TS Quarzglas Hauptspiegel

Gibt es Erfahrungswerte wie so eine Belüftung idealerweise aussieht?

Ein Lüfter hinter dem Spiegel wird zwar relativ schnell den Tubus absaugen aber an das Luftpolster über dem Spiegel kommt er nicht so gut ran.

Ich hätte erwartet, dass ein Lüfter oberhalb des Spiegels an der Seite effektiver ist. Am zwei oder mehr gegenüber liegend. Aber da fällt dann auch Licht oder Dreck rein.

Grüße
Joachim

Professionellere Teleskope wie bspw. ASA H400 haben tatsächlich 3 umlaufende Lüfter auf Höhe der HS Oberfläche. Die Vätes Astrographen von Nauris haben trotz Gitterrohrbauweise 4 Lüfter die aus dem oberen Tubussegment auf den HS gerichtet sind.

Grüße,
Alex
 
Professionellere Teleskope wie bspw. ASA H400 haben tatsächlich 3 umlaufende Lüfter auf Höhe der HS Oberfläche. Die Vätes Astrographen von Nauris haben trotz Gitterrohrbauweise 4 Lüfter die aus dem oberen Tubussegment auf den HS gerichtet sind.

Grüße,
Alex
Und wenn mans ganz perfekt machen möchte dann mittels Laminardüsen am Spiegelrand über die gesamte Fläche.

CS
Franz
 
Hallo Joachim,
da gibt es viele Möglichkeiten und Konzepte:




Die Heckabsaugung von hinten kühlt im wesentlichen den Spiegel schneller runter.
Die direkte Grenzschichtabsaugung welche einen laminaren Luftstrom über dem Spiegel erzeugt ist dagegen etwas tricky, da die Grenzschicht selbst nur ein paar Millimeter stark ist, dabei jedoch sehr stark haftet, ja förmlich auf dem Spiegel klebt.
Daher blasen seitliche Lüfter häufig einfach nur über die Grenzschicht, was dann ebenfalls mehr einen kühlenden Effekt hat, als wie eine wirkliche Absaugung bzw. ein "zerreißen" der Grenzschicht.

Meiner Erfahrung nach kühlen kleine Spiegelteleskope bis 8" noch relativ zeitnah aus, allerdings will man die untergehenden Planeten noch in der Dämmerung beobachten, hat man evtl. nicht die Zeit für eine langwierige Anpassung, so gesehen ist ein saugender Lüfter immer besser als kein Lüfter.
Von 8-14" geht auch noch ein starker 120mm Lüfter mit 10W, wobei die klassischen China oder OrionUK Spiegel im Winter dann schon 1-1,5h brauchen können.
Ab 16" sollte man etwas mehr auffahren bzw. die Grenzschicht mit einer laminaren Luftströmung direkt über dem Spiegel absaugen.
Es hängt meiner Meinung nach dabei an vielen Faktoren, wie z.B. den Jahreszeiten, dem Dickenverhältnis/Masse des Spiegelträgers, an den Beobachtungszeiten, an der Vorkühlung, an der Aufstellung, aber auch an so Sachen wie, "hat sich das Teleskop tagsüber in einer Sternwarte unter dem Holzdach noch mehr aufgeheizt?" uvm.

Die Fragestellung ist ja die, ist der Spiegel schon zu Beginn der Beobachtung auf Außentemperatur und kann er dann der nächtlichen Abkühlung folgen, dabei kann es auch im laufe der Nacht durchaus zu Temperaturstürzen kommen?
Gerade die letzten zwei Punkte sind für größere Spiegel/Teleskope oft ein Problem, da diese der nächtlichen Abkühlung quasi die ganze Nacht hinterherlaufen.
Je größer Teleskop und Spiegel sind, um so größer ist auch dessen thermische Trägheit, welche durch einen geschlossenen Tubus oder ein Gebäude noch erhöht werden kann.
Schaut man sich die Temperaturkurven an, so wird häufig ein Durchschnittsgradient von ca. 9°C angegeben, welcher auch deutlich höher ausfallen kann und die Grenzschichtbildung beginnt ab einem Temperaturunterschied von 1-1,5°C.

Für die Fotografie scheint das weniger ein Problem zu sein, da die Bildbearbeitung auch noch unter der Beugungsgrenze recht ansehnliche Bilder generiert, visuell kann jedoch der Kontrast und die Vergrößerungsfähigkeit mehr oder weniger verloren gehen.
LG
 
Hallo Quanten,

ich gehe davon aus, dass vieles deiner Darstellung hauptsächlich für geschlossene Tuben anwendbar ist. Bei offenen Dob‘s habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein größerer regelbarer Zimmerventilator, welcher ausreichend Leistung bringt, vollkommen ausreichend ist. Dieser saugt zwar nicht, aber der blasende Luftstrom läßt definitiv keine Grenzschicht mehr zu. Das kann man sehr schön sehen, wenn man den Ventilator kurz ausschaltet. Dabei stellen sich binnen kurzer Zeit wieder die ungeliebten Luftschlangen ein und der Spiegelrand wird wieder leicht „haarig“. Natürlich sollte die Spiegelbox für größt mögliche Effektivität eher flach konstruiert sein.

Ähnlich gute Effekte bringt auch eine natürliche, ständig vorhandene leichte Brise. Da braucht man keinen Ventilator bei offenen Instrumenten einschalten.

Viele Grüße
Werner
 
Hallo Werner,
ja zu Hause funktioniert das, das mit dem Bodenlüfter habe ich auch schon selber ausprobiert, auf einem Teleskoptreffen oder auf der Wiese habe ich sowas jedoch noch nie gesehen, da mangelt es häufig schon an entsprechenden Stromquellen.

Bei den offenen Gittertuben habe ich schon häufig festgestellt, dass diese gar nicht oder so gut wie nicht gegen lokales Seeing und Beobachter Seeing geschützt sind.
Da sieht man schon die Luftschlieren im Sterntest von der Hand am OAZ oder am Nachführknopf, oder von der Ausatmung.

Für die hochauflösende Planetenbeobachtung wäre das alles nicht das gelbe vom Ei.

Einen guten rutsch wünsche ich dir,
LG und CS
 
Hallo Quanten,

danke dir.

Auf Teleskoptreffen habe ich in aller Regel ca. 65 m Stromkabel dabei. Das ist normalerweise ausreichend zum Andocken an eine Steckdose. Ansonsten sind meine Beobachtungsplätze so gewählt, dass ich so gut wie immer eine leichte Brise dort habe. Störendes Beobachterseeing handle ich mir dabei so gut wie ein. Selbstverständlich fahre ich meist noch vor der Dämmerung hinaus und bis zur eigentlichen Beobachtung hat die Optik genügend Zeit zum restlichen Auskühlen.

Zum Glück kann ich meine Geräte an einem recht kühlen Ort zu Hause aufbewahren, so dass sich zu manchen Zeiten im Jahr die Spiegel eher erwärmen müssen. An meinem DS-Beobachtungsplatz am Albtrauf habe ich zudem manches Mal das Problem, dass die Winde zu stark sind, so dass ich nach kurzer Zeit leider wieder abbauen musste. Die 30 minütige Fahrt dorthin war dann für die Katz. Man kann halt nicht immer alles haben.

Viele Grüße und hoffentlich hattest einen entspannten Jahreswechsel. :)

Werner
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Joachim,
eine Absaugung von hinten saugt die erwärmte Luft zuverlässig ab. Ich habe mir einfach von meiner Mama eine Haube aus schwarzem, dickeren Stoff nähen lassen und einen 60mm Noiseblocker NB-BlackSilentFan XR2 reingenäht. Die Steuerung läuft über eine Pegasus Powerbox.

Aber wie so oft bei unserem Hobby, es ist halt nicht so einfach. Mit dem Luftstrom kommt natürlich auch immer Feuchtigkeit mit, die an dem Spiegel vorbeikommt. Je mehr Luft, desto mehr Feuchtigkeit. Vor lauter Begeisterung habe ich den Lüfter die ganze Nacht durchlaufen lassen, und habe dadurch in feuchten Nächten Probleme mit Tau auf dem Hauptspiegel bekommen.

Mittlerweile schalte ich den Lüfter nach 2 Stunden wieder aus, um das Problem zu umgehen.

VG
Wolfgang

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