Spektrum des Katzenaugennebels mit dem SA100

Emissionsnebel

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Planetarische Nebel sind faszinierende Objekte. Einer der mit den eindrucksvollsten Strukturen ist in meinen Augen NGC6543, der Katzenaugennebel. Gleichzeitig ist er auch Astronomiegeschichtlich interessant, da er der erste planetarische Nebel war, der spektroskopisch untersucht wurde. William Huggins betrachtete 1864 das Spektrum dieses Nebels und konnte daraus schließen, dass planetarische Nebel - Objekte, deren Physik damals noch vollkommen unbekannt war - aus dünnem, heißem Gas bestehen. Was er sah waren nämlich diskrete Emissionslinien, statt eines erwarteten Kontinuums. Darüber hinaus konnten zwei der Linien zur damaligen Zeit keinem bekannten Element zugeordnet werden, was ein kleines Rätsel darstellte. Heute wissen wir, dass es sich bei den Linien die Huggins sah um "verbotene Linien" zweifach ionisierten Sauerstoffs OIII handelt. Verbotene Linien treten unter normalen Laborbedingungen nicht auf, da die Elektronenkonfigurationen die sie erzeugen so instabil sind, das die Zustände durch Stöße mit anderen Atomen abgeregt werden, noch bevor sie abstrahlen können. In den extremen Bedingungen planetarischer Nebel (d.h. in so wahnsinnig dünnen Gasen) ist die Stoßfrequenz aber ausreichend gering, und solche verbotenen Zustände sind lange genug stabil um sich über Strahlung abzuregen.

Die meisten von euch kennen wohl die spektakulären Detailfotos der großen Weltraumteleskope dieses Nebels, welche das komplexe Innenleben mit all den Bögen und Knoten zeigen. Aber auch hier im Forum gibt es einige fantastische Bilder, sowohl tief belichtete, die den Halo zeigen, als auch Detailfotos des Kerns. Ich habe auch mal probieren wollen, ob ich die ein oder andere Struktur im Kern auflösen kann. Aufgenommen an einem C8 mit einer Canon EOS 5D Mark IV. Da ich irgendwelche Schwingungen im System habe die ich mir noch nicht erklären kann, bin ich leider auf 4 Sekunden pro Bild beschränkt. Zusammengekommen sind rund 30 Minuten, ich bin mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Man kann auf jeden Fall ein paar der Bögen erkennen.

NGC6543.jpg


Als nächstes wollte ich das Spektrum aufnehmen. Zwar nicht wie Huggins mit Prisma, sondern mit einem SA100, also einem Gitter, aber ich war gespannt auf das Ergebnis. NGC6543 ist zwar kein großes Objekt, aber eben auch nicht punktförmig. Bei solchen flächigen Objekten erkennt man natürlich schnell die Limitierung, die ein Gitter wie der SA einem setzt. Das liegt daran, das flächige Objekte ohne Schlitz oder ähnliches auch keine diskreten Emissionslinien zeigen, sondern ihrer Form entsprechend "verschmierte" Emissionslinien. Die Auflösung ist also... nicht gut. Außerdem war ich gespannt, ob das Stacken der Bilder funktionieren wird. Mit Gitter vor der Kamera hat man natürlich weniger Licht für die Sterne, und da ich leider auf 4 Sekunden Belichtungszeit pro Bild begrenzt bin, sind die sehr sehr dunkel. In der Tat war meine Befürchtung korrekt, SIRIL erkennt nicht genügend Sterne zum Stacken. Das bedeutet, ich habe einige Bilder mit jeweils 4 Sekunden Belichtungszeit, die dann alle etwa so aussehen:

