Venus in 0.06° Sonnenabstand aufgenommen

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Tobias_K

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Hallo,

ich habe am 10.06. um 07:24 UT die Venus mit einem 105/630-Refraktor und Canon EOS 350D aufgenommen.
Der Winkelabstand vom Sonnenrand betrug 3,7 Bogenminuten:

Link zur Grafik: http://astro-digital.de/bilder/venus/Kampschulte_Venus_20080610_0724UT_notext.jpg
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Link zur Grafik: http://astro-digital.de/bilder/venus/Kampschulte_Venus_20080610_0724UT.jpg


Zunächst wurde das Licht mit einem Herschelkeil abgeschwächt. In einer Hälfte der Fokalebene befand sich in ein geschwärztes Blech, um das restliche Sonnenlicht zu schlucken. Mit einem 50 mm Normalobjektiv wurde das Licht wieder kollimiert und passierte ein ND 3 Filter.
Dahinter befand sich dann die Canon 350D mit Kit-Objektiv bei 55 mm:

Link zur Grafik: http://astro-digital.de/bilder/venus/Venus_Kamera.jpg

Durch die starke Filterung ist das Sonnenlicht für die Kamera ungefährlich, andererseits muss lange belichtet werden (Nachführung), was aber den Vorteil hat, dass helle bewegte Partikel, die sonst bei kleinen Winkelabständen ein Problem sind (Vorwärtsstreuung) völlig ausgeschmiert werden. Die bis auf einen kleinen Rest (siehe Bild) völlige Abdeckung der Sonne durch das Blech hat eine Überstrahlung auf dem Chip verhindert.

Hier noch drei weniger stark bearbeitete Einzelaufnahmen:

Sonne: (1/90 s)
Link zur Grafik: http://astro-digital.de/bilder/venus/IMG_3606_2.jpg

Venus: (0.7 s)

Link zur Grafik: http://astro-digital.de/bilder/venus/IMG_3610_2.jpg

Link zur Grafik: http://astro-digital.de/bilder/venus/IMG_3611_2.jpg


Viele Grüße,

Tobias
 
Supercool. Ich liebe es, an Grenzen zu gehen und sie durch solche Schritte wie Deine auch mal neu zu definieren. Der Großteil der Beobachter wäre allein beim Gedanken eines solchen Versuches schon schmerzverzerrt zusammengezuckt. Man muss eben nur findig sein! Gratulation.
CS
Rudolf
 
Hallo Tobias,

ein hervorragend geplantes und durchgeführtes Experiment. Glückwunsch! Das ist ein Experiment, was Spaß macht, und absolut rekordverdächtig ist. Ich habe im Vorfeld einiges dazu gelesen. Du hast offenbar die "Konkurenz" zum Schweigen gebracht ;)

Ich freue mich schon auf Deine nächsten Experimente.

Peter
 
Hallo,

da fehlt nicht mehr viel und du hast ein richtiges Protuberanzenfernrohr gebaut. Bei 0,7sek Belichtungszeit wird das instrumentelle Streulicht im Gegenlicht schon enorm sichtbar. Dieses Streulicht geht nur mit einer Lyotblende weg, dann wäre man sicher noch einen Tick näher herangekommen. Unter diesem Aspekt betrachtet zolle ich deinen Fotos Respekt!

Ich war zu faul den Uni dafür einzusetzen.

cs Harald
www.unigraph.de
 
> Ich war zu faul den Uni dafür einzusetzen.

... mit dem ich im Vorfeld die größten Hoffnungen verbunden hatte. Auf ein Neues bei der nächsten Gelegenheit 2024, wenn Ein- und Austritt in Deutschland sichtbar sind? (2016 passt's leider nicht, 2032 dafür besonders gut.)

Ich danke - und gratuliere - jedenfalls allen, die in der einen oder anderen Form der Herausforderung begegnet sind, welche auch international einigen Wirbel verursachte - ich bekam sogar aufgeregte E-Mails von NASA-Astronomen, die wissen wollten, von wo sich die Venus der Sonne nähern würde.

Und eine Literaturrecherche im Zusammenhang mit Extrem-Planetenbeobachtung führte auch zu interessanten Funden, die mit der Sache gar nichts zu tun hatten ...

Daniel
 
Hallo Daniel,

ich habe es gerade mal durchgerechnet: Am 5.Juni 2024 geht die Venus nochmal hinter der Sonne her und der Austritt ist so gegen 15:35 MESZ uns somit bei uns zu sehen. Den Eintritt am 6.Juni sehen wir von uns aus nicht.

Alternativ kann man es mal an Jupiter versuchen, das ist eine sicher Klasse schwieriger. Am 24. Januar 2009 gegen 10:00 MEZ taucht Jupiter am Sonnenrand auf.

Peter
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Also nach "meinem" Programm (JPL Horizons Ephemeris Generator) findet der Eintritt am 3. Juni 2024 für Bonn abends in noch 12° Höhe statt, der Austritt dann am 5. Juni mittags in großer Höhe. Und 2032 liegen Ein- wie Austritt gut für Deutschland.
 
Hast recht. Ich hatte erst mit einer Schranke von 0.5° Abstand zur Sonne gerechnet und es dann auf 0.25° geändert, aber nicht alles, der Eintritt ist am 3. Juni korrekt. Man sollte halt nicht während eines EM-Spiels programmieren... ;)

Jupiter zieht am 24.1.2009 im Abstand von 15' an der Sonne vorbei. Das reicht aber auch, oder?

Peter
 
Hallo,

erstmal Danke für netten Antworten!

@ Harald: schade, dass du den Unigraph nicht eingesetzt hast!

Nochmal zu meinen Wetterbedingungen:
Der Himmel hier in Bonn war zwar deutlich weniger dunstig als noch am Wochenende, aber bei weitem nicht so perfekt, wie man es im Hochgebirge bekommen könnte. Das Himmelsblau gestern (13.06.) hier in Bonn erschein mir jedenfalls nochmal etwas dunkler als am 10.06.
Unter idealen Vorraussetzungen rechne ich damit, dass man mit der gleichen Technik noch deutlich unter 2' kommen müsste!

Ich träume jedenfalls davon, mal mit dem selben Aufbau mal eine Protuberanz vor dem blauen Himmel aufzunehmen!

Clear and stray light free skies,

Tobias
 
Erratum

Habe nochmal nachgerechnet:
Anhand der JPL-Ephemeriden betrug der Abstand vom Sonnenrand zum Aufnahmezeitpunkt um 7:24 UT nur 3,5' statt 3,7' !!!

Tobias
 
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