislang, auch vom Deep Sky. Da denkt man manchmal schon: Soooo viel mehr zeigen (zumindest die nicht ganz professionellen) Fotos nun auch nicht. Sowas vergisst man nicht...



VG
Klaus
 
So, wieder mächtig Geblubber heute. Na vielen Dank fürs Anstacheln, hat ja echt nicht gelohnt ;)

(Und Korrektur: es war das andere Band, nicht das mit dem GRF, das die 3 Wirbel auffällig zeigte.)

VG
Klaus
 
Hallo Andreas,

das liest sich ja traumhaft, Dein Bericht. Über 800 fache Vergrösserung....ich glaube, da hätte ich auch alles hochgejagt in einer solchen Nacht.

Hab mir mal die Wetterlage angeschaut, schaust Du hier:

http://www.zamg.ac.at/cms/de/wetter/wetterkarte?tag=03&monat=06&jahr=2018&utc=00

ist schon erstaunlich, aber in diesem festgefressenen und bewegungslosen flachen Druckgebiet muss es über Mitteldeutschland irgendwelche kühlen Absinkbewegungen gegeben haben, diese Gegend zeigt geringe Bewölkung. Würde mich jetzt rein meteorologisch interessieren, wie das in so einer Waschküche passieren kann. Hat es gegen Abend oder Spätnachmittag Schauer gegeben?

ganz beneidenswerte Grüsse von Anette

 
Sowas ähnliches ist mir Ende Mai auch schon mal passiert, leider war ich da nur mit 'nem kleinen APO draußen.
Aber Vergrößerung möglich am Jupi ohne Ende...
Am Samstag hab ich's leider nicht probiert, da hatte es hier Wolken.
 
Hallo @ all,

ich habe am Montag vom 4.ten auf den 5.ten Mai in der Nähe von Berlin mit meinem CPC1100 gespechtelt und auch mir ging es so wie dir Andreas, hab erst mono beobachtet um zu sehen was geht , bin bei ca. 460x mit dem 6mm Antares gelandet und war mal wieder Sprachlos , vorher am Sterntest mit einem Beugungsscheibchen das durchgehend Stand hab ich schon gesehen das es eine Ausnahmenacht ist.
Hab dann mein Bino rausgeholt und meine Pentax xl Pärchen ausprobiert ( war der eigentliche Grund für die Beobachtung, wollte ausprobieren ob meine Nase dazwischen passt ) .
Und was soll ich sagen , bei 260 im Bino ein Traum !
Wie du schon schreibst , Planet und Details standen einfach nur , hatte ich letztes Jahr auch nur einmal das es so geil war...
GRF Scharf , Verwirbelungen in den Bändern super zu sehen , leider gehts bei mir mit Bino momentan nur bis 10.5mm und nenn GWK habe ich noch nicht , der ist jetzt bestellt damit ich auch beim Bino höher komme .
Alles in allem wirklich eine Nacht die man so schnell nicht mehr vergisst . :)
Hoffen wir das es die Tage nochmal so wird , gestern war leider nicht viel zu holen ...

CS und ein super Seeing wünscht euch
und nicht ganz uneigennützig mir selbst
André
 
Hallo zusammen

Ich werde hier echt neidisch, schöne berichte von euren Jupiter Beobachtung vom So 03.06,
es ist ja die Wucht bis auf 844 fache Vergrößerung zu gehen,
könnte mir das so vorstellen 1 Biene in 1 Kilometer Entfernung auf einer Kirchenblüte mit 12" Dobson zu betrachten.

Manfred
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich erlebte sowas über die Jahre bisher einmal: Das Seeing war den Abend brauchbar, aber nicht toll und ich war gerade am Abbauen, als ich noch einen letzten Blick auf Saturn warf und es kaum glauben konnte: Eine klar stehende Ringtrennung, mehr Details als ich je zu sehen bekam und insgesamt ein brilliantes Bild. Vergessen waren Abbau und Uhrzeit, diese Verbesserung im Seeing musste ich ausnutzen, also holte ich mir schnell einen Stuhl und schaute Saturn noch lange an.

Michael
 
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