Hallo Joachim,
da gibt es viele Möglichkeiten und Konzepte:
Hallo zusammen,
in diesem Video wird ein interessantes Konzept zur Grenzschichtabsaugung vorgestellt.
Der Autor nennt es C.V.S. "Complete Ventilation System" for Amateur Telescopes
Ed, the creator and builder of Elvira is back with an amazing video on his C.V.S. or Complete Ventilation System. This video shows the advantages of creating...
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Dabei werden einige Features erörtert die er umgesetzt hat:
- Kreisrunde Luftströmung von außen nach innen für einen radialen Luftstrom
- Gefilterte Luft
- Da der Luftstrom vom Spiegel weggerichtet wird, bleibt der Spiegel sauber, es kann kein Tau, Staub, oder Pollen sich darauf ablegen
- Isolierte Spiegelkante um den Korrekturgrad des Spiegels zu erhalten
-...
Die Heckabsaugung von hinten kühlt im wesentlichen den Spiegel schneller runter.
Die direkte Grenzschichtabsaugung welche einen laminaren Luftstrom über dem Spiegel erzeugt ist dagegen etwas tricky, da die Grenzschicht selbst nur ein paar Millimeter stark ist, dabei jedoch sehr stark haftet, ja förmlich auf dem Spiegel klebt.
Daher blasen seitliche Lüfter häufig einfach nur über die Grenzschicht, was dann ebenfalls mehr einen kühlenden Effekt hat, als wie eine wirkliche Absaugung bzw. ein "zerreißen" der Grenzschicht.
Meiner Erfahrung nach kühlen kleine Spiegelteleskope bis 8" noch relativ zeitnah aus, allerdings will man die untergehenden Planeten noch in der Dämmerung beobachten, hat man evtl. nicht die Zeit für eine langwierige Anpassung, so gesehen ist ein saugender Lüfter immer besser als kein Lüfter.
Von 8-14" geht auch noch ein starker 120mm Lüfter mit 10W, wobei die klassischen China oder OrionUK Spiegel im Winter dann schon 1-1,5h brauchen können.
Ab 16" sollte man etwas mehr auffahren bzw. die Grenzschicht mit einer laminaren Luftströmung direkt über dem Spiegel absaugen.
Es hängt meiner Meinung nach dabei an vielen Faktoren, wie z.B. den Jahreszeiten, dem Dickenverhältnis/Masse des Spiegelträgers, an den Beobachtungszeiten, an der Vorkühlung, an der Aufstellung, aber auch an so Sachen wie, "hat sich das Teleskop tagsüber in einer Sternwarte unter dem Holzdach noch mehr aufgeheizt?" uvm.
Die Fragestellung ist ja die, ist der Spiegel schon zu Beginn der Beobachtung auf Außentemperatur und kann er dann der nächtlichen Abkühlung folgen, dabei kann es auch im laufe der Nacht durchaus zu Temperaturstürzen kommen?
Gerade die letzten zwei Punkte sind für größere Spiegel/Teleskope oft ein Problem, da diese der nächtlichen Abkühlung quasi die ganze Nacht hinterherlaufen.
Je größer Teleskop und Spiegel sind, um so größer ist auch dessen thermische Trägheit, welche durch einen geschlossenen Tubus oder ein Gebäude noch erhöht werden kann.
Schaut man sich die Temperaturkurven an, so wird häufig ein Durchschnittsgradient von ca. 9°C angegeben, welcher auch deutlich höher ausfallen kann und die Grenzschichtbildung beginnt ab einem Temperaturunterschied von 1-1,5°C.
Für die Fotografie scheint das weniger ein Problem zu sein, da die Bildbearbeitung auch noch unter der Beugungsgrenze recht ansehnliche Bilder generiert, visuell kann jedoch der Kontrast und die Vergrößerungsfähigkeit mehr oder weniger verloren gehen.
LG