Lufteintrübung in der Stratosphäre

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Guckmal

Neues Mitglied
Kann mir jemand den astronomischen Begriff für die Lufttrübung im Höhenbereich nennen? Mitunter ist der Himmel zur Beobachtung nicht klar, weil ein weißer Schleier den gesamten Himmel verdeckt. Nur die lichtstarken Sterne sind zu sehen.
Gruß Guckmal
 
Hallo!

Per Definition ist die Stratospäre eine Atmospärenschicht, in der es kein Wasser und damit auch keine Wolken und kein Wettergeschehen mehr gibt. Von daher kann es keine wetterbedingte Lufttrübung in der Stratosphäre geben. Vereinzelt durchschießen Gewitterwolken (Cumulonimbus) aufgrund ihrer kinetischen Energie die Tropopause, also die Grenze zwischen Tropospäre und Stratosphäre, verursachen dabei aber keine großflächigen Trübungen. Ansonsten kommen nur Flugzeuge mit ihrem Ausstoß von Wasserdampf für eine Trübung der Luft in Frage, diese ist in der Stratosphäre allerdings nur kurz sichtbar.

In der hohen Troposphäre wären am ehesten Cirrostratuswolken für eine flächige Trübung zuständig. Die selben Wolken sorgen auch für Phänomene wie Nebensonnen und Halos.

Sorry für die Besserwisserei, aber ich hab da meinen Arbeitsplatz :)

Viele Grüße
Maximilian
 
Hallo Maximilian,

was bei mir seit einigen Jahren extrem zu nimmt und extrem stört ist, denke ich, auch hier der Anlass für die Frage.

Link zur Grafik: https://*entfernt*/images/IMG_0667.JPG

Da ist keine einzige natürliche Wolke dabei, ausschließlich Kondensstreifen von Flugzeugen. Das zieht sich auseinander und hält sich, gerade dann, wenn natürliche Wolken- und merkliche Windbewegungen komplett fehlen, sehr lange, auch in die Nacht hinein.
Das Bild zeigt längst nicht die schlimmste Situation am mittelhessischen Himmel, nördlich von Frankfurt.

Meine Frage an den Fachmann wäre, wo genau das stattfindet und was die Ursache für die Langlebigkeit dieses Dunstes ist, auch wie das eventuell fortschritts- und wirschaftsverträglich zu reduzieren wäre.

Gruß
*entfernt*
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin zusammen!

> Ansonsten kommen nur Flugzeuge mit ihrem Ausstoß von Wasserdampf für eine Trübung der Luft in Frage, diese ist in der Stratosphäre allerdings nur kurz sichtbar.

Na, ich weiß nicht: schau dir mal Satellitenbilder mit den darauf sichtbaren Kondensstreifen der Großflugzeuge an. Die bleiben z.T. tagelang in der Atmosphäre sichtbar und haben schon einen merklichen Einfluß auf das Klima. Bemerkt wurde das u.a. schon nach dem 11.9.2001, als über den USA einige Tage lang Flugverbot herrschte. Das Phänomen wird sich noch weiter verstärken, wie der Flugverkehr immer weiter zunimmt. Die alten Flugverkehrsstraßen gibt es auch nicht mehr (jetzt fliegt alles kreuz und quer) und die Flughöhen nehmen zu in Gebiete, wo kaum noch vertikale Luftzirkulation stattfindet und sich die Aerosole dauerhafter halten.

Das wird in den nächsten Jahren noch lustig mit dieser Art der Luftverschmutzung. (Aber Hauptsache, man kommt billig in Urlaub mit dem Flieger, was?!)

Die natürliche "Verschleierung" des Himmels entsteht durch die gleichnamigen Schleier- bzw. Zirruswolken in 8-12 km Höhe.
https://de.wikipedia.org/wiki/Cirrus_(Wolke)
 
Hallo Günther,

Zitat von *entfernt*GMS:
Da ist keine einzige natürliche Wolke dabei, ausschließlich Kondensstreifen von Flugzeugen.