SpektrumNGC6543.jpg

Was man hier sieht ist links die 0. Ordnung, also den Nebel selbst, und rechts die 1. Ordnung, also das Licht des Nebels spektral aufgefächert. Und was man noch sieht ist Hintergrundrauschen - jede Menge davon. Was stellt man damit an? Da ich die Bilder nicht stacken kann um das Signal zu verbessern, habe ich das nächst beste gemacht was mir eingefallen ist und 10 solcher Spektren einzeln ausgewertet und daraus den Mittelwert gebildet. Das Ergebnis ist tatsächlich sehr viel rauschärmer als die einzelnen Spektren und ich bin recht zufrieden. Hier die Auswertung:

Spektrum_Katzenaugennebel.jpg


Was sieht man? Die hellste Linie, die auch Huggins damals direkt sah, ist besagte verbotene Emissionslinie des zweifach ionisierten Sauerstoffs. In Wahrheit - kann ich mit meinem bescheidenen Setup natürlich nicht auflösen - handelt es sich sogar um zwei OIII Linien, recht nah bei einander. H alpha und H gamma der Balmer Serie sind klar zu sehen. H beta ist auch zu sehen, verschmilzt allerdings mit dem prominenten Sauerstoff peak. Das ist eben das Problem auf das man stößt, wenn man flächige Objekte mit dem Star Analyser aufnimmt. Man kann aber in dem Foto oben deutlich sehen, dass direkt neben der Sauerstofflinie noch eine weitere ist, die Sauerstofflinie sieht in dem Bild doppelt aus. Und die Spektrallinie des Sauerstoffs hat auf der linken Seite ja auch einen deutlichen Knick, also H beta ist auf jeden Fall auch zu sehen. Neben Wasserstoff und Sauerstoff ist bei 587.5 nm auch noch eine Linie von angeregtem Helium zu sehen. Den ganzen Emissionslinien unterlegt ist ein ganz schwaches Kontinuum des Zentralsterns. Anzumerken ist noch, das H alpha eigentlich wesentlich kräftiger vorhanden ist. Allerdings ist die Kamera nicht besonders empfindlich für den roten Wellenlängenbereich, ab 650nm ist es schon sehr grenzwertig. Das erklärt die vergleichsweise niedrige Intensität der H alpha Linie.

Das Spektrum des Katzenaugennebels ist recht typisch für planetarische Nebel. Vielleicht ergänze ich es ja in Zukunft noch durch ein paar weitere.

Der Versuch, dem Nebel fotografisch und spektroskopisch einige Details zu entlocken, hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Gibt es hier sonst noch jemanden der ab und zu planetarische Nebel spektroskopiert?

CS
Kalle
 
Hallo Kalle,

so langsam arbeite ich mich ja in das Sol'ex ein, welches man auch zum Star'ex umbauen kann. Dein Spektrum motiviert mich in diese Richtung weiter zu machen. Noch fehlen mir ein paar Teile aber gerade solche Nebel sind sicher lohnenden Ziele. Danke für's zeigen :y:

Viele Grüße
Michael
 
Gibt es hier sonst noch jemanden der ab und zu planetarische Nebel spektroskopiert?
Hallo Kalle,

vor einiger Zeit hatte ich einige planetarische Nebel mit dem SA-200 Grism / Canon 450 Da untersucht. Mit einer etwas höheren Auflösung kann man die "excitation class" und somit die Temperatur des Plasmas abschätzen:

Folie4.JPG


Ebenfalls ein lohnenswertes Objekt ist der Emerald-Nebel:

Folie1.JPG

Da ich die Bilder nicht stacken kann um das Signal zu verbessern, habe ich das nächst beste gemacht was mir eingefallen ist und 10 solcher Spektren einzeln ausgewertet und daraus den Mittelwert gebildet.
Einzelbilder, die keine Sterne enthalten, lassen sich gut mit Fitswork stacken: https://www.fitswork.de/software/

Beste Grüsse

Matthias
 
Und hier noch zwei Spektren aus meiner "SA-100 Spektroskopie-Anfängerzeit" von besonders interessanten planetarischen Nebeln mit Typ C Wolf-Rayet-Sternen als Zentralstern (damals noch mit Fistwork ausgewertet):

