Hallo Volkmar,
vielleicht inspiriert meine kleine "Geschichte". Ich oute mich einmal, noch vor drei Jahren nichts von den "Linien der Erdatmosphäre" gewußt zu haben.
Ich war immer schon daran interessiert, die Linien des Sonnenspektrums, rein visuell, besser darstellen zu können als es ein normales Handspektroskop zu zeigen vermag. Ein, besonders am Spalt, gereinigtes Handspektroskop zeigt zwar schon eine Menge Linien, hatte mir auf Dauer dann aber doch eine zu geringe Auflösung.
Nach intensiver Suche entschied ich mich für ein ROW Metallspektroskop, welches ich seines "elektrischen" Innenlebens entledigte, mit einem Mikroskopspiegel für schräg einfallendes Licht versah und für die Stativmontage aufrüstete.
Da die dem Spektroskop zugehörigen Kalibriertabellen leider nicht vorhanden waren, musste ich die Kurve für eine Umwandlung von Skalenteile in Wellenlängen selber erstellen. Mehrere hundert Absorptionslinien des Sonnenspektrums standen dafür jetzt zur Verfügung.
Als Referenz wählte ich den Atlas von Heinrich Schellens „Die Spectralanalyse“ (3. Band), in dem er 1883 u.a. die ausführlichen Sonnenspektren-Tafeln von Ångström veröffentlichte.
Es war sehr mühevoll, auch die schwächeren Linien aus den Tafeln während der Beobachtung wiederzuerkennen. Aber nur so konnte ich eine angemessene Zuordnung der Messwerte in allen Bereichen erstellen.
Um nun auch den Bereich um 400 nm einigermaßen gut erkennen zu können, verlegte ich die Beobachtungszeit auch auf die Abendstunden bei untergehender Sonne. Und da man die bisher ermittelten Messwerte ebenfalls noch einmal überprüfen wollte, verglich ich auch im Rotbereich.
Enttäuschung über den bisher gemessenen „Schrott“ machte sich bei mir breit. Ich verstand gar nichts mehr. Andere, zusätzliche, Linien als an den Vortagen waren zu sehen. War etwas mit dem Spektroskop, ... waren die Tafeln von Ångström doch nicht genau? An anderen Tagen, zu einer anderen Uhrzeit, waren diese zusätzlichen Linien stärker, andere Banden schwächer oder gar nicht mehr sichtbar! Der Mut verließ mich und die Messergebnisse wanderten in die Tonne.
Hätte ich nur sofort auf eine nachfolgende Tafel dieses Buches geachtet! Denn die von mir vermutete Gesamtübersicht entpuppte sich als eine Übersicht der Atmosphärenlinien, die in dem oben genannten Buch ausführlich behandelt wird. Auch, in welcher Reihenfolge z.B. die Absorptionen bei geringerem Sonnenstand verstärkt oder geschwächt werden.
Meine Wellenlängentafeln konnte ich danach erneut erstellen.
Als kostenlose Downloads zu diesem Thema und zu den überwältigenden Spektroskopen aus dieser Zeit kann ich, als Einführung,
J.N. Lockyer „Das Spectroskop und seine Anwendungen“ hier
und für die intensiveren Lesestunden
Angelo Secchi „Die Sonne“ hier
enpfehlen. In beiden Büchern wird auch die Vorgehensweise zur visuellen Sichtbarmachung der Sonnenprotuberanzen mit einem Spektroskop (mit enormer Detailauflösung / z.B. in „Die Sonne“ Seite 434 und 435) sowie die Bewegung der Protuberanzen zur Erde und von ihr weg mit der Verschiebung der Spektrallinien erklärt.
Viele Grüße
Frank