So halb und halb würde ich sagen. Ohne die Flugzeuge wären da über kurz oder lang auch Wolken entstanden, allerdings etwas später und in anderer Form, vermutlich normale Cirruswolken.

Zitat von *entfernt*GMS:
Das zieht sich auseinander und hält sich, gerade dann, wenn natürliche Wolken- und merkliche Windbewegungen komplett fehlen, sehr lange, auch in die Nacht hinein.

Mit Wind, der in der Höhe eigeltich immer herrscht, bewegt sich einfach das ganze Feld langsam über den Himmel. Und da der Flugverkehr über den Kontinenten der Nordhalbkugel inzwischen fast gleichemäßig dicht ist - mit einigen Konzentrationen um Ballungsgebiete - kommen dann solche Kondensstreifen/Wolkenmuster immer wieder nach...
Hier kann man sehen, wie es aktuell aussieht: https://planefinder.net/#

Zitat von *entfernt*GMS:
Meine Frage an den Fachmann wäre, wo genau das stattfindet und was die Ursache für die Langlebigkeit dieses Dunstes ist, auch wie das eventuell fortschritts- und wirschaftsverträglich zu reduzieren wäre.

Damit sich Kondenstreifen bilden, muss die Mischung aus dem heissen Wasserdampf, der aus den Triebwerken strömt, mit der Umgebungsluft gesättigt bzw. übersättigt sein. Da die Triebwerke immer (größenordnungsmässig) gleich viel Dampf pro Sekunde erzeugen hängt es also nur von der Temperartur, Dichte und dem Wasserdampfgehalt der Umgebungsluft ab. In sehr trockener Luft (Stratosphäre) und in dichter Luft (ca. Boden bis ca. 20.000ft/6000m) bilden sich keine haltbaren Kondensstreifen. Je näher aber die Luftmasse an der Sättigung ist, umso langlebiger sind die künstlichen Wolken. Dafür kommt vor allem der Höhenbereich zwischen 20.000ft und der Tropopause in Frage, die je nach Jahreszeit und großflächigem Wetter zwischen ca. 35.000 und 45.000ft liegt.

Wenn die Luftmasse gerade gesättigt ist, dann können sich die Kondensstreifen nicht mehr auflösen. War die Luftmasse bereits übersättigt aber ohne Kondensationskerne, dann bilden die Kondensstreifen den Ausgangspunkt für weitere Wolken, die dann kontinuierlich den Himmel überwuchern. So wie auf DeineM Bild. Wie schon gesagt, das wäre auf natürliche Weise vielleicht auch passiert.

Wie man es verhindern oder den Effekt verringeren kann? Nicht fliegen, weniger fliegen, niedriger fliegen (was aber insgesamt zu einem deutlich erhöhtem Treibstoffverbrauch führen würde, es sei denn, man würde langsamere Propellerflugzeuge nehmen, die aber von Passagieren derzeit abgelehnt werden) oder emissionsfrei fliegen. Das klappt momentan mit Autos über kurze Distanzen und wird daher noch eine Weile dauern, bis es mit Flugzeugen über große Entfernungen auch geht.

Viele Grüße
Maximilian
 
Hallo Maximilian,

danke für die Antwort und Aufklärung.
Es mag sein, dass an solchen Tagen auch ohne Flugzeuge eine natürliche Bewölkungszunhame zu verzeichnen wäre, das ist sogar ganz sicher und auch von mir beobachtet immer mal der Fall. Die Häufigkeit mit der die Kondensstreifen sich am Himmel zu einer dünnen, geschlossenen Wolkendecke auffächern hat es aber zu Zeiten als der Luftverhkehr noch nicht die derzeitigen Dimensionen und Frequenzen hatte, nicht gegeben. Da kommen schon massenhaft künstlich gesetzte Kondensationskeime hinzu.