NGC 40 (bow tie nebula) und Campbell's hydrogen star:

spectrum_composit.jpg


Folie1.JPG


Eine gute Quelle, um stellare planetarische Nebel zu finden, die sich besonders für die spaltlose Spektroskopie eignen:

Martin Griffiths: Planetary Nebula and How to Observe Them

Ganz hervorragende ALPY 600 Referenz-Spektren dieser Objekte findet man auf der Webseite von Gregor Krannich:

https://www.krannich-online.de/astronomie/spekt_pn.html

Grüsse

Matthias
 
Hallo Michael,
ja, das ist wirklich ein sehr spannendes Betätigungsfeld der Astronomie, lohnt sich sicher!

Hallo Matthias,
danke für deinen Input.
Wirklich sehr schöne Spektren zeigst du. Die Auflösung ist auch um Welten besser als bei mir, obwohl du auch mit einem SA gearbeitet hast. Liegt das an einer deutlich kleineren Brennweite mit der du fotografiert hast, wodurch dann die Komponenten des Nebels nicht mehr überlappen?

Und verstehe ich das richtig, dass die excitation class ganz einfach das Verhältnis der OIII und H beta Intensitäten ist? Wie ergibt sich daraus die Temperatur, der Zusammenhang erschließt sich mir nicht ganz.

Danke auch für den Literaturtipp, das sieht sehr vielversprechend aus.

Viele Grüße
Kalle
 
Hallo Kalle,

Die Auflösung ist auch um Welten besser als bei mir, obwohl du auch mit einem SA gearbeitet hast. Liegt das an einer deutlich kleineren Brennweite mit der du fotografiert hast, wodurch dann die Komponenten des Nebels nicht mehr überlappen?
Die höhere Auflösung ist auf die größere Dispersion des SA-200 zurückzuführen. Ein Vergleich von SA-100 und SA-200, den ich damals beim stellaren planetarischen Nebel IC 2149 durchgeführt habe, zeigt dies deutlich bei den [O III] Linien und H-beta:

Folie1.JPG


Folie2.JPG

Beide Spektren wurden präfokal mit einem Maksutov-Cassegrain (Vixen VMC 110 L) bei einer Bernnweite von ca. 1000 mm aufgenommen. Mit kürzeren Brennweiten erreicht man, wie von Dir vermutet, noch bessere Auflösungen. Es gibt hervorragende Star Analyser Spektren von planetarischen Nebeln von Tosten Hansen, der hier im Forum auch aktiv ist und vielleicht noch einige seiner Spektren zeigt.

Und verstehe ich das richtig, dass die excitation class ganz einfach das Verhältnis der OIII und H beta Intensitäten ist? Wie ergibt sich daraus die Temperatur, der Zusammenhang erschließt sich mir nicht ganz.
Ja, zur Bestimmung der Anregungsklasse verwendet man die Verhältnisse der [O III], H beta und He II Linien. Als Klassierungskriterium wird die Intensitätssumme der beiden hellsten (verbotenen) [O III] Linien, im Verhältnis zum Referenzwert der Balmerserie ausgewertet. Dieser Wert
nimmt, beschränkt auf den Bereich der niedrigen Anregungsklassen, markant zu. Bei den höheren Stufen wird ab der Übergangsklasse 4 erstmals die He II Linie bei λ 4686 sichtbar (siehe oben mein Spektrum des "blue snowball"). Diese Ionen erfordern zu ihrer Erzeugung mit 24.6 eV fast die doppelte Energie wie (13.6 eV), d.h. höhere effektive Temperaturen des Zentralsterns. Theoretische und praktische Aspekte der Plasmadiagnose bei planetarischen Nebeln werden sehr gut von Richard Walker erklärt in:

Analysis and Interpretation of Astronomical Spectra

Einen ersten Einstieg in die Plasmadiagnostik erlaubt der Übersichtsartikel von Gurzadyan, der als Entwickler der Anregungsklassen gilt:

https://link.springer.com/article/10.1007/BF00644114

Beste Grüsse

Matthias
 
Und die Spektrallinie des Sauerstoffs hat auf der linken Seite ja auch einen deutlichen Knick, also H beta ist auf jeden Fall auch zu sehen. Neben Wasserstoff und Sauerstoff ist bei 587.5 nm auch noch eine Linie von angeregtem Helium zu sehen.
Solche "Knicks" in Spektrallinien durch eine unvollständige Auflösung werden in der Spektroskopie als "Schultern" bezeichnet. Diese können durch die Bildung der zweiten Ableitung des Spektrums besser ausgewertet werden. Diese sog. Derivativspektroskopie hatte ich beim Spektrum von NGC 7027 angewandt:

ngc7027_deriv.jpg
 
Vielen Dank für deine Erklärungen und Literaturhinweise, da habe ich erstmal eine Weile zu lesen. Sehr spannend!

Solche "Knicks" in Spektrallinien durch eine unvollständige Auflösung werden in der Spektroskopie als "Schultern" bezeichnet. Diese können durch die Bildung der zweiten Ableitung des Spektrums besser ausgewertet werden. Diese sog. Derivativspektroskopie hatte ich beim Spektrum von NGC 7027 angewandt:
Das ist auch ein interessanter Aspekt. Das muss ich mal für die Schulter in meinem oben gezeigten Spektrum probieren. Allerdings ist da ja relativ viel rauschen, da muss ich bestimmt einiges glätten um noch eine vernünftige zweite Ableitung zu bekommen.

Viele Grüße
Kalle
 
Allerdings ist da ja relativ viel rauschen, da muss ich bestimmt einiges glätten um noch eine vernünftige zweite Ableitung zu bekommen.
Hallo Kalle,

die 2. Ableitung lässt sich z.B. in Excel numerisch durchführen. Man kann die numerische 2. Ableitung dann mit einer Glättungsfunktion nach Savitsky und Golay kombinieren, um das Rauschen herauszufiltern. So bin ich bei NGC 7027 auch vorgegangen:

Unbenannt.jpg


Die Koeffizienten k in den Formeln oben müssen dann für die 2. Ableitung durch die Koeffizienten aus der folgenden Tabelle ersetzt werden:

Unbenannt2.jpg

(aus: Kellner et al. Analytical Chemistry, Chapter 8.2 Signal Processing)

Eher ein Projekt für regnerische Wochenenden .....

Falls Du mit dem Programm VSpec (http://www.astrosurf.com/vdesnoux/) zur Auswertung arbeitest, kannst Du die Ableitung und Glättung von Spektren auch iterativ manuell durchführen.

Beste Grüsse

Matthias
 
Hallo Kalle, Hallo Matthias,

ich klinke mich kurz mal ein, da sich gerade ein paar Fragen zu den excitation classes ergeben:
Matthias, wie erhältst du die Summer der OIII-Intensitäten bei NGC 7662? Die erscheinen auf deinem Spektrum nicht aufgelöst.

Liebe Grüße,
Florian
 
Hallo Florian,

die Summe der [O III]-Intensitäten entspricht der Fläche unter der Kurve, die sich aus den überlagerten Emissionslinien ergibt. Auch bei nicht aufgelösten Linien erhält man daher annähernd korrekte Werte. In VSpec ermittelt man die Fläche unter "Computation Preferences --> Area".

Beste Grüsse

Matthias
 
Hallo Matthias,
danke! Heißt das dann auch, dass ich dass Kontinuum am Besten dafür auf 1 normiere und vom Quotienten dann noch 1 subtrahiere, damit nur die Fläche der Emissionslinie(n) mit einfließt?
Grüße,
Florian
 
Heißt das dann auch, dass ich dass Kontinuum am Besten dafür auf 1 normiere und vom Quotienten dann noch 1 subtrahiere, damit nur die Fläche der Emissionslinie(n) mit einfließt?
Am Besten das Pseudokontinuum vom Spektrum abziehen (nicht durch das Pseudokontinuum teilen) und danach die relevanten Linienflüsse integrieren. Pseudokontinuum und Kontinuum unterscheiden sich im Bereich der diagnostischen Linien nicht sehr stark. Der daraus resultierende Fehler kann vernachlässigt werden und erlaubt die Bestimmung der Anregungsklasse mit einer durchschnittlichen Abweichung von +/- einer Anregungsklasse.
Hintergrund ist die Tatsache, dass sich die Emissionslinien und das Kontinuum überlagern und unabhängig voneinander in physikalisch unterschiedlichen Bereichen entstehen.

Beste Grüsse

Matthias
 
Hallo Kalle,

Gibt es hier sonst noch jemanden der ab und zu planetarische Nebel spektroskopiert?

Gestern konnte ich meinen ersten PN spektroskopieren. Das war zwar eher ein "Lückenfüller" , da ich eigentlich auf die Gürtelsterne des Orions wartete, bis sie über dem Hausdach zum Vorschein kamen. Aber nach deinem Beitrag hier und dem Link von Matthias,

Ganz hervorragende ALPY 600 Referenz-Spektren dieser Objekte findet man auf der Webseite von Gregor Krannich:

https://www.krannich-online.de/astronomie/spekt_pn.html

war IC 2149 als Testobjekt "auserkoren".
Zum Einsatz kommt beim mir aktuell ein Newton von Skywatcher 130PDS (f5), eine QHY585c und ein SA100 mit zusätzlichem Prisma (-> Grism).
22 Bilder a 60s (Bei Gain 100 und Offset 40) lieferten folgendes Spektrum:

ic2149.bass.png


Um auf eine möglichst hohe Auflösung zu kommen liegt der Abstand Gitter-Sensor bei 14cm (mehr geht leider nicht, da dann das Gitter in den Tubus reinschaut...). Es passt zwar dann 0. und 1. Ordnung nicht mehr gemeinsam auf den Sensor, aber das stört für die Auswertung eigentlich nicht.
Und, was noch viel wichtiger ist, ist genaues Fokussieren. Bei mir reicht bereits eine viertel Umdrehung der Untersetzung des Okularauszuges, um die Peakhöhe zu halbieren. Deshalb verwende ich zum Fokussieren RSpec.

Ja, zur Bestimmung der Anregungsklasse verwendet man die Verhältnisse der [O III], H beta und He II Linien. Als Klassierungskriterium wird die Intensitätssumme der beiden hellsten (verbotenen) [O III] Linien, im Verhältnis zum Referenzwert der Balmerserie ausgewertet.

Die Auswertung der Anregungsklasse ergibt hier einen Wert von 9.5 - > Klasse E2, was somit einer Zentralsterntemperatur von 35000K entspricht.

Das passt recht gut zum tatsächlichen Wert. (vgl. 1994ApJ...426..653F Page 653)

Leider war der auswertbare Spektralbereich auf den oben gezeigten Ausschnitt beschränkt, da ich enorme Probleme hatte einen sternenfreien Hintergrund für das Spektrum zu finden, wie im gestreckten Summenbild zu sehen ist:

ic2149_stacked_3.jpg


Ich hoffe du konntest mittlerweile auch noch weitere Spektren sammeln:-)

Viele Grüße,
Florian
 
Hallo,

am 23.06.23 konnte ich in unserer Vereinsstenwarte ein Spektrum von NGC6210 (Schildkrötennebel) aufnehmen. Wird für die Stärke einer Linie nicht auch die Äquivalenzbreite genommen? Bei dessen Berechnung wird durch das Kontiunuum geteilt. Wenn man das Pseudokontinuum abzieht erhält man 0 als Ergbniss, wodurch die Division nicht mehr geht. Die Subtraktion des Pseudokontinuums anstelle der Division mach Sinn, aber wie bekommt man dann die Äquivalenzbreite?
In meinem Spektrum ist noch kein Pseudokontinuum abgezogen.

Viele Grüße
Peter
 

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    NGC6210.bass.png
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Hallo Peter,

ich habe bei meiner obigen Berechnung das Tool "Measurements and Element" bei BASS verwendet (Zirkelsymbol). Siehe S. 102/103 der folgenden BASS-Anleitung.


Aufgrund des gleichmäßig verlaufenden Kontinuums des Spektrums macht es bei mir keinen Unterschied, ob ich die Äquivalenzbreite oder die "Line Area" zur Berechnung der Anregungsklasse verwende. Bei der Division Summe [OIII] durch H-Beta kürzen sich dabei die Unterschiede raus.

1736115493251.png


Wird für die Stärke einer Linie nicht auch die Äquivalenzbreite genommen?

In welchen Situationen jedoch die EW der Linienfläche vorzuziehen ist (oder umgekehrt), muss ich jedoch passen.
Für Berechnungen mit Linienintensitäten hätte ich jedoch die Linienfläche verwendet.

Viele Grüße,
Florian
 
Hallo,

das Tool in BASS nehme ich auch für die Ermittlung der Linienstärken. Ich habe den Beitrag von Matthias vom 19.9.24 jetzt auch besser verstanden (hoffe ich jedenfalls). Man nimmt den Flächeninhalt der Linienflüsse.
Die Äquivalenzbreite funktioniert nicht bei einem Kontinuum von 0 wegen der Division durch Null: Equivalent width - Wikipedia
Schwierig stelle ich mir einen ähnlichen Prozess bei Novae vor, da sich dort das Kontinuum und die Emissionslinien mit der Zeit ändern.

Viele Grüße
Peter
 
Hallo Peter,

Schwierig stelle ich mir einen ähnlichen Prozess bei Novae vor, da sich dort das Kontinuum und die Emissionslinien mit der Zeit ändern.
Da die Emissionslinien bei Novae in der ionisierten H II-Zone entstehen und das Kontinuum in der Pseudophotosphäre des Weißen Zwergs, kann man den intrinsischen Fluss in den Emissionslinien ermitteln, indem man deren Äquivalentbreite durch die photometrische Helligkeit mv teilt:

Flux(Emissionslinie) = (-EW)/10exp(0,4*mv)

Intrinsisch bedeutet in diesem Falle, dass der Linienfluss von Schwankungen der Kontinuumsstrahlung befreit (bereinigt) wird, wobei das Kontinuum durch die photometrische gemessene Helligkeit mv aber nur näherungsweise repräsentiert wird.

siehe zum Beispiel die Auswertung der H alpha-Emissionslinie der Nova V1405 Cas: https://arxiv.org/pdf/2111.02463

Folie2.JPG

Folie1.JPG


Bei Novae zeigen die Emissionslinien oft ein P Cygni-Profil (Überlagerung von Emissions- und Absorptionsanteilen), sodass man die Linienprofile vor der Auswertung durch Deconvolution modellieren kann:

Folie4.JPG


Beste Grüsse

Matthias
 
Hallo Matthias,

absolut beeindruckend, dass man bei der Supernova das P-Cygniprofil bereits im farbigen Originalspektrum sieht.

Bei Novae zeigen die Emissionslinien oft ein P Cygni-Profil (Überlagerung von Emissions- und Absorptionsanteilen), sodass man die Linienprofile vor der Auswertung durch Deconvolution modellieren kann:
D.h. man wertet nicht das Rohspektrum sondern die Modellrechnung aus, oder?

Viele Grüße,
Florian
 
Hallo Matthias,

sodass man die Linienprofile vor der Auswertung durch Deconvolution modellieren kann:
Ich habe gerade in Visual Spec probiert, die H-Alpha und die [N II] -Linien meines IC 2149 Spektrums mittels "2 Gaussian fit" zu modellieren - ohne Erfolg, da Visual Spec bei 2x Gauss eine Emissions- und eine Absorptionslinie darüberlegt.

Mit welchem Programm hast du das modelliert?

Viele Grüße,
Florian
 
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