Mars - 2. Versuch

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matthias42

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Hallo,

am 07.11.2020 waren die Seeingbedingungen gut. Visuell waren viele Albedostrukturen und die mittlerweile sehr kleine Polkappe bei 250x sehr gut zu erkennen. Daher habe ich mich noch einmal an einer Marsaufnahme versucht. Das ist mein bisher zweites Planetenbild. Ich habe den Tipp von Holger berücksichtigt und sowohl mehr Frames aufgenommen, als auch einen größeren Anteil der Frames gestakt. Auch habe ich die Framerate ausgereizt. Meine Kamera schafft immerhin 400fps in der kleinen 320x240 ROI.

Leider sehe ich in meinen RGB-Aufnahmen keine Spur des bläulichen atmosphärischen Dunstes, der sehr zur Ästhetik der Bilder beiträgt, die hier sonst im Forum gezeigt werden.

Ich habe auch das ungeschärfte Summenbild angehängt. Eventuell hat ja jemand Lust es zu bearbeitet.

Setup:
- 10" Dobson mit 1200mm Brennweite auf EQ Plattform (jeweils Eigenbau)
- Altair 385C
- GD Barlow 2,7x
- Aufnahme: SharpCap
- 320x240 Pixel ROI
- 400fps
- RGB Aufnahmen mit UV/IR Cut Filter
- Stacking und Schärfung: Autostakkert
- 10% aus ca. 24000 Frames

Bedingungen:
- Seeing: gut
- Transparenz: gut

Viele Grüße,
Matthias

2020-11-07-2010_9_lapl4_ap30.png
2020-11-07-2010_9_lapl4_ap30_conv.png
 
Zuletzt bearbeitet:
Jetzt habe ich den hässlichen Gelbstich per Weißabgleich in Fitswork entfernt und bei dieser Gelegenheit das Bild um Faktor 1,5x skaliert. Nun ist andeutungsweise auch etwas atmosphärischer Dunst zu erkennen. Oder ist es nur ein Artefakt durch die atmosphärische Dispersion?

2020-11-07-2009_8_lapl4_ap28_conv_4_fits.png
 
Hallo Matthias,

das sieht doch schon viel besser aus.
Ein paar Anregungen:
Die Vergrößerung um Faktor 1,5 mache ich auch in fitswork, allerdings schon beim Summenbild, also vor der eigentlichen Bearbeitung.
Um eventuelle Farbverschiebungen zu korrigieren nun erst die Funtion Farblayer zurechtrücken anwenden.
Danach dann mit den Schärfungen beginnen.
Nun ist andeutungsweise auch etwas atmosphärischer Dunst zu erkennen
Du kannst das Summenbild mit der Funktion Farbbild in drei S/W aufteilen ( 3 Farbkanäle rot, grün und blau )
Im Blaukanal sollte die Dunstschicht zu sehen sein. Eventuell lohnt es sich auch die Kanäle getrennt zu bearbeiten und die 3 S/W Bilder anschließend zu einem RGB zu kombinieren.
Den Blaukanal würde ich dann etwas gröber schärfen und mehr glätten / entrauschen um die Dunstschicht zu verstärken.
Farbanpassungen gehen zum Schluss sehr gut mit dem Histogrammfenster, dort die einzelnen Farben auswählen und je nach Geschmack den rechten Rand verändern.

Gruß,
Holger
 
Hallo Matthias,

so ich habe das mal getestet und Du wirst begeistert sein. Dein Ausgangsmaterial ist einfach klasse.

Ich beschreibe Dir die Schritte in fitswork damit Du selbst nachbearbeiten kannst:
1. Summenbild um 1,5 vergrößern. (Bearbeiten Bildgröße ändern)
2. Mit linker Maustaste ein Fenster um den Planeten ziehen dann Bearbeiten: Farblayer zurechtrücken
3. Der Gelbstich ist enorm, wahrscheinlich ist der Blauwert bei der Kamera in der Aufnahmesoftware zu niedrig eingestellt.
Lässt sich aber korrigieren: Im Histogrammfenster auf B klicken und dann den rechten Rand im Fenster nach Innen ziehen bis die Farbe passt und auch die Dunstschicht gut zu sehen ist.