Mir würden zu den Maßnahmen noch die (für Menschen...auch mich) schwierigsten Möglichkeiten einfallen.
Effizienz und optimale Auslastung in und durch Technik, Logistik und Bedarfsanpassung anstatt Bedarfserzeugungsmarketing bis zur Übersättigung und darüber hinaus.

Gruß
*entfernt*
 
Hallo!

Zitat von *entfernt*GMS:
Die Häufigkeit mit der die Kondensstreifen sich am Himmel zu einer dünnen, geschlossenen Wolkendecke auffächern hat es aber zu Zeiten als der Luftverhkehr noch nicht die derzeitigen Dimensionen und Frequenzen hatte, nicht gegeben.

Doch, das gab es auch früher schon. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie uns unser Physiklehrer ca. 1978 mehrfach darauf aufmerksam gemacht hat, wenn sich die Bewölkung am vorher klaren Himmel beständig zuzog, nachdem ein einziges Flugzeug einen einzigen Kondensstreifen erzeugt hatte. Konnte man durch die Fenster des Klassenzimmers gut beobachten. Die Anzahl der Flugzeuhe spielt dabei meiner Meinung nach eine unwesentliche Rolle.

Zitat von *entfernt*GMS:
Mir würden zu den Maßnahmen noch die (für Menschen...auch mich) schwierigsten Möglichkeiten einfallen.
Effizienz und optimale Auslastung in und durch Technik, Logistik und Bedarfsanpassung anstatt Bedarfserzeugungsmarketing bis zur Übersättigung und darüber hinaus.

Solche Maßnahmen würden vielleicht 25% Reduktion erbringen. Was wir aber brauchen (in jeder Hinsicht und auf jedem Gebiet) sind 75%. Das geht nur durch persönlichen Verzicht - nicht zweimal im Jahr verreisen sondern nur alle zwei Jahre - und durch sonstige private Opfer - z.B. nicht zweimal am Tag Fleisch essen sondern zweimal pro Woche. Aber ich bin kein Missionar. Muss jeder für sich selbst entscheiden, solange es noch eine Möglichkeit zur Entscheidung gibt.

Grüße
Maximilian
 
Hallo Maximilian,

okay da ist was dran.
78 war über uns hier über Mittelhessen kaum mal ein Flugzeug zu sehen. Man sah sie manchmal recht tief am südlichen Horizont, wo heute eh handbreit ein schneeweißes Schnutzband ist. Die Flugstraßen liefen anders. Da haben sie in den letzten 10 Jahren dran gedreht und nun sitze ich mitten in einem Dreieck von extrem frequentierten Routen.

Auch ansonsten Zustimmung und ich schrieb ja, dass es auch für mich schwierig ist. Lösung hab ich keine, schon gar nicht alleine.
Z.B. flog ich kürzlich erstmals nach La Palma um dort genau dem zu entgehen, was ich damit hier mitverursache.
:smiley60:

Schön wars aber doch. :smiley61:

Gruß
*entfernt*
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin, alle zusammen!
Danke, für die vielen Antworten. Ist richtig interessant was mit der Eintrübung alles zusammnen hängen kann. Nur der astronomische Begriff dafür fehlt mir noch!
Gruß Guckmal
 
Hallo!

Zitat von Schlauchboot:
Die Grenzwerte in Europa liegen für feste Aerosole (Feinstaub) bei 50 Mikrogramm/m3 im Mittel (das 100-fache der normalen Werte auf La Palma). Z.B. in Stuttgart wurde dieser Wert an mehr als 40 Tagen im Jahr 2017 überschritten.

„Transparenz“ ist wahrscheinlich der gesucht Begriff. Ansonsten wäre mir als physikaischer/astronomischer Begriff noch „Streuung“ eingefallen, denn das ist es, was die feinen Eiskristallen in der hohen Atmosphäre mit dem Licht machen und was (tum Teil jedenfalls) den Verlust an Transparenz bewirkt.

Und die angegebenen Feinstaubwerte gelten für den bodennahen Bereich. In der hohen Atmosphäre sind sie um viele Größenordnungen geringer!

Viele Grüße
Maximilian
 
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