Hallo.
Die Gegenüberstellung finde ich seltsam, um nicht zu sagen irreführend. Sie sieht auf den ersten Blick so aus, als müsste man bei der Entscheidung für den Mak bei doppelten Gesamtgewicht der Ausrüstung auch noch mehr als das dreifache dafür hinlegen, trotz angeblich vergleichbarer Leistung, optisch wie mechanisch. Da wäre man ja schön blöd... Aber, das stimmt so natürlich nicht, schon der Vergleich parallaktisch und azimutal ist buchstäblich schief, die Optiken sind auch nicht gleich leistungsfähig und es stimmt auch nicht, dass die höhere Brennweite beim Wackeln das Problem wäre und man beim Newton vergleichbar hohe Vergößerungen mit seinen nur 650mm deshalb irgendwie verwacklungsärmer hinbekäme.
Vergrößerung ist Vergrößerung, egal mit welcher Brennweitenkombi die bewirkt wird, und wenn man von der Mechanik (Gewicht, Verwindungssteifigkeit, Volumen/Windlast) absieht, werden bei gleicher Vergrößerung beide Systeme gleich wackeln, ganz egal wie hoch die Brennweite der Primäroptik ist. Außerdem wird unterschlagen, dass man für den aufgerufenen Preis des Mak auch schon leistungsfähige Nachführungen sogar mit Goto bekäme und dann nicht von Hand kurbeln oder wie beim Dob schieben müsste. Aber der Reihe nach.
Was zunnächst die Optiken angeht, bin ich mir ziemlich sicher, dass der Mak für das Einsatzgebiet Sonne Mond und Planeten sichtbar leistungsfähiger ist - auch wenn ich den Bresser Tischdob nicht kenne. Denn die Kontrastleistung des Mak kann man pi mal Daumen schon mit der der eines 4" Refraktors vergleichen, sie entspricht also irgendwas um die 95-100m m freier Öfffnung. Der Tischdob mit seinem "extra großen Fangspiegel" und der hohen Obstruktion und der dicken Dreifachspinne kann da nicht mithalten, er kommt nur auf ca 80-85mm Öffnungsäquivalent. Der 127er Mak kann ohne weiteres bei 250fach noch scharfe Bilder liefern, dem 130er Bresserdob traue ich kaum mehr als nutzbare 160-fach zu.
Kleinere Newtons leiden immer unter vergleichsweise hoher Fangspiegel-Obstruktion, sonst wird die Ausleuchtung bei diesem optischen System einfach zu schlecht. Fotografisch ist die hohe Obstruktion kein großes Problem, man kann sie mit längerer Belichtung kompensieren, visuell dagegen geht das nicht, das Auge kann keine Bilder stacken, es stört sich an der weicheren Abbildung - da ist ein weniger obstuierter Mak im Vergleich einfach immer knackiger und kann deshalb auch höher vergrößern. Was der kleine Newton dagegen besser kann und dem Mak fehlt sind weite Felder mit niedriger Vergrößerung - aber die sind bei Sonne Mond Planeten ja auch nicht gefragt. Wobei die hohe Obstruktion des Newton auch da beim Einblick irritierend sein kann.
Der Mak liefert seine Leistung dank f/12 oder f/15 schon mit relativ günstigen Okularen ab, ein 8-24 Zoom plus noch ein Übersichtsokular reichen als Okularausstattung aus - der Newton braucht mit f/5 dagegen besser korrigierte Okulare, die dementsprechend auch mehr kosten - und wiegen, besonders wenn sie für etwas weniger Schubserei auch noch weite Sehfelder haben sollen. Der Mak bietet für später die Option problemlos einen Binoansatz zu verwenden, was an Sonne Mond und Planeten sehr schöne Beobachtungen ermöglicht - beim Newton muß man in Sachen Binoadaption wegen des knappen Backfokus und der Gleichgewichtsprobleme und der wechselnden Einblickposition schon eher schmerzbefreit sein.
Was die Montierungen angeht würde ich für den Einsatzzweck keine parallaktische wie in der obigen Gegenüberstellung wählen: die wiegt zwangsläufig mehr als jede azimutal vergleichbar stabile, benötigt zusätzlich Ausgleichsgewichte und ist für Planeten und Mondfotografie gar nicht nötig, da reicht eine leichtere und statt dessen motorisierte Alt Az vollkommen. Man bekommt den 127er Mak bei einen regulären Preis um die 600 Euro zB. schon mit einer guten und vor allem leichten und stabilen AltAz- GoTo-Monti wie der Skywatcher AZGTi. (So verpönt GoTo bei manchen ist, ich möchte es nicht mehr missen und kann auf umständliches zeitraubendes Suchen inzwischen gut verzichten.)
Die wiegt mit Stativ auch nicht mehr als die Dobson-Montierung, und ist jederzeit auch stromlos von Hand zu betreiben, wenn auch deutlich weniger feinfühlig. Dafür bietet sie beim Umschalten auf elektrischen Betrieb den Komfort einer vollautomatische Nachführung samt GoTo, Tablet - oder Handysteuerung plus einem später möglichen Ausbau zur parallaktischen Reise-Fotomontierung und hat damit einen deutlich größeren Leistungsumfang, als die vergleichsweise primitive und sperrige Sperrholzrockerkiste des Tischdobsons. Und kompakter und transportabler als so eine Kiste ist die auch, denn Kopf und Stativ lassen sich trennen. Alternativ kann man den Mak natürlich auch einfacher aufstellen und mit einer klassischen manuellen Alt-Az Monti ohne Elektrik betreiben, wie einer Skywatcher AZ-5 z.B. oder einer TS AZT6 oder anderen vergleichbaren, die ebenfalls leicht, stabil, kompakt und damit gut rucksack- bwz. fahrradkompatibel wären.
Letztlich muß all diese Dinge aber jeder selber bewerten, deshalb nochmal der Rat, das alles am besten irgendwo mal auszuprobieren: wie komme ich mit dem Handling der Sachen zurecht, nervt die Newtonjustage oder ist das kein Problem, nervt das Auskühlen beim Mak oder spielt das für meinen Einsatz keine Rolle, wo ist meine Schmerzgrenze bei der Wackelei der Montierungen, sagen mir die unterschiedlichen Einblickpositionen mehr oder weniger zu, wie gefallen mir das verschiedene Positionieren, der Aufbau, der Transport, die Steuerung per Motor oder von Hand oder per Tablet, usw. Die Frage sollte m. E. immer lauten "welches Teleskop für mein Geld passt zu mir" und nicht "wie passe ich mich einem möglichst großen Teleskop für mein Geld an" Denn nicht die Öffnung des Tubus oder das gesparte Geld sollten beim Teleskopkauf entscheidend sein, sondern wie gerne und oft ich hinterher mit der ganzen Ausrüstung unter meinen Umständen beobachten kann, finde ich jedenfalls. Aber YMMV...
Gruß,
Mathias