Nun geht es ans Schärfen:
Bearbeiten - Schärfen : iteratives gauss schärfen
1. Radius z.B,. 2,8
Iterationen: 6
Stärke 60

2. Noch ein Durchgang aber mit Radius z.B. 1,78

3. Bearbeiten - Glätten - Wavelet Rauschfilter:
links Rauschfilter Gesamtstärke 0 berechnen klicken
rechts: Detailverstärkung Layer 1 nach Geschmack erhöhen, eventuell noch ein wenig Layer 2

Jetzt wirst Du schon begeistert sein, ich war es eben auf jeden Fall.

Feinschliff falls es etwas Rauschen sollte:
Bearbeiten - Glätten: NLM Rauschfilter: Radius 1 / Such-Umgebung 2 / Stärke 50
Anschließend nochmal ewtas Detailverstärkung Layer 1.

Gruß,
Holger
 
Hallo Holger,

besten Dank für die genialen Tipps zur Nachbearbeitung! Du hast aber vergessen ein Ergebnisbild anzuhängen. :) Ich habe direkt mal versucht das in Fitswork nachzuvollziehen und mein Ergebnis angehängt.

2020-11-07-2010_9_lapl4_ap30_8_fits.png


Ich hatte gestern mehrere Videos in kurzen Abständen aufgenommen. Vielleicht probiere ich mal WinJupos aus. Nach meinem Verständnis müsste ich damit die Ergebnisbilder von mehreren Videos kombinieren können. Dann käme ich auf deutlich mehr Gesamtbelichtungszeit und könnte das Gesamtergebnis noch stärker schärfen.

Viele Grüße,
Matthias
 
Das ist ein hervorragender Fortschritt :y:
Nord-Süd Ausrichtung fände ich persönlich noch wichtig.
Aber das ist sicher Geschmackssache.

Dass Holger kein Ergebnis angehängt hat war bestimmt nicht "vergessen" ;)
 
Hallo Matthias,

Du hast aber vergessen ein Ergebnisbild anzuhängen.
ich wollte Dir die Überraschung nicht nehmen.
Ich habe übrigens mehr geschärft. Dein Ergebnis sieht aus wie nach Schritt 1 & 2.
Hast Du nicht mehr Schritt 3 und den Feinschliff durchgeführt ?

und könnte das Gesamtergebnis noch stärker schärfen.
Wie erwähnt, hast Du das oben noch gar nicht ausgereizt. Du hast schon genügend Frames im Summenbild, da lohnt sich meiner Meinung nach das Derotieren nicht mehr viel.
Was ich manchmal mache ist 2 direkt hintereinander aufgenommene Avis mit z.B. virtualdub zu verbinden und dann ein Avi mit ca. doppelt so vielen Frames zu haben und dafür die Prozentzahl beim Stacken noch weiter zu verringern.
Z.B. einzelnes Avi mit 20000 Frames, die besten 25 % und verbundenes Avi mit 40000 Frames, die besten 15 %.
Die Verbesserung hält sich da aber wirklich in Grenzen, da muss man schon genau hinsehen um da was zu sehen.
Derotieren braucht man übrigens beim Mars eigentlich erst nach über 5 Minuten.

Gruß,
Holger
 
Moin Holger,
klasse Anleitung, die die Bildbearbeitung von Matthias ein gutes Stück voran brachten :y:

@Matthias,
auch dir ein :y:, dass du die Anleitung von Holger ein Stück weit angenommen hast und ein sichtbar realistischeres Abbild des Mars entstanden ist! Das ist schon ein enormer Schritt zwischen deinem Post #2 und #5. Klasse!

