Hallo Sebastian,
gerne, keine Ursache. Nein, peinlich genau vermeiden muss man das nicht. Das ist wahrscheinlich auch bei jedem je nach Akribie der Herangehensweise anders aber bei mir ist es so dass ich den Aspekt mittlerweile im Hinterkopf habe bzw. bei der EBV behandle. In den ersten Jahren wusste ich davon gar nichts, war aber auch durchgehend mit "dringenderen" Problemen beschäftigt; das Nachführung/Guiding richtig laufen, nichts verkippt, kein Licht von außen ins optische System kommt, ein Tauschutz da ist der gegen Tau schützt aber nicht vignettiert, zu lernen, wie die Kamera auf welche Einflüsse und Einstellungen reagiert usw...
Naja, es ist nicht grundsätzlich so dass Profis auf DSLR verzichten. DSLR sind gut transportabel, leicht und einfach und schnell zu handhaben, für Exkursionen in dunkle Ecken benutzen schon auch Profis öfters DSLR, als Kompromiss zwischen erreichbarer Bildqualität und nötigem Aufwand. Aber Mono-CCD/CMOS haben mehrere Vorteile so dass man damit letztlich eine höhere Bildqualität erreichen kann. Die Kühlung bewirkt dass das thermische Rauschen der Kamera erstens niedrig und zweitens reproduzierbar (ermöglicht präzisere Gegenmaßnahmen) ist. Die getrennte Aufnahme der Farbkanäle R, G und B (oder auch die Schmalbandfilter) bildet -je nach Filtersatz- genau die interessanten Bereiche des Spektrums ab und lässt Bereiche außen vor, in denen z.B. Kunstlicht strahlt, die aber für astronomische Objekte uninteressant sind. Auch das ermöglicht ein präziseres Arbeiten. Mit einer DSLR fängt man sozusagen den ganzen Lichtbrei ein und muss dann hinterher versuchen, die wichtigen Bereiche hervorzuheben und die störenden möglichst los zu werden.
Letzten Endes hängt aber wirklich sehr viel daran, wie dunkel oder aufgehellt der Aufnahmeort ist und wie gut man in der Bildbearbeitung ist. Jemand der die gut drauf hat wird mit einer DSLR und unter suboptmalen Bedingungen bessere Endergebnisse vorweisen können als jemand mit wenig Erfahrung mit einer Mono-Kamera unter guten Bedingungen.
Zu Drizzle; nein ich meinte nicht Drizzle Intrgation/Stacking ODER Bild vergrößern. Der Drizzle Algorithmus wurde (so weit ich weiß) von der Nasa entwickelt um noch mehr feine Details aus Bildern herauszuholen. Dabei wird ein vergrößertes Bild produziert (Kantenlängen des Bildes in Pixeln mal zwei (=Bildfläche 4x so groß = 4x soviele Pixel) oder mehr. Normalerweise bzw. wenn man ein Bild ohne irgendwelchen Ausgleich einfach auf die zweifache Kantenlänge/vierfache Fläche bringt würde man ja die einzelnen Pixel/deren Kanten sehr deutlich sehen. Drizzle wirkt nun so dass es (eine ausreichend große Zahl an leicht zueinander verschobenen Rohbildern, aufgenommen mit Dithering vorausgesetzt) die einzelnen Rohbilder analysiert und dabei die Detailinformationen sammelt die nötig sind um alle Pixel des neuen, größeren Bildes zu bestücken. Ein einzelner Stern belegt dann statt 2x2 Pixel im neuen Bild 4x4 und hat dadurch einen "weichen" Rand. Ich kann Dir empfehlen, die Anleitung von DeepSkyStacker mal durchzulesen, da werden Drizzle und auch viel Anderes rum ums Stacking sehr gut erklärt...sicherlich deutlich besser als von mir, ich komme da ehrlich gesagt etwas ins Schwimmen
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Zu Oversampling; mit "Bild verkleinern" meinte ich ein herunterskalieren, z.B. auf 50% der Kantenlängen (=25% der Pixel). Wenn Ein Stern vorher z.B: 20x20 pixel breit und hoch war und dadurch "matschig" aussah (dann sieht der Rand des Sterns nicht scharf aus weil der übergang von Stern zu Hintergrund sich über zu viele Pixel erstreckt und dadurch weich wird), wirkt er fürs Auge schärfer wenn er nur noch 10x10 Pixel hat weil der Übergang von Sternfläche zu Hintergrund sich nur noch auf die halbe Fläche erstreckt insofern härter wird.
Zur 6D/Brennweite: Grundsätzlich hat die Brennweite keine direkte Auswirkung auf die Kamera. Die Kamera erwärmt sich umso mehr je länger Du belichtest und je höher die Umgebungstemperatur ist. Aber bei höheren Öffnungsverhältnissen/größerer Brennweite musst Du bei gegebenem Objektivdurchmesser viel länger belichten um ein gleich "helles" Bild zu erhalten. Ein Objektiv kann ja nur eine "feste Menge Licht" sammeln, die hängt von seiner Fläche ab. Je höher Du das vom Objektiv produzierte Bild vergrößerst (je höher die effektive Brennweite ist) desto lichtschwächer wird das Bild. Deshalb ist das Öffnungsverhältnis teleskopseitig die Schlüsselgröße für die nötige Belichtungszeit; ein 10"-Spiegel sammelt bei 1000mm Brennweite (f/4) viel mehr Licht als ein 6" Spiegel (f/6.6) und produziert ein gleich hoch vergrößertes aber viel helleres Bild, weshalb Du dann weniger lange belichten musst.
Ich würde mit der 6D für Deep Sky kein "langsameres" (die Bezeichnungen "langsam" und "schnell" für Öffnunsgverhältnisse beziehen sich auf die nötige Belichtungszeit) Öffnunsgverhältnis als f/6 benutzen. Darüber musst Du einfach elendig lange Belichten, das thermische Rauschen steigt relativ zum gewünschten Signal (Licht des Objektes) an und nicht zuletzt muss das Wetter mitspielen und auch die Nachführung muss die ganze (längere) Zeit perfekt laufen.
Wie lange Belichtungen mit der Kamera sinnvoll sind hängt von mehreren Faktoren ab, die wichtigsten sind die Umgebungstemperatur (das Rauschen der meisten EOS steigt bei über 15 Grad rapide an), die Himmelsqualität/Lichtverschmutzung (wenn Du zu lange belichtest "ertrinkt" das Objekt irgendwann im Kunstlicht wenn Dein Standort nicht dunkel ist), und die Qualität der Nachführung. Wenn die Sterne bei 2 min noch rund aber bei 5 eiförmig sind, machen 5 Minuten keinen Sinn.
Ich habe für meine Bedingungen (Himmel zwischen Vorstadt und ländlich, Temperaturen nachts meist maximal 15 Grad) und Iso1600 die folgenden Belichtungszeiten als ganz gut funktionierend herausgetestet: f/4, 200mm Brennweite: 3min, f/5 400mm Brennweite 4min, f/6 1500mm Brennweite 5min.
Von f/10 würde ich wirklich abraten. Außer wenn Dein Himmel wirklich dunkel ist, die Nachführung perfekt, die Umgebungstemperatur unter 0° und Du kein Problem damit hast, für ein einziges Bild ggf. Wochen oder Monate lang Licht zu sammeln. Also mit Wohnsitz auf einem 3000m Berggipfel, einer 10micron Montierung und Urlaub auf Lebenszeit könnte man darüber nachdenken
Beste Grüße
Basti