Von Deslandres ins südliche Hochland - eine visuelle Mondreise

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Liebe Mondfreunde,

egal, wie oft man den Mond schon beobachtet hat, egal, mit welchem Fernrohr - es ist immer wieder faszinierend. Die folgenden Beobachtungen machte ich am Abend des 1. April 2020 an meinem alten 12,5"-Meade Dobson. Da machte ich auch das Foto. Als Visueller stelle ich die Mondkarten immer auf den Kopf (Süden oben). Halt so, wie man den Mond im umkehrenden Fernrohr sieht. Die Namen der Formationen habe ich mit Buchstaben eingetragen:

moon_map.jpg


Das Seeing war ziemlich gut, ich begann mit V=140x im großen Ringgebirge Deslandres (d) am südlichen Rand des Mare Nubium. Neben den vielen Einzelheiten im Inneren fällt der Krater Hell (h) dort sofort auf. Sehr viel interessanter finde ich Lexell (l) am südlichen Rand von Deslandres, merkwürdig alt und erodiert, beinahe schon wie ein Geisterkrater.

Mittlerweile war das Seeing besser geworden, ich wechselte zu V=220x, das Bild wurde angenehm dunkler. Neben Deslandres liegt der alte Walther (w), auch schon stark erodiert. Ich erinnere mich, wie wir früher an seinen vielen Nebenkratern das Auflösungsvermögen unserer Teleskope testeten.

Südlich von Walther liegt die auffällige Dreiergruppe Miller (m), Nasireddin [n] und Huggins (h). Miller ist sehenswert, er hat einen schönen Zentralberg und ist innen sauber terrassiert. Am tollsten finde ich den äußeren Westwall von Nasireddin, er scheint sich wie Lava ins Innere von Huggins zu ergießen. Jetzt wechselte ich zu V=300x, die Luft war außerordentlich ruhig, das Bild stand beinahe. Jetzt änderte sich auch leicht die Perspektive, durch die höheren Breiten und die hohe Vergrößerung begann alles wie ein Flug zu wirken.

Südwestlich von Huggins liegt Saussure (s), merkwürdig pfannenförmig und mit einem scharfen Schatten im Innern, der wohl auf einen ziemlich ebenen Ostwall ohne Bergspitzen hinweist. Der prominente Tycho (t) liegt noch ziemlich im Dunkeln, trotz allem wirkt sein beleuchteter oberer Westwall schon sehr detailliert und beeindruckend. Maginus (ma) ist bei diesen guten Bedingungen eine Welt für sich. Für ihn und seinen vielen Nebenkrater bräuchte man schon eine eigene kleine Karte.

Mit wachsender Südbreite ändert sich wiederum die Perspektive. Durch die ruhige Luft kann ich zu am Mond seltenen V=440x wechseln. Am Osthang von Clavius (c) wirkt jetzt alles wie im Tiefflug. Ich kann mich nicht erinnern, diesen Hang jemals so detailliert gesehen zu haben. Hier blieb ich lange hängen, genoss die Ruhe und das visuelle Erlebnis. Im dunklen Kraterinnern sah man schon deutlich Clavius C und D sowie die höchsten Erhebungen von Rutherfurd.

Dann das Tollste: Das Ringgebirge Moretus (mo) im südlichen Hochland! Mit seinem über 2000m hohen Zentralberg und seinen gut ausgebildeten Terrassen ist er ein kleines optisches Highlight. Auch der angrenzende Gruemberger (g) ist interessant. Der Kraterrand ist stark erodiert, das Innere zerfurcht. Südlich davon wird es dann richtig geheimnisvoll: Der an Moretus angrenzende Short (sh) ist gut zu sehen, ebenso wie der östliche Wall von Newton (ne). Der Südpol ist nicht mehr weit...

salü, volker.
 
Dankeschön. Es ist ein Smartphone-Schnappschuss (Nokia 3.1) mit meiner Selbstbauklemme, also nichts gestackt oder so. Die klemmt an einem 10mm Radian-Projektionsokular. So kann ich beim Beobachten ganz schnell auch mal ein Mondfoto machen. Hier hatte ich die Klemme mal beschrieben: Eine kleine Smartphoneklemmen-Bastelei
 
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