Ein „Stück weit“ deshalb, da man den Bildern, wenn man nah genug an den Monitor geht, noch eine deutliche Rasterung ansieht. Die bekommt man noch durch Glättung in Fitswork (Gauss, NLM) in den Griff.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Matthias,

ich habe das Endergebnis auch noch mit gimp verfeinert, z.B. weicheren Rand eingearbeitet usw...
Falls ich das hier zeigen soll, bitte kurz mitteilen.

Gruß,
Holger
 
Hallo Holger,

mit Schritt 3 hatte ich Probleme, das muss ich heute Abend noch einmal versuchen. Ich hatte die Gesamtstärke über den Slider gesteuert und damit erreicht man wohl nur 0.01. Ich vermute ich hätte stattdessen 0 über das Textfeld eingeben sollen. Jedenfalls war der Schärfeeffekt nicht zufriedenstellend.

In Bezug auf die Derotation hatte ich auf www.thelondonastronomer.com gelesen, dass man die Mars-Aufnahmen in Opposition auf 90 Sekunden beschränken sollte.

Natürlich kannst Du Dein Ergebnis gerne hier zeigen! Dann habe ich auch eine Referenz an der ich mich orientieren kann.

Gestern war das Seeing hier noch besser als am 7. November. Leider hatte ich nicht genug Zeit für Aufnahmen und habe daher nur mit dem Grab&Go ein wenig visuell beobachtet.

@Frank: Danke für den Tipp bzgl. der verbleibenden Rasterung.

Viele Grüße,
Matthias
 
Hallo Holger,

sehr schön, da hast Du noch einige Details herausgeholt, ohne es mit dem Schärfen zu übertreiben! Ein sehr ausgewogener Bildeindruck.

Vielen Dank,
Matthias
 
Hallo Matthias,

Dein Ausgangsmaterial war wirklich gut, und da wäre es ja sehr schade gewesen wenn das nicht mit entsprechender Nachbearbeitung ausgereizt wird.
Beim Mars glätte ich ja mit dem NLM Rauschfilter und anschließend bei der erneuten Detailverstärkung manchmal auch noch mit dem dortigen Rauschfilter Layer 1.
Der Feinschliff kommt dann in gimp. Da kann ich mit freier Auswahl und Ebenen arbeiten.
Zum selektiven Entrauschen einiger Bereiche verwende ich das Plugin G'mic und zum Schärfen unscharfe Maskierung.
Als Ebenen öffne ich die scharfe und eine weiche weniger geschärfte Version um dann den rechten Rand der weichen Version in die scharfe einzuarbeiten.
Schritte:
Datei - Als Ebene öffnen: die beiden Dateien auswählen
Im Ebenenfenster muss dann die harte Version oben liegen, Rechtsklick auf diese und Alphakanal hinzufügen auswählen.
- Im Werkzeugfenster den Radierer nehmen.
Pinsel: den kleinen weichen circle fuzzy 03, Deckkraft 40-50 %

- Ansicht -Vergrößerung 400%
Und dann mit der Maus den Rand einarbeiten.

Gruß,
Holger
 
Hallo Holger,

danke für die ausführlichen weitergehende Tipps! :)
Die Randartefakte durch das Einblenden einer weicheren Version zu beheben ist eine sehr gute Idee.

Vielen Dank!
Matthias
 
Hallo Holger,

noch eine Anmerkung: Ich hatte mir nun doch noch die Mühe gemacht und fünf Videos, bzw. deren Summenbilder aus 20% von jeweils 24.000 Frames, mit WinJupos kombiniert. Du hattest Recht, das bring nichts. Im resultierenden Summenbild steckt auch nicht mehr Information drinnen.

Viele Grüße,
Matthias
 
Ach ja zum Dunst kann ich nur sagen, schau mal in Sharpcap wo der Regler beim Brightness steht. wenn der bei 0 steht fallen die Dunstschwaden untern Tisch. lieber mal so auf 50 erhöhen dann sieht man das schom im Livevild das da was kommt.
